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Energie & Management > Wasserstoff - Österreichs Gaswirtschaft für Entry-Exit-Modell
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff

Österreichs Gaswirtschaft für Entry-Exit-Modell

Das Marktmodell für grünen Wasserstoff sollte sich an dem für Erdgas orientieren, aber flexibler sein. Gewünscht werden auch staatlich gestützte Netztarife für Wasserstoffleitungen.
Die Schaffung eines tauglichen Rechtsrahmens für die Nutzung grüner Gase in Österreich fordert die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Das betonten der Vizepräsident der ÖVGW, Stefan Wagenhofer, und der Vorsitzende ihres Forschungsbeirats, Manfred Pachernegg, am 14. Oktober bei einer Pressekonferenz in Wien. Wagenhofer erläuterte, es gehe insbesondere um drei Anliegen an die nach der Parlamentswahl vom 29. September im Entstehen begriffene künftige österreichische Bundesregierung.

Erstens müsse ein taugliches Marktmodell für den Import und die Verteilung grünen Wasserstoffs geschaffen werden. Dieses sollte sich am Entry-Exit-Modell für Erdgas orientieren, aber zumindest bis auf Weiteres größere Flexibilität bieten, konstatierte Wagenhofer auf Nachfrage der Redaktion: „Es hat keinen Sinn, sämtliche der teils sehr komplexen und umfangreichen Regeln auf das zarte Pflänzchen Wasserstoff anzuwenden.“ Für die Kunden von der Industrie bis zu den Haushalten wäre für Wasserstofftransporte ein „Bríefmarkentarif“ nach Art des für Erdgastransporte geltenden Tarifs einzuführen, ergänzte Pachernegg.

Gaswirtschaftsgesetz novellieren

Zweitens ist es nach Ansicht der ÖVGW notwendig, einen Rechtsrahmen für den Aus- und Aufbau eines österreichischen Wasserstoffnetzes zu etablieren. Dies würde insbesondere eine Novellierung des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG) mit sich bringen, teilte Pachernegg der Redaktion mit. Ihm zufolge teilt die ÖVGW die diesbezüglichen Wünsche, die das Forum Versorgungssicherheit am 3. Oktober formuliert hatte. Wie berichtet, umfassen diese vor allem eine Systematik hinsichtlich der Festlegung der Netztarife für die Wasserstoffleitungen, Vorgaben zu den Genehmigungsverfahren sowie Bestimmungen bezüglich der Anerkennung der Kosten des Netzbetriebs durch die Regulierungsbehörde E-Control.

Zu enthalten hätte die Novelle auch Festlegungen zur Finanzierung der Wasserstoff-Infrastruktur „durch finanzmarktkonforme, bilanzierbare, risikoadäquate Kapitalverzinsungen“. Laut der ÖVGW ist es ferner notwendig, die Netztarife für die Wasserstoffleitungen zumindest anfänglich staatlich zu unterstützen, erläuterte Pachernegg: „Der erste Industriekunde, der grünen Wasserstoff braucht, kann ja nicht das ganze Pipelinenetz alleine bezahlen.“

EGG zügig beschließen

Drittens verlangt die ÖVGW ebenfalls im Einklang mit dem Forum Versorgungssicherheit den zügigen Beschluss des „Erneuerbares-Gas-Gesetzes“ (EGG). Wagenhofer bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass die ÖVGW an der Forderung nach einem Marktprämienmodell nach wie vor aufrecht ist. Auf Ablehnung der Gaswirtschaft stößt ihm zufolge weiterhin das auf politischer Ebene von der scheidenden Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen projektierte, aber im Parlament nicht beschlossene Quotenmodell.

Wie berichtet, würde dieses die Gasversorger verpflichten, dem von ihnen verkauften Erdgas einen kontinuierlich steigenden Anteil an grünen Gasen beizumengen. Laut Wagenhofer sind die dafür notwendigen Mengen an grünen Gasen jedoch nicht verfügbar. Folglich müssten die Gasversorger die vorgesehene Ausgleichszahlung leisten, die damit preissetzend für das an die Endkunden verkaufte Gas würde. Vorgesehen war, dass diese Zahlung 12,5 Cent/kWh betragen sollte.

Von der Redaktion darauf angesprochen, dass die Einführung eines Marktprämienmodells einen völlig neuen Entwurf des EGG nötig machen würde, was kaum mit der Forderung nach einem raschen Beschluss vereinbar wäre, konstatierte Wagenhofer, die kommende Bundesregierung müsse im Wesentlichen nur die Bestimmungen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) zur Ökostromförderung übernehmen: „Das sollte sich sehr schnell machen lassen.“

Österreich als „Wasserstoffdrehscheibe“

Abseits von diesen Forderungen plädiert die ÖVGW für eine Einbindung Österreichs in das gesamteuropäische Wasserstoffnetz (European Hydrogen Backbone) sowie für die Etablierung des Landes als „Wasserstoffdrehscheibe“ im Zentrum Europas. Als wesentliches Vorhaben in diesem Zusammenhang erachtet sie die Errichtung des „Südkorridors“, mit dem grüner Wasserstoff aus Nordafrika über Italien zum Gasknoten Baumgarten etwa 40 Kilometer nordöstlich von Wien transportiert werden könnte. Vor dort aus wäre es möglich, über einen auf Wasserstoff umgerüsteten Strang der West-Austria-Gaspipeline (WAG) unter anderem das bayerische Industriedreieck um Burghausen zu versorgen.

Die ÖVWG ist im Wesentlichen für technische Belange der Gas- und Wasserversorgung zuständig. Um wirtschaftspolitische Anliegen kümmert sich üblicherweise der Fachverband Gas Wärme (FGW). Die beiden Einrichtungen kooperieren aber engstens und sind teils auch personell miteinander verbunden.

Montag, 14.10.2024, 15:17 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserstoff - Österreichs Gaswirtschaft für Entry-Exit-Modell
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Österreichs Gaswirtschaft für Entry-Exit-Modell
Das Marktmodell für grünen Wasserstoff sollte sich an dem für Erdgas orientieren, aber flexibler sein. Gewünscht werden auch staatlich gestützte Netztarife für Wasserstoffleitungen.
Die Schaffung eines tauglichen Rechtsrahmens für die Nutzung grüner Gase in Österreich fordert die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Das betonten der Vizepräsident der ÖVGW, Stefan Wagenhofer, und der Vorsitzende ihres Forschungsbeirats, Manfred Pachernegg, am 14. Oktober bei einer Pressekonferenz in Wien. Wagenhofer erläuterte, es gehe insbesondere um drei Anliegen an die nach der Parlamentswahl vom 29. September im Entstehen begriffene künftige österreichische Bundesregierung.

Erstens müsse ein taugliches Marktmodell für den Import und die Verteilung grünen Wasserstoffs geschaffen werden. Dieses sollte sich am Entry-Exit-Modell für Erdgas orientieren, aber zumindest bis auf Weiteres größere Flexibilität bieten, konstatierte Wagenhofer auf Nachfrage der Redaktion: „Es hat keinen Sinn, sämtliche der teils sehr komplexen und umfangreichen Regeln auf das zarte Pflänzchen Wasserstoff anzuwenden.“ Für die Kunden von der Industrie bis zu den Haushalten wäre für Wasserstofftransporte ein „Bríefmarkentarif“ nach Art des für Erdgastransporte geltenden Tarifs einzuführen, ergänzte Pachernegg.

Gaswirtschaftsgesetz novellieren

Zweitens ist es nach Ansicht der ÖVGW notwendig, einen Rechtsrahmen für den Aus- und Aufbau eines österreichischen Wasserstoffnetzes zu etablieren. Dies würde insbesondere eine Novellierung des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG) mit sich bringen, teilte Pachernegg der Redaktion mit. Ihm zufolge teilt die ÖVGW die diesbezüglichen Wünsche, die das Forum Versorgungssicherheit am 3. Oktober formuliert hatte. Wie berichtet, umfassen diese vor allem eine Systematik hinsichtlich der Festlegung der Netztarife für die Wasserstoffleitungen, Vorgaben zu den Genehmigungsverfahren sowie Bestimmungen bezüglich der Anerkennung der Kosten des Netzbetriebs durch die Regulierungsbehörde E-Control.

Zu enthalten hätte die Novelle auch Festlegungen zur Finanzierung der Wasserstoff-Infrastruktur „durch finanzmarktkonforme, bilanzierbare, risikoadäquate Kapitalverzinsungen“. Laut der ÖVGW ist es ferner notwendig, die Netztarife für die Wasserstoffleitungen zumindest anfänglich staatlich zu unterstützen, erläuterte Pachernegg: „Der erste Industriekunde, der grünen Wasserstoff braucht, kann ja nicht das ganze Pipelinenetz alleine bezahlen.“

EGG zügig beschließen

Drittens verlangt die ÖVGW ebenfalls im Einklang mit dem Forum Versorgungssicherheit den zügigen Beschluss des „Erneuerbares-Gas-Gesetzes“ (EGG). Wagenhofer bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass die ÖVGW an der Forderung nach einem Marktprämienmodell nach wie vor aufrecht ist. Auf Ablehnung der Gaswirtschaft stößt ihm zufolge weiterhin das auf politischer Ebene von der scheidenden Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen projektierte, aber im Parlament nicht beschlossene Quotenmodell.

Wie berichtet, würde dieses die Gasversorger verpflichten, dem von ihnen verkauften Erdgas einen kontinuierlich steigenden Anteil an grünen Gasen beizumengen. Laut Wagenhofer sind die dafür notwendigen Mengen an grünen Gasen jedoch nicht verfügbar. Folglich müssten die Gasversorger die vorgesehene Ausgleichszahlung leisten, die damit preissetzend für das an die Endkunden verkaufte Gas würde. Vorgesehen war, dass diese Zahlung 12,5 Cent/kWh betragen sollte.

Von der Redaktion darauf angesprochen, dass die Einführung eines Marktprämienmodells einen völlig neuen Entwurf des EGG nötig machen würde, was kaum mit der Forderung nach einem raschen Beschluss vereinbar wäre, konstatierte Wagenhofer, die kommende Bundesregierung müsse im Wesentlichen nur die Bestimmungen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) zur Ökostromförderung übernehmen: „Das sollte sich sehr schnell machen lassen.“

Österreich als „Wasserstoffdrehscheibe“

Abseits von diesen Forderungen plädiert die ÖVGW für eine Einbindung Österreichs in das gesamteuropäische Wasserstoffnetz (European Hydrogen Backbone) sowie für die Etablierung des Landes als „Wasserstoffdrehscheibe“ im Zentrum Europas. Als wesentliches Vorhaben in diesem Zusammenhang erachtet sie die Errichtung des „Südkorridors“, mit dem grüner Wasserstoff aus Nordafrika über Italien zum Gasknoten Baumgarten etwa 40 Kilometer nordöstlich von Wien transportiert werden könnte. Vor dort aus wäre es möglich, über einen auf Wasserstoff umgerüsteten Strang der West-Austria-Gaspipeline (WAG) unter anderem das bayerische Industriedreieck um Burghausen zu versorgen.

Die ÖVWG ist im Wesentlichen für technische Belange der Gas- und Wasserversorgung zuständig. Um wirtschaftspolitische Anliegen kümmert sich üblicherweise der Fachverband Gas Wärme (FGW). Die beiden Einrichtungen kooperieren aber engstens und sind teils auch personell miteinander verbunden.

Montag, 14.10.2024, 15:17 Uhr
Klaus Fischer

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