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Energie & Management > Gas - Österreichs Regulierer: Gasversorgung bleibt unsicher
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas

Österreichs Regulierer: Gasversorgung bleibt unsicher

Ausbleibende Lieferungen aus Russland und ein LNG-Import-Mangel wegen der anziehenden Nachfrage in China könnten zu Engpässen führen, hieß es bei einer Energiewirtschaftstagung in Wien.
Die Versorgung der EU und damit auch Österreichs mit Erdgas bleibt weiterhin unsicher. Das betonte die Leiterin der Abteilung Gas der Regulierungsbehörde E-Control, Carola Millgramm, am 15. Februar zum Auftakt der Internationalen Energiewirtschaftstagung (IEWT) in Wien.

Als wichtigsten Grund nannte Millgramm die nicht auszuschließende Unterbrechung der Lieferungen aus Russland, die durch Importe aus anderen Quellen kaum zu ersetzen sind. Pipelinegas aus Norwegen und Algerien steht ihr zufolge nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Bei LNG wiederum besteht das Risiko ausbleibender Lieferungen aus den USA infolge einer wieder anziehenden Nachfrage auf den asiatischen Märkten, vor allem China. Kommen diese Faktoren zusammen, könnten sich Importengpässe und damit Versorgungsschwierigkeiten ergeben, warnte Millgramm.

Umso wichtiger ist es der E-Control-Referentin zufolge, den Füllstand der Gasspeicher auf einem möglichst hohen Niveau zu halten. Millgramm ergänzte, die Gasspeicher seien derzeit europaweit „gut befüllt“. In einigen Ländern, darunter Österreich, lägen die Füllstände auf dem Niveau von 2020. Damals verhandelten Russland und die Ukraine über die Verlängerung der Gastransit-Verträge. Aufgrund des unabsehbaren Ausgangs der Gespräche lagerten die Versorger Gas in historisch hohem Umfang ein. Die derzeitigen hohen Füllstände sind laut Millgramm nicht zuletzt dem bislang milden Winter zu verdanken, aber auch anderen Faktoren wie dem gesunkenen Gasbedarf. Gerade die Industrie habe umfassende Effizienzmaßnahmen gesetzt.

Österreich vergleichsweise gut vorbereitet

Österreich ist laut Millgramm im europaweiten Vergleich gut auf allfällige Importengpässe vorbereitet. Die Republik verfügt über eine strategische Gasreserve von rund 20 Milliarden kWh, was etwa einem Viertel des jährlichen Bedarfs entspricht. Mit dieser Reserve sollte Österreich „sorgsam umgehen“, empfahl Millgramm. Ferner wurden Anreize für Großkunden geschaffen, selbst Gas einzuspeichern. Auch im „Energielenkungsfall“, in dem der Staat auf das gesamte in Österreich eingespeicherte Gas zugreifen kann, wird den Unternehmen ein Teil des von ihnen eingespeicherten Gases belassen.

Ausgenommen sind lediglich Fälle, in denen der Zugriff zum Betrieb des Gasnetzes nötig ist. Überdies wurden die Betreiber der Gasspeicher auf österreichischem Territorium verpflichtet, sämtliche Anlagen so rasch wie möglich an das österreichische Netz anzuschließen. Dies betrifft insbesondere den Speicher Haidach im Bundesland Salzburg, der zurzeit ausschließlich auf der Fernleitungsebene über österreichisches Staatgebiet zugänglich ist. Ein Projekt, ihn auch mit dem Verteilernetz zu verbinden, ist im Gange.

Bezug differenzieren

Sinnvoll wäre Millgramm zufolge die weitere Differenzierung der Bezugsquellen für Erdgas. Die Gaslieferungen aus Russland erfolgen zurzeit zwar im vertraglich vereinbarten Ausmaß. Dies genügt laut Millgramm jedoch kaum, um den heimischen Bedarf vollständig zu decken. Erheblich verstärkt haben sich die Einfuhren über den Knoten Oberkappel an der bayrisch-österreichischen Grenze und damit über Deutschland. Nach Millgramms Informationen stammt das dort importierte Gas hauptsächlich aus den USA sowie aus Norwegen. Ferner erfolgten 2022 erstmals physische Lieferungen über Italien.

Überlegungen in Österreich gehen dahin, die dortigen LNG-Terminals stärker zu nutzen und darüber hinaus Gas über den Terminal Omisalj auf der kroatischen Adriainsel Krk zu beschaffen. Dies würde jedoch die Etablierung einer ausreichend starken Pipelineverbindung erfordern. Ende vergangenen Jahres hatten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) Omisalj besichtigt und sich für dessen verstärkte gemeinsame Nutzung ausgesprochen.

Wichtig wäre laut Millgramm, allfällige neue Gaspipelines für den Transport von Wasserstoff zu befähigen. Nicht zuletzt im Zuge der Erweiterung wichtiger Trassen wie der West-Austria-Gasleitung zwischen Oberkappel und dem Gasknoten Baumgarten nordöstlich von Wien ist dies bereits geplant.

Donnerstag, 16.02.2023, 08:30 Uhr
Klaus Fischer
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Gas
Österreichs Regulierer: Gasversorgung bleibt unsicher
Ausbleibende Lieferungen aus Russland und ein LNG-Import-Mangel wegen der anziehenden Nachfrage in China könnten zu Engpässen führen, hieß es bei einer Energiewirtschaftstagung in Wien.
Die Versorgung der EU und damit auch Österreichs mit Erdgas bleibt weiterhin unsicher. Das betonte die Leiterin der Abteilung Gas der Regulierungsbehörde E-Control, Carola Millgramm, am 15. Februar zum Auftakt der Internationalen Energiewirtschaftstagung (IEWT) in Wien.

Als wichtigsten Grund nannte Millgramm die nicht auszuschließende Unterbrechung der Lieferungen aus Russland, die durch Importe aus anderen Quellen kaum zu ersetzen sind. Pipelinegas aus Norwegen und Algerien steht ihr zufolge nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Bei LNG wiederum besteht das Risiko ausbleibender Lieferungen aus den USA infolge einer wieder anziehenden Nachfrage auf den asiatischen Märkten, vor allem China. Kommen diese Faktoren zusammen, könnten sich Importengpässe und damit Versorgungsschwierigkeiten ergeben, warnte Millgramm.

Umso wichtiger ist es der E-Control-Referentin zufolge, den Füllstand der Gasspeicher auf einem möglichst hohen Niveau zu halten. Millgramm ergänzte, die Gasspeicher seien derzeit europaweit „gut befüllt“. In einigen Ländern, darunter Österreich, lägen die Füllstände auf dem Niveau von 2020. Damals verhandelten Russland und die Ukraine über die Verlängerung der Gastransit-Verträge. Aufgrund des unabsehbaren Ausgangs der Gespräche lagerten die Versorger Gas in historisch hohem Umfang ein. Die derzeitigen hohen Füllstände sind laut Millgramm nicht zuletzt dem bislang milden Winter zu verdanken, aber auch anderen Faktoren wie dem gesunkenen Gasbedarf. Gerade die Industrie habe umfassende Effizienzmaßnahmen gesetzt.

Österreich vergleichsweise gut vorbereitet

Österreich ist laut Millgramm im europaweiten Vergleich gut auf allfällige Importengpässe vorbereitet. Die Republik verfügt über eine strategische Gasreserve von rund 20 Milliarden kWh, was etwa einem Viertel des jährlichen Bedarfs entspricht. Mit dieser Reserve sollte Österreich „sorgsam umgehen“, empfahl Millgramm. Ferner wurden Anreize für Großkunden geschaffen, selbst Gas einzuspeichern. Auch im „Energielenkungsfall“, in dem der Staat auf das gesamte in Österreich eingespeicherte Gas zugreifen kann, wird den Unternehmen ein Teil des von ihnen eingespeicherten Gases belassen.

Ausgenommen sind lediglich Fälle, in denen der Zugriff zum Betrieb des Gasnetzes nötig ist. Überdies wurden die Betreiber der Gasspeicher auf österreichischem Territorium verpflichtet, sämtliche Anlagen so rasch wie möglich an das österreichische Netz anzuschließen. Dies betrifft insbesondere den Speicher Haidach im Bundesland Salzburg, der zurzeit ausschließlich auf der Fernleitungsebene über österreichisches Staatgebiet zugänglich ist. Ein Projekt, ihn auch mit dem Verteilernetz zu verbinden, ist im Gange.

Bezug differenzieren

Sinnvoll wäre Millgramm zufolge die weitere Differenzierung der Bezugsquellen für Erdgas. Die Gaslieferungen aus Russland erfolgen zurzeit zwar im vertraglich vereinbarten Ausmaß. Dies genügt laut Millgramm jedoch kaum, um den heimischen Bedarf vollständig zu decken. Erheblich verstärkt haben sich die Einfuhren über den Knoten Oberkappel an der bayrisch-österreichischen Grenze und damit über Deutschland. Nach Millgramms Informationen stammt das dort importierte Gas hauptsächlich aus den USA sowie aus Norwegen. Ferner erfolgten 2022 erstmals physische Lieferungen über Italien.

Überlegungen in Österreich gehen dahin, die dortigen LNG-Terminals stärker zu nutzen und darüber hinaus Gas über den Terminal Omisalj auf der kroatischen Adriainsel Krk zu beschaffen. Dies würde jedoch die Etablierung einer ausreichend starken Pipelineverbindung erfordern. Ende vergangenen Jahres hatten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) Omisalj besichtigt und sich für dessen verstärkte gemeinsame Nutzung ausgesprochen.

Wichtig wäre laut Millgramm, allfällige neue Gaspipelines für den Transport von Wasserstoff zu befähigen. Nicht zuletzt im Zuge der Erweiterung wichtiger Trassen wie der West-Austria-Gasleitung zwischen Oberkappel und dem Gasknoten Baumgarten nordöstlich von Wien ist dies bereits geplant.

Donnerstag, 16.02.2023, 08:30 Uhr
Klaus Fischer

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