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Energie & Management > Österreich - OMV meldet
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

OMV meldet "Rekordjahr"

Die Umsatzerlöse des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV lagen im vergangenen Jahr bei 35,55 Mrd. Euro. Sie waren damit mehr als doppelt so hoch wie 2020.
Der Gewinn steigerte sich um etwa 90 % auf 2,80 Mrd. Euro. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten war mit 5,96 Mrd. Euro das höchste der bisherigen Unternehmensgeschichte und etwa 3,5 Mal so hoch wie 2020.

Der seit September 2021 in seiner Funktion befindliche Generaldirektor Alfred Stern sprach bei der Bilanzpressekonferenz am 3. Februar von einem "absoluten Rekordjahr“. Er begründete das Resultat mit den gestiegenen Preisen für Erdöl und Erdgas, der Vollkonsolidierung des Chemie- und Düngemittelkonzerns Borealis sowie der gestiegenen Nachfrage nach den Erzeugnissen der OMV infolge der raschen Erholung der Weltwirtschaft nach dem "Corona-Jahr" 2020. Der Ausblick für heuer sei ebenfalls gut, versicherte Stern. Die OMV erwarte einen durchschnittlichen Preis für Rohöl der Marke Brent von 75 US-Dollar je Fass (USD/bbl), verglichen mit 71 USD/bbl im vergangenen Jahr.

Der durchschnittlich realisierte Erdgaspreis werde bei mehr als 25 Euro/MWh liegen, 2021 waren es 16,6 Euro/MWh gewesen. Stern kündigte an, die seit langem erwartete neue Konzernstrategie der OMV am 16. März präsentieren zu wollen. Klar sei: Der Konzern werde seinen "Wachstumskurs als integriertes Energie-, Kraftstoff- und Chemieunternehmen, das die Energiewende als Chance sieht und ihr voraus ist", fortsetzen.

Am 13. Januar hatte die OMV ad hoc gemeldet, 2021 erhebliche Wertberichtigungen vornehmen zu müssen. Bei der Bilanzpressekonferenz wurde dies von Finanzvorstand Reinhard Florey präzisiert. Die Berichtigungen belaufen sich auf insgesamt etwa 1,22 Mrd. Euro. Davon entfallen 111 Mio. Euro auf das westsibirische Gasfeld Jushno Russkoe und 669 Mio. Euro auf Vermögenswerte der Adnoc Refining aus Abu Dhabi. An dieser ist die OMV mit 15 % beteiligt.

In den vergangenen beiden Jahren seien die Produktion und die Margen der Ruwais-Raffinerie des Unternehmens "nicht auf dem geplanten Niveau" gewesen. Der dritte große Fall ist mit 444 Mio. Euro der Geschäftsbereich Stickstoff der Borealis, den die OMV veräußern will. Wie sie am 3. Februar per Aussendung mitteilte, legte die Eurochem, ein weltweit agierender Düngemittelkonzern mit Hauptsitz in Zug (Schweiz), ein verbindliches Angebot, das sich auf 455 Mio. Euro beläuft. Geplant ist, die Transaktion im zweiten Halbjahr abzuschließen.

Keine Versorgungsprobleme

Spekulationen über mögliche Engpässe in der Gasversorgung Österreichs zu Ende des Winters erteilten Stern und die für den Handel und die Vermarktung von Energie zuständige OMV-Vorständin, Elena Skvorzova, auf Anfrage der Redaktion eine Absage. Stern konstatierte, der russische Gaskonzern Gazprom halte die vertraglich vereinbarten Liefermengen ein, wie er und seine Vorgänger dies seit mehr als 50 Jahren getan hätten: "Wir gehen daher davon aus, dass dies auch weiter der Fall sein wird."

Überdies beziehe die OMV Gas aus Norwegen sowie verflüssigtes Erdgas (LNG) aus den USA und Katar. Skvorzova ergänzte, die österreichischen Gasspeicher seien zurzeit zu rund 21 % gefüllt. Auf die OMV entfielen rund 29 % der eingespeicherten Mengen. Dies sei aller Voraussicht nach ausreichend, um gut durch die Heizperiode zu kommen. Auch zählten für die sichere Versorgung nicht nur die Speicherstände, sondern auch die klaglos laufenden Gasimporte. "Bei allfälligen technischen Problemen sind wir mit Gazprom in engem Kontakt", betonte Skvorzova. Lieferunterbrechungen könne die OMV durch ihre Speichermengen überbrücken. Überdies sei der Konzern notfalls in der Lage, die Importe von LNG über den Terminal Rotterdam zu steigern.

Stern ergänzte grundsätzlich, die Gasproduktion in der EU gehe zurück, nicht zuletzt durch den Ausfall des wichtigen niederländischen Groningen-Felds. Daher steige die Abhängigkeit Europas von Importen. Umso wichtiger sei die politisch umstrittene Pipeline Nord Stream 2: "Europa braucht diese Leitung. Aber man darf sie und andere Pipelines nicht isoliert sehen. Die Diversifizierung der Gasbezugsquellen und der Lieferkanäle ist wichtig, damit wir in Europa Gas zu wettbewerbstauglichen Preisen haben."

Positiv beurteilt der OMV-Chef deshalb den am 2. Februar veröffentlichten delegierten Rechtsakt der EU-Kommission zur Taxonomie-Verordnung, der Investitionen in Projekte zur Gasversorgung erleichtern soll: "Das ist eine Anerkennung der Tatsache, dass wir auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft Kompromisse machen müssen. Natürlich ist Erdgas ein fossiler Energieträger. Sein Einsatz ermöglicht aber etwa im Vergleich zur Nutzung von Kohle signifikante CO2-Einsparungen. Es ist daher eine wichtige Übergangstechnologie."

Donnerstag, 3.02.2022, 14:22 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - OMV meldet
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Österreich
OMV meldet "Rekordjahr"
Die Umsatzerlöse des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV lagen im vergangenen Jahr bei 35,55 Mrd. Euro. Sie waren damit mehr als doppelt so hoch wie 2020.
Der Gewinn steigerte sich um etwa 90 % auf 2,80 Mrd. Euro. Das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten war mit 5,96 Mrd. Euro das höchste der bisherigen Unternehmensgeschichte und etwa 3,5 Mal so hoch wie 2020.

Der seit September 2021 in seiner Funktion befindliche Generaldirektor Alfred Stern sprach bei der Bilanzpressekonferenz am 3. Februar von einem "absoluten Rekordjahr“. Er begründete das Resultat mit den gestiegenen Preisen für Erdöl und Erdgas, der Vollkonsolidierung des Chemie- und Düngemittelkonzerns Borealis sowie der gestiegenen Nachfrage nach den Erzeugnissen der OMV infolge der raschen Erholung der Weltwirtschaft nach dem "Corona-Jahr" 2020. Der Ausblick für heuer sei ebenfalls gut, versicherte Stern. Die OMV erwarte einen durchschnittlichen Preis für Rohöl der Marke Brent von 75 US-Dollar je Fass (USD/bbl), verglichen mit 71 USD/bbl im vergangenen Jahr.

Der durchschnittlich realisierte Erdgaspreis werde bei mehr als 25 Euro/MWh liegen, 2021 waren es 16,6 Euro/MWh gewesen. Stern kündigte an, die seit langem erwartete neue Konzernstrategie der OMV am 16. März präsentieren zu wollen. Klar sei: Der Konzern werde seinen "Wachstumskurs als integriertes Energie-, Kraftstoff- und Chemieunternehmen, das die Energiewende als Chance sieht und ihr voraus ist", fortsetzen.

Am 13. Januar hatte die OMV ad hoc gemeldet, 2021 erhebliche Wertberichtigungen vornehmen zu müssen. Bei der Bilanzpressekonferenz wurde dies von Finanzvorstand Reinhard Florey präzisiert. Die Berichtigungen belaufen sich auf insgesamt etwa 1,22 Mrd. Euro. Davon entfallen 111 Mio. Euro auf das westsibirische Gasfeld Jushno Russkoe und 669 Mio. Euro auf Vermögenswerte der Adnoc Refining aus Abu Dhabi. An dieser ist die OMV mit 15 % beteiligt.

In den vergangenen beiden Jahren seien die Produktion und die Margen der Ruwais-Raffinerie des Unternehmens "nicht auf dem geplanten Niveau" gewesen. Der dritte große Fall ist mit 444 Mio. Euro der Geschäftsbereich Stickstoff der Borealis, den die OMV veräußern will. Wie sie am 3. Februar per Aussendung mitteilte, legte die Eurochem, ein weltweit agierender Düngemittelkonzern mit Hauptsitz in Zug (Schweiz), ein verbindliches Angebot, das sich auf 455 Mio. Euro beläuft. Geplant ist, die Transaktion im zweiten Halbjahr abzuschließen.

Keine Versorgungsprobleme

Spekulationen über mögliche Engpässe in der Gasversorgung Österreichs zu Ende des Winters erteilten Stern und die für den Handel und die Vermarktung von Energie zuständige OMV-Vorständin, Elena Skvorzova, auf Anfrage der Redaktion eine Absage. Stern konstatierte, der russische Gaskonzern Gazprom halte die vertraglich vereinbarten Liefermengen ein, wie er und seine Vorgänger dies seit mehr als 50 Jahren getan hätten: "Wir gehen daher davon aus, dass dies auch weiter der Fall sein wird."

Überdies beziehe die OMV Gas aus Norwegen sowie verflüssigtes Erdgas (LNG) aus den USA und Katar. Skvorzova ergänzte, die österreichischen Gasspeicher seien zurzeit zu rund 21 % gefüllt. Auf die OMV entfielen rund 29 % der eingespeicherten Mengen. Dies sei aller Voraussicht nach ausreichend, um gut durch die Heizperiode zu kommen. Auch zählten für die sichere Versorgung nicht nur die Speicherstände, sondern auch die klaglos laufenden Gasimporte. "Bei allfälligen technischen Problemen sind wir mit Gazprom in engem Kontakt", betonte Skvorzova. Lieferunterbrechungen könne die OMV durch ihre Speichermengen überbrücken. Überdies sei der Konzern notfalls in der Lage, die Importe von LNG über den Terminal Rotterdam zu steigern.

Stern ergänzte grundsätzlich, die Gasproduktion in der EU gehe zurück, nicht zuletzt durch den Ausfall des wichtigen niederländischen Groningen-Felds. Daher steige die Abhängigkeit Europas von Importen. Umso wichtiger sei die politisch umstrittene Pipeline Nord Stream 2: "Europa braucht diese Leitung. Aber man darf sie und andere Pipelines nicht isoliert sehen. Die Diversifizierung der Gasbezugsquellen und der Lieferkanäle ist wichtig, damit wir in Europa Gas zu wettbewerbstauglichen Preisen haben."

Positiv beurteilt der OMV-Chef deshalb den am 2. Februar veröffentlichten delegierten Rechtsakt der EU-Kommission zur Taxonomie-Verordnung, der Investitionen in Projekte zur Gasversorgung erleichtern soll: "Das ist eine Anerkennung der Tatsache, dass wir auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft Kompromisse machen müssen. Natürlich ist Erdgas ein fossiler Energieträger. Sein Einsatz ermöglicht aber etwa im Vergleich zur Nutzung von Kohle signifikante CO2-Einsparungen. Es ist daher eine wichtige Übergangstechnologie."

Donnerstag, 3.02.2022, 14:22 Uhr
Klaus Fischer

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