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Energie & Management > Stadtwerke - NRW-Ministerin legt Stadtwerke-Chefs Gehaltsverzicht nahe
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

NRW-Ministerin legt Stadtwerke-Chefs Gehaltsverzicht nahe

Sparen und Verzicht üben. Das in der Energiekrise oft geäußerte Credo hat NRW-Energieministerin Neubaur um einen Aspekt erweitert: Stadtwerke-Chefs sollten beim Gehalt genügsamer sein.
Was hilft gegen steigende Energiepreise in der Krise? Häufig gehörte Antworten sind: Kältere Schwimmbecken in Bädern, geschlossene Saunen, weniger Heizen im Winter – mithin sparen, sparen, sparen. Die neue NRW-Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) nimmt beim Verzicht in der Not auch die Geldbeutel der Stadtwerke-Geschäftsführer ins Visier. Viel Beifall erhält sie dafür nicht.
 
Auf dem "Deutschen Energierechtstag" in Essen sprach die stellvertretende Ministerpräsidentin die Empfehlung an Stadtwerke-Manager aus, auf Bonuszahlungen im nächsten Jahr zu verzichten. Das sei "eine kluge Entscheidung". Boni sind in der Regel an die Umsatzentwicklung gekoppelt und können das Gehalt durchaus um mehr als 40 % erhöhen.

Kritik aus Münster an Neubaurs "populistischem" Vorschlag

Die Festgehälter der Top-Manager in kommunalen Versorgungsgesellschaften liegen in Nordrhein-Westfalen gemäß Bundesanzeiger im sechsstelligen Bereich. Im Ruhrgebiet durchschnittlich bei gut 300.000 Euro, in Münster zuletzt darunter. Variable Zahlungen wie Boni können leicht eine sechsstellige Höhe erreichen, was die Geschäftsführer im Revier oft insgesamt über die Schwelle von einer halben Million Euro hievt.

Laut Geschäftsbericht der Stadtwerke Münster für das Jahr 2021 erhielten die beiden Geschäftsführer Sebastian Jurczyk (verantwortlich für Energie) und Frank Gäfgen (Mobilität) zusammengerechnet 449.000 Euro, hinzu kamen jeweils 65.000 Euro Boni und Altersversorgungsbeiträge - die Extrazahlungen erreichen hier also eine Höhe von rund 29 %. Wegen der unterschiedlich hohen Festvergütung (254.000 vs. 195.000 Euro) fällt der Anteil der Extrazahlungen bei Frank Gäfgen mit etwa einem Drittel Aufschlag etwas höher aus als beim Spitzenverdiener Sebastian Jurczyk (knapp 25 %). Der besser dotierte Vertrag von Jurczyk überschreitet nach designierter Vertragsverlängerung übrigens künftig die Marke von 400.000 Euro.

Bonuszahlungen sind allerdings keine Selbstverständlichkeit in der Branche. Wie der Westfälische Anzeiger berichtet, sollen die beiden Geschäftsführer der Stadtwerke Hamm keinerlei zusätzliche Zahlungen erhalten. Die Chefs kamen laut Zeitung, die sich auf den Bundesanzeiger bezieht, im Jahr 2020 auf gut 350.000 Euro beziehungsweise mehr als 260.000 Euro Jahreseinkünfte.

Kritik am Neubaur-Vorschlag kommt vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Stadtwerke Münster. Als "populistisch" wertet Walter von Göwels im Gespräch mit unserer Redaktion den Vorstoß. Er gehört der Partei an, mit der Neubaurs Grüne in Düsseldorf die Regierung bilden, der CDU. Neubaur vergesse, dass Stadtwerke als kommunale Gesellschaften im Wettbewerb mit Energiekonzernen der freien Wirtschaft stehen. Diese entlohnten ihr Führungspersonal ohnehin höher, die Verhandlungsposition für Stadtwerke im Ringen um gutes Personal drohe noch schwächer zu werden.

Fraglich ist, was ein einmaliger Gehaltsverzicht im sechsstelligen Bereich mehr sein könnte als eine Geste. Die eingesparte Summe würde Stadtwerken vermutlich kaum Spielraum eröffnen, den Preis für eine Kilowattstunde Strom oder Gas signifikant zu drücken. In Ermangelung konkreter Vorschläge der Ministerin bewertet Walter von Göwels die Idee als "nicht mutig". Stadtwerke-Chefs trügen mit der Haftung für ihr Tun ein hohes Risiko. Der Grünen-Politikerin schlug der CDU-Mann vor, lieber mit gutem Beispiel voranzugehen und selbst auf einen Teil ihrer "beamtenähnlichen Bezahlung" zu verzichten.

Montag, 29.08.2022, 16:20 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - NRW-Ministerin legt Stadtwerke-Chefs Gehaltsverzicht nahe
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
NRW-Ministerin legt Stadtwerke-Chefs Gehaltsverzicht nahe
Sparen und Verzicht üben. Das in der Energiekrise oft geäußerte Credo hat NRW-Energieministerin Neubaur um einen Aspekt erweitert: Stadtwerke-Chefs sollten beim Gehalt genügsamer sein.
Was hilft gegen steigende Energiepreise in der Krise? Häufig gehörte Antworten sind: Kältere Schwimmbecken in Bädern, geschlossene Saunen, weniger Heizen im Winter – mithin sparen, sparen, sparen. Die neue NRW-Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) nimmt beim Verzicht in der Not auch die Geldbeutel der Stadtwerke-Geschäftsführer ins Visier. Viel Beifall erhält sie dafür nicht.
 
Auf dem "Deutschen Energierechtstag" in Essen sprach die stellvertretende Ministerpräsidentin die Empfehlung an Stadtwerke-Manager aus, auf Bonuszahlungen im nächsten Jahr zu verzichten. Das sei "eine kluge Entscheidung". Boni sind in der Regel an die Umsatzentwicklung gekoppelt und können das Gehalt durchaus um mehr als 40 % erhöhen.

Kritik aus Münster an Neubaurs "populistischem" Vorschlag

Die Festgehälter der Top-Manager in kommunalen Versorgungsgesellschaften liegen in Nordrhein-Westfalen gemäß Bundesanzeiger im sechsstelligen Bereich. Im Ruhrgebiet durchschnittlich bei gut 300.000 Euro, in Münster zuletzt darunter. Variable Zahlungen wie Boni können leicht eine sechsstellige Höhe erreichen, was die Geschäftsführer im Revier oft insgesamt über die Schwelle von einer halben Million Euro hievt.

Laut Geschäftsbericht der Stadtwerke Münster für das Jahr 2021 erhielten die beiden Geschäftsführer Sebastian Jurczyk (verantwortlich für Energie) und Frank Gäfgen (Mobilität) zusammengerechnet 449.000 Euro, hinzu kamen jeweils 65.000 Euro Boni und Altersversorgungsbeiträge - die Extrazahlungen erreichen hier also eine Höhe von rund 29 %. Wegen der unterschiedlich hohen Festvergütung (254.000 vs. 195.000 Euro) fällt der Anteil der Extrazahlungen bei Frank Gäfgen mit etwa einem Drittel Aufschlag etwas höher aus als beim Spitzenverdiener Sebastian Jurczyk (knapp 25 %). Der besser dotierte Vertrag von Jurczyk überschreitet nach designierter Vertragsverlängerung übrigens künftig die Marke von 400.000 Euro.

Bonuszahlungen sind allerdings keine Selbstverständlichkeit in der Branche. Wie der Westfälische Anzeiger berichtet, sollen die beiden Geschäftsführer der Stadtwerke Hamm keinerlei zusätzliche Zahlungen erhalten. Die Chefs kamen laut Zeitung, die sich auf den Bundesanzeiger bezieht, im Jahr 2020 auf gut 350.000 Euro beziehungsweise mehr als 260.000 Euro Jahreseinkünfte.

Kritik am Neubaur-Vorschlag kommt vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Stadtwerke Münster. Als "populistisch" wertet Walter von Göwels im Gespräch mit unserer Redaktion den Vorstoß. Er gehört der Partei an, mit der Neubaurs Grüne in Düsseldorf die Regierung bilden, der CDU. Neubaur vergesse, dass Stadtwerke als kommunale Gesellschaften im Wettbewerb mit Energiekonzernen der freien Wirtschaft stehen. Diese entlohnten ihr Führungspersonal ohnehin höher, die Verhandlungsposition für Stadtwerke im Ringen um gutes Personal drohe noch schwächer zu werden.

Fraglich ist, was ein einmaliger Gehaltsverzicht im sechsstelligen Bereich mehr sein könnte als eine Geste. Die eingesparte Summe würde Stadtwerken vermutlich kaum Spielraum eröffnen, den Preis für eine Kilowattstunde Strom oder Gas signifikant zu drücken. In Ermangelung konkreter Vorschläge der Ministerin bewertet Walter von Göwels die Idee als "nicht mutig". Stadtwerke-Chefs trügen mit der Haftung für ihr Tun ein hohes Risiko. Der Grünen-Politikerin schlug der CDU-Mann vor, lieber mit gutem Beispiel voranzugehen und selbst auf einen Teil ihrer "beamtenähnlichen Bezahlung" zu verzichten.

Montag, 29.08.2022, 16:20 Uhr
Volker Stephan

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