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Energie & Management > Nordrhein-Westfalen - Neue Jobs in der Windenergie machen Braunkohle-Verluste wett
Quelle: Fotolia / vege
Nordrhein-Westfalen

Neue Jobs in der Windenergie machen Braunkohle-Verluste wett

Der Druck auf Nordrhein-Westfalens Landesregierung wächst, ihre Energieversorgungsstrategie den Klimazielen anzupassen. Der Ausbau der Windkraft sei auch ein Jobmotor, so eine Studie.
Die Erneuerbaren-Branche sammelt und liefert weiter Argumente für einen beschleunigten Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen. Eine im ersten Halbjahr 2021 vom Bremer Marktforschungsinstitut Wind-Research erstellte Studie sagt bis zum Jahr 2040 allein in NRW bis zu 2650 neue Arbeitsplätze und eine Steigerung des jährlichen Umsatzes auf 8,1 Mrd. Euro voraus. Bedingung dafür sei aber ein ambitionierter Ausbaupfad.

Zu den Geld- und Auftraggebern der Studie zählt neben der Windmesse Husum und der Energieagentur NRW auch der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW, der zu den schärfsten Kritikern der Energiepolitik des zuständigen NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) zählt. Pinkwart nahm die Studie zur Wertschöpfung und Beschäftigung durch die Windenergie am 1. Dezember in Düsseldorf persönlich entgegen.

LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger nutzte den Termin, um die Effekte des Windenergieausbaus auf den Arbeitsmarkt herauszustellen. Wenn die Landesregierung von 2.500 Arbeitsplätzen spreche, die durch das Auslaufen des rheinischen Braunkohletagebaus in Gefahr seien, würde dies durch den Ausbau der Windenergie sogar überkompensiert. Pinkwart sei sich des Einflusses der Windenergie auf die Wertschöpfung im Bundesland "sehr bewusst", sagte Wind-Research-Geschäftsführer Dirk Briese nach dem Treffen.

Jährlicher Umsatz in Höhe von 7,2 Mrd. Euro

Die Studie rechnet der Windenergiebranche in NRW, die von der Versicherung und dem Komponentenbau bis zur Projektierung Land- und Meeresprojekte entwickelt und umsetzt, aktuell gut 20.000 Vollzeitarbeitsplätze zu, davon etwa 16.000 im Bereich Windenergie an Land. Jährlich entfällt auf die Windenergie ein Umsatz von etwa 7,2 Mrd. Euro. Den Anstieg um 2.650 Jobs (plus 13 %) und die Umsatzsteigerung auf 8,1 Mrd. Euro (plus 12,5 %) sieht die Studie für den Fall voraus, dass NRW den Erneuerbaren-Ausbau an Land auf das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2050 ausrichte. Zudem müsse der Bund die Offshore-Pläne forcieren.

Weniger zuversichtliche Szenarien prognostizieren, dass das bevölkerungsreichste Bundesland hinter den erkennbaren Klima-Ambitionen der kommenden Ampelkoalition zurückbleibt. Selbst die eigenen Ziele für 2030 würde die schwarz-gelbe Düsseldorfer Koalition verfehlen, so die Studie, wenn wie bisher nur etwas mehr als 300 MW pro Jahr in NRW zugebaut würden. Dann erreiche die installierte Anlagenkapazität lediglich 9.900 MW statt der erwarteten 10.500 MW, bis 2035 dann nur 10.800 MW. Ende 2020 standen in NRW gut 3.800 Windturbinen mit rund 6.200 MW Leistung.

Ein weiteres Szenario rechnet vor, was geschieht, wenn die Landesregierung sich zunächst von ihrem geschaffenen Ausbauhemmnis der 1000-Meter-Abstandsregelung verabschiedet und einen maßvollen Zubau ermöglicht. Das würde bis 2035 eine Steigerung der Gesamtkapazität auf 14.100 MW bringen. Für das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, 2050 den Strom zu 80 % aus erneuerbaren Anlagen zu erzeugen, greift aber auch dies zu kurz.

Gleichbleibende Forderung nach einem jährlichen 1.000-MW-Zubau

Der LEE NRW bleibt daher bei seiner durch die Studie unterfütterte Forderung an die Landesregierung, den Weg für einen jährlichen Zubau von etwa 1.000 MW in NRW freizumachen. Die Studie greift dies unverhohlen auf, indem sie als Voraussetzung für das Erreichen der Klimaschutzziele 2050 formuliert: "Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen beugt sich der Bundesregierung und verfeinert die Energieversorgungsstrategie NRW aus 2019."

Das Kabinett von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) arbeitet derzeit an der aktualisierten Strategie. Wie sehr die Regierung darin den Vorgaben der designierten Ampelkoalition nachkommt, zum Beispiel 2 % der Landesfläche für Windenergie bereitzustellen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, wird mit Spannung erwartet. Die Haltung der Bundes-FDP nehme die Liberalen in NRW und damit Energieminister Pinkwart "in die Pflicht", betont ein Sprecher des LEE NRW auf Anfrage unserer Redaktion.

Donnerstag, 2.12.2021, 14:50 Uhr
Volker Stephan
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Nordrhein-Westfalen
Neue Jobs in der Windenergie machen Braunkohle-Verluste wett
Der Druck auf Nordrhein-Westfalens Landesregierung wächst, ihre Energieversorgungsstrategie den Klimazielen anzupassen. Der Ausbau der Windkraft sei auch ein Jobmotor, so eine Studie.
Die Erneuerbaren-Branche sammelt und liefert weiter Argumente für einen beschleunigten Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen. Eine im ersten Halbjahr 2021 vom Bremer Marktforschungsinstitut Wind-Research erstellte Studie sagt bis zum Jahr 2040 allein in NRW bis zu 2650 neue Arbeitsplätze und eine Steigerung des jährlichen Umsatzes auf 8,1 Mrd. Euro voraus. Bedingung dafür sei aber ein ambitionierter Ausbaupfad.

Zu den Geld- und Auftraggebern der Studie zählt neben der Windmesse Husum und der Energieagentur NRW auch der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW, der zu den schärfsten Kritikern der Energiepolitik des zuständigen NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) zählt. Pinkwart nahm die Studie zur Wertschöpfung und Beschäftigung durch die Windenergie am 1. Dezember in Düsseldorf persönlich entgegen.

LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger nutzte den Termin, um die Effekte des Windenergieausbaus auf den Arbeitsmarkt herauszustellen. Wenn die Landesregierung von 2.500 Arbeitsplätzen spreche, die durch das Auslaufen des rheinischen Braunkohletagebaus in Gefahr seien, würde dies durch den Ausbau der Windenergie sogar überkompensiert. Pinkwart sei sich des Einflusses der Windenergie auf die Wertschöpfung im Bundesland "sehr bewusst", sagte Wind-Research-Geschäftsführer Dirk Briese nach dem Treffen.

Jährlicher Umsatz in Höhe von 7,2 Mrd. Euro

Die Studie rechnet der Windenergiebranche in NRW, die von der Versicherung und dem Komponentenbau bis zur Projektierung Land- und Meeresprojekte entwickelt und umsetzt, aktuell gut 20.000 Vollzeitarbeitsplätze zu, davon etwa 16.000 im Bereich Windenergie an Land. Jährlich entfällt auf die Windenergie ein Umsatz von etwa 7,2 Mrd. Euro. Den Anstieg um 2.650 Jobs (plus 13 %) und die Umsatzsteigerung auf 8,1 Mrd. Euro (plus 12,5 %) sieht die Studie für den Fall voraus, dass NRW den Erneuerbaren-Ausbau an Land auf das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2050 ausrichte. Zudem müsse der Bund die Offshore-Pläne forcieren.

Weniger zuversichtliche Szenarien prognostizieren, dass das bevölkerungsreichste Bundesland hinter den erkennbaren Klima-Ambitionen der kommenden Ampelkoalition zurückbleibt. Selbst die eigenen Ziele für 2030 würde die schwarz-gelbe Düsseldorfer Koalition verfehlen, so die Studie, wenn wie bisher nur etwas mehr als 300 MW pro Jahr in NRW zugebaut würden. Dann erreiche die installierte Anlagenkapazität lediglich 9.900 MW statt der erwarteten 10.500 MW, bis 2035 dann nur 10.800 MW. Ende 2020 standen in NRW gut 3.800 Windturbinen mit rund 6.200 MW Leistung.

Ein weiteres Szenario rechnet vor, was geschieht, wenn die Landesregierung sich zunächst von ihrem geschaffenen Ausbauhemmnis der 1000-Meter-Abstandsregelung verabschiedet und einen maßvollen Zubau ermöglicht. Das würde bis 2035 eine Steigerung der Gesamtkapazität auf 14.100 MW bringen. Für das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, 2050 den Strom zu 80 % aus erneuerbaren Anlagen zu erzeugen, greift aber auch dies zu kurz.

Gleichbleibende Forderung nach einem jährlichen 1.000-MW-Zubau

Der LEE NRW bleibt daher bei seiner durch die Studie unterfütterte Forderung an die Landesregierung, den Weg für einen jährlichen Zubau von etwa 1.000 MW in NRW freizumachen. Die Studie greift dies unverhohlen auf, indem sie als Voraussetzung für das Erreichen der Klimaschutzziele 2050 formuliert: "Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen beugt sich der Bundesregierung und verfeinert die Energieversorgungsstrategie NRW aus 2019."

Das Kabinett von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) arbeitet derzeit an der aktualisierten Strategie. Wie sehr die Regierung darin den Vorgaben der designierten Ampelkoalition nachkommt, zum Beispiel 2 % der Landesfläche für Windenergie bereitzustellen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, wird mit Spannung erwartet. Die Haltung der Bundes-FDP nehme die Liberalen in NRW und damit Energieminister Pinkwart "in die Pflicht", betont ein Sprecher des LEE NRW auf Anfrage unserer Redaktion.

Donnerstag, 2.12.2021, 14:50 Uhr
Volker Stephan

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