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Energie & Management > Gas - Österreich: E-Control sieht Gaspreise als Herausforderung
Quelle: Pixabay / Mimzy
Gas

Österreich: E-Control sieht Gaspreise als Herausforderung

Zwar sind die Speicher zu über 80 % befüllt. Importe aus Russland wurden teils durch solche aus anderen Ländern ersetzt. Sorgen bereiten aber die Gaspreise.
Vor übertriebenem Optimismus bezüglich der Gasversorgung Österreichs im kommenden Winter warnte Carola Millgramm, die Leiterin der Abteilung Gas der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, bei einem Webinar am 4. Oktober. Ihr zufolge bietet sich von den verfügbaren Mengen her zwar ein „optimistisches Bild“. Die Gasspeicher auf österreichischem Territorium sind zurzeit zu rund 80,4 % befüllt. Die eingelagerte Menge von 76,79 Mrd. kWh würde rechnerisch ausreichen, um etwa 85 % des österreichischen Jahresbedarfs zu decken.

Wie viel von dem Gas tatsächlich für Kunden in Österreich bestimmt ist, erhebt die E-Control gerade. Die entsprechenden Daten werden laut Millgramm „wahrscheinlich im November“ vorliegen. Ihr zufolge dürfte es sich um den „Großteil“ davon handeln. Laut Millgramm werden für die Versorgung aller österreichischen Kunden in einem durchschnittlichen Winter etwa 60 bis 65 Mrd. kWh Erdgas benötigt. Wie in ganz Europa haben sich auch in Österreich die Importe von Gas aus Russland und damit über den Hub Baumgarten etwa 40 km nordöstlich von Wien erheblich verringert, ergänzte Millgramm. Im Gegenzug wird mehr Gas über den Knoten Oberkappel an der bayerisch-oberösterreichischen Grenze eingeführt. Ebenso erfolgen Rückflüsse von Gas aus Italien.

Große Herausforderungen seien jedoch das hohe Niveau und die Volatilität der Gaspreise, warnte Millgramm: „Die Unsicherheit hinsichtlich der Preise ist enorm hoch.“ Das belaste die Versorger ebenso wie die Kunden. Es gelte daher, möglichst „alle Szenarien durchzuspielen“ und sich insbesondere auf weitere Maßnahmen im Zuge der Energielenkung vorzubereiten. Bei solchen Maßnahmen käme der E-Control eine zentrale Rolle zu. Seit 31. März befindet sich Österreich diesbezüglich auf der Stufe 1, der Frühwarnstufe. Sollte es zu Verschärfungen der Versorgungslage kommen, könnte das Energieministerium (BMK) im äußersten Fall Einschränkungen der Belieferung von Großkunden vor allem in der Industrie verfügen. An der Vorbereitung der diesbezüglichen Verordnung sowie an der Koordinierung der Maßnahmen auf Basis der Verordnung hat die E-Control mitzuwirken.

Die E-Control selbst richtete laut Millgramm noch am Tage der russischen Invasion in der Ukraine, dem 24. Februar, ein Krisenteam ein, das seither täglich zusammentritt und die Lage kontinuierlich überwacht. Laufend erfolgt die Abstimmung mit dem BMK und der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), die für die Steuerung der Gasflüsse in Österreich koordiniert. Ebenso steht die Behörde mit den zuständigen Stellen auf europäischer Ebene sowie mit den Marktteilnehmern in Kontakt.

Bessere Vorkehrungen

Millgramm betonte, Österreich habe in den vergangenen Monaten Vorkehrungen getroffen, um die Versorgungssicherheit weiter zu verbessern. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die „strategische Gasreserve“ von 20 Mrd. kWh oder rund einem Viertel des Jahresbedarfs. Diese steht ab 1. November zur Verfügung. Überdies sind die Versorger verpflichtet, für die Belieferung „geschützten Kunden“, darunter Haushalte und Krankenhäuser, über die strategische Reserve hinaus rund vier Mrd. kWh vorzuhalten. Dies dient dazu, die betreffenden Kunden „für einen Zeitraum von 30 Tagen bei Ausfall der größten einzelnen Gasinfrastruktur unter durchschnittlichen Winterbedingungen“ versorgen zu können, wie es die EU-Verordnung 2017/1938 „über Maßnahmen zur Gewährleistung der sicheren Gasversorgung“ vorschreibt.

Laut einer Novelle zum Gaswirtschaftsgesetz müssen die Versorger dies mittels Speicherkapazitäten nachweisen. Geplant sind weiters finanzielle Unterstützungen für den Umstieg Kraftwerken und Industrieanlagen auf den Betrieb mit anderen Brennstoffen als Erdgas. Überdies beschloss die Bundesregierung, den Import von Gas aus anderen Regionen als Russland zu fördern. Die diesbezüglichen Richtlinien sind laut Millgramm „in Finalisierung“.

Nicht äußern wollte sich Millgramm zur Forderung der oppositionellen Sozialdemokraten, die Regierung aus Konservativen und Grünen solle Gas im Großhandel zum Marktpreis beschaffen und um 50 Euro/MWh „an Haushalte, Wirtschaft und Kraftwerke weitergeben.“ Die E-Control bewerte „politische Fragen oder Vorschläge grundsätzlich nicht“, hieß es auf Anfrage der Redaktion.

Mittwoch, 5.10.2022, 09:44 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Gas - Österreich: E-Control sieht Gaspreise als Herausforderung
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Österreich: E-Control sieht Gaspreise als Herausforderung
Zwar sind die Speicher zu über 80 % befüllt. Importe aus Russland wurden teils durch solche aus anderen Ländern ersetzt. Sorgen bereiten aber die Gaspreise.
Vor übertriebenem Optimismus bezüglich der Gasversorgung Österreichs im kommenden Winter warnte Carola Millgramm, die Leiterin der Abteilung Gas der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, bei einem Webinar am 4. Oktober. Ihr zufolge bietet sich von den verfügbaren Mengen her zwar ein „optimistisches Bild“. Die Gasspeicher auf österreichischem Territorium sind zurzeit zu rund 80,4 % befüllt. Die eingelagerte Menge von 76,79 Mrd. kWh würde rechnerisch ausreichen, um etwa 85 % des österreichischen Jahresbedarfs zu decken.

Wie viel von dem Gas tatsächlich für Kunden in Österreich bestimmt ist, erhebt die E-Control gerade. Die entsprechenden Daten werden laut Millgramm „wahrscheinlich im November“ vorliegen. Ihr zufolge dürfte es sich um den „Großteil“ davon handeln. Laut Millgramm werden für die Versorgung aller österreichischen Kunden in einem durchschnittlichen Winter etwa 60 bis 65 Mrd. kWh Erdgas benötigt. Wie in ganz Europa haben sich auch in Österreich die Importe von Gas aus Russland und damit über den Hub Baumgarten etwa 40 km nordöstlich von Wien erheblich verringert, ergänzte Millgramm. Im Gegenzug wird mehr Gas über den Knoten Oberkappel an der bayerisch-oberösterreichischen Grenze eingeführt. Ebenso erfolgen Rückflüsse von Gas aus Italien.

Große Herausforderungen seien jedoch das hohe Niveau und die Volatilität der Gaspreise, warnte Millgramm: „Die Unsicherheit hinsichtlich der Preise ist enorm hoch.“ Das belaste die Versorger ebenso wie die Kunden. Es gelte daher, möglichst „alle Szenarien durchzuspielen“ und sich insbesondere auf weitere Maßnahmen im Zuge der Energielenkung vorzubereiten. Bei solchen Maßnahmen käme der E-Control eine zentrale Rolle zu. Seit 31. März befindet sich Österreich diesbezüglich auf der Stufe 1, der Frühwarnstufe. Sollte es zu Verschärfungen der Versorgungslage kommen, könnte das Energieministerium (BMK) im äußersten Fall Einschränkungen der Belieferung von Großkunden vor allem in der Industrie verfügen. An der Vorbereitung der diesbezüglichen Verordnung sowie an der Koordinierung der Maßnahmen auf Basis der Verordnung hat die E-Control mitzuwirken.

Die E-Control selbst richtete laut Millgramm noch am Tage der russischen Invasion in der Ukraine, dem 24. Februar, ein Krisenteam ein, das seither täglich zusammentritt und die Lage kontinuierlich überwacht. Laufend erfolgt die Abstimmung mit dem BMK und der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), die für die Steuerung der Gasflüsse in Österreich koordiniert. Ebenso steht die Behörde mit den zuständigen Stellen auf europäischer Ebene sowie mit den Marktteilnehmern in Kontakt.

Bessere Vorkehrungen

Millgramm betonte, Österreich habe in den vergangenen Monaten Vorkehrungen getroffen, um die Versorgungssicherheit weiter zu verbessern. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die „strategische Gasreserve“ von 20 Mrd. kWh oder rund einem Viertel des Jahresbedarfs. Diese steht ab 1. November zur Verfügung. Überdies sind die Versorger verpflichtet, für die Belieferung „geschützten Kunden“, darunter Haushalte und Krankenhäuser, über die strategische Reserve hinaus rund vier Mrd. kWh vorzuhalten. Dies dient dazu, die betreffenden Kunden „für einen Zeitraum von 30 Tagen bei Ausfall der größten einzelnen Gasinfrastruktur unter durchschnittlichen Winterbedingungen“ versorgen zu können, wie es die EU-Verordnung 2017/1938 „über Maßnahmen zur Gewährleistung der sicheren Gasversorgung“ vorschreibt.

Laut einer Novelle zum Gaswirtschaftsgesetz müssen die Versorger dies mittels Speicherkapazitäten nachweisen. Geplant sind weiters finanzielle Unterstützungen für den Umstieg Kraftwerken und Industrieanlagen auf den Betrieb mit anderen Brennstoffen als Erdgas. Überdies beschloss die Bundesregierung, den Import von Gas aus anderen Regionen als Russland zu fördern. Die diesbezüglichen Richtlinien sind laut Millgramm „in Finalisierung“.

Nicht äußern wollte sich Millgramm zur Forderung der oppositionellen Sozialdemokraten, die Regierung aus Konservativen und Grünen solle Gas im Großhandel zum Marktpreis beschaffen und um 50 Euro/MWh „an Haushalte, Wirtschaft und Kraftwerke weitergeben.“ Die E-Control bewerte „politische Fragen oder Vorschläge grundsätzlich nicht“, hieß es auf Anfrage der Redaktion.

Mittwoch, 5.10.2022, 09:44 Uhr
Klaus Fischer

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