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Energie & Management > Veranstaltung - Neues Energiesystem als Chance begreifen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Veranstaltung

Neues Energiesystem als Chance begreifen

Auf dem Dena-Kongress in Berlin diskutierten Vertreter von Energiewirtschaft, Industrie und Transport, wie die Klimaneutralität tatsächlich bis 2045 zu erreichen sein kann.
In Berlin findet vom 8.-9. November der diesjährige Kongress der Deutschen Energieagentur (Dena) statt. Sein Motto lautet: „NeuKlimaLand“. Wie das neue, klimaneutrale Deutschland in nur 24 Jahren zu erreichen ist, diskutierten dort Vertreter von Energiewirtschaft, Industrie und Transport. In seiner Einführung verwies der Vorsitzende der Dena-Geschäftsführung, Andreas Kuhlmann, auf das 84-Maßnahmen-Programm, das seine Denkfabrik bereits vorgelegt hatte.

Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende der Entega, sagte mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung, dass ohne einen enormen Zuwachs an erneuerbar erzeugter Energie der Klimaschutz nicht gelingen könne. Dafür müsste aber deutlich Bürokratie in Planungsverfahren abgebaut werden und eine fest planbare Flächenkulisse von 2 % je Bundesland für Windkraft und Photovoltaik definiert werden. „Solange jede Kommune einzeln entscheidet, kommen wir nicht schnell genug voran“, appellierte Wolff.

Planungsverfahren und Genehmigungen beschleunigen

Große Unterstützung kam für diese Forderung von Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. Sein Unternehmen bemühe sich, erneuerbaren Strom zu den Verbrauchern zu bringen, anstatt ihn abzuregeln. Doch dafür müssten Genehmigungen für Stromtrassen und Kabel schneller erteilt werden, als das bisher geschehe. Auch die Vorstandsvorsitzende der DB Cargo, Sigrid Evelyn Nikutta, beklagte lange und komplizierte Verfahren, ehe auch nur eine Bahntrasse modernisiert oder ein Stellwerk gebaut werden könne.

Sie zeigte sich überzeugt, dass viel mehr Güter klimafreundlich mit der Bahn transportiert werden könnten, wenn Unternehmen umdenken und ein Gütesiegel des klimafreundlichen Transports auch die Verbrauchernachfrage ankurbele. „Aktuell werden schon spanische Orangen per Güterzug nach Großbritannien geliefert, was 80 % der CO2-Emissionen gegenüber dem Lkw einspart und auch das Problem der fehlenden Fahrer löst“, sagte Nikutta.
 
Diskutanten auf dem Dena-Kongress (v.l.): Moderatorin Ursula Heller, Stefan Kapferer (50 Hertz), Martin Brudermüller (BASF), Sigrid Evelyn Nikutta (DB Cargo), Marie-Luise Wolff (Entega), Andreas Kuhlmann (Dena)
Quelle: Dena

Fachkräftemangel verzögert Klimaschutz

Fachkräftemangel für die Gebäudesanierung und den Umbau der Energiesysteme benannten alle Diskutanten als ein ernstes Problem der Gegenwart. Sie appellierten an die kommende Bundesregierung, ein Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramm für die einschlägigen Berufe schnell auf den Weg zu bringen. Kuhlmann betonte, dass die Dena deswegen auch in ihrem Programm zur Klimaneutralität für Deutschland zunächst nur mit geringen Zuwachsraten in der energetischen Gebäudesanierung gerechnet habe. Diese müssten aber in den kommenden Jahren schnell anwachsen, auch durch serielle Verfahren.

Für die chemische Industrie betonte Martin Brudermüller, Vorsitzender des BASF-Vorstands, dass das Ziel der Klimaneutralität inzwischen bis zu den Mitarbeitern angenommen worden sei. Viele Ideen wie die Nutzung von Prozesswärme und die Elektrifizierung von Produktion seien bereits in der Umsetzung. „Mit dem Bau von Elektroreduktoren könnten wir heute schon anfangen, müssen aber auf die Förderzusagen warten, das kostet uns mindestens ein Jahr“, beklagte er.

Deindustrialisierung Europas droht

An die Adresse der EU-Kommission richtete er die Kritik, dass bei allen Maßnahmen im „Fit-for-55“-Programm nicht an den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Produkte gedacht würde. Er wolle keine übermäßigen staatlichen Subventionen, aber ein Umfeld zum Beispiel der Energiepreise, mit dem die europäische Industrie noch auf dem Weltmarkt mithalten könne. „Es droht uns sonst eine Deindustrialisierung Europas“, warnte Brudermüller.

BASF investiere gerade in nie dagewesenem Maße in China, wo sowohl die Beweglichkeit der Behörden wie auch erzeugter Windstrom gute Bedingungen schüfen. „Man muss auch ehrlich sagen, dass manches teurer werden wird“, sagte er. Marie-Luise Wolff rief dazu auf, die Bevölkerung in die Energiewende einzubeziehen. „Die Leute müssen sehen, wo sie ihren Anteil leisten können, zum Beispiel bei einer klimafreundlichen Heizung“, sagte sie. Auch Verhaltensänderungen im eigenen Verbrauch oder Transport sollten als Chance kommuniziert werden und nicht nur als Verzicht.

Montag, 8.11.2021, 12:46 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Neues Energiesystem als Chance begreifen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Veranstaltung
Neues Energiesystem als Chance begreifen
Auf dem Dena-Kongress in Berlin diskutierten Vertreter von Energiewirtschaft, Industrie und Transport, wie die Klimaneutralität tatsächlich bis 2045 zu erreichen sein kann.
In Berlin findet vom 8.-9. November der diesjährige Kongress der Deutschen Energieagentur (Dena) statt. Sein Motto lautet: „NeuKlimaLand“. Wie das neue, klimaneutrale Deutschland in nur 24 Jahren zu erreichen ist, diskutierten dort Vertreter von Energiewirtschaft, Industrie und Transport. In seiner Einführung verwies der Vorsitzende der Dena-Geschäftsführung, Andreas Kuhlmann, auf das 84-Maßnahmen-Programm, das seine Denkfabrik bereits vorgelegt hatte.

Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende der Entega, sagte mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung, dass ohne einen enormen Zuwachs an erneuerbar erzeugter Energie der Klimaschutz nicht gelingen könne. Dafür müsste aber deutlich Bürokratie in Planungsverfahren abgebaut werden und eine fest planbare Flächenkulisse von 2 % je Bundesland für Windkraft und Photovoltaik definiert werden. „Solange jede Kommune einzeln entscheidet, kommen wir nicht schnell genug voran“, appellierte Wolff.

Planungsverfahren und Genehmigungen beschleunigen

Große Unterstützung kam für diese Forderung von Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. Sein Unternehmen bemühe sich, erneuerbaren Strom zu den Verbrauchern zu bringen, anstatt ihn abzuregeln. Doch dafür müssten Genehmigungen für Stromtrassen und Kabel schneller erteilt werden, als das bisher geschehe. Auch die Vorstandsvorsitzende der DB Cargo, Sigrid Evelyn Nikutta, beklagte lange und komplizierte Verfahren, ehe auch nur eine Bahntrasse modernisiert oder ein Stellwerk gebaut werden könne.

Sie zeigte sich überzeugt, dass viel mehr Güter klimafreundlich mit der Bahn transportiert werden könnten, wenn Unternehmen umdenken und ein Gütesiegel des klimafreundlichen Transports auch die Verbrauchernachfrage ankurbele. „Aktuell werden schon spanische Orangen per Güterzug nach Großbritannien geliefert, was 80 % der CO2-Emissionen gegenüber dem Lkw einspart und auch das Problem der fehlenden Fahrer löst“, sagte Nikutta.
 
Diskutanten auf dem Dena-Kongress (v.l.): Moderatorin Ursula Heller, Stefan Kapferer (50 Hertz), Martin Brudermüller (BASF), Sigrid Evelyn Nikutta (DB Cargo), Marie-Luise Wolff (Entega), Andreas Kuhlmann (Dena)
Quelle: Dena

Fachkräftemangel verzögert Klimaschutz

Fachkräftemangel für die Gebäudesanierung und den Umbau der Energiesysteme benannten alle Diskutanten als ein ernstes Problem der Gegenwart. Sie appellierten an die kommende Bundesregierung, ein Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramm für die einschlägigen Berufe schnell auf den Weg zu bringen. Kuhlmann betonte, dass die Dena deswegen auch in ihrem Programm zur Klimaneutralität für Deutschland zunächst nur mit geringen Zuwachsraten in der energetischen Gebäudesanierung gerechnet habe. Diese müssten aber in den kommenden Jahren schnell anwachsen, auch durch serielle Verfahren.

Für die chemische Industrie betonte Martin Brudermüller, Vorsitzender des BASF-Vorstands, dass das Ziel der Klimaneutralität inzwischen bis zu den Mitarbeitern angenommen worden sei. Viele Ideen wie die Nutzung von Prozesswärme und die Elektrifizierung von Produktion seien bereits in der Umsetzung. „Mit dem Bau von Elektroreduktoren könnten wir heute schon anfangen, müssen aber auf die Förderzusagen warten, das kostet uns mindestens ein Jahr“, beklagte er.

Deindustrialisierung Europas droht

An die Adresse der EU-Kommission richtete er die Kritik, dass bei allen Maßnahmen im „Fit-for-55“-Programm nicht an den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Produkte gedacht würde. Er wolle keine übermäßigen staatlichen Subventionen, aber ein Umfeld zum Beispiel der Energiepreise, mit dem die europäische Industrie noch auf dem Weltmarkt mithalten könne. „Es droht uns sonst eine Deindustrialisierung Europas“, warnte Brudermüller.

BASF investiere gerade in nie dagewesenem Maße in China, wo sowohl die Beweglichkeit der Behörden wie auch erzeugter Windstrom gute Bedingungen schüfen. „Man muss auch ehrlich sagen, dass manches teurer werden wird“, sagte er. Marie-Luise Wolff rief dazu auf, die Bevölkerung in die Energiewende einzubeziehen. „Die Leute müssen sehen, wo sie ihren Anteil leisten können, zum Beispiel bei einer klimafreundlichen Heizung“, sagte sie. Auch Verhaltensänderungen im eigenen Verbrauch oder Transport sollten als Chance kommuniziert werden und nicht nur als Verzicht.

Montag, 8.11.2021, 12:46 Uhr
Susanne Harmsen

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