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Energie & Management > Österreich - Österreich nutzt nun auch Gasspeicher Haidach
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Österreich nutzt nun auch Gasspeicher Haidach

Seit 1. August wird die Anlage für die strategische Gasreserve genutzt, hieß es bei einer Sitzung des Krisenkabinetts. Die Einspeicherung erfolge teils an der Kapazitätsgrenze.
Österreich habe seine Abhängigkeit von Erdgasimporten aus Russland von zeitweilig mehr als 80 % auf weniger als 50 % verringert, berichtete Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) nach der Sitzung des Krisenkabinetts der Bundesregierung am 1. August. Die Ministerin ergänzte, der kumulierte Füllstand der Gasspeicher auf österreichischem Territorium belaufe sich mittlerweile auf „über 50 Mrd. kWh. Das sind mehr als 50 % des Jahresverbrauchs der Gaskunden in Österreich“.

Gewessler zufolge wird nunmehr auch der Gasspeicher Haidach im Grenzgebiet zwischen den Bundesländern Oberösterreich und Salzburg zur Einlagerung von Gas für die Versorgung österreichischer Kunden in Krisenfällen genutzt: „Seit 1. August, 6 Uhr früh, wird Gas in Haidach eingespeichert, teilweise sogar an der Grenze der technischen Kapazität.“ Gemeint ist damit jener Teil des Speichers, den die GSA, eine Tochter der russischen Gazprom, reserviert, aber seit September 2021 nicht mehr befüllt hatte. Daher wurden ihr die Nutzungsrechte mit einer Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes entzogen.

Die Regulierungsbehörde E-Control wies die frei gewordenen Kapazitäten anderen Versorgern zu. Der andere, kleinere Teil wird von der Astora genutzt, die unter der Aufsicht der Bundesnetzagentur steht. Wie berichtet, konnte bei der Ende Juli erfolgreich abgeschlossenen zweiten Ausschreibungsrunde für die strategische Gasreserve Österreichs Speicherplatz in Haidach angeboten werden. Die Gasreserve umfasst 20 Mrd. TWh und dient der Bewältigung von Versorgungskrisen.

Österreichische Kunden werden über deutsches Netz versorgt

Keine Details veröffentlicht wurden bis Redaktionsschluss über den geplanten Besuch des bayrischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in Haidach am 2. August. In den vergangenen Tagen hatte es Debatten über den geplanten direkten Anschluss des Speichers an das österreichische Netz gegeben. Nicht zuletzt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Bedenken über die Nutzung der Anlage für die Versorgung von Kunden in Österreich geäußert.

Diese erfolgt allerdings bereits seit der Einrichtung des Speichers vor anderthalb Jahrzehnten. Insbesondere für Kunden in den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg wird Gas in Haidach gelagert. Seine Lieferung erfolgt über das deutsche Netz. Aiwanger selbst zeigte Ende Juli Verständnis für den Wunsch Österreichs, Haidach an das eigene Gasnetz anzuschließen. Er kündigte einen Besuch in Österreich an, um die Angelegenheit „mit unseren Freunden“ zu besprechen.

Gasversorgung Österreichs weiter "angespannt"

Keine Neuigkeiten hatten Gewessler, ihr Parteifreund Vizekanzler Werner Kogler sowie Bundeskanzler Karl Nehammer (Österreichische Volkspartei, ÖVP) nach der Sitzung des Krisenkabinetts hinsichtlich der geplanten „Strompreisbremse“ zu verkünden. Nehammer wiederholte, ein diesbezüglíches Modell solle bis Ende August vorliegen (wir berichteten).

Geplant ist, die Kosten für einen Teil des Strombedarfs von Haushalten mit staatlichen Mitteln abzudecken und hinsichtlich des verbleibenden Teils den Markt wirken zu lassen. Dies soll zu sparsamem Umgang mit elektrischer Energie anregen. Gewessler ergänzte, ein ähnliches Modell könne es auch für andere Energieformen geben, etwa Gas und Fernwärme: „Wir fangen beim Strom an, weil diesen alle Menschen benötigen.“ Neuerlich versicherte Gewessler, die mit Gas beheizten Haushalte würden im Winter auf keinen Fall „kalt bleiben“.

Insgesamt jedoch bleibe die Gasversorung Österreichs „angespannt“. Allfällige Probleme in den kommenden Monaten könnten nur in gemeinsamer Anstrengung der Politik, der Energieversorger und der Kunden bewältigt werden. Um dies klarzustellen, habe die Sitzung unter Beteiligung der Sozialpartner beigetragen. Seitens der Opposition hieß es, die Sitzung habe nichts Neues gebracht. Immerhin sei das Gespräch „freundlich und offen“ gewesen.

Dienstag, 2.08.2022, 16:24 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Österreich nutzt nun auch Gasspeicher Haidach
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Österreich
Österreich nutzt nun auch Gasspeicher Haidach
Seit 1. August wird die Anlage für die strategische Gasreserve genutzt, hieß es bei einer Sitzung des Krisenkabinetts. Die Einspeicherung erfolge teils an der Kapazitätsgrenze.
Österreich habe seine Abhängigkeit von Erdgasimporten aus Russland von zeitweilig mehr als 80 % auf weniger als 50 % verringert, berichtete Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) nach der Sitzung des Krisenkabinetts der Bundesregierung am 1. August. Die Ministerin ergänzte, der kumulierte Füllstand der Gasspeicher auf österreichischem Territorium belaufe sich mittlerweile auf „über 50 Mrd. kWh. Das sind mehr als 50 % des Jahresverbrauchs der Gaskunden in Österreich“.

Gewessler zufolge wird nunmehr auch der Gasspeicher Haidach im Grenzgebiet zwischen den Bundesländern Oberösterreich und Salzburg zur Einlagerung von Gas für die Versorgung österreichischer Kunden in Krisenfällen genutzt: „Seit 1. August, 6 Uhr früh, wird Gas in Haidach eingespeichert, teilweise sogar an der Grenze der technischen Kapazität.“ Gemeint ist damit jener Teil des Speichers, den die GSA, eine Tochter der russischen Gazprom, reserviert, aber seit September 2021 nicht mehr befüllt hatte. Daher wurden ihr die Nutzungsrechte mit einer Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes entzogen.

Die Regulierungsbehörde E-Control wies die frei gewordenen Kapazitäten anderen Versorgern zu. Der andere, kleinere Teil wird von der Astora genutzt, die unter der Aufsicht der Bundesnetzagentur steht. Wie berichtet, konnte bei der Ende Juli erfolgreich abgeschlossenen zweiten Ausschreibungsrunde für die strategische Gasreserve Österreichs Speicherplatz in Haidach angeboten werden. Die Gasreserve umfasst 20 Mrd. TWh und dient der Bewältigung von Versorgungskrisen.

Österreichische Kunden werden über deutsches Netz versorgt

Keine Details veröffentlicht wurden bis Redaktionsschluss über den geplanten Besuch des bayrischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in Haidach am 2. August. In den vergangenen Tagen hatte es Debatten über den geplanten direkten Anschluss des Speichers an das österreichische Netz gegeben. Nicht zuletzt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Bedenken über die Nutzung der Anlage für die Versorgung von Kunden in Österreich geäußert.

Diese erfolgt allerdings bereits seit der Einrichtung des Speichers vor anderthalb Jahrzehnten. Insbesondere für Kunden in den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg wird Gas in Haidach gelagert. Seine Lieferung erfolgt über das deutsche Netz. Aiwanger selbst zeigte Ende Juli Verständnis für den Wunsch Österreichs, Haidach an das eigene Gasnetz anzuschließen. Er kündigte einen Besuch in Österreich an, um die Angelegenheit „mit unseren Freunden“ zu besprechen.

Gasversorgung Österreichs weiter "angespannt"

Keine Neuigkeiten hatten Gewessler, ihr Parteifreund Vizekanzler Werner Kogler sowie Bundeskanzler Karl Nehammer (Österreichische Volkspartei, ÖVP) nach der Sitzung des Krisenkabinetts hinsichtlich der geplanten „Strompreisbremse“ zu verkünden. Nehammer wiederholte, ein diesbezüglíches Modell solle bis Ende August vorliegen (wir berichteten).

Geplant ist, die Kosten für einen Teil des Strombedarfs von Haushalten mit staatlichen Mitteln abzudecken und hinsichtlich des verbleibenden Teils den Markt wirken zu lassen. Dies soll zu sparsamem Umgang mit elektrischer Energie anregen. Gewessler ergänzte, ein ähnliches Modell könne es auch für andere Energieformen geben, etwa Gas und Fernwärme: „Wir fangen beim Strom an, weil diesen alle Menschen benötigen.“ Neuerlich versicherte Gewessler, die mit Gas beheizten Haushalte würden im Winter auf keinen Fall „kalt bleiben“.

Insgesamt jedoch bleibe die Gasversorung Österreichs „angespannt“. Allfällige Probleme in den kommenden Monaten könnten nur in gemeinsamer Anstrengung der Politik, der Energieversorger und der Kunden bewältigt werden. Um dies klarzustellen, habe die Sitzung unter Beteiligung der Sozialpartner beigetragen. Seitens der Opposition hieß es, die Sitzung habe nichts Neues gebracht. Immerhin sei das Gespräch „freundlich und offen“ gewesen.

Dienstag, 2.08.2022, 16:24 Uhr
Klaus Fischer

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