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Zwei zusätzliche Transformatoren haben das Umspannwerk Neckarsulm erreicht. Einen davon gibt Netze BW als besonders umweltfreundlich an. Er sei "der Erste seiner Art in Deutschland".
Aufgrund des erhöhten Strombedarfs umliegender Industrie- und Gewerbebetriebe und der Elektromobilität rüstet Netze
BW für 20
Mio. Euro sein Umspannwerk Neckarsulm (Baden-Württemberg) am Kanal der Schleuse Kochendorf seit 2021 auf. Bis Mitte 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die drei vorhandenen Transformatoren werden mit zwei neuen ergänzt, die in der Nacht zum 22.
Juni mit einem Tieflader das Umspannwerk erreicht haben.
Einer der Hochleistungstransformatoren wurde in Regensburg gefertigt, der andere in Zagreb, Kroatien. Letzterer, ein 75
Tonnen schwerer Koloss des Herstellers Koncar, hat es, wie Netze
BW mitteilt, "in sich".
Zur Erklärung: Der Transformator nutzt Isoliermittel, das zu 100
% aus recyceltem Trafoöl besteht. Marius Wörner vom Bereich Entwicklung Strom- und Gasnetze der Netze
BW sieht darin eine "bundesweite Premiere in Sachen ressourcenschonender Energieversorgung". Bis zu 20.000
Liter des Isoliermittels sind pro Gerät notwendig, um die im Betrieb entstehende Abwärme abzuführen. Bei dem Neckarsulmer Trafo handelt es sich um ein Standard-Aggregat, das im Werk in Zagreb gebaut wurde. Dort sei es bereits – befüllt mit dem Recycling-Öl – auf Herz und Nieren geprüft worden. Im Fokus standen dabei die Isoliereigenschaften und die Geräuschentwicklung.
Keine Einbußen bei Qualitätsstandards und KostenDas Öl kommt aus der 800
Kilometer entfernten Kleinstadt Niebüll (Schleswig-Holstein). Das dort ansässige Mineralölwerk Starke & Sohn GmbH stellt das Öl in einem mehrstufigen Re-Raffinationsprozess her. Wie Netze
BW versichert, sei das recycelte Öl gleichwertig zu Ölen aus Erst-Raffination und erfülle alle Qualitätsstandard. Es habe eine hohe Oxidationsstabilität und einen niedrigen Schwefelgehalt. Zudem verfüge es über optimierte physikalische und chemische Eigenschaften, die sich positiv auf den Alterungsprozess auswirkten. Netze
BW gibt durchschnittliche Lebensdauer eines damit befüllten Transformators mit 50
Jahren an.
Aus Kostensicht mache der Recycling-Öl-Trafo in Neckarsulm, verglichen mit herkömmlichen Transformatoren, "keinen wesentlichen
Unterschied", heißt es. Mit einem Betrag von über 500.000
Euro würden sich die Kosten in etwa die Waage halten. In den rund 300
Umspannwerken von Netze
BW sind derzeit 464
Hochspannungs-Trafos verbaut. Sollten die Erfahrungen in Neckarsulm positiv ausfallen, will der Verteilnetzbetreiber die Recycling-Öl-Trafos auch in weiteren Umspannwerken zum Einsatz bringen.
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Die Anlieferung der Transformatoren in Neckarsulm (Baden-Württemberg) erfolgte nachts, um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen Quelle: Netze BW |
Donnerstag, 23.06.2022, 13:15 Uhr
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