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Die installierte Leistung in Österreich stieg von 2021 auf 2022 um knapp 7 Prozent. Wetterbedingt sank die Erzeugung indes um 2,7 Prozent. Das Ausbauziel für 2030 ist erreichbar.
Der Ökostrom-Ausbau in Österreich kommt weiter gut voran. Das betonten die Vorstände der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber und Wolfgang Urbantschitsch, am 12.
Oktober bei der Präsentation ihres Monitoringberichts auf Basis des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG-Monitorungbericht).
Laut dem Bericht wurden 2022 rund 78
Prozent des Strombedarfs in Österreich mit erneuerbaren Energien gedeckt. Die installierte Leistung der Ökostromanlagen stieg, die Großwasserkraft inklusive, gegenüber 2021 um 6,7
Prozent auf 22.794
MW.
Indessen sank die Ökostrom-Erzeugung um rund 2,7 Prozent auf 55,5
Milliarden
kWh. Der Grund dafür war die geringere Wasserführung der österreichischen Flüsse, infolge derer die Stromproduktion aus Wasserkraft um etwa 3,3
Milliarden kWh geringer ausfiel als 2021.
Demgegenüber erzeugten die österreichischen Windparks mit 7,2
Milliarden kWh um 7,7
Prozent mehr Strom als 2021. Bei den Photovoltaikanlagen war eine massive Produktionssteigerung um knapp 44
Prozent auf 3,4
Milliarden kWh zu verzeichnen. Laut Urbantschitsch ist bei der PV ein wahrer „Boom“ im Gange. Er geht davon aus, dass heuer zwischen Bodensee und Neusiedler See mehr als 100.000 Neuanlagen installiert werden dürften. Ihre Leistung sollte wegen des zunehmenden Trends zu Großanlagen den Wert des vergangenen Jahres übersteigen.
Der "Aufholbedarf" in ZahlenHaber konstatierte, Österreich befinde sich grundsätzlich auf einem guten Weg zu dem Ziel, seinen Elektrizitätsbedarf von 2030 an bilanziell vollständig mit Ökostrom zu decken. Allerdings bestehe noch „Aufholbedarf“, vor allem bei der Wasserkraft. Jährlich müssen demnach Ökostrom-Anlagen (Wasser- und Windkraft, PV sowie Biomasse) mit einer Leistung von 1.640
MW neu hinzukommen. Im Jahr 2021 belief sich dieser Netto-Zuwachs auf etwa 990
MW, 2022 waren es knapp 1.430
MW.
Marktpreis dominiertInfolge der hohen Preise im Großhandel mit Strom verließen etliche Anlagenbetreiber das Förderregime. Von Ende 2020 bis Mitte 2023 sank die Leistung der in der sogenannten „Ökobilanzgruppe“ befindlichen Anlagen um 66,6
Prozent auf 1.430
MW. Davon erhielten Anlagen mit 948
MW noch laufende Förderungen in Form fixer Einspeisetarife aufgrund des vormaligen Ökostromgesetzes (ÖSG). Die übrigen 482
MW fallen unter das EAG, das Investitionszuschüsse sowie flexible Marktprämien vorsieht.
Allerdings erfolgten die ersten Ausschreibungen hinsichtlich der Marktprämien erst am 13.
Dezember 2022. Sie fanden somit in den aktuellen EAG-Monitoringbericht der E-Control noch keinen Eingang.
Verbraucher zahlen Erneuerbare nicht mehr mitWeil die unterstützten Ökostrommengen zurückgingen, sank die Gesamtsumme an Subventionen („Vergütungsvolumen“) um 27
Prozent auf 666
Millionen Euro. Das sogenannte „Unterstützungsvolumen“ wiederum, das von den Stromkunden aufzubringen ist und das sich aus dem Vergütungsvolumen abzüglich des Marktwerts des Ökostroms errechnet, sank auf minus 109
Millionen Euro. Mit anderen Worten: Die Stromkunden brauchten keine Zahlungen zu leisten, um die Kosten für die Subventionen zu decken. Auch die Förderkosten für heuer waren mit den Einnahmen der Ökostrom-Förderstelle Oemag aus der Ökostrom-Vermarktung bereits abgedeckt. Daher setzte das Energieministerium (BMK) die auf die Endkunden entfallenden Förderbeiträge mit 0
Cent/kWh fest.
Auf eine Frage der Redaktion beschied Urbantschitsch, es stehe noch nicht fest, ob die Verbraucherbeiträge auch 2024 entfallen. Die Berechnungen seien im Gange: „Wir trauen uns keine Prognose zu.“ Urbantschitschs Kollege Haber stellte klar, dass die Beiträge sozial schwacher Haushalte bei 75
Euro pro Jahr gedeckelt sind. Wer keine Rundfunkgebühr bezahlen muss, ist auch von den Ökostrom-Subventionen befreit.
Diskussionen um PrämienhöheHinsichtlich der diesjährigen Ausschreibungen auf Basis des EAG klagten Projektierer mehrfach, die Marktprämien seien zu niedrig. Daher fehle es an Angebot. Seit Dezember 2022 seien etwa 556
MW Windkraft ausgeschrieben worden. Aus Mangel an Bewerbungen hätten jedoch nur Förderungen für 198
MW vergeben werden können. Daher müssten die Prämien erhöht werden.
Von der Redaktion hierauf angesprochen, erwiderte Urbantschitsch, an der Höhe der Prämien alleine könne der Mangel an Angeboten nicht liegen: „Die Prämien sind höher als in Deutschland.“ Daher werde es notwendig sein, die Angelegenheit zu analysieren. Für die Realisierung von Windkraftanlagen seien mehrere Jahre nötig. Möglicherweise stimmten manche seinerzeitigen Kalkulationen mit den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht mehr überein.
Der EAG-Monitoringbericht ist auf der
Website der E-Control verfügbar.
Donnerstag, 12.10.2023, 14:00 Uhr
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