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Energie & Management > Österreich - Österreich könnte bei Photovoltaik den Anschluss verlieren
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Österreich könnte bei Photovoltaik den Anschluss verlieren

Die österreichische PV-Technik-Industrie ist grundsätzlich gut aufgestellt. Es fehlt ihr aber an ausreichender Forschungsförderung, hieß es bei einer Branchentagung in Wien.
Österreich läuft Gefahr, die „Renaissance der Photovoltaik“ in Europa zu versäumen, warnte der Obmann der Technologieplattform PV (TPPV), Hubert Fechner, am 13. Oktober bei der Österreichischen Photovoltaik- und Speichertagung in Wien. Fechner zufolge sind derzeit Bestrebungen im Gange, die Forschung im Bereich PV in Europa zu verstärken und neue Produktionsanlagen zu errichten.

In Österreich seien rund 250 einschlägige Unternehmen tätig. Auch arbeiteten 20 Forscherinnen und Forscher im Photovoltaic Power Systems Programme der Internationalen Energieagentur (IEA) mit, dem weltweit wichtigsten derartigen Programm. Mit dem Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG)-Paket liege zudem die gesetzliche Grundlage vor, um die Stromproduktion mittels Solarzellen in Österreich bis 2030 auf 11 Mrd. kWh pro Jahr in etwa zu verfünffachen. Und laut Fechner könnte das erst der Anfang sein: „Längerfristig wäre es möglich, auf 30 bis 35 Mrd. kWh oder sogar noch mehr zu kommen.“

Um die technologische Basis dafür zu schaffen, brauche Österreich indessen Forschung, Forschung und nochmals Forschung. Das Problem ist laut Fechner: Seit 2016 sanken die Forschungsausgaben der öffentlichen Hand in diesem Bereich von rund zwölf Mrd. Euro auf zuletzt nur mehr vier Mrd. Euro. Die Anzahl der Arbeitsplätze in der PV-Forschung halbierte sich seit 2012 von 600 auf nur mehr 300. Das passe mit den ambitionierten Ausbauzielen nicht zusammen, kritisierte Fechner. Notwendig wäre ihm zufolge eine Aufstockung der Forschungsförderung für PV auf etwa 40 Mio. Euro pro Jahr, und das möglichst rasch: „In fünf Jahren brauchen wir nicht mehr darüber zu reden, ob wir auf den PV-Zug aufspringen wollen. Dann ist er nämlich längst abgefahren.“

Heftige Kritik übten Vertreter der österreichischen PV-Industrie an der Wirtschaftskammer (WKÖ), der gesetzlichen Vertretung der österreichischen Unternehmen und Betriebe, der sie den rechtlichen Vorgaben zufolge angehören müssen. Der Tenor: Die WKÖ bekenne sich zwar offiziell zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Inoffiziell hintertreibe und blockiere sie diesen aber, wo sie könne und tue alles, um Großunternehmen wie den Stahlkonzern Voestalpine mit nur scheinbar billigem Strom auf Basis fossiler Energieträger zu versorgen.

Zu hören bekam diese Schelte der neue Leiter der Abteilung Energie- und Umweltpolitik der WKÖ, Jürgen Streitner, der zuvor für das Energieministerium (BMK) tätig gewesen war. Er entgegnete, „große und energieintensive Unternehmen“, die im internationalen Wettbewerb stünden, bräuchten nun einmal Unterstützung. Aber der WKÖ und ihm selbst gehe es nicht darum, große gegen kleine Firmen auszuspielen: „Wir müssen alle zusammenwirken, um zu verträglichen Lösungen zu kommen.“ Und selbstverständlich biete der Ausbau der „Erneuerbaren“ der österreichischen Wirtschaft „enorme Chancen. Die Bereitschaft ist da, zu investieren. Das Engagement für die Nachhaltigkeit ist absolut gegeben“. Woran es teils noch fehle, seien die Rahmenbedingungen. Hier müsse die Politik tätig werden, nicht zuletzt in Form des BMK.

Mit diesen Aussagen konnte Streitner indessen nicht alle rund 400 Tagungsteilnehmer überzeugen. „Was Sie sagen, entspricht nicht unseren Erfahrungen. Die Wirtschaftskammer unterstützt die Solarfirmen nicht. Es kommt ihr immer nur auf die billigste Energieform an“, hielt ihm der Geschäftsführer der Österreich-Vertretung eines internationalen Solartechnikkonzerns entgegen. Nachsatz: „Ich frage mich, ob wir damit rechnen können, von Ihnen ernst genommen zu werden.“

Donnerstag, 14.10.2021, 15:30 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich könnte bei Photovoltaik den Anschluss verlieren
Die österreichische PV-Technik-Industrie ist grundsätzlich gut aufgestellt. Es fehlt ihr aber an ausreichender Forschungsförderung, hieß es bei einer Branchentagung in Wien.
Österreich läuft Gefahr, die „Renaissance der Photovoltaik“ in Europa zu versäumen, warnte der Obmann der Technologieplattform PV (TPPV), Hubert Fechner, am 13. Oktober bei der Österreichischen Photovoltaik- und Speichertagung in Wien. Fechner zufolge sind derzeit Bestrebungen im Gange, die Forschung im Bereich PV in Europa zu verstärken und neue Produktionsanlagen zu errichten.

In Österreich seien rund 250 einschlägige Unternehmen tätig. Auch arbeiteten 20 Forscherinnen und Forscher im Photovoltaic Power Systems Programme der Internationalen Energieagentur (IEA) mit, dem weltweit wichtigsten derartigen Programm. Mit dem Paket um das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG)-Paket liege zudem die gesetzliche Grundlage vor, um die Stromproduktion mittels Solarzellen in Österreich bis 2030 auf 11 Mrd. kWh pro Jahr in etwa zu verfünffachen. Und laut Fechner könnte das erst der Anfang sein: „Längerfristig wäre es möglich, auf 30 bis 35 Mrd. kWh oder sogar noch mehr zu kommen.“

Um die technologische Basis dafür zu schaffen, brauche Österreich indessen Forschung, Forschung und nochmals Forschung. Das Problem ist laut Fechner: Seit 2016 sanken die Forschungsausgaben der öffentlichen Hand in diesem Bereich von rund zwölf Mrd. Euro auf zuletzt nur mehr vier Mrd. Euro. Die Anzahl der Arbeitsplätze in der PV-Forschung halbierte sich seit 2012 von 600 auf nur mehr 300. Das passe mit den ambitionierten Ausbauzielen nicht zusammen, kritisierte Fechner. Notwendig wäre ihm zufolge eine Aufstockung der Forschungsförderung für PV auf etwa 40 Mio. Euro pro Jahr, und das möglichst rasch: „In fünf Jahren brauchen wir nicht mehr darüber zu reden, ob wir auf den PV-Zug aufspringen wollen. Dann ist er nämlich längst abgefahren.“

Heftige Kritik übten Vertreter der österreichischen PV-Industrie an der Wirtschaftskammer (WKÖ), der gesetzlichen Vertretung der österreichischen Unternehmen und Betriebe, der sie den rechtlichen Vorgaben zufolge angehören müssen. Der Tenor: Die WKÖ bekenne sich zwar offiziell zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Inoffiziell hintertreibe und blockiere sie diesen aber, wo sie könne und tue alles, um Großunternehmen wie den Stahlkonzern Voestalpine mit nur scheinbar billigem Strom auf Basis fossiler Energieträger zu versorgen.

Zu hören bekam diese Schelte der neue Leiter der Abteilung Energie- und Umweltpolitik der WKÖ, Jürgen Streitner, der zuvor für das Energieministerium (BMK) tätig gewesen war. Er entgegnete, „große und energieintensive Unternehmen“, die im internationalen Wettbewerb stünden, bräuchten nun einmal Unterstützung. Aber der WKÖ und ihm selbst gehe es nicht darum, große gegen kleine Firmen auszuspielen: „Wir müssen alle zusammenwirken, um zu verträglichen Lösungen zu kommen.“ Und selbstverständlich biete der Ausbau der „Erneuerbaren“ der österreichischen Wirtschaft „enorme Chancen. Die Bereitschaft ist da, zu investieren. Das Engagement für die Nachhaltigkeit ist absolut gegeben“. Woran es teils noch fehle, seien die Rahmenbedingungen. Hier müsse die Politik tätig werden, nicht zuletzt in Form des BMK.

Mit diesen Aussagen konnte Streitner indessen nicht alle rund 400 Tagungsteilnehmer überzeugen. „Was Sie sagen, entspricht nicht unseren Erfahrungen. Die Wirtschaftskammer unterstützt die Solarfirmen nicht. Es kommt ihr immer nur auf die billigste Energieform an“, hielt ihm der Geschäftsführer der Österreich-Vertretung eines internationalen Solartechnikkonzerns entgegen. Nachsatz: „Ich frage mich, ob wir damit rechnen können, von Ihnen ernst genommen zu werden.“

Donnerstag, 14.10.2021, 15:30 Uhr
Klaus Fischer

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