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Energie & Management > Mobilität - Nächste Bundesregierung soll die Mobilitätswende stärken
Bild: Toyota
Mobilität

Nächste Bundesregierung soll die Mobilitätswende stärken

Die Bundesregierung fördert alternative Antriebe wie die Elektromobilität und zusätzliche Investitionen in die Schiene für die Verkehrswende. Kommunen haben weitergehende Forderungen.
Auch im Mobilitätsbereich müssen schnell Fortschritte für den Klimaschutz erzielt werden. Darin waren sich alle Teilnehmer am Stadtgespräch der Denkfabrik Agora Verkehrswende am 9. Juni einig. Rahmenbedingungen wie das Straßenverkehrsrecht bevorzugten immer noch den Autoverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln, kritisierte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende.

Eine neue Bundesregierung solle stattdessen Ziele wie Verkehrssicherheit für alle, Gesundheit, Klima- und Umweltschutz sowie Raumentwicklung in den Mittelpunkt rücken. Dann wäre es deutlich leichter für Kommunen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Nullemissionszonen und Parkraumbewirtschaftung umzusetzen. Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, forderte zudem mehr Geld für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Philine Gaffron, Verkehrs- und Mobilitätsforscherin am Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technischen Universität Hamburg, verwies auf gelungene Beispiele zur Verkehrsberuhigung in Wien oder London und auch Hamburg. Dabei steige die Lebensqualität der Bewohner durch weniger Autoverkehr, besonders weil weniger Lärm und Luftverschmutzung auftreten. Es habe sich auch erwiesen, dass Gewerbetreibende vor Ort von der wachsenden „Laufkundschaft“ profitieren und nach anfänglicher Skepsis autofreie Zonen befürworten, sagte sie.

Bundesregierung setzte auf Elektromobilität und neue Kraftstoffe

Aus Sicht der Bundesregierung sind die Förderung alternativer Antriebe wie der Elektromobilität, einschließlich der Wasserstofftechnologie, die Entwicklung alternativer Kraftstoffe und zusätzliche Investitionen in die Schiene wichtige Schritte für aktiven Klimaschutz in der Mobilität. Das sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMVI), Steffen Bilger (CDU), am gleichen Tag vor dem Bundestagsverkehrsausschuss.

Die größten Einsparpotenziale sieht das BMVI im Straßengüterverkehr. Bis 2030 solle ein Drittel der Straßengüterverkehrsleistung „elektrisch oder auch auf Basis synthetischer Kraftstoffe" realisiert werden. Unter Umweltschutzaspekten sei es auch sehr sinnvoll, den Güterverkehr stärker über die Binnenschifffahrt und die Schiene abzuwickeln. Ein wichtiges Anliegen sei dem BMVI auch die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen oder Wasserstoff. Der Verkehrssektor muss bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 halbieren.

Städte brauchen Hilfe vom Bund

Der Wuppertaler Oberbürgermeister äußerte die Befürchtung, dass Quersubventionen von Stadtwerksgewinnen für den ÖPNV künftig von der EU eingeschränkt würden oder aufgrund der Herausforderungen im Energiebereich magerer ausfallen. „Hier brauchen wir deutlich mehr Hilfe vom Bund“, forderte er deshalb. Neben dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs müsse es Städten auch rechtlich ermöglicht werden, mehr Tempolimits und Parkraumbewirtschaftung einzuführen, ergänzte Schneidewind.

In Wuppertal wäre es möglich, mehr Fahrradschnellwege auf ungenutzten Bahntrassen einzurichten, doch fehle der Stadt dafür das Geld. Für Erprobungsgebiete verkehrsberuhigter Zonen solle es zudem Übergangsregelungen geben, damit nicht vorab schon kostenintensive Umbauten zum Beispiel von Bordsteinkanten nötig würden. Nach seiner Erfahrung sei nicht zuerst der Ticketpreis entscheidend, um Menschen zum Umstieg auf Bus oder Bahn zu bewegen. Vielmehr müsse der ÖPNV zuverlässig und gut getaktet laufen, was aber Investitionen bedeute, schloss Schneidewind.

"Null Verkehrstote" als Ziel

„Für die Verkehrswende müssen nicht nur die Städte mehr Gas geben, sondern der Bund muss auch die Handbremse lösen“, sagte Hochfeld. „Als Erstes braucht es aber das grundsätzliche Signal vom Bund, dass nicht mehr das Auto im Mittelpunkt steht, sondern das Wohl von Mensch, Umwelt und Klima“, sagte er.

Zu den im Bundesrecht zu verankernden Zielen gehört für Agora Verkehrswende der Anspruch, die Zahl der Menschen, die im Verkehr getötet oder schwer verletzt werden, auf Null zu senken. Daraus ließen sich verschiedene Maßnahmen ableiten wie die Einführung von Tempo 30 innerorts, der Umbau von Unfallschwerpunkten und die Ausweisung von Verkehrssicherheitszonen, in denen nur Lkw mit Abbiegeassistent zugelassen sind.


Mittwoch, 9.06.2021, 16:07 Uhr
Susanne Harmsen
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Nächste Bundesregierung soll die Mobilitätswende stärken
Die Bundesregierung fördert alternative Antriebe wie die Elektromobilität und zusätzliche Investitionen in die Schiene für die Verkehrswende. Kommunen haben weitergehende Forderungen.
Auch im Mobilitätsbereich müssen schnell Fortschritte für den Klimaschutz erzielt werden. Darin waren sich alle Teilnehmer am Stadtgespräch der Denkfabrik Agora Verkehrswende am 9. Juni einig. Rahmenbedingungen wie das Straßenverkehrsrecht bevorzugten immer noch den Autoverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln, kritisierte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende.

Eine neue Bundesregierung solle stattdessen Ziele wie Verkehrssicherheit für alle, Gesundheit, Klima- und Umweltschutz sowie Raumentwicklung in den Mittelpunkt rücken. Dann wäre es deutlich leichter für Kommunen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Nullemissionszonen und Parkraumbewirtschaftung umzusetzen. Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, forderte zudem mehr Geld für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Philine Gaffron, Verkehrs- und Mobilitätsforscherin am Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technischen Universität Hamburg, verwies auf gelungene Beispiele zur Verkehrsberuhigung in Wien oder London und auch Hamburg. Dabei steige die Lebensqualität der Bewohner durch weniger Autoverkehr, besonders weil weniger Lärm und Luftverschmutzung auftreten. Es habe sich auch erwiesen, dass Gewerbetreibende vor Ort von der wachsenden „Laufkundschaft“ profitieren und nach anfänglicher Skepsis autofreie Zonen befürworten, sagte sie.

Bundesregierung setzte auf Elektromobilität und neue Kraftstoffe

Aus Sicht der Bundesregierung sind die Förderung alternativer Antriebe wie der Elektromobilität, einschließlich der Wasserstofftechnologie, die Entwicklung alternativer Kraftstoffe und zusätzliche Investitionen in die Schiene wichtige Schritte für aktiven Klimaschutz in der Mobilität. Das sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMVI), Steffen Bilger (CDU), am gleichen Tag vor dem Bundestagsverkehrsausschuss.

Die größten Einsparpotenziale sieht das BMVI im Straßengüterverkehr. Bis 2030 solle ein Drittel der Straßengüterverkehrsleistung „elektrisch oder auch auf Basis synthetischer Kraftstoffe" realisiert werden. Unter Umweltschutzaspekten sei es auch sehr sinnvoll, den Güterverkehr stärker über die Binnenschifffahrt und die Schiene abzuwickeln. Ein wichtiges Anliegen sei dem BMVI auch die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen oder Wasserstoff. Der Verkehrssektor muss bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 halbieren.

Städte brauchen Hilfe vom Bund

Der Wuppertaler Oberbürgermeister äußerte die Befürchtung, dass Quersubventionen von Stadtwerksgewinnen für den ÖPNV künftig von der EU eingeschränkt würden oder aufgrund der Herausforderungen im Energiebereich magerer ausfallen. „Hier brauchen wir deutlich mehr Hilfe vom Bund“, forderte er deshalb. Neben dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs müsse es Städten auch rechtlich ermöglicht werden, mehr Tempolimits und Parkraumbewirtschaftung einzuführen, ergänzte Schneidewind.

In Wuppertal wäre es möglich, mehr Fahrradschnellwege auf ungenutzten Bahntrassen einzurichten, doch fehle der Stadt dafür das Geld. Für Erprobungsgebiete verkehrsberuhigter Zonen solle es zudem Übergangsregelungen geben, damit nicht vorab schon kostenintensive Umbauten zum Beispiel von Bordsteinkanten nötig würden. Nach seiner Erfahrung sei nicht zuerst der Ticketpreis entscheidend, um Menschen zum Umstieg auf Bus oder Bahn zu bewegen. Vielmehr müsse der ÖPNV zuverlässig und gut getaktet laufen, was aber Investitionen bedeute, schloss Schneidewind.

"Null Verkehrstote" als Ziel

„Für die Verkehrswende müssen nicht nur die Städte mehr Gas geben, sondern der Bund muss auch die Handbremse lösen“, sagte Hochfeld. „Als Erstes braucht es aber das grundsätzliche Signal vom Bund, dass nicht mehr das Auto im Mittelpunkt steht, sondern das Wohl von Mensch, Umwelt und Klima“, sagte er.

Zu den im Bundesrecht zu verankernden Zielen gehört für Agora Verkehrswende der Anspruch, die Zahl der Menschen, die im Verkehr getötet oder schwer verletzt werden, auf Null zu senken. Daraus ließen sich verschiedene Maßnahmen ableiten wie die Einführung von Tempo 30 innerorts, der Umbau von Unfallschwerpunkten und die Ausweisung von Verkehrssicherheitszonen, in denen nur Lkw mit Abbiegeassistent zugelassen sind.


Mittwoch, 9.06.2021, 16:07 Uhr
Susanne Harmsen

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