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Nach der Anfang Juni verkündeten Streichung von 350 Arbeitsplätzen folgt nun die nächste Reduktion. In Österreich entfallen 450 Stellen, in Deutschland und Tschechien insgesamt 200.
Anfang Juni hatte der oberösterreichische Technologiekonzern Fronius mit Sitz in Pettenbach etwa 45 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Linz angekündigt, rund 350 seiner 8.000 Stellen abzubauen. Nun verlieren weitere 650 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze, davon 450 in Österreich sowie 200 bei den Tochterfirmen in Deutschland und in der Tschechischen Republik. Das berichten österreichische Tageszeitungen unter Berufung auf eine Aussendung der Austria Presse Agentur (APA). Laut dieser benachrichtigte Fronius-Chefin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß die Belegschaft am 15. Juli von der Situation.
Engelbrechtsmüller-Strauß zufolge wird die Kurzarbeit für 1.300 Beschäftigte im Photovoltaikbereich per September beendet. Statt dessen stellt Fronius vom Dreischicht- auf den Zweischichtbetrieb um. Ferner sollen Investitionen in Gebäude und Anlagen sowie Sachausgaben verringert werden. Anders als noch Anfang Juni schloss Engelbrechtsmüller-Strauß auch weitere Arbeitsplatzverluste nicht aus.
Wie berichtet, hatte Fronius 2022 und 2023 rund 420 Millionen Euro in seine Fabriken in den oberösterreichischen Kommunen Sattledt und Krumau investiert und etwa 2.000 neue Arbeitskräfte aufgenommen. Damit wollte das Unternehmen am sogenannten „PV-Boom“ infolge des Kriegs in der Ukraine teilhaben. Im Jahr 2023 wurden in Österreich PV-Anlagen mit rund 2.600 MW Gesamtleistung installiert, um knapp 160 Prozent mehr als 2022. Die kumulierte Leistung der in Österreich bestehenden PV-Anlagen erhöhte sich um 68,6 Prozent auf 6.395 MW.
Infolge des PV-Booms hatte Fronius 2022 mit 1,2 Milliarden Euro Umsatz erstmals die Milliardenschwelle überschritten und 2023 rund 1,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Für 2024 kündigte Engelbrechtsmüller-Strauß dagegen einen Rückgang „im zweistelligen Prozentbereich“ an.
Verfehlte Erwartungen
Fronius hatte für heuer mit zweistelligen Zuwachsraten bei den für das Unternehmen besonders wichtigen privaten Kleinanlagen gerechnet. Diese Erwartung erfüllte sich jedoch bei weitem nicht. Statt dessen schrumpfte der für Fronius relevante Markt laut Engelbrechtsmüller-Strauß in Österreich bis dato um etwa 25 Prozent, in Deutschland sogar um 43 Prozent. Dazu kommt nach ihren Angaben, dass die Großhändler bis in das kommende Jahr hinein beträchtliche Mengen an Wechselrichtern auf Lager haben, die zu den bedeutendsten Produkten von Fronius zählen. Die gelagerten Geräte sollen zumindest zum Teil aus China stammen, mutmaßt Engelbrechtsmüller-Strauß.
Branche unter Druck
Dass die PV-Branche in Österreich unter Druck ist, bestätigte die Geschäftsführerin des Verbandes Photovoltaic Austria, Vera Immitzer, der Redaktion. Das erste Quartal 2024 sei noch vergleichsweise gut verlaufen, für das zweite Quartal zeichneten sich indessen Rückgänge bei der installierten Leistung ab. Konkrete Daten liegen laut Immitzer noch nicht vor.
Zu befürchten ist ihr zufolge, dass sich der Zubau heuer auf weniger als 2.000 MW belaufen wird. „Damit würde der Wert verfehlt, der notwenig ist, um das Ausbauziel für 2030 zu erreichen“, warnte Immitzer. Dieses Ziel liegt bei 11.000 MW.
Immitzer erläuterte, der „PV-Boom“ der vergangenen Jahre sei vor allem durch den massiven Anstieg der Großhandelspreise für Strom in den Jahren 2021 und 2022 bedingt gewesen. Angesichts der seit der Jahreswende 2022/2023 gesunkenen Preise „sind Anreize weggefallen, neue PV-Anlagen zu installieren“.
Dienstag, 16.07.2024, 10:56 Uhr
Klaus Fischer
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