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Energie & Management > Erdgas - Nur extreme Kälte würde Probleme machen
LNG-Tanker Ish erreicht die Regasifizierungseinheit Höegh Gannet in Brunsbüttel. Quelle: RWE
Erdgas

Nur extreme Kälte würde Probleme machen

Die Ausgangslage könnte nicht besser sein: Die Gasspeicher sind zu 100 Prozent gefüllt, die Verbräuche bisher niedrig. Nur ein sehr kalter Winter könnte zu Versorgungsengpässen führen.
Die „Initiative Energien Speichern e.V.“ (INES) hat in einem November-Update wieder Szenarien zur Gasversorgung im Winter vorgestellt. Fazit: Bei warmer Witterung oder normalen Temperaturen, ist alles kein Problem, wird es allerdings extrem kalt, könnte von Januar bis März eine Gasmangellage auftreten.

Die Gasspeicher in Deutschland sind mittlerweile vollständig befüllt, der zum 1. November vorgeschriebene Stand von 95 Prozent ist damit überschritten worden, so wie auch die 85 Prozent zum 1. Oktober mit 96 Prozent getoppt werden konnten. Bei niedrigen Temperaturen in diesem Winter könnte allerdings der für 1. Februar geltende Wert von 40 Prozent, so die Berechnungen von Ines, herausfordernd werden, wenn es sehr kalt wird, könnte er nicht gehalten werden.

Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann erklärte dazu: „Trotz aller Herausforderungen haben die Betreiber und Nutzer der Gasspeicher ein zweites Jahr in Folge eine vollständige Befüllung der Gasspeicher erreicht. Für den anstehenden Winter bedeutet die vollständige Befüllung, dass nur noch extrem niedrige Temperaturen unter aktuellen Bedingungen zu einer Gasmangellage führen könnten.“

Darüber hinaus gab der Speicherverband bei seiner Pressekonferenz am 7. November auch einen Ãœberblick über die allgemeine Lage der Gasversorgung in Deutschland.

Nach dem Wegfall der Lieferungen aus Russland Ende August 2022 sind die Importe nach Deutschland zurückgegangen, aktuell sorgen vor allem Norwegen, Belgien und die Niederlande für Ausgleich. Neu hinzugekommen sind die Kapazitäten der neuen LNG-Terminals, die Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel in Betrieb gegangen sind. Ihr Beitrag von 0,2 Milliarden kWh am Tag fiel bei einer Gesamtimportmenge von 2,4 Milliarden kWh bisher aber noch gering aus.
 
 
Bis 2026/27 weitere schwimmende LNG-Terminal sinnvoll

Die Verbräuche sind im Oktober mit 1,9 Milliarden kWh am Tag gestiegen, die Erhöhung fiel jedoch wegen der noch recht hohen Temperaturen moderat aus, sodass noch Gas für die 100-prozentige Speicherfüllung verwendet werden konnte, die am Morgen des 5. November erreicht wurde. Die europäischen LNG-Importe sind im Oktober auf 3,5 Milliarden kWh/Tag angestiegen. Die gesamten Importkapazitäten von 8,2 Milliarden kWh waren damit zu 43 Prozent ausgelastet. Importschwerpunkte beim Flüssigerdgas sind Frankreich, das Vereinigte Königreich, Spanien und die Niederlande.

Das Thema LNG spielt auch in den Handlungsempfehlungen des Speicherverbandes zur Wiederherstellung der Gasversorgungssicherheit eine Rolle. Bis zum Winter 2026/27, so heißt es, sei der derzeitige Fokus auf zusätzliche schwimmende LNG-Terminals zielführend, weil die FSRU-Einheiten (Floating Storage an Regasification Unit) im Vergleich zu anderen Infrastrukturoptionen schneller zur Verfügung gestellt werden können.

Hohe Kosten durch direkten Einkauf

Am 13. Oktober 2023 hat die Bundesregierung dem Bundesrat einen Vorschlag zur Änderung des Gasspeichergesetzes vorgelegt. Nach Einschätzung von Ines haben die Vorschläge der Bundesregierung zur Änderung des Gasspeichergesetzes nicht das Potenzial, um die Versorgungssicherheit weiter zu verbessern. Auf Kritik stieß unter anderem die geplante Verlängerung des Gasspeichergesetzes bis 2027. Ein vorgeschlagenes Ausspeicherverbot bei Unterschreiten von Füllstandsvorgaben könnte sich sogar negativ auf die marktwirtschaftliche Speichernutzung und damit auf die Versorgungssicherheit auswirken. 

Stattdessen schlägt Ines vor, Gas-Optionen und Befüllungsinstrumente weiterzuentwickeln. Zu bevorzugen sei die Ausschreibung von Gasmengen, die zum Erreichen der Füllstandvorschriften nötig sind, sodass diese von Marktteilnehmern beschafft werden können. Sie hätten die größere Erfahrung und könnten effizienter arbeiten. Wie sich vergangenes Jahr gezeigt habe, ging der direkte Einkauf durch den Marktgebietsverantwortlichen THE mit wesentlich höheren Kosten einher.
 
Die gesetzlichen Füllstandsvorgaben wurden mehr als erfüllt
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: GIE, Ines
 
Nur extrem niedrige Temperaturen würden zu Problemen führen
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Ines

Dienstag, 7.11.2023, 15:00 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Erdgas - Nur extreme Kälte würde Probleme machen
LNG-Tanker Ish erreicht die Regasifizierungseinheit Höegh Gannet in Brunsbüttel. Quelle: RWE
Erdgas
Nur extreme Kälte würde Probleme machen
Die Ausgangslage könnte nicht besser sein: Die Gasspeicher sind zu 100 Prozent gefüllt, die Verbräuche bisher niedrig. Nur ein sehr kalter Winter könnte zu Versorgungsengpässen führen.
Die „Initiative Energien Speichern e.V.“ (INES) hat in einem November-Update wieder Szenarien zur Gasversorgung im Winter vorgestellt. Fazit: Bei warmer Witterung oder normalen Temperaturen, ist alles kein Problem, wird es allerdings extrem kalt, könnte von Januar bis März eine Gasmangellage auftreten.

Die Gasspeicher in Deutschland sind mittlerweile vollständig befüllt, der zum 1. November vorgeschriebene Stand von 95 Prozent ist damit überschritten worden, so wie auch die 85 Prozent zum 1. Oktober mit 96 Prozent getoppt werden konnten. Bei niedrigen Temperaturen in diesem Winter könnte allerdings der für 1. Februar geltende Wert von 40 Prozent, so die Berechnungen von Ines, herausfordernd werden, wenn es sehr kalt wird, könnte er nicht gehalten werden.

Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann erklärte dazu: „Trotz aller Herausforderungen haben die Betreiber und Nutzer der Gasspeicher ein zweites Jahr in Folge eine vollständige Befüllung der Gasspeicher erreicht. Für den anstehenden Winter bedeutet die vollständige Befüllung, dass nur noch extrem niedrige Temperaturen unter aktuellen Bedingungen zu einer Gasmangellage führen könnten.“

Darüber hinaus gab der Speicherverband bei seiner Pressekonferenz am 7. November auch einen Ãœberblick über die allgemeine Lage der Gasversorgung in Deutschland.

Nach dem Wegfall der Lieferungen aus Russland Ende August 2022 sind die Importe nach Deutschland zurückgegangen, aktuell sorgen vor allem Norwegen, Belgien und die Niederlande für Ausgleich. Neu hinzugekommen sind die Kapazitäten der neuen LNG-Terminals, die Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel in Betrieb gegangen sind. Ihr Beitrag von 0,2 Milliarden kWh am Tag fiel bei einer Gesamtimportmenge von 2,4 Milliarden kWh bisher aber noch gering aus.
 
 
Bis 2026/27 weitere schwimmende LNG-Terminal sinnvoll

Die Verbräuche sind im Oktober mit 1,9 Milliarden kWh am Tag gestiegen, die Erhöhung fiel jedoch wegen der noch recht hohen Temperaturen moderat aus, sodass noch Gas für die 100-prozentige Speicherfüllung verwendet werden konnte, die am Morgen des 5. November erreicht wurde. Die europäischen LNG-Importe sind im Oktober auf 3,5 Milliarden kWh/Tag angestiegen. Die gesamten Importkapazitäten von 8,2 Milliarden kWh waren damit zu 43 Prozent ausgelastet. Importschwerpunkte beim Flüssigerdgas sind Frankreich, das Vereinigte Königreich, Spanien und die Niederlande.

Das Thema LNG spielt auch in den Handlungsempfehlungen des Speicherverbandes zur Wiederherstellung der Gasversorgungssicherheit eine Rolle. Bis zum Winter 2026/27, so heißt es, sei der derzeitige Fokus auf zusätzliche schwimmende LNG-Terminals zielführend, weil die FSRU-Einheiten (Floating Storage an Regasification Unit) im Vergleich zu anderen Infrastrukturoptionen schneller zur Verfügung gestellt werden können.

Hohe Kosten durch direkten Einkauf

Am 13. Oktober 2023 hat die Bundesregierung dem Bundesrat einen Vorschlag zur Änderung des Gasspeichergesetzes vorgelegt. Nach Einschätzung von Ines haben die Vorschläge der Bundesregierung zur Änderung des Gasspeichergesetzes nicht das Potenzial, um die Versorgungssicherheit weiter zu verbessern. Auf Kritik stieß unter anderem die geplante Verlängerung des Gasspeichergesetzes bis 2027. Ein vorgeschlagenes Ausspeicherverbot bei Unterschreiten von Füllstandsvorgaben könnte sich sogar negativ auf die marktwirtschaftliche Speichernutzung und damit auf die Versorgungssicherheit auswirken. 

Stattdessen schlägt Ines vor, Gas-Optionen und Befüllungsinstrumente weiterzuentwickeln. Zu bevorzugen sei die Ausschreibung von Gasmengen, die zum Erreichen der Füllstandvorschriften nötig sind, sodass diese von Marktteilnehmern beschafft werden können. Sie hätten die größere Erfahrung und könnten effizienter arbeiten. Wie sich vergangenes Jahr gezeigt habe, ging der direkte Einkauf durch den Marktgebietsverantwortlichen THE mit wesentlich höheren Kosten einher.
 
Die gesetzlichen Füllstandsvorgaben wurden mehr als erfüllt
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Quelle: GIE, Ines
 
Nur extrem niedrige Temperaturen würden zu Problemen führen
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Quelle: Ines

Dienstag, 7.11.2023, 15:00 Uhr
Günter Drewnitzky

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