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Energie & Management > Österreich - Netzreserve gesichert
Quelle: Fotolia/YuI
Österreich

Netzreserve gesichert

Der Übertragungsnetzbetreiber APG hat ab 1. Oktober Kraftwerkskapazitäten von knapp 3.000 MW zur Verfügung. Eine Verordnung dazu ergeht laut E-Control in den kommenden Tagen.
Gesicherte Kraftwerksleistung von knapp 3.000 MW steht dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) ab dem 1. Oktober als Netzreserve zur Verfügung. Darunter befinden sich auch österreichische Gaskraftwerke. Das berichtete der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, der Redaktion am Rande eines Hintergrundgesprächs seiner Institution zur Sicherheit der österreichischen und europäischen Stromversorgung am 16. September in Wien.

Weitere Details zur "neuen Netzreserve" finden sich Haber zufolge in einer Verordnung, die in den kommenden Tagen ergeht. Das Bundesparlament hatte die neuen Bestimmungen zur Netzreserve am 10. Dezember 2020 beschlossen. Seitens der EU-Kommission wurden diese am 28. Juni genehmigt. Die bislang geltenden Verträge der APG mit österreichischen Energieunternehmen über die Bereitstellung von Erzeugungseinheiten zur Netzstabilisierung laufen mit dem 30. September aus.

Im Rahmen des neuen Modells schreibt die APG die für den stabilen Netzbetrieb benötigte Kraftwerksleistung europaweit aus. Nach entsprechender Genehmigung durch die E-Control schließt sie mit den erfolgreichen Anbietern Verträge über die Vorhaltung von Anlagen, die maximal drei Jahre lang gelten. Finden sich nach zwei Ausschreibungsrunden nicht genug Angebote, verpflichtet die E-Control österreichische Kraftwerksbetreiber, zur Stilllegung angemeldete Anlagen gegen Entgelt für höchstens drei Jahre vorzuhalten.

Grundsätzlich ist die Versorgungssicherheit bezüglich Strom in Österreich hoch, versicherte Haber bei dem Hintergrundgespräch. Die ungeplanten Stromausfälle dauerten im Jahr 2020 im landesweiten Durchschnitt etwa 26,9 Minuten, die Zuverlässigkeit der Versorgung lag weiterhin bei rund 99,99 %. Seine Behörde habe umfassende Pflichten und Kompetenzen im Bereich Versorgungssicherheit. Im Strombereich etwa überprüfe sie im Rahmen eines ständigen Monitorings, ob ausreichend gesicherte Kraftwerksleistung zur Verfügung steht. "Speziell bei den erneuerbaren Energien, etwa der Windkraft und der Photovoltaik, entspricht die installierte Leistung ja nicht der jederzeit verfügbaren Kapazität", warnte Haber.

„Echte Stromdrehscheibe“

APG-Vorstand Gerhard Christiner ergänzte, Österreich bilde eine "echte Stromdrehscheibe" im Zentrum Europas. Die jährlichen Importe elektrischer Energie beliefen sich auf etwa 20 Mrd. kWh, die Exporte auf rund 16 Mrd. kWh: "Grundsätzlich ist das gut für uns. Wir führen billigen Strom aus Deutschland ein." Verständlicherweise handelten Energieunternehmen in anderen Ländern ebenso. Dies führe indessen zu physikalischen Stromflüssen, für die die österreichischen Übertragungsleitungen nach wie vor nur unzureichend ausgebaut seien. Daher müsse die APG fast jeden Tag thermische Kraftwerke zur Netzstabilisierung einsetzen. Heuer werden sich die Kosten dafür Christiner zufolge auf etwa 180 Mio. Euro belaufen, 2020 waren es rund 134 Mio. Euro.

Eine erhebliche Herausforderung bedeutet laut Christiner der bis 2030 geplante Ausbau der erneuerbaren Energien. Wie mehrfach berichtet, soll die Stromerzeugung insbesondere mit Windparks und Photovoltaikanlagen um rund 27 Mrd. kWh pro Jahr oder 50 % anwachsen, die installierte Leistung um 19.500 MW oder annähernd 100 %. Dennoch ist es laut Christiner möglich, die Versorgungssicherheit weiterhin auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten. Notwendig dafür sei jedoch ein gewisser "Mut zur Resilienz". Vor der Liberalisierung habe die E-Wirtschaft in das System zur Stromversorgung Reserven für Notfälle eingebaut. Ähnliches empfehle sich auch nun wieder. "Wir brauchen eine ausreichende Netzinfrastruktur, wir brauchen Flächen, auf denen wir diese errichten können. Vor allem aber brauchen wir die Akzeptanz der Bevölkerung für unsere Maßnahmen", betonte Christiner.

Freitag, 17.09.2021, 09:15 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Netzreserve gesichert
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Österreich
Netzreserve gesichert
Der Übertragungsnetzbetreiber APG hat ab 1. Oktober Kraftwerkskapazitäten von knapp 3.000 MW zur Verfügung. Eine Verordnung dazu ergeht laut E-Control in den kommenden Tagen.
Gesicherte Kraftwerksleistung von knapp 3.000 MW steht dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) ab dem 1. Oktober als Netzreserve zur Verfügung. Darunter befinden sich auch österreichische Gaskraftwerke. Das berichtete der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, der Redaktion am Rande eines Hintergrundgesprächs seiner Institution zur Sicherheit der österreichischen und europäischen Stromversorgung am 16. September in Wien.

Weitere Details zur "neuen Netzreserve" finden sich Haber zufolge in einer Verordnung, die in den kommenden Tagen ergeht. Das Bundesparlament hatte die neuen Bestimmungen zur Netzreserve am 10. Dezember 2020 beschlossen. Seitens der EU-Kommission wurden diese am 28. Juni genehmigt. Die bislang geltenden Verträge der APG mit österreichischen Energieunternehmen über die Bereitstellung von Erzeugungseinheiten zur Netzstabilisierung laufen mit dem 30. September aus.

Im Rahmen des neuen Modells schreibt die APG die für den stabilen Netzbetrieb benötigte Kraftwerksleistung europaweit aus. Nach entsprechender Genehmigung durch die E-Control schließt sie mit den erfolgreichen Anbietern Verträge über die Vorhaltung von Anlagen, die maximal drei Jahre lang gelten. Finden sich nach zwei Ausschreibungsrunden nicht genug Angebote, verpflichtet die E-Control österreichische Kraftwerksbetreiber, zur Stilllegung angemeldete Anlagen gegen Entgelt für höchstens drei Jahre vorzuhalten.

Grundsätzlich ist die Versorgungssicherheit bezüglich Strom in Österreich hoch, versicherte Haber bei dem Hintergrundgespräch. Die ungeplanten Stromausfälle dauerten im Jahr 2020 im landesweiten Durchschnitt etwa 26,9 Minuten, die Zuverlässigkeit der Versorgung lag weiterhin bei rund 99,99 %. Seine Behörde habe umfassende Pflichten und Kompetenzen im Bereich Versorgungssicherheit. Im Strombereich etwa überprüfe sie im Rahmen eines ständigen Monitorings, ob ausreichend gesicherte Kraftwerksleistung zur Verfügung steht. "Speziell bei den erneuerbaren Energien, etwa der Windkraft und der Photovoltaik, entspricht die installierte Leistung ja nicht der jederzeit verfügbaren Kapazität", warnte Haber.

„Echte Stromdrehscheibe“

APG-Vorstand Gerhard Christiner ergänzte, Österreich bilde eine "echte Stromdrehscheibe" im Zentrum Europas. Die jährlichen Importe elektrischer Energie beliefen sich auf etwa 20 Mrd. kWh, die Exporte auf rund 16 Mrd. kWh: "Grundsätzlich ist das gut für uns. Wir führen billigen Strom aus Deutschland ein." Verständlicherweise handelten Energieunternehmen in anderen Ländern ebenso. Dies führe indessen zu physikalischen Stromflüssen, für die die österreichischen Übertragungsleitungen nach wie vor nur unzureichend ausgebaut seien. Daher müsse die APG fast jeden Tag thermische Kraftwerke zur Netzstabilisierung einsetzen. Heuer werden sich die Kosten dafür Christiner zufolge auf etwa 180 Mio. Euro belaufen, 2020 waren es rund 134 Mio. Euro.

Eine erhebliche Herausforderung bedeutet laut Christiner der bis 2030 geplante Ausbau der erneuerbaren Energien. Wie mehrfach berichtet, soll die Stromerzeugung insbesondere mit Windparks und Photovoltaikanlagen um rund 27 Mrd. kWh pro Jahr oder 50 % anwachsen, die installierte Leistung um 19.500 MW oder annähernd 100 %. Dennoch ist es laut Christiner möglich, die Versorgungssicherheit weiterhin auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten. Notwendig dafür sei jedoch ein gewisser "Mut zur Resilienz". Vor der Liberalisierung habe die E-Wirtschaft in das System zur Stromversorgung Reserven für Notfälle eingebaut. Ähnliches empfehle sich auch nun wieder. "Wir brauchen eine ausreichende Netzinfrastruktur, wir brauchen Flächen, auf denen wir diese errichten können. Vor allem aber brauchen wir die Akzeptanz der Bevölkerung für unsere Maßnahmen", betonte Christiner.

Freitag, 17.09.2021, 09:15 Uhr
Klaus Fischer

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