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Energie & Management > Stadtwerke - Missmanagement stürzt Stadtwerke Bad Belzig in finanzielle Krise
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Missmanagement stürzt Stadtwerke Bad Belzig in finanzielle Krise

Kommune und Stadtwerke im brandenburgischen Bad Belzig sind im Krisenmodus. Der örtliche Versorger steht vor einem Millionenminus, dessen Konsequenzen sich noch nicht absehen lassen.
Das kleine Stadtwerk in Bad Belzig hat riesige Probleme. Der als GmbH geführte Gas-, Strom- und Fernwärmeversorger steht vor Millionenverlusten, die ihn an den Rand der wirtschaftlichen Existenz zu bringen drohen. Im Mittelpunkt steht Hüseyin Evelek, der als Geschäftsführer am 22. November abtreten musste und dessen Verantwortung für offenbar eklatantes Missmanagement aktuell geprüft wird.

In einer offiziellen Erklärung spricht Bürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratschef Roland Leisegang (parteilos) von einer „wirtschaftlichen Schieflage“, in der die Stadtwerke sich befänden. Dies hätten Untersuchungen ergeben, die die kommissarischen Leiter der Stadtwerke seit Eveleks Demission vorgenommen haben. Dies sind Thomas Tanneberg, Leiter des Bereichs Marketing bei den Stadtwerken, und Eckhard Schindelhauer, Bereichsleiter Technik.
 
 
Ex-Geschäftsführer soll sich mit Termingeschäften verspekuliert haben

Während der Bürgermeister die Öffentlichkeit auf die Zeit nach einer außerordentlichen und nicht-öffentlichen Stadtverordneten-Sitzung vertröstet, auf der er am 14. Dezember zuerst die Lokalpolitik informieren will, schießen die Spekulationen ins Kraut. Die örtliche Zeitung Märkische Allgemeine - Fläming Echo will aus Insiderkreisen erfahren haben, dass es gravierende Vorwürfe gegen den Ex-Geschäftsführer gibt.
 
Musste vorzeitig als Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig GmbH seinen Hut nehmen: Hüseyin Evelek
Quelle: Stadtwerke Bad Belzig

So soll Hüseyin Evelek sich als Stadtwerke-Chef mit Termingeschäften am Energiemarkt „verspekuliert“ haben. Der Schaden solle sich auf mindestens eine Mio. Euro belaufen, könnte aber auch deutlich höher liegen. Hinzu kommen die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise an den Großhandelsmärkten. Evelek soll nicht frühzeitig genug Gas eingekauft haben, so dass die explodierenden Beschaffungspreise zu einer weiteren Hypothek geworden sein könnten. Ob die abzutragen ist, versieht die Lokalzeitung mit einem dicken Fragezeichen und stellt gar die mögliche Pleite der Stadtwerke-GmbH in den Raum.

Bürgermeister Leisegang sagte auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Frage „nach der politischen Verantwortung sich nach vollständiger Klärung“ des Sachverhalts stelle. Damit reagiert er indirekt auf inzwischen geäußerte Vorwürfe, er selbst könne als Chef des Aufsichtsrats für die Verfehlungen in die Pflicht genommen werden. Aus dieser Perspektive würde auch seine politische Karriere als Bürgermeister in Bad Belzig, der Kreisstadt des Landkreises Potsdam-Mittelmark, auf dem Spiel stehen.

Kommune informiert am 14. Dezember

Die Fragen nach der Höhe des entstandenen Schadens und nach möglichen strafrechtlichen Folgen für den ausgeschiedenen Geschäftsführer ließ Leisegang gegenüber unserer Redaktion ebenso unbeantwortet wie die nach möglichen eigenen Versäumnissen. „Auf Anraten unseres Rechtsbeistands im Sinne der Klärung und im Hinblick auf Schadenbegrenzung können wir bis dahin keine weiteren Auskünfte geben“, so Leisegang mit Blick auf die Sitzung des Lokalparlaments.

In der Kreisstadt will die Lokalzeitung in Erfahrung gebracht haben, dass Eveleks Arbeitsvertrag nicht „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst worden sei, wie in einer Unternehmensmitteilung vom 22. November formuliert. Es handele sich vielmehr um eine Entlassung. Leisegang sagte dazu, er wolle sich „nicht an Spekulationen beteiligen, sondern an einer seriösen Informationsbeschaffung mit Handlungsoptionen arbeiten“.

Evelek hatte seine Stelle zum Beginn des Jahres 2019 angetreten und kam von den Stadtwerken Stuttgart, wo er als Leiter für Urbane Energiesysteme fungierte. Er hatte in Brandenburg den von Dirk Gabriel frei gemachten Platz eingenommen, der zu den Stadtwerken Gotha gewechselt war.
 
 
Die Stadtwerke Bad Belzig GmbH versorgen die brandenburgische Kreisstadt, in der etwa 11.000 Menschen leben, seit 1992 mit Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser. 2017 stieg die GmbH in den Stromvertrieb ein. Waren bei der Gründung zunächst noch die Gemeindewerke Ritterhude an den Stadtwerken beteiligt, gehören diese seit 1995 zu 100 % der Stadt Bad Belzig, die im Höhenzug Fläming gelegen ist.

Donnerstag, 9.12.2021, 16:33 Uhr
Volker Stephan
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Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
Missmanagement stürzt Stadtwerke Bad Belzig in finanzielle Krise
Kommune und Stadtwerke im brandenburgischen Bad Belzig sind im Krisenmodus. Der örtliche Versorger steht vor einem Millionenminus, dessen Konsequenzen sich noch nicht absehen lassen.
Das kleine Stadtwerk in Bad Belzig hat riesige Probleme. Der als GmbH geführte Gas-, Strom- und Fernwärmeversorger steht vor Millionenverlusten, die ihn an den Rand der wirtschaftlichen Existenz zu bringen drohen. Im Mittelpunkt steht Hüseyin Evelek, der als Geschäftsführer am 22. November abtreten musste und dessen Verantwortung für offenbar eklatantes Missmanagement aktuell geprüft wird.

In einer offiziellen Erklärung spricht Bürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratschef Roland Leisegang (parteilos) von einer „wirtschaftlichen Schieflage“, in der die Stadtwerke sich befänden. Dies hätten Untersuchungen ergeben, die die kommissarischen Leiter der Stadtwerke seit Eveleks Demission vorgenommen haben. Dies sind Thomas Tanneberg, Leiter des Bereichs Marketing bei den Stadtwerken, und Eckhard Schindelhauer, Bereichsleiter Technik.
 
 
Ex-Geschäftsführer soll sich mit Termingeschäften verspekuliert haben

Während der Bürgermeister die Öffentlichkeit auf die Zeit nach einer außerordentlichen und nicht-öffentlichen Stadtverordneten-Sitzung vertröstet, auf der er am 14. Dezember zuerst die Lokalpolitik informieren will, schießen die Spekulationen ins Kraut. Die örtliche Zeitung Märkische Allgemeine - Fläming Echo will aus Insiderkreisen erfahren haben, dass es gravierende Vorwürfe gegen den Ex-Geschäftsführer gibt.
 
Musste vorzeitig als Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig GmbH seinen Hut nehmen: Hüseyin Evelek
Quelle: Stadtwerke Bad Belzig

So soll Hüseyin Evelek sich als Stadtwerke-Chef mit Termingeschäften am Energiemarkt „verspekuliert“ haben. Der Schaden solle sich auf mindestens eine Mio. Euro belaufen, könnte aber auch deutlich höher liegen. Hinzu kommen die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise an den Großhandelsmärkten. Evelek soll nicht frühzeitig genug Gas eingekauft haben, so dass die explodierenden Beschaffungspreise zu einer weiteren Hypothek geworden sein könnten. Ob die abzutragen ist, versieht die Lokalzeitung mit einem dicken Fragezeichen und stellt gar die mögliche Pleite der Stadtwerke-GmbH in den Raum.

Bürgermeister Leisegang sagte auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Frage „nach der politischen Verantwortung sich nach vollständiger Klärung“ des Sachverhalts stelle. Damit reagiert er indirekt auf inzwischen geäußerte Vorwürfe, er selbst könne als Chef des Aufsichtsrats für die Verfehlungen in die Pflicht genommen werden. Aus dieser Perspektive würde auch seine politische Karriere als Bürgermeister in Bad Belzig, der Kreisstadt des Landkreises Potsdam-Mittelmark, auf dem Spiel stehen.

Kommune informiert am 14. Dezember

Die Fragen nach der Höhe des entstandenen Schadens und nach möglichen strafrechtlichen Folgen für den ausgeschiedenen Geschäftsführer ließ Leisegang gegenüber unserer Redaktion ebenso unbeantwortet wie die nach möglichen eigenen Versäumnissen. „Auf Anraten unseres Rechtsbeistands im Sinne der Klärung und im Hinblick auf Schadenbegrenzung können wir bis dahin keine weiteren Auskünfte geben“, so Leisegang mit Blick auf die Sitzung des Lokalparlaments.

In der Kreisstadt will die Lokalzeitung in Erfahrung gebracht haben, dass Eveleks Arbeitsvertrag nicht „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst worden sei, wie in einer Unternehmensmitteilung vom 22. November formuliert. Es handele sich vielmehr um eine Entlassung. Leisegang sagte dazu, er wolle sich „nicht an Spekulationen beteiligen, sondern an einer seriösen Informationsbeschaffung mit Handlungsoptionen arbeiten“.

Evelek hatte seine Stelle zum Beginn des Jahres 2019 angetreten und kam von den Stadtwerken Stuttgart, wo er als Leiter für Urbane Energiesysteme fungierte. Er hatte in Brandenburg den von Dirk Gabriel frei gemachten Platz eingenommen, der zu den Stadtwerken Gotha gewechselt war.
 
 
Die Stadtwerke Bad Belzig GmbH versorgen die brandenburgische Kreisstadt, in der etwa 11.000 Menschen leben, seit 1992 mit Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser. 2017 stieg die GmbH in den Stromvertrieb ein. Waren bei der Gründung zunächst noch die Gemeindewerke Ritterhude an den Stadtwerken beteiligt, gehören diese seit 1995 zu 100 % der Stadt Bad Belzig, die im Höhenzug Fläming gelegen ist.

Donnerstag, 9.12.2021, 16:33 Uhr
Volker Stephan

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