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Der österreichische OMV-Konzern will sich noch besser gegen den Ausfall von Importen aus Russland absichern. Der Gewinn stieg, aber primär nur wegen Lagerhaltungs-Effekten.
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat zusätzliche Pipelinekapazitäten von insgesamt 29
Milliarden
kWh zum Import von Erdgas aus Nordwesteuropa via Deutschland erworben. Für Oktober 2026 bis einschließlich September 2028 buchte er 7
Milliarden kWh, für Oktober 2028 bis September 2029 weitere 15
Milliarden
kWh. Das berichtete der für den Geschäftsbereich Energy zuständige OMV-Vorstand Berislav Gaso am 31.
Juli am Rande der Präsentation der Halbjahresbilanz des Konzerns.
Gaso versicherte, die OMV könne ihre „österreichischen und internationalen Vertragskunden zuverlässig versorgen – auch falls die Gaslieferungen aus Russland unterbrochen werden sollten. Wir erweitern unser Portfolio, indem wir verstärkt Gas aus eigener Produktion, externe Quellen aus Norwegen und zusätzliche LNG-Mengen nutzen.“ Zu den Kosten für die Kapazitätsbuchungen äußerte sich Gaso nicht.
Für die OMV habe die sichere Gasversorgung „höchste Priorität“, bekräftigte Generaldirektor Alfred Stern. Mit den neuen Kapazitätsbuchungen sowie der Diversifizierung der Bezugsquellen gewährleiste der Konzern die zuverlässige Belieferung von etwa 30
Prozent aller österreichischen Kunden, von der Industrie bis zu den Haushalten. Im Haushaltsgeschäft erfolgt dies bekanntlich ausschließlich über Weiterverteiler.
Fragen zum Gazprom-Vertrag „im rechtlichen Rahmen“ zu beantwortenStellung nahm Stern ferner zu der von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) eingesetzten Kommission, die den bis 2040 laufenden Take-or-pay-Vertrag der OMV mit der russischen Gazprom Export auf Möglichkeiten zum vorzeitigen Ausstieg und die politischen Umstände der frühzeitigen Verlängerung 2018 prüft.
Stern beschied, die OMV werde die Fragen der Kommission im rechtlich vorgegebenen Rahmen beantworten. Sie selbst führe seit Anfang 2023 rechtliche Auseinandersetzungen mit Gazprom, die die faktische Enteignung ihrer Anteile an den westsibirischen Gasfeldern Jushno Russkoje und Achimowskoje
betreffen. Überdies seien Gespräche über den Take-or-pay-Vertrag im Gang: „Wir hoffen, darüber in der zweiten Jahreshälfte Näheres berichten zu können.“
Umsatz geht zurückZum Halbjahr verzeichnete die OMV gegenüber 2023 einen Rückgang ihrer Umsatzerlöse um 16
Prozent auf 16,76
Milliarden Euro. Das um Lagerhaltungs-Effekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten (CCS operatives Ergebnis vor Sondereffekten) verringerte sich ebenfalls, und zwar um 17
Prozent auf 2,71
Milliarden Euro.
Laut dem Halbjahresbericht ist dies vor allem das Sinken des von der OMV erzielten Erdgas-Absatzpreises zurückzuführen. Dieser verringerte sich um 29
Prozent auf gemittelt 22,50
Euro/MWh. Dem gegenüber erhöhte sich der durchschnittliche von der OMV erzielte Rohölpreis um 5
Prozent auf 80,49
US-Dollar/Barrel (74,28
Euro).
Negativ auf das Halbjahresergebnis wirkte sich außer dem schwächeren Gasgeschäft - vor allem in Osteuropa - die gesunkene Öl- und Gasförderung aus, die mit geringeren Verkaufsmengen verbunden war.
Niedrigere Gasspeicher-MargenDas schlechtere Gasgeschäft führt die OMV auf das Sinken der Margen im Gasspeicher-Bereich zurück. Diese waren ihr zufolge im ersten Halbjahr 2023 „außergewöhnlich hoch“ gewesen. Ihre Öl- und Gasförderung im ersten Halbjahr 2024 veranschlagt die OMV auf 345.000
Barrel/Tag. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 sank diese um 5,2
Prozent, vor allem wegen Produktionsausfällen in Neuseeland sowie „natürlichen Förderrückgängen und geplanten Instandhaltungsmaßnahmen in Norwegen“, aber auch wegen des natürlichen Absinkens der Förderung in Rumänien.
In Summe meldete die OMV einen Halbjahresgewinn von 1,22
Milliarden Euro. Dieses Plus um 33
Prozent ist maßgeblich auf die Lagerhaltungs-Effekte zurückzuführen. Sie verbesserten sich auf Jahresbasis um 93
Prozent oder 204
Millionen Euro auf minus minus 15
Millionen Euro. Vor Journalisten erläuterte OMV-Generaldirektor Stern, die Wertsteigerungen hätten vor allem den Geschäftsbereich Chemicals betroffen, den der Konzern als „Wachstumsmotor“ betrachtet.
Gaspreis 2024 unter dem von 2023Für das Gesamtjahr erwartet die OMV einen durchschnittlich erzielbaren Gaspreis von 25
Euro/MWh, verglichen mit 29
Euro/MWh im Jahr 2023. Der erwartete durchschnittliche Preis der Rohöl-Sorte Brent wird mit 85
US-Dollar/Barrel (78,44
Euro) beziffert. 2023 hatte er 83
US-Dollar/Barrel (76,59
Euro) betragen.
Ihre voraussichtliche Gesamtproduktion an Öl und Gas im heurigen Jahr schätzt die OMV auf 330.000 bis 350.000
Barrel/Tag gegenüber 364.000
Barrel/Tag im vergangenen Jahr. Ihr zufolge ist dies „abhängig vom Zeitpunkt der Veräußerung der Assets in Malaysia, der Situation in Libyen sowie vom natürlichen Förderrückgang.
Mittwoch, 31.07.2024, 13:37 Uhr
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