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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Netzbetreiber wollen zielgerichtet laden
Bild: Smile Fight / Shutterstock.com
Elektrofahrzeuge

Netzbetreiber wollen zielgerichtet laden

Mit intelligentem Lademanagement lassen sich unnötige Belastungen der Verteilernetze vermeiden, zeigt das Projekt „Urban Charging“ der Linz Netz in Österreich.
Laut einer Empfehlung der EU-Kommission sollten ab 2030 mindestens 30 % der Pkws in der EU elektrisch betrieben werden. Um dem Rechnung zu tragen, müsse Österreich seinen Bestand an derartigen Fahrzeugen von zurzeit rund 44.500 auf 1,5 Mio. Stück aufstocken, berichtete der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johannes Zimmerberger, am 4. Februar bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit.

Würden diese Fahrzeuge alle gleichzeitig geladen, wäre laut Zimmerberger eine Ladeleistung von insgesamt etwa 3.300 MW erforderlich. Damit würde die maximale Netzlast österreichweit um rund 40 % auf 14.100 MW steigen, was entsprechende Ausbauten der Stromleitungen notwendig machen würde. Aufgrund der damit verbundenen Kosten sind die Verteilernetzbetreiber (DSO) jedoch bestrebt, Ausbauten nur im unbedingt notwendigen Maße vorzunehmen. Deshalb suchen sie nach Möglichkeiten, das gleichzeitige Laden einer großen Zahl von Elektroautos zu vermeiden und dennoch den Kunden die benötigte Ladeleistung zur Verfügung zu stellen.

Dies erfolgt über das gesteuerte Laden, das die Linz Netz im Rahmen des Projekts „Urcharge“ (Urban Charging) erprobte. Dabei nutzte das Unternehmen eine Software, die in der Lage ist, mindestens 100 Ladepunkte zu steuern. In einer Wohnhausanlage stellte die Linz Netz 50 E-Autos zur Verfügung und testete unterschiedliche Ladeszenarien. Wie sich zeigte, treten bei ungesteuertem Laden vor allem morgens und abends erhebliche Lastspitzen auf, die mehr als das Doppelte der Netzlast eines Haushalts erreichen können. Mit geeignetem Lademanagement, das das Laden in die Zeiten abseits der Haushalts-Lastspitzen verschiebt, lässt sich dieses Problem vermeiden.

Laut Zimmerberger zeigten sich die Kunden mit dem gesteuerten Laden „sehr zufrieden“. Zu Anfang des Projekts luden sie ihre Fahrzeuge „jedesmal, wenn sie in die Garage fuhren. Mit der Zeit lernten sie, dass es ausreicht, das Fahrzeug zu laden, wenn der Akkustand bei etwa 30 % liegt“. Eine niedrige Ladeleistung und damit ein langsames Laden ist für die Kunden zumeist akzeptabel. Überdies besteht die Bereitschaft, für schnelleres Laden mit höheren Leistungen mehr zu bezahlen. Das Schnellladen mit Leistungen über 22 kW war nur für rund 30 % der Kunden wichtig. Ferner zeigten sich diese bereit, der Linz Netz über eine App mitzuteilen, wann sie ein voll aufgeladenes Fahrzeug benötigen.

Aufgrund dieser und ähnlicher Erfahrungen wünschen die DSO laut Zimmerberger „leistungsabhängige Netztarife als Anreiz für lastschonendes Laden. Wer eine höhere Leistung benötigt, soll dafür auch mehr bezahlen“. Überdies sollte es für die DSOs möglich sein, die jeweilige Ladegeschwindigkeit an die Kapazität des Netzes anzupassen. Und schließlich empfehle sich, die Betreiber privater Ladestellen zu verpflichten, die Errichtung neuer Anlagen den Netzbetreibern zu melden. Schnellladen mit mehr als 22 kW sollte laut Zimmerberger grundsätzlich „nicht bei jedem Einfamilienhaus“ möglich sein. Vielmehr wären dafür Ladesäulen im öffentlichen Raum vorzusehen, etwa bei Supermärkten.

Donnerstag, 4.02.2021, 15:59 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Netzbetreiber wollen zielgerichtet laden
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Netzbetreiber wollen zielgerichtet laden
Mit intelligentem Lademanagement lassen sich unnötige Belastungen der Verteilernetze vermeiden, zeigt das Projekt „Urban Charging“ der Linz Netz in Österreich.
Laut einer Empfehlung der EU-Kommission sollten ab 2030 mindestens 30 % der Pkws in der EU elektrisch betrieben werden. Um dem Rechnung zu tragen, müsse Österreich seinen Bestand an derartigen Fahrzeugen von zurzeit rund 44.500 auf 1,5 Mio. Stück aufstocken, berichtete der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johannes Zimmerberger, am 4. Februar bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit.

Würden diese Fahrzeuge alle gleichzeitig geladen, wäre laut Zimmerberger eine Ladeleistung von insgesamt etwa 3.300 MW erforderlich. Damit würde die maximale Netzlast österreichweit um rund 40 % auf 14.100 MW steigen, was entsprechende Ausbauten der Stromleitungen notwendig machen würde. Aufgrund der damit verbundenen Kosten sind die Verteilernetzbetreiber (DSO) jedoch bestrebt, Ausbauten nur im unbedingt notwendigen Maße vorzunehmen. Deshalb suchen sie nach Möglichkeiten, das gleichzeitige Laden einer großen Zahl von Elektroautos zu vermeiden und dennoch den Kunden die benötigte Ladeleistung zur Verfügung zu stellen.

Dies erfolgt über das gesteuerte Laden, das die Linz Netz im Rahmen des Projekts „Urcharge“ (Urban Charging) erprobte. Dabei nutzte das Unternehmen eine Software, die in der Lage ist, mindestens 100 Ladepunkte zu steuern. In einer Wohnhausanlage stellte die Linz Netz 50 E-Autos zur Verfügung und testete unterschiedliche Ladeszenarien. Wie sich zeigte, treten bei ungesteuertem Laden vor allem morgens und abends erhebliche Lastspitzen auf, die mehr als das Doppelte der Netzlast eines Haushalts erreichen können. Mit geeignetem Lademanagement, das das Laden in die Zeiten abseits der Haushalts-Lastspitzen verschiebt, lässt sich dieses Problem vermeiden.

Laut Zimmerberger zeigten sich die Kunden mit dem gesteuerten Laden „sehr zufrieden“. Zu Anfang des Projekts luden sie ihre Fahrzeuge „jedesmal, wenn sie in die Garage fuhren. Mit der Zeit lernten sie, dass es ausreicht, das Fahrzeug zu laden, wenn der Akkustand bei etwa 30 % liegt“. Eine niedrige Ladeleistung und damit ein langsames Laden ist für die Kunden zumeist akzeptabel. Überdies besteht die Bereitschaft, für schnelleres Laden mit höheren Leistungen mehr zu bezahlen. Das Schnellladen mit Leistungen über 22 kW war nur für rund 30 % der Kunden wichtig. Ferner zeigten sich diese bereit, der Linz Netz über eine App mitzuteilen, wann sie ein voll aufgeladenes Fahrzeug benötigen.

Aufgrund dieser und ähnlicher Erfahrungen wünschen die DSO laut Zimmerberger „leistungsabhängige Netztarife als Anreiz für lastschonendes Laden. Wer eine höhere Leistung benötigt, soll dafür auch mehr bezahlen“. Überdies sollte es für die DSOs möglich sein, die jeweilige Ladegeschwindigkeit an die Kapazität des Netzes anzupassen. Und schließlich empfehle sich, die Betreiber privater Ladestellen zu verpflichten, die Errichtung neuer Anlagen den Netzbetreibern zu melden. Schnellladen mit mehr als 22 kW sollte laut Zimmerberger grundsätzlich „nicht bei jedem Einfamilienhaus“ möglich sein. Vielmehr wären dafür Ladesäulen im öffentlichen Raum vorzusehen, etwa bei Supermärkten.

Donnerstag, 4.02.2021, 15:59 Uhr
Klaus Fischer

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