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Energie & Management > Windkraft Onshore - Neue Windkraft-Ausschreibung mit 1.332 MW leicht überzeichnet
Quelle: Fotolia / pict rider
Windkraft Onshore

Neue Windkraft-Ausschreibung mit 1.332 MW leicht überzeichnet

Der Windkraftzubau in Deutschland erfolgt in kleinen Schritten. Zwar erhielten im Februar Projekte mit 1.332 MW Kapazität einen Zuschlag. In der Regel entstehen aber nicht alle Anlagen.
Bei der jüngsten Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land hat die Bundesnetzagentur Projekten leicht über dem geplanten Kapazitätsvolumen einen Zuschlag erteilt. Dies ist nach dem September 2021 die zweite Überzeichnung in Folge. Die ursprünglich gesetzte Maximalmenge von 1.328 MW wurde bei 277 bezuschlagten Anlagen aus insgesamt 141 Vorhaben mit 1.332 MW etwas übertroffen.

Dabei erhielten im Prinzip alle zum 1. Februar abgegebenen Gebote der Projektierer grünes Licht. Denn sechs der 147 Anträge fielen aufgrund von Formfehlern durch. Damit entfiel in dieser Runde gewissermaßen ein Wettbewerb um die wirtschaftlichsten Angebote. Die bezuschlagten Windprojekte erhalten bei Inbetriebnahme ihre jeweils berechnete und beantragte Förderung aus der EEG-Umlage: Sie liegt diesmal zwischen 4,77 und 5,88 Ct/kWh, nach Menge gewichtet gibt es 5,76 Ct/kWh. 5,88 Ct ist der gesetzlich festgelegte Höchstpreis, der pro Jahr um 2 % absinkt.

Windenergievorhaben aus dieser Ausschreibung werden den Zubau effektiv frühestens 2023 beeinflussen. Anderthalb Jahre braucht es durchschnittlich vom Zuschlag bis zum Netzanschluss. In dieser Zeit, so zeigen Erhebungen von Jürgen Quentin, Experte bei der Fachagentur (FA) Windenergie an Land, geht aber im Schnitt 15 % der Projekte unterwegs die Luft aus.

Ausschreibungsvolumina steigen in den nächsten Jahren enorm an

Vor dem Hintergrund, dass Deutschland die Energiewende beschleunigt voranbringen will, sind in den kommenden Jahren ganz andere Zuschlagsvolumina nötig. Und politisch so gut wie auf den Weg gebracht: Die Ampelkoalition in Berlin will für die bis 2030 ausgegebenen Erneuerbaren-Ziele im nächsten Jahr bereits 8.840 MW bezuschlagen, ein Jahr später dann 9.000 MW und ab 2025 jeweils 10.000 MW. Für die Ausschreibungsrunden 2022 sind insgesamt 5.100 MW angepeilt.
 
 
Welche Anstrengung dafür nötig ist, zeigt der Blick auf das vergangene Jahr. Nach Auswertung der FA Wind an Land wuchs die Kapazität 2021 um effektiv 1.927 MW. Die ersten beiden Monate 2022 lagen bei den Netzanschlüssen noch unter den Vorjahreswerten. Jürgen Quentin zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion etwas überrascht von der Bewerberzahl in der Februar-Ausschreibung: Aufgrund vorliegender Genehmigungen hätte er eigentlich Projekte mit zusätzlichen 500
 MW erwartet. Mit Blick auf das laufende Jahr geht er von knapp 3.000 MW effektivem Zubau aus.

BWE-Präsident fordert höhere Zuschlagswerte

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), lobt in diesem Zusammenhang vor allem die Projektentwickler. Trotz eines "regulatorischen Korsetts" vom Bund bis hinunter in die Kommunen, das "die Windbranche abschnürt", sei es gelungen, eine ausreichend hohe Zahl von Genehmigungen zu erreichen. Die Zahl der Neugenehmigungen können aber nur dann stärker steigen, "wenn die Bundesregierung noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Flächen erleichtert und die Straffung der Planungs- und Genehmigungsverfahren durchsetzt".

Angesichts stark steigender Rohstoffpreise hält Albers die sukzessive sinkenden Zuschlagswerte für "inzwischen sehr ambitioniert". Es werde "immer erforderlicher", den Höchstwert anzupassen. Auch mit Verweis auf gestiegene Kosten hatte der deutsche Hersteller Nordex jüngst bekannt gegeben, die Rotorblattproduktion am deutschen Standort Rostock zu schließen. Ein Grund sei, dass die Projektierer die geringeren Zuschlagspreise auf die Hersteller abwälzten.

Albers verwies in einer Mitteilung auf das Ungleichgewicht bei der regionalen Verteilung des Zubaus. Mit 14 Zuschlägen entfällt lediglich ein Zehntel der 141 Projekte auf die "verbrauchsstarken Bundesländer" Bayern (2 Zuschläge), Baden-Württemberg (2), das Saarland (4) und Sachsen (6). Hier fehlten vor allem Flächen und Genehmigungen. Die Mehrzahl der Zuschläge erhielten Niedersachsen (326 MW, 25 Zuschläge), Nordrhein-Westfalen (275 MW, 30 Zuschläge) und Schleswig-Holstein (259 MW, 27 Zuschläge).

Laut Marktstammdatenregister hat der Hersteller Enercon das Rennen in der Februar-Ausschreibung gewonnen. Mit 93 der 277 bezuschlagten Anlagen stellen die Auricher jede dritte Turbine. Auf den weiteren Plätzen folgen Vestas (64), Nordex (59), GE (24) und Siemens Gamesa (20). Für ein Projekt in Brandenburg, das den Zuschlag erhalten hat, ist eine Änderung im Genehmigungsprozess unumgänglich: Hier sollte ein Park mit Anlagen des vom Markt verschwundenen Herstellers Semion entstehen. Ein Ersatz durch andere Anlagen ist aber möglich, ohne den Zuschlag zu verlieren.

Donnerstag, 10.03.2022, 16:57 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Onshore - Neue Windkraft-Ausschreibung mit 1.332 MW leicht überzeichnet
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Windkraft Onshore
Neue Windkraft-Ausschreibung mit 1.332 MW leicht überzeichnet
Der Windkraftzubau in Deutschland erfolgt in kleinen Schritten. Zwar erhielten im Februar Projekte mit 1.332 MW Kapazität einen Zuschlag. In der Regel entstehen aber nicht alle Anlagen.
Bei der jüngsten Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land hat die Bundesnetzagentur Projekten leicht über dem geplanten Kapazitätsvolumen einen Zuschlag erteilt. Dies ist nach dem September 2021 die zweite Überzeichnung in Folge. Die ursprünglich gesetzte Maximalmenge von 1.328 MW wurde bei 277 bezuschlagten Anlagen aus insgesamt 141 Vorhaben mit 1.332 MW etwas übertroffen.

Dabei erhielten im Prinzip alle zum 1. Februar abgegebenen Gebote der Projektierer grünes Licht. Denn sechs der 147 Anträge fielen aufgrund von Formfehlern durch. Damit entfiel in dieser Runde gewissermaßen ein Wettbewerb um die wirtschaftlichsten Angebote. Die bezuschlagten Windprojekte erhalten bei Inbetriebnahme ihre jeweils berechnete und beantragte Förderung aus der EEG-Umlage: Sie liegt diesmal zwischen 4,77 und 5,88 Ct/kWh, nach Menge gewichtet gibt es 5,76 Ct/kWh. 5,88 Ct ist der gesetzlich festgelegte Höchstpreis, der pro Jahr um 2 % absinkt.

Windenergievorhaben aus dieser Ausschreibung werden den Zubau effektiv frühestens 2023 beeinflussen. Anderthalb Jahre braucht es durchschnittlich vom Zuschlag bis zum Netzanschluss. In dieser Zeit, so zeigen Erhebungen von Jürgen Quentin, Experte bei der Fachagentur (FA) Windenergie an Land, geht aber im Schnitt 15 % der Projekte unterwegs die Luft aus.

Ausschreibungsvolumina steigen in den nächsten Jahren enorm an

Vor dem Hintergrund, dass Deutschland die Energiewende beschleunigt voranbringen will, sind in den kommenden Jahren ganz andere Zuschlagsvolumina nötig. Und politisch so gut wie auf den Weg gebracht: Die Ampelkoalition in Berlin will für die bis 2030 ausgegebenen Erneuerbaren-Ziele im nächsten Jahr bereits 8.840 MW bezuschlagen, ein Jahr später dann 9.000 MW und ab 2025 jeweils 10.000 MW. Für die Ausschreibungsrunden 2022 sind insgesamt 5.100 MW angepeilt.
 
 
Welche Anstrengung dafür nötig ist, zeigt der Blick auf das vergangene Jahr. Nach Auswertung der FA Wind an Land wuchs die Kapazität 2021 um effektiv 1.927 MW. Die ersten beiden Monate 2022 lagen bei den Netzanschlüssen noch unter den Vorjahreswerten. Jürgen Quentin zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion etwas überrascht von der Bewerberzahl in der Februar-Ausschreibung: Aufgrund vorliegender Genehmigungen hätte er eigentlich Projekte mit zusätzlichen 500
 MW erwartet. Mit Blick auf das laufende Jahr geht er von knapp 3.000 MW effektivem Zubau aus.

BWE-Präsident fordert höhere Zuschlagswerte

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), lobt in diesem Zusammenhang vor allem die Projektentwickler. Trotz eines "regulatorischen Korsetts" vom Bund bis hinunter in die Kommunen, das "die Windbranche abschnürt", sei es gelungen, eine ausreichend hohe Zahl von Genehmigungen zu erreichen. Die Zahl der Neugenehmigungen können aber nur dann stärker steigen, "wenn die Bundesregierung noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Flächen erleichtert und die Straffung der Planungs- und Genehmigungsverfahren durchsetzt".

Angesichts stark steigender Rohstoffpreise hält Albers die sukzessive sinkenden Zuschlagswerte für "inzwischen sehr ambitioniert". Es werde "immer erforderlicher", den Höchstwert anzupassen. Auch mit Verweis auf gestiegene Kosten hatte der deutsche Hersteller Nordex jüngst bekannt gegeben, die Rotorblattproduktion am deutschen Standort Rostock zu schließen. Ein Grund sei, dass die Projektierer die geringeren Zuschlagspreise auf die Hersteller abwälzten.

Albers verwies in einer Mitteilung auf das Ungleichgewicht bei der regionalen Verteilung des Zubaus. Mit 14 Zuschlägen entfällt lediglich ein Zehntel der 141 Projekte auf die "verbrauchsstarken Bundesländer" Bayern (2 Zuschläge), Baden-Württemberg (2), das Saarland (4) und Sachsen (6). Hier fehlten vor allem Flächen und Genehmigungen. Die Mehrzahl der Zuschläge erhielten Niedersachsen (326 MW, 25 Zuschläge), Nordrhein-Westfalen (275 MW, 30 Zuschläge) und Schleswig-Holstein (259 MW, 27 Zuschläge).

Laut Marktstammdatenregister hat der Hersteller Enercon das Rennen in der Februar-Ausschreibung gewonnen. Mit 93 der 277 bezuschlagten Anlagen stellen die Auricher jede dritte Turbine. Auf den weiteren Plätzen folgen Vestas (64), Nordex (59), GE (24) und Siemens Gamesa (20). Für ein Projekt in Brandenburg, das den Zuschlag erhalten hat, ist eine Änderung im Genehmigungsprozess unumgänglich: Hier sollte ein Park mit Anlagen des vom Markt verschwundenen Herstellers Semion entstehen. Ein Ersatz durch andere Anlagen ist aber möglich, ohne den Zuschlag zu verlieren.

Donnerstag, 10.03.2022, 16:57 Uhr
Volker Stephan

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