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Energie & Management > Wasserstoff - Österreich: Verbund und Burgenland Energie planen Wasserstoffprojekt
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff

Österreich: Verbund und Burgenland Energie planen Wasserstoffprojekt

Ab 2030 sollen Elektrolyseure mit 300 MW Leistung genug grünen Wasserstoff erzeugen, um ein Drittel des Bedarfs Österreichs zu decken. Eine Machbarkeitsstudie ist im Werden.
 
Ein Konsortium um die Burgenland Energie und den Verbund plant, bis 2030 im österreichischen Nordburgenland Elektrolyseure mit rund 300 MW Gesamtleistung zu installieren. Mit Strom aus neu zu errichtenden Windparks und Solaranlagen sollen diese jährlich bis zu 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen. Das würde rechnerisch ausreichen, um rund ein Drittel des derzeitigen Wasserstoffbedarfs in Österreich zu decken. Die Kosten für das Projekt bezifferte der Vorstand der Burgenland Energie, Stephan Sharma, bei einer Pressekonferenz am 20. Juli 2022 mit 400 Mio. Euro. Ihm zufolge wäre dies das bislang größte derartige Vorhaben in Europa. Der bis dato leistungsstärkste europäische Elektrolyseur befinde sich in Portugal und habe eine Kapazität von 20 MW. Fix ist allerdings noch nichts: Laut Verbund-Generaldirektor Michael Strugl wird bis Oktober eine Machbarkeitsstudie erstellt. Angedacht ist, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, an dem der Verbund und die Burgenland Energie je 50 % halten. Weitere Projektpartner sind Strugl zufolge willkommen.

Fördergelder benötigt

Sharma ergänzte, die erste Ausbaustufe des Projekts solle bis 2026 bei Nickelsdorf etwa 55 km südöstlich von Wien an der Grenze zwischen dem Nordburgenland und Ungarn realisiert werden. Geplant sei, Windkraft- und Photovoltaikanlagen mit jeweils 60 MW sowie einen ebenfalls 60 MW starken Elektrolyseur zu errichten: „Damit möchten wir pro Jahr rund 9.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen.“ Wie es danach weitergeht, ist offen, teilte Sharma auf Anfrage der Redaktion mit. Jedenfalls seien „weitere Projekte“ im Nordburgenland vorgesehen. Um das gesamte Vorhaben umsetzen zu können, benötigten die Burgenland Energie und der Verbund Förderungen: „In welcher Höhe sich diese bewegen müssten, kann ich leider noch nicht sagen.“

Strugl konstatierte, grüner Wasserstoff sei eine „logische Verlängerung“ der Wertschöpfungskette seines Unternehmens. Als „Pionier“ auf diesem Gebiet habe der Verbund bereits Ende des vergangenen Jahrzehnts in einem Projekt mit dem Stahlkonzern Voestalpine einen 6-MW-Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion mithilfe von Ökostrom errichtet. Die Voestalpine plane, langfristig Stahl zu erzeugen, ohne dabei CO2 zu emittieren. In eine ähnliche Richtung gehe auch das Vorhaben mit der Burgenland Energie: Der grüne Wasserstoff solle nicht zuletzt dazu dienen, energieintensive Industriezweige bei der Dekarbonisierung zu unterstützen, etwa die Stahl- und die Chemiebranche. Um den Vertrieb des Wasserstoffs werde sich der Verbund kümmern.
 

Klar ist laut Strugl allerdings, dass die EU ihren Bedarf an grünem Wasserstoff nicht mittels Eigenerzeugung decken kann und ab etwa 2030 jährlich bis zu 10 Mio. Tonnen der Chemikalie einführen muss: „Wir benötigen daher große Importkorridore.“ Strugl gab sich entschlossen, mit seinem Konzern „wesentlich“ zur Infrastruktur für den Transport sowie die Speicherung des grünen Wasserstoffs beizutragen. Bekanntlich erwarb der Verbund vom Erdöl- und Erdgaskonzern OMV die Mehrheit an der Gas Connect Austria (GCA), die wesentliche österreichische Erdgas-Fernleitungen betreibt. Sie könnten künftig für Wasserstoffimporte sowie -transite genutzt werden.

Lob von der Politik

Lob kam von der Politik. Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagte bei der Pressekonferenz, vor etwa einem Monat habe sie mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (nominiert von der konservativen Österreichischen Volkspartei, ÖVP) die nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt: „Heute können wir schon ein erstes Projekt präsentieren. Das ist ein wichtiger und großer Schritt.“ Bekanntlich wolle Österreich ebenso wie die gesamte EU von Erdgasimporten aus Russland unabhängig werden. Ähnlich äußerte sich der Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Peter Doskozil (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ). Sein Bundesland habe das Ziel, bis 2030 „nicht nur klimaneutral, sondern auch energieautark zu werden, also sämtlichen Bedarf an Energie aus eigenen Quellen abzudecken. Damit wird es längerfristig auch möglich sein, den Preis für Energie selbst zu bestimmen“.

Mittwoch, 20.07.2022, 14:19 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserstoff - Österreich: Verbund und Burgenland Energie planen Wasserstoffprojekt
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff
Österreich: Verbund und Burgenland Energie planen Wasserstoffprojekt
Ab 2030 sollen Elektrolyseure mit 300 MW Leistung genug grünen Wasserstoff erzeugen, um ein Drittel des Bedarfs Österreichs zu decken. Eine Machbarkeitsstudie ist im Werden.
 
Ein Konsortium um die Burgenland Energie und den Verbund plant, bis 2030 im österreichischen Nordburgenland Elektrolyseure mit rund 300 MW Gesamtleistung zu installieren. Mit Strom aus neu zu errichtenden Windparks und Solaranlagen sollen diese jährlich bis zu 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen. Das würde rechnerisch ausreichen, um rund ein Drittel des derzeitigen Wasserstoffbedarfs in Österreich zu decken. Die Kosten für das Projekt bezifferte der Vorstand der Burgenland Energie, Stephan Sharma, bei einer Pressekonferenz am 20. Juli 2022 mit 400 Mio. Euro. Ihm zufolge wäre dies das bislang größte derartige Vorhaben in Europa. Der bis dato leistungsstärkste europäische Elektrolyseur befinde sich in Portugal und habe eine Kapazität von 20 MW. Fix ist allerdings noch nichts: Laut Verbund-Generaldirektor Michael Strugl wird bis Oktober eine Machbarkeitsstudie erstellt. Angedacht ist, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, an dem der Verbund und die Burgenland Energie je 50 % halten. Weitere Projektpartner sind Strugl zufolge willkommen.

Fördergelder benötigt

Sharma ergänzte, die erste Ausbaustufe des Projekts solle bis 2026 bei Nickelsdorf etwa 55 km südöstlich von Wien an der Grenze zwischen dem Nordburgenland und Ungarn realisiert werden. Geplant sei, Windkraft- und Photovoltaikanlagen mit jeweils 60 MW sowie einen ebenfalls 60 MW starken Elektrolyseur zu errichten: „Damit möchten wir pro Jahr rund 9.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen.“ Wie es danach weitergeht, ist offen, teilte Sharma auf Anfrage der Redaktion mit. Jedenfalls seien „weitere Projekte“ im Nordburgenland vorgesehen. Um das gesamte Vorhaben umsetzen zu können, benötigten die Burgenland Energie und der Verbund Förderungen: „In welcher Höhe sich diese bewegen müssten, kann ich leider noch nicht sagen.“

Strugl konstatierte, grüner Wasserstoff sei eine „logische Verlängerung“ der Wertschöpfungskette seines Unternehmens. Als „Pionier“ auf diesem Gebiet habe der Verbund bereits Ende des vergangenen Jahrzehnts in einem Projekt mit dem Stahlkonzern Voestalpine einen 6-MW-Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion mithilfe von Ökostrom errichtet. Die Voestalpine plane, langfristig Stahl zu erzeugen, ohne dabei CO2 zu emittieren. In eine ähnliche Richtung gehe auch das Vorhaben mit der Burgenland Energie: Der grüne Wasserstoff solle nicht zuletzt dazu dienen, energieintensive Industriezweige bei der Dekarbonisierung zu unterstützen, etwa die Stahl- und die Chemiebranche. Um den Vertrieb des Wasserstoffs werde sich der Verbund kümmern.
 

Klar ist laut Strugl allerdings, dass die EU ihren Bedarf an grünem Wasserstoff nicht mittels Eigenerzeugung decken kann und ab etwa 2030 jährlich bis zu 10 Mio. Tonnen der Chemikalie einführen muss: „Wir benötigen daher große Importkorridore.“ Strugl gab sich entschlossen, mit seinem Konzern „wesentlich“ zur Infrastruktur für den Transport sowie die Speicherung des grünen Wasserstoffs beizutragen. Bekanntlich erwarb der Verbund vom Erdöl- und Erdgaskonzern OMV die Mehrheit an der Gas Connect Austria (GCA), die wesentliche österreichische Erdgas-Fernleitungen betreibt. Sie könnten künftig für Wasserstoffimporte sowie -transite genutzt werden.

Lob von der Politik

Lob kam von der Politik. Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagte bei der Pressekonferenz, vor etwa einem Monat habe sie mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (nominiert von der konservativen Österreichischen Volkspartei, ÖVP) die nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt: „Heute können wir schon ein erstes Projekt präsentieren. Das ist ein wichtiger und großer Schritt.“ Bekanntlich wolle Österreich ebenso wie die gesamte EU von Erdgasimporten aus Russland unabhängig werden. Ähnlich äußerte sich der Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Peter Doskozil (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ). Sein Bundesland habe das Ziel, bis 2030 „nicht nur klimaneutral, sondern auch energieautark zu werden, also sämtlichen Bedarf an Energie aus eigenen Quellen abzudecken. Damit wird es längerfristig auch möglich sein, den Preis für Energie selbst zu bestimmen“.

Mittwoch, 20.07.2022, 14:19 Uhr
Klaus Fischer

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