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Vertrieb

"Nachfrage nach grünen PPAs größer als das Angebot"

Wie sich Baywa Re auf das wachsende Geschäft mit grünen PPAs einstellt, wollte E&M von Andrea Grotzke wissen, die für das weltweite Geschäft mit Industriekunden verantwortlich ist.
E&M: Frau Grotzke, Baywa Re ist vor gut neun Jahren ins Geschäft mit grünen Power Purchase Agreements (PPAs; d. Red.) eingestiegen. Welches Klientel aus Industrie und Gewerbe interessiert sich nach Ihren bisherigen Erfahrungen für diese direkten Lieferverträge?

Grotzke: Es gibt nicht die eine Branche, die sich grünen PPAs geöffnet hat. Der Blick auf unsere Kunden zeigt einen bunten Strauß, angefangen bei der Automobilindustrie über Pharma bis hin zu Textil, Chemie und Handel. Aus diesen Sektoren setzen sich zunehmend Unternehmen ganz klare Ziele für ihre Dekarbonisierung. Dabei beobachten wir eine ganz interessante Entwicklung.

E&M: Welche?

Grotzke: Es sind nicht nur große, global agierende Markennamen, die angekündigt haben, klimaneutral zu werden. Das gilt zunehmend auch für ihre Zuliefererbetriebe, was wir beispielsweise in Asien ganz konkret sehen. Diese Unternehmen haben sich teilweise sogar ehrgeizigere Ziele gesetzt, als sie von ihren Auftraggebern auferlegt bekommen.

E&M: Kommen Industriekunden auf Baywa Re für einen PPA-Vertrag zu oder suchen Sie bewusst nach potenziellen Abnehmern?

Grotzke: Sowohl als auch. Mit unserer Einheit Energy Solutions, zu deren Portfolio auch PPA-Verträge gehören, sind wir in Industriekreisen gut vernetzt. Zudem haben wir uns in den zurückliegenden Jahren einen guten Namen erarbeitet, weshalb uns Unternehmen oder deren Berater gezielt ansprechen. Da wir eine große Projektpipeline haben, gehen wir umgekehrt auch in einzelnen Regionen bewusst auf Industrie- und Gewerbebetriebe zu. Der Schwerpunkt von Baywa Re ist und bleibt die regenerative Projektentwicklung. PPAs sind dabei ein wichtiges Instrument für die Cashflow-Absicherung.

E&M: Nutzen Sie für die Kundenakquise auch digitale Plattformen, von denen es mittlerweile die ersten im PPA-Sektor gibt?

Grotzke: Um erste Kontakte zu knüpfen, greifen wir mitunter auch auf diese Plattformen zurück. Die langfristigen Verträge sind aber nach wie vor sehr maßgeschneidert, sodass individuelle Verhandlungen unverzichtbar sind. Es ist sicherlich bei einigen Vertragsklauseln zu Standardisierungen gekommen, letztlich kommen wir aber an detaillierten Gesprächen zwischen Erzeugern und Konsumenten nicht vorbei.

E&M: Wie groß ist die von Ihnen erwähnte Projektpipeline in den nächsten zwei, drei Jahren?
 
Andrea Grotzke: „Ich gehe davon aus, dass wir künftig mehr Corporate PPAs abschließen werden“
Bild: Baywa Re AG

Grotzke: Im Solarsektor umfasst unsere Pipeline in Europa ein Volumen von mehreren Gigawatt, womit wir in den kommenden Jahren rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom über PPAs verkaufen können. Bei diesen setzen wir schwerpunktmäßig auf Photovoltaik, da es für die Windkraft in vielen unserer europäischen Kernmärkte noch Förderregime gibt wie beispielsweise in Deutschland das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Wenn wir im Wind mit PPAs unterwegs sind, dann in Großbritannien und Schweden. In Großbritannien konnten wir bereits erste, auch langfristige Lieferverträge auf Windenergiebasis abschließen. Bislang haben wir für alle PPA-Varianten und Energieträger ein Volumen von gut 1.450 Megawatt unter Vertrag genommen, wovon über 500 Megawatt auf Corporate PPAs entfallen.

E&M: Sind Sie zufrieden mit dieser Zwischenbilanz?

„Für die Akzeptanz von Solarkraftwerken in der Fläche kräftig werben“

Grotzke: Auf jeden Fall. Ich gehe davon aus, dass wir künftig mehr Corporate PPAs abschließen werden. Die Zahl der Unternehmen, die sich Dekarbonisierungsziele setzen, wächst ständig weiter.

E&M: Sie erwähnten erste Windkraft-PPAs, die Baywa Re in Großbritannien und Schweden abgeschlossen hat. Wann rechnen Sie damit für den deutschen Markt?

Grotzke: Klammern wir die Weiterbetriebs-PPAs für die alten Windenergieanlagen aus, die keine EEG-Vergütung mehr erhalten: Für den weiteren Ausbau der Energiewende sollten wir alle froh sein, dass es weiterhin eine EEG-Förderung für den Windkraftausbau gibt. Neue Windparks werden wir auf absehbare Zeit angesichts der heutigen Fördersätze nicht auf PPA-Basis finanzieren.

E&M: Was macht die Ü20-Windturbinen neben den Kundenkontakten interessant für Sie?

Grotzke: Mit diesen Altanlagen gewinnen wir mehr Flexibilität bei der Strukturierung der vereinbarten PPA-Mengen, was die Laufzeit betrifft. Auch die vereinbarten Preisabschlüsse sind sicherlich ein Plus. Ich gehe davon aus, dass es durchaus Sinn macht, die Mengen mehrerer Ü20-Windparks zu bündeln und sie mit kurzer Laufzeit Industriekunden anzubieten.

E&M: Wird Ihr PPA-Geschäft derzeit durch fehlende Flächen für neue regenerative Kraftwerksprojekte erschwert?

Grotzke: Als Projektentwickler haben wir mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. In Spanien sind es oft die fehlenden Netzanschlüsse, in Italien ist es die Genehmigungsdauer, insbesondere für größere Vorhaben und in Deutschland durchaus die Flächenverfügbarkeit. So gesehen kommt es uns entgegen, dass wir global aufgestellt sind. So können wir unser Portfolio regional immer optimieren. Was derzeit auf jeden Fall stimmt: Die Nachfrage nach grünen PPAs ist größer als das Angebot.

E&M: In Deutschland nehmen Zahl und Größe der Solarparks, die ohne EEG-Förderung entstehen, deutlich zu. Haben Sie die Befürchtung oder sehen Sie bereits Anzeichen, dass Teile der Bevölkerung in einigen Regionen diese großen Freilandanlagen genauso kritisch sehen wie den Bau von Windenergieanlagen?

Grotzke: Deutschland ist kein Flächenstaat wie Spanien, wo der Bau großer Solarparks kein Problem ist. Ich gehe davon aus, dass wir über kurz oder lang hierzulande für die Akzeptanz von Solarkraftwerken in der Fläche kräftig werben müssen. Diese Solarparks sind Teil der Energiewende, auf die sich Politik und Gesellschaft verständigt haben. Für mehr Akzeptanz setze ich auf Beteiligungs- und Kooperationsmodelle, wozu ich neben der finanziellen Teilhabe für Anwohner der Solarparks beispielsweise auch die Zusammenarbeit mit Energiegenossenschaften zähle. Dazu gibt es im Windsektor einige wirklich gelungene Beispiele.

E&M: Erwarten Sie mittelfristig, dass einige wenige große, liquide Unternehmen das Geschäft mit den grünen PPAs dominieren werden?

Grotzke: All die Unternehmen, die es schaffen, genügend Solar- und Windprojekte zu entwickeln und anzubieten, bleiben im Spiel dabei. Das ist keine Frage der Größe.
 

Zur Person

Mit den Erfahrungen bei einer Bank und einem Projektentwickler im Gepäck, wie regenerative Vorhaben finanziell zu stemmen sind, kam die diplomierte Volkswirtin und Geografin Andrea Grotzke 2011 zur Baywa Re renewabe energy GmbH. Am Standort Freiburg war sie anfangs für die Finanzierung von Solarprojekten zuständig. Seit Sommer 2019 ist Grotzke verantwortlich für die weltweit agierende Geschäftseinheit Energy Solutions, deren Ziel es ist, die Energieversorgung von Industriekunden auf neue, grüne Füße zu stellen, unter anderem mit einer direkten Ökostrombelieferung über Power Purchase Agreements.
 

Donnerstag, 27.05.2021, 09:04 Uhr
Ralf Köpke
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"Nachfrage nach grünen PPAs größer als das Angebot"
Wie sich Baywa Re auf das wachsende Geschäft mit grünen PPAs einstellt, wollte E&M von Andrea Grotzke wissen, die für das weltweite Geschäft mit Industriekunden verantwortlich ist.
E&M: Frau Grotzke, Baywa Re ist vor gut neun Jahren ins Geschäft mit grünen Power Purchase Agreements (PPAs; d. Red.) eingestiegen. Welches Klientel aus Industrie und Gewerbe interessiert sich nach Ihren bisherigen Erfahrungen für diese direkten Lieferverträge?

Grotzke: Es gibt nicht die eine Branche, die sich grünen PPAs geöffnet hat. Der Blick auf unsere Kunden zeigt einen bunten Strauß, angefangen bei der Automobilindustrie über Pharma bis hin zu Textil, Chemie und Handel. Aus diesen Sektoren setzen sich zunehmend Unternehmen ganz klare Ziele für ihre Dekarbonisierung. Dabei beobachten wir eine ganz interessante Entwicklung.

E&M: Welche?

Grotzke: Es sind nicht nur große, global agierende Markennamen, die angekündigt haben, klimaneutral zu werden. Das gilt zunehmend auch für ihre Zuliefererbetriebe, was wir beispielsweise in Asien ganz konkret sehen. Diese Unternehmen haben sich teilweise sogar ehrgeizigere Ziele gesetzt, als sie von ihren Auftraggebern auferlegt bekommen.

E&M: Kommen Industriekunden auf Baywa Re für einen PPA-Vertrag zu oder suchen Sie bewusst nach potenziellen Abnehmern?

Grotzke: Sowohl als auch. Mit unserer Einheit Energy Solutions, zu deren Portfolio auch PPA-Verträge gehören, sind wir in Industriekreisen gut vernetzt. Zudem haben wir uns in den zurückliegenden Jahren einen guten Namen erarbeitet, weshalb uns Unternehmen oder deren Berater gezielt ansprechen. Da wir eine große Projektpipeline haben, gehen wir umgekehrt auch in einzelnen Regionen bewusst auf Industrie- und Gewerbebetriebe zu. Der Schwerpunkt von Baywa Re ist und bleibt die regenerative Projektentwicklung. PPAs sind dabei ein wichtiges Instrument für die Cashflow-Absicherung.

E&M: Nutzen Sie für die Kundenakquise auch digitale Plattformen, von denen es mittlerweile die ersten im PPA-Sektor gibt?

Grotzke: Um erste Kontakte zu knüpfen, greifen wir mitunter auch auf diese Plattformen zurück. Die langfristigen Verträge sind aber nach wie vor sehr maßgeschneidert, sodass individuelle Verhandlungen unverzichtbar sind. Es ist sicherlich bei einigen Vertragsklauseln zu Standardisierungen gekommen, letztlich kommen wir aber an detaillierten Gesprächen zwischen Erzeugern und Konsumenten nicht vorbei.

E&M: Wie groß ist die von Ihnen erwähnte Projektpipeline in den nächsten zwei, drei Jahren?
 
Andrea Grotzke: „Ich gehe davon aus, dass wir künftig mehr Corporate PPAs abschließen werden“
Bild: Baywa Re AG

Grotzke: Im Solarsektor umfasst unsere Pipeline in Europa ein Volumen von mehreren Gigawatt, womit wir in den kommenden Jahren rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom über PPAs verkaufen können. Bei diesen setzen wir schwerpunktmäßig auf Photovoltaik, da es für die Windkraft in vielen unserer europäischen Kernmärkte noch Förderregime gibt wie beispielsweise in Deutschland das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Wenn wir im Wind mit PPAs unterwegs sind, dann in Großbritannien und Schweden. In Großbritannien konnten wir bereits erste, auch langfristige Lieferverträge auf Windenergiebasis abschließen. Bislang haben wir für alle PPA-Varianten und Energieträger ein Volumen von gut 1.450 Megawatt unter Vertrag genommen, wovon über 500 Megawatt auf Corporate PPAs entfallen.

E&M: Sind Sie zufrieden mit dieser Zwischenbilanz?

„Für die Akzeptanz von Solarkraftwerken in der Fläche kräftig werben“

Grotzke: Auf jeden Fall. Ich gehe davon aus, dass wir künftig mehr Corporate PPAs abschließen werden. Die Zahl der Unternehmen, die sich Dekarbonisierungsziele setzen, wächst ständig weiter.

E&M: Sie erwähnten erste Windkraft-PPAs, die Baywa Re in Großbritannien und Schweden abgeschlossen hat. Wann rechnen Sie damit für den deutschen Markt?

Grotzke: Klammern wir die Weiterbetriebs-PPAs für die alten Windenergieanlagen aus, die keine EEG-Vergütung mehr erhalten: Für den weiteren Ausbau der Energiewende sollten wir alle froh sein, dass es weiterhin eine EEG-Förderung für den Windkraftausbau gibt. Neue Windparks werden wir auf absehbare Zeit angesichts der heutigen Fördersätze nicht auf PPA-Basis finanzieren.

E&M: Was macht die Ü20-Windturbinen neben den Kundenkontakten interessant für Sie?

Grotzke: Mit diesen Altanlagen gewinnen wir mehr Flexibilität bei der Strukturierung der vereinbarten PPA-Mengen, was die Laufzeit betrifft. Auch die vereinbarten Preisabschlüsse sind sicherlich ein Plus. Ich gehe davon aus, dass es durchaus Sinn macht, die Mengen mehrerer Ü20-Windparks zu bündeln und sie mit kurzer Laufzeit Industriekunden anzubieten.

E&M: Wird Ihr PPA-Geschäft derzeit durch fehlende Flächen für neue regenerative Kraftwerksprojekte erschwert?

Grotzke: Als Projektentwickler haben wir mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. In Spanien sind es oft die fehlenden Netzanschlüsse, in Italien ist es die Genehmigungsdauer, insbesondere für größere Vorhaben und in Deutschland durchaus die Flächenverfügbarkeit. So gesehen kommt es uns entgegen, dass wir global aufgestellt sind. So können wir unser Portfolio regional immer optimieren. Was derzeit auf jeden Fall stimmt: Die Nachfrage nach grünen PPAs ist größer als das Angebot.

E&M: In Deutschland nehmen Zahl und Größe der Solarparks, die ohne EEG-Förderung entstehen, deutlich zu. Haben Sie die Befürchtung oder sehen Sie bereits Anzeichen, dass Teile der Bevölkerung in einigen Regionen diese großen Freilandanlagen genauso kritisch sehen wie den Bau von Windenergieanlagen?

Grotzke: Deutschland ist kein Flächenstaat wie Spanien, wo der Bau großer Solarparks kein Problem ist. Ich gehe davon aus, dass wir über kurz oder lang hierzulande für die Akzeptanz von Solarkraftwerken in der Fläche kräftig werben müssen. Diese Solarparks sind Teil der Energiewende, auf die sich Politik und Gesellschaft verständigt haben. Für mehr Akzeptanz setze ich auf Beteiligungs- und Kooperationsmodelle, wozu ich neben der finanziellen Teilhabe für Anwohner der Solarparks beispielsweise auch die Zusammenarbeit mit Energiegenossenschaften zähle. Dazu gibt es im Windsektor einige wirklich gelungene Beispiele.

E&M: Erwarten Sie mittelfristig, dass einige wenige große, liquide Unternehmen das Geschäft mit den grünen PPAs dominieren werden?

Grotzke: All die Unternehmen, die es schaffen, genügend Solar- und Windprojekte zu entwickeln und anzubieten, bleiben im Spiel dabei. Das ist keine Frage der Größe.
 

Zur Person

Mit den Erfahrungen bei einer Bank und einem Projektentwickler im Gepäck, wie regenerative Vorhaben finanziell zu stemmen sind, kam die diplomierte Volkswirtin und Geografin Andrea Grotzke 2011 zur Baywa Re renewabe energy GmbH. Am Standort Freiburg war sie anfangs für die Finanzierung von Solarprojekten zuständig. Seit Sommer 2019 ist Grotzke verantwortlich für die weltweit agierende Geschäftseinheit Energy Solutions, deren Ziel es ist, die Energieversorgung von Industriekunden auf neue, grüne Füße zu stellen, unter anderem mit einer direkten Ökostrombelieferung über Power Purchase Agreements.
 

Donnerstag, 27.05.2021, 09:04 Uhr
Ralf Köpke

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