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Energie & Management > Gasnetz - Nord Stream 1 abgeschaltet
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
Gasnetz

Nord Stream 1 abgeschaltet

Die Gasleitung Nord Stream 1, die Gas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportiert, wurde wegen Wartungsarbeiten heruntergefahren. Auch Österreich bekommt weniger Gas.
Wegen regulärer Wartungsarbeiten ist am Morgen des 11. Juli die Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet worden. Das teilte eine Sprecherin der Nord Stream AG in der Schweiz mit. Laut Unternehmen werden mechanische Teile und automatische Systeme überprüft.

Die Bundesregierung und der Betreiber Nord Stream AG rechnen mit rund zehntägigen Arbeiten. Zugleich äußerten die Bundesnetzagentur und auch das Wirtschaftsministerium zuletzt Bedenken, dass Russland danach den Gashahn nicht wieder andrehen könnte.

Kanada macht Sanktions-Ausnahme, Ukraine protestiert

Russland hatte die Gaslieferungen bereits Mitte Juni angeblich wegen einer defekten Turbine stark gedrosselt. Kanada gab am Wochenende die Ausfuhr einer reparierten Turbine frei, wodurch dieses Problem gelöst werden soll. Die Bundesregierung hatte allerdings die russische Argumentation im Zusammenhang mit dem Turbinendefekt von Anfang an angezweifelt. Wegen des Angriffskriegs in der Ukraine versucht Deutschland verstärkt, von russischen Energielieferungen unabhängig zu werden.

Angesichts des Protestes der Ukraine gegen die Lieferung der Turbine über Deutschland, wo sie dann Siemens Energy "so schnell wie möglich" zur Nord Stream 1 weiterliefern möchte, verwies die Bundesregierung, diese falle nicht unter EU-Sanktionen. Eine Regierungssprecherin sagte am 11. Juli, diese Strafmaßnahmen beträfen nicht den Gastransit. Dies sei aus gutem Grund so. Bei den Sanktionen gegen Russland sei ein entscheidendes Kriterium, dass diese der EU und Deutschland nicht mehr schaden als Russland.

Deutschland und Tschechien rücken zusammen

Deutschland und Tschechien planem derweil ein bilaterales Erdgas-Solidaritätsabkommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der tschechische Industrie- und Handelsminister Jozef Sikela unterzeichneten am 11. Juli in Prag eine entsprechende Absichtserklärung. "Wir helfen uns gegenseitig mit der Gasversorgung und werden das auch aus Deutschland für Tschechien tun", sagte Habeck. Tschechien ist fast komplett von russischen Gasimporten abhängig.

OMV: Wohl 70  Prozent weniger

Der österreichische Energiekonzern OMV hat nach dem Beginn der Wartung ebenfalls deutlich weniger Gas aus Russland bekommen. Der Konzern müsse mit
einem Minus von 70 Prozent im Vergleich zur bestellten Menge rechnen, teilte ein OMV-Sprecher mit. Schon in den vergangenen Wochen hatte die OMV teils erheblich weniger Gas als geordert aus Russland bekommen.

Dennoch reichen nach Angaben der Regulierungsbehörde E-Control die auch auf anderen Märkten gekauften Mengen, um Österreich aktuell sicher zu versorgen. "Es gibt genug, um den österreichischen Tagesbedarf zu decken und eventuell auch noch
etwas Gas einzuspeichern", sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Die Speicher seien zu etwa 48 Prozent gefüllt, das entspreche in etwa einem halben Jahresbedarf. Ziel der Regierung ist ein Füllstand von 80 Prozent im November.

Italien: Minus ein Drittel

Auch nach Italien hat Russland hat die Gaslieferungen reduziert, und zwar um etwa
ein Drittel auf 21 Mio. m3. Das habe der russische Staatskonzern Gazprom mitgeteilt, schrieb der teilstaatliche Öl- und Gasversorger Italiens, Eni, am 11. Juli. Die Strom- und die Wärmeversorgung des Landes ist stark gaslastig. Die
Regierung Mario Draghi will die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen reduzieren und hat in diesem Sinne etwa Lieferabkommen mit Aserbaidschan, Katar und Algerien abgeschlossen.

Mit Material von dpa

Montag, 11.07.2022, 09:44 Uhr
Christine Büttner
Energie & Management > Gasnetz - Nord Stream 1 abgeschaltet
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
Gasnetz
Nord Stream 1 abgeschaltet
Die Gasleitung Nord Stream 1, die Gas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportiert, wurde wegen Wartungsarbeiten heruntergefahren. Auch Österreich bekommt weniger Gas.
Wegen regulärer Wartungsarbeiten ist am Morgen des 11. Juli die Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet worden. Das teilte eine Sprecherin der Nord Stream AG in der Schweiz mit. Laut Unternehmen werden mechanische Teile und automatische Systeme überprüft.

Die Bundesregierung und der Betreiber Nord Stream AG rechnen mit rund zehntägigen Arbeiten. Zugleich äußerten die Bundesnetzagentur und auch das Wirtschaftsministerium zuletzt Bedenken, dass Russland danach den Gashahn nicht wieder andrehen könnte.

Kanada macht Sanktions-Ausnahme, Ukraine protestiert

Russland hatte die Gaslieferungen bereits Mitte Juni angeblich wegen einer defekten Turbine stark gedrosselt. Kanada gab am Wochenende die Ausfuhr einer reparierten Turbine frei, wodurch dieses Problem gelöst werden soll. Die Bundesregierung hatte allerdings die russische Argumentation im Zusammenhang mit dem Turbinendefekt von Anfang an angezweifelt. Wegen des Angriffskriegs in der Ukraine versucht Deutschland verstärkt, von russischen Energielieferungen unabhängig zu werden.

Angesichts des Protestes der Ukraine gegen die Lieferung der Turbine über Deutschland, wo sie dann Siemens Energy "so schnell wie möglich" zur Nord Stream 1 weiterliefern möchte, verwies die Bundesregierung, diese falle nicht unter EU-Sanktionen. Eine Regierungssprecherin sagte am 11. Juli, diese Strafmaßnahmen beträfen nicht den Gastransit. Dies sei aus gutem Grund so. Bei den Sanktionen gegen Russland sei ein entscheidendes Kriterium, dass diese der EU und Deutschland nicht mehr schaden als Russland.

Deutschland und Tschechien rücken zusammen

Deutschland und Tschechien planem derweil ein bilaterales Erdgas-Solidaritätsabkommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der tschechische Industrie- und Handelsminister Jozef Sikela unterzeichneten am 11. Juli in Prag eine entsprechende Absichtserklärung. "Wir helfen uns gegenseitig mit der Gasversorgung und werden das auch aus Deutschland für Tschechien tun", sagte Habeck. Tschechien ist fast komplett von russischen Gasimporten abhängig.

OMV: Wohl 70  Prozent weniger

Der österreichische Energiekonzern OMV hat nach dem Beginn der Wartung ebenfalls deutlich weniger Gas aus Russland bekommen. Der Konzern müsse mit
einem Minus von 70 Prozent im Vergleich zur bestellten Menge rechnen, teilte ein OMV-Sprecher mit. Schon in den vergangenen Wochen hatte die OMV teils erheblich weniger Gas als geordert aus Russland bekommen.

Dennoch reichen nach Angaben der Regulierungsbehörde E-Control die auch auf anderen Märkten gekauften Mengen, um Österreich aktuell sicher zu versorgen. "Es gibt genug, um den österreichischen Tagesbedarf zu decken und eventuell auch noch
etwas Gas einzuspeichern", sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Die Speicher seien zu etwa 48 Prozent gefüllt, das entspreche in etwa einem halben Jahresbedarf. Ziel der Regierung ist ein Füllstand von 80 Prozent im November.

Italien: Minus ein Drittel

Auch nach Italien hat Russland hat die Gaslieferungen reduziert, und zwar um etwa
ein Drittel auf 21 Mio. m3. Das habe der russische Staatskonzern Gazprom mitgeteilt, schrieb der teilstaatliche Öl- und Gasversorger Italiens, Eni, am 11. Juli. Die Strom- und die Wärmeversorgung des Landes ist stark gaslastig. Die
Regierung Mario Draghi will die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen reduzieren und hat in diesem Sinne etwa Lieferabkommen mit Aserbaidschan, Katar und Algerien abgeschlossen.

Mit Material von dpa

Montag, 11.07.2022, 09:44 Uhr
Christine Büttner

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