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Energie & Management > Bilanz - OMV-Gewinn steigt um 85 Prozent
Quelle: Fotolia / Andrey Popov
Bilanz

OMV-Gewinn steigt um 85 Prozent

Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV erhöhte seinen Umsatz im Jahr 2022 um 75 Prozent auf 62,29 Milliarden Euro. Kritik gibt es an der Gazprom.

 
Wie erwartet, profitierte die OMV im Geschäftsjahr 2022 erheblich von den gestiegenen Öl- und Gaspreisen. Ihre Umsatzerlöse erhöhten sich um 75 Prozent auf 62,29 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs um 85 Prozent auf 5,17 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) lag mit 12,25 Milliarden Euro um 142 Prozent über jenem des Jahres 2021, teilte das Management vor Journalisten in Wien mit.

Laut dem am 2. Februar veröffentlichten Bericht über das vierte Quartal 2022, der auch die Zahlen für das Gesamtjahr enthält, erzielte die OMV im vergangenen Jahr einen durchschnittlichen Rohölpreis von 95,04 US-Dollar/Barrel, das sind 44,9 Prozent mehr als 2021. Der von ihr realisierte durchschnittliche Gaspreis belief sich auf 53,78 Euro/MWh, was gegenüber 2021 einem Anstieg um 226,1 Prozent entspricht.

OMV-Generaldirektor Alfred Stern konstatierte bei der Bilanzpressekonferenz in Wien, 2022 sei für sein Unternehmen von zwei Faktoren geprägt gewesen: dem Krieg in der Ukraine sowie dem Beginn der „größten Transformation der Unternehmensgeschichte“ in Richtung Kreislaufwirtschaft. Wegen der russischen Invasion in der Ukraine musste das OMV-Management laut Stern „rasch Entscheidungen großer Tragweite“ treffen.

Diese umfassten Abschreibungen von 2,5 Milliarden Euro für die Geschäftstätigkeit in und mit Russland, insbesondere das Engagement im westsibirischen Gasfeld Jushno Russkoe sowie die Beteiligung an der Finanzierung der Gaspipeline Nord Stream 2.

Zur sicheren Versorgung ihrer Kunden etablierte die OMV eine „Gas-Task-Force“. Diese kümmerte sich um die mit den westlichen Sanktionen gegen Russland konforme Bezahlung der Gaslieferungen aus Russland. Ferner war die Task Force an der Beschaffung zusätzlicher Importkapazitäten von 40 Milliarden kWh pro Jahr aus Deutschland und Italien beteiligt. „Dass Österreich sorgenfrei in den laufenden Winter gehen konnte, war großteils das Verdienst der Task Force. Und sie hat schon vor Wochen mit der Vorsorge für den Winter 2023/24 begonnen“, betonte Stern.

Gazprom nicht mehr vertragstreu

Scharfe Kritik am Verhalten der Gazprom übte OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey. Ihm zufolge verfügt die OMV über zwei Langfristverträge mit Gazprom. Einer davon bezieht sich auf Lieferungen für den deutschen Markt, einer auf Lieferungen nach Österreich. Nach Deutschland liefert die Gazprom laut Florey kein Gas mehr, nach Österreich in stark schwankender Weise: „Derzeit bekommen wir 100 Prozent der vereinbarten Mengen. Es war aber auch schon deutlich weniger.“ Das Agieren der Gazprom sei „sehr unverlässlich und unverantwortlich.“ Die Lieferungen erfolgen nicht mehr vertragstreu, bekräftigte Florey auf Nachfrage der Redaktion.

Sinkende Preise

Stern zufolge erwartet die OMV für heuer einen durchschnittlichen Preis für Rohöl der Marke Brent von mehr als 80 US-Dollar/Barrel, verglichen mit 101 US-Dollar im vergangenen Jahr. Den von ihr voraussichtlich realisierten durchschnittlichen Gaspreis beziffert sie mit rund 35 Euro/MWh, um etwa 35 Prozent weniger als 2022.

Von der Redaktion darauf angesprochen, erläuterte Florey, eine Halbierung des Gaspreises bedeute eine Halbierung der Erträge aus dem Gasgeschäft. Insgesamt lukrierte sie im Gasgeschäft 2022 rund 305 Millionen Euro. Die OMV veröffentlicht laut Florey den von ihr erzielten durchschnittlichen Gaspreis, weil die Preise an den Gasbörsen und Hubs für sie nur in Österreich, Deutschland und Norwegen relevant sind. In allen übrigen Märkten, speziell außerhalb der EU, seien die Preise für die Endkunden zumindest teilweise reguliert.

Stern ergänzte, die OMV wolle um die Jahresmitte die endgültige Entscheidung über die Investitionen zur Erschließung des Neptun-Deep-Gasfelds im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres treffen. Die Vorbereitungsarbeiten machten gute Fortschritte. Nach derzeitigem Stand sind bis etwa 2027, dem angestrebten Beginn der Förderungen, Investitionen von etwa 4 Milliarden Euro geplant.

Überdies arbeitet die OMV laut Stern weiter an ihrer langfristigen „Transformation“ mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Insbesondere die Chemiesparte soll dabei als Wachstumstreiber dienen.

Donnerstag, 2.02.2023, 14:32 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Bilanz - OMV-Gewinn steigt um 85 Prozent
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OMV-Gewinn steigt um 85 Prozent
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV erhöhte seinen Umsatz im Jahr 2022 um 75 Prozent auf 62,29 Milliarden Euro. Kritik gibt es an der Gazprom.

 
Wie erwartet, profitierte die OMV im Geschäftsjahr 2022 erheblich von den gestiegenen Öl- und Gaspreisen. Ihre Umsatzerlöse erhöhten sich um 75 Prozent auf 62,29 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs um 85 Prozent auf 5,17 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) lag mit 12,25 Milliarden Euro um 142 Prozent über jenem des Jahres 2021, teilte das Management vor Journalisten in Wien mit.

Laut dem am 2. Februar veröffentlichten Bericht über das vierte Quartal 2022, der auch die Zahlen für das Gesamtjahr enthält, erzielte die OMV im vergangenen Jahr einen durchschnittlichen Rohölpreis von 95,04 US-Dollar/Barrel, das sind 44,9 Prozent mehr als 2021. Der von ihr realisierte durchschnittliche Gaspreis belief sich auf 53,78 Euro/MWh, was gegenüber 2021 einem Anstieg um 226,1 Prozent entspricht.

OMV-Generaldirektor Alfred Stern konstatierte bei der Bilanzpressekonferenz in Wien, 2022 sei für sein Unternehmen von zwei Faktoren geprägt gewesen: dem Krieg in der Ukraine sowie dem Beginn der „größten Transformation der Unternehmensgeschichte“ in Richtung Kreislaufwirtschaft. Wegen der russischen Invasion in der Ukraine musste das OMV-Management laut Stern „rasch Entscheidungen großer Tragweite“ treffen.

Diese umfassten Abschreibungen von 2,5 Milliarden Euro für die Geschäftstätigkeit in und mit Russland, insbesondere das Engagement im westsibirischen Gasfeld Jushno Russkoe sowie die Beteiligung an der Finanzierung der Gaspipeline Nord Stream 2.

Zur sicheren Versorgung ihrer Kunden etablierte die OMV eine „Gas-Task-Force“. Diese kümmerte sich um die mit den westlichen Sanktionen gegen Russland konforme Bezahlung der Gaslieferungen aus Russland. Ferner war die Task Force an der Beschaffung zusätzlicher Importkapazitäten von 40 Milliarden kWh pro Jahr aus Deutschland und Italien beteiligt. „Dass Österreich sorgenfrei in den laufenden Winter gehen konnte, war großteils das Verdienst der Task Force. Und sie hat schon vor Wochen mit der Vorsorge für den Winter 2023/24 begonnen“, betonte Stern.

Gazprom nicht mehr vertragstreu

Scharfe Kritik am Verhalten der Gazprom übte OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey. Ihm zufolge verfügt die OMV über zwei Langfristverträge mit Gazprom. Einer davon bezieht sich auf Lieferungen für den deutschen Markt, einer auf Lieferungen nach Österreich. Nach Deutschland liefert die Gazprom laut Florey kein Gas mehr, nach Österreich in stark schwankender Weise: „Derzeit bekommen wir 100 Prozent der vereinbarten Mengen. Es war aber auch schon deutlich weniger.“ Das Agieren der Gazprom sei „sehr unverlässlich und unverantwortlich.“ Die Lieferungen erfolgen nicht mehr vertragstreu, bekräftigte Florey auf Nachfrage der Redaktion.

Sinkende Preise

Stern zufolge erwartet die OMV für heuer einen durchschnittlichen Preis für Rohöl der Marke Brent von mehr als 80 US-Dollar/Barrel, verglichen mit 101 US-Dollar im vergangenen Jahr. Den von ihr voraussichtlich realisierten durchschnittlichen Gaspreis beziffert sie mit rund 35 Euro/MWh, um etwa 35 Prozent weniger als 2022.

Von der Redaktion darauf angesprochen, erläuterte Florey, eine Halbierung des Gaspreises bedeute eine Halbierung der Erträge aus dem Gasgeschäft. Insgesamt lukrierte sie im Gasgeschäft 2022 rund 305 Millionen Euro. Die OMV veröffentlicht laut Florey den von ihr erzielten durchschnittlichen Gaspreis, weil die Preise an den Gasbörsen und Hubs für sie nur in Österreich, Deutschland und Norwegen relevant sind. In allen übrigen Märkten, speziell außerhalb der EU, seien die Preise für die Endkunden zumindest teilweise reguliert.

Stern ergänzte, die OMV wolle um die Jahresmitte die endgültige Entscheidung über die Investitionen zur Erschließung des Neptun-Deep-Gasfelds im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres treffen. Die Vorbereitungsarbeiten machten gute Fortschritte. Nach derzeitigem Stand sind bis etwa 2027, dem angestrebten Beginn der Förderungen, Investitionen von etwa 4 Milliarden Euro geplant.

Überdies arbeitet die OMV laut Stern weiter an ihrer langfristigen „Transformation“ mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Insbesondere die Chemiesparte soll dabei als Wachstumstreiber dienen.

Donnerstag, 2.02.2023, 14:32 Uhr
Klaus Fischer

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