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Energie & Management > Regulierung - Mindesterzeugung auf dem Weg zur Energiewende
Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
Regulierung

Mindesterzeugung auf dem Weg zur Energiewende

Im deutschen Stromnetz sinkt die Erzeugung, die nicht auf Preissignale reagiert. Daher sollen sich erneuerbare Energien stärker als bisher an den Systemdienstleistungen beteiligen.
Nach dem jüngsten Bericht der Bundesnetzagentur über die Mindesterzeugung ist der Anteil der konventionellen Kraftwerksleistung, die nicht auf Preissignale reagiert, rückläufig. "Das deutet auf eine Entwicklung zu einer CO2-neutralen Erzeugungslandschaft hin", sagte der Vizepräsident der Bundesnetzagentur, Peter Franke in Bonn.

Die Bonner Behörde untersucht in diesem Zusammenhang die Tage, an denen im Stromgroßhandel negative Preise gezahlt wurden. Die davon betroffenen Anlagen hatten 2019 und 2020 eine Kapazität zwischen 16.700 und 19.000 MW, in den vier Jahren davor waren es zwischen 18.000 und 28.000 MW.

Die Bundesnetzagentur unterscheidet dabei zwischen der „Mindesterzeugung“, die für den Betrieb des Gesamtsystems notwendig ist, und dem „konventionellen Erzeugungssockel“ (siehe Grafik). Die Mindesterzeugung wird überwiegend von konventionellen Kraftwerken erbracht, aber nur teilweise über den Markt abgewickelt. Den Rest erbringen die konventionellen Erzeuger gewissermaßen nebenbei. Der konventionelle Erzeugungssockel besteht aus Anlagen, die aus überwiegend technischen Gründen nur schwer zurückgefahren werden können und deren Betreiber bei der Lieferung von Strom eher draufzahlen, als die Anlage vom Netz zu nehmen.
 
Quelle: Bundesnetzagentur

Wichtigster Grund, negative Börsenpreise zu akzeptieren, war laut dem Bericht die Auskoppelung von Wärme für die Industrie oder Fernwärme. Bei Kernkraftwerken sind die Kosten für das Hoch- und Runterfahren der Anlage der Hauptgrund. Viele Anlagen werden auch deswegen weiterbetrieben, weil die Betreiber mit wieder steigenden Preisen rechnen. 41 % der befragten Betreiber gaben an, dass sie auch bei einem Preis von minus 100 Euro/MWh am Netz bleiben würden, unabhängig davon, wie lange der Preis negativ sei.

Der konventionelle Erzeugungssockel bewegte sich 2019 und 2020 zwischen 11.800 und 16.600 MW, und machte dabei 60-66 % der Leistung aus, die auf negative Preise nicht reagierte. Gegenüber dem Zeitraum 2015-18 war das absolut und relativ ein deutlicher Rückgang. Die Bundesnetzagentur führt das darauf zurück, dass zahlreiche Kohlekraftwerke vom Netz gegangen oder in die Sicherheitsbereitschaft überführt worden sind.

Dieser Trend werde sich in den nächsten Jahren fortsetzen: “Es gehen gerade die Kraftwerke vom Netz, die in den betrachteten Perioden den größten Anteil an der gesamten konventionellen, preisunelastischen Erzeugungsleistung ausmachten.“ Allerdings lasse sich derzeit nicht sagen, wie groß der Effekt sei und welche Konsequenzen er für die Mindesterzeugung haben werde.

Der Anteil der Mindesterzeugung am „preisunelastischen“ Stromangebot belief sich im untersuchten Zeitraum 2019-20 auf 23-32 % und bewegte sich damit etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Sie unterliegt deutlich höheren Schwankungen als der konventionelle Sockel. Mit Abstand größte Einzelkomponente war die Vorhaltung negativer Regelleistung. Immer mehr Kapazität musste zur Besicherung von Kraftwerksausfällen bereitgehalten werden.

Einen Beitrag zur Regelleistung könnten auch Windkraftanlagen leisten, schreibt die Bundesnetzagentur: “Praktisch entscheiden sich aber die Betreiber und Direktvermarkter derzeit noch eher selten für eine Teilnahme am Regelenergiemarkt.“

Im vertikalen Netz (zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern) gab es 2019-20 weniger Engpässe als in den Jahren davor. Die Regulierer führen das darauf zurück, dass mehrere Ausbauprojekte in Schleswig-Holstein ans Netz gingen. Es bestehe aber weiter Investitionsbedarf bei Umspannwerken, um vertikale Engpässe abzubauen. In den fünf am meisten von der Abregelung erneuerbarer Energien betroffenen Umspannwerken soll zwar investiert werden. Eine Maßnahme sei jedoch um zwei Jahre auf 2025 verschoben worden, eine weitere sei sogar erst für 2030 vorgesehen.

Montag, 11.10.2021, 14:31 Uhr
Tom Weingärtner
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Quelle: Fotolia / Bertold Werkmann
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Mindesterzeugung auf dem Weg zur Energiewende
Im deutschen Stromnetz sinkt die Erzeugung, die nicht auf Preissignale reagiert. Daher sollen sich erneuerbare Energien stärker als bisher an den Systemdienstleistungen beteiligen.
Nach dem jüngsten Bericht der Bundesnetzagentur über die Mindesterzeugung ist der Anteil der konventionellen Kraftwerksleistung, die nicht auf Preissignale reagiert, rückläufig. "Das deutet auf eine Entwicklung zu einer CO2-neutralen Erzeugungslandschaft hin", sagte der Vizepräsident der Bundesnetzagentur, Peter Franke in Bonn.

Die Bonner Behörde untersucht in diesem Zusammenhang die Tage, an denen im Stromgroßhandel negative Preise gezahlt wurden. Die davon betroffenen Anlagen hatten 2019 und 2020 eine Kapazität zwischen 16.700 und 19.000 MW, in den vier Jahren davor waren es zwischen 18.000 und 28.000 MW.

Die Bundesnetzagentur unterscheidet dabei zwischen der „Mindesterzeugung“, die für den Betrieb des Gesamtsystems notwendig ist, und dem „konventionellen Erzeugungssockel“ (siehe Grafik). Die Mindesterzeugung wird überwiegend von konventionellen Kraftwerken erbracht, aber nur teilweise über den Markt abgewickelt. Den Rest erbringen die konventionellen Erzeuger gewissermaßen nebenbei. Der konventionelle Erzeugungssockel besteht aus Anlagen, die aus überwiegend technischen Gründen nur schwer zurückgefahren werden können und deren Betreiber bei der Lieferung von Strom eher draufzahlen, als die Anlage vom Netz zu nehmen.
 
Quelle: Bundesnetzagentur

Wichtigster Grund, negative Börsenpreise zu akzeptieren, war laut dem Bericht die Auskoppelung von Wärme für die Industrie oder Fernwärme. Bei Kernkraftwerken sind die Kosten für das Hoch- und Runterfahren der Anlage der Hauptgrund. Viele Anlagen werden auch deswegen weiterbetrieben, weil die Betreiber mit wieder steigenden Preisen rechnen. 41 % der befragten Betreiber gaben an, dass sie auch bei einem Preis von minus 100 Euro/MWh am Netz bleiben würden, unabhängig davon, wie lange der Preis negativ sei.

Der konventionelle Erzeugungssockel bewegte sich 2019 und 2020 zwischen 11.800 und 16.600 MW, und machte dabei 60-66 % der Leistung aus, die auf negative Preise nicht reagierte. Gegenüber dem Zeitraum 2015-18 war das absolut und relativ ein deutlicher Rückgang. Die Bundesnetzagentur führt das darauf zurück, dass zahlreiche Kohlekraftwerke vom Netz gegangen oder in die Sicherheitsbereitschaft überführt worden sind.

Dieser Trend werde sich in den nächsten Jahren fortsetzen: “Es gehen gerade die Kraftwerke vom Netz, die in den betrachteten Perioden den größten Anteil an der gesamten konventionellen, preisunelastischen Erzeugungsleistung ausmachten.“ Allerdings lasse sich derzeit nicht sagen, wie groß der Effekt sei und welche Konsequenzen er für die Mindesterzeugung haben werde.

Der Anteil der Mindesterzeugung am „preisunelastischen“ Stromangebot belief sich im untersuchten Zeitraum 2019-20 auf 23-32 % und bewegte sich damit etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Sie unterliegt deutlich höheren Schwankungen als der konventionelle Sockel. Mit Abstand größte Einzelkomponente war die Vorhaltung negativer Regelleistung. Immer mehr Kapazität musste zur Besicherung von Kraftwerksausfällen bereitgehalten werden.

Einen Beitrag zur Regelleistung könnten auch Windkraftanlagen leisten, schreibt die Bundesnetzagentur: “Praktisch entscheiden sich aber die Betreiber und Direktvermarkter derzeit noch eher selten für eine Teilnahme am Regelenergiemarkt.“

Im vertikalen Netz (zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern) gab es 2019-20 weniger Engpässe als in den Jahren davor. Die Regulierer führen das darauf zurück, dass mehrere Ausbauprojekte in Schleswig-Holstein ans Netz gingen. Es bestehe aber weiter Investitionsbedarf bei Umspannwerken, um vertikale Engpässe abzubauen. In den fünf am meisten von der Abregelung erneuerbarer Energien betroffenen Umspannwerken soll zwar investiert werden. Eine Maßnahme sei jedoch um zwei Jahre auf 2025 verschoben worden, eine weitere sei sogar erst für 2030 vorgesehen.

Montag, 11.10.2021, 14:31 Uhr
Tom Weingärtner

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