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Energie & Management > Stadtwerke - Millionen-Minus kostet Geschäftsführer der TW Naumburg ihre Jobs
Quelle: Fotolia / nmann77
Stadtwerke

Millionen-Minus kostet Geschäftsführer der TW Naumburg ihre Jobs

Nun also doch: Das Millionendefizit des Versorgers im sachsen-anhaltinischen Naumburg hat Folgen für die aktuellen Geschäftsführer. Sie müssen sich eine neue Aufgabe suchen.
Nach Millionenverlusten und einer notwendig gewordenen Bürgschaft durch die Kommune ziehen die Anteilseigner der Technischen Werke Naumburg (TWN) die Reißleine. Die bisherigen Geschäftsführer Detlef Apel und Ulrich Klose müssen sich beruflich neu orientieren. Ab dem 1. September soll ein noch zu findender Mensch den lokalen Versorger managen, der die sachsen-anhaltinische Domstadt seit bald 30 Jahren mit Strom, Gas, Fernwärme und Wasser beliefert.

Auslöser der wirtschaftlichen Talfahrt an der Saale waren offenbar fehlende Einkäufe von Strom und Gas. Die TWN hatten umfangreiche Abnahmeverträge geschlossen, die dafür erforderlichen Mengen an Energie aber noch nicht erworben. Als die Beschaffungspreise an den Märkten in die Höhe schossen, war das Unheil nicht mehr aufzuhalten.

Schaden liegt oberhalb von 3 Mio. Euro

Im Januar hatte die Stadt Naumburg, über eine Tochter zu 51 % Mehrheitseignerin der TWN, bereits eine Bürgschaft von 3 Mio. Euro zugesichert, um die Verluste abzufedern (wir berichteten). Nach Angaben von Oberbürgermeister Armin Müller (CDU), der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der TWN ist, reicht dieses Geld aber nicht aus, um den Fehlbetrag komplett zu decken. Dieser soll sich im einstelligen Millionenbereich bewegen und Ende Mai final berechnet sein.

Für die Trennung von Detlef Apel und Ulrich Klose wählen die Verantwortlichen einen vergleichsweise milden Weg. Statt eines Rauswurfs würden die Ende August 2022 ohnehin auslaufenden Verträge schlicht nicht verlängert, wie eine Sprecherin der Kommune auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte.
 
 
Das trifft Ulrich Klose wiederum weniger hart, da er lediglich 10 % seines Engagements den TWN widmete und größtenteils für die städtische Kurbetriebsgesellschaft (Kubi) tätig war. Ob er dieses Aufgabenfeld mit der Verantwortung für zwei Bäder weiter bestellen darf, will der Aufsichtsrat noch entscheiden. Armin Müller ließ öffentlich verlauten, er könne sich dies aufgrund der Verdienste Kloses durchaus vorstellen. Neben Lob für die scheidenden Chefs äußerte Müller aber auch, dass "persönliche Versäumnisse" der Geschäftsführung zum Millionen-Minus beigetragen hätten.

Aktuell keine weitere Tariferhöhungen in Sicht

Mit der Reduzierung der TWN-Geschäftsführung auf einen Posten werden erste Sparmaßnahmen wirksam. Diese sind vor allem für die Stadt und die Kubi wichtig. Gemäß Ergebnisabführungsvertrag kommt allein die Kommune über die Kubi für Verluste des Versorgers auf, EnviaM (47 %) und die Stadtwerke Aachen (2 %) als weitere Anteilseigner der TWN bleiben davon verschont.

Eine weitere Überlegung zum derzeitigen Zeitpunkt ist die Vergabe der Energiebeschaffung an eine externe Firma. Das sei aber nicht spruchreif, so die Sprecherin. Aktuell plane die TWN keine weitere Erhöhung der Tarife für Endkunden.

Verluste in Millionenhöhe sind aufgrund der Verwerfungen auf den Energiemärkten und dem russischen Angriffskrieg aktuell keine Seltenheit. Ihren Hut nehmen mussten zum Beispiel die Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig in Brandenburg (bereits 2021 − hier waren hochriskante Leerverkäufe Grund für eine Insolvenz), der Stadtwerke Passau und zuletzt auch der Stadtwerke Osnabrück (wir berichteten).

Montag, 9.05.2022, 12:56 Uhr
Volker Stephan
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Millionen-Minus kostet Geschäftsführer der TW Naumburg ihre Jobs
Nun also doch: Das Millionendefizit des Versorgers im sachsen-anhaltinischen Naumburg hat Folgen für die aktuellen Geschäftsführer. Sie müssen sich eine neue Aufgabe suchen.
Nach Millionenverlusten und einer notwendig gewordenen Bürgschaft durch die Kommune ziehen die Anteilseigner der Technischen Werke Naumburg (TWN) die Reißleine. Die bisherigen Geschäftsführer Detlef Apel und Ulrich Klose müssen sich beruflich neu orientieren. Ab dem 1. September soll ein noch zu findender Mensch den lokalen Versorger managen, der die sachsen-anhaltinische Domstadt seit bald 30 Jahren mit Strom, Gas, Fernwärme und Wasser beliefert.

Auslöser der wirtschaftlichen Talfahrt an der Saale waren offenbar fehlende Einkäufe von Strom und Gas. Die TWN hatten umfangreiche Abnahmeverträge geschlossen, die dafür erforderlichen Mengen an Energie aber noch nicht erworben. Als die Beschaffungspreise an den Märkten in die Höhe schossen, war das Unheil nicht mehr aufzuhalten.

Schaden liegt oberhalb von 3 Mio. Euro

Im Januar hatte die Stadt Naumburg, über eine Tochter zu 51 % Mehrheitseignerin der TWN, bereits eine Bürgschaft von 3 Mio. Euro zugesichert, um die Verluste abzufedern (wir berichteten). Nach Angaben von Oberbürgermeister Armin Müller (CDU), der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der TWN ist, reicht dieses Geld aber nicht aus, um den Fehlbetrag komplett zu decken. Dieser soll sich im einstelligen Millionenbereich bewegen und Ende Mai final berechnet sein.

Für die Trennung von Detlef Apel und Ulrich Klose wählen die Verantwortlichen einen vergleichsweise milden Weg. Statt eines Rauswurfs würden die Ende August 2022 ohnehin auslaufenden Verträge schlicht nicht verlängert, wie eine Sprecherin der Kommune auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte.
 
 
Das trifft Ulrich Klose wiederum weniger hart, da er lediglich 10 % seines Engagements den TWN widmete und größtenteils für die städtische Kurbetriebsgesellschaft (Kubi) tätig war. Ob er dieses Aufgabenfeld mit der Verantwortung für zwei Bäder weiter bestellen darf, will der Aufsichtsrat noch entscheiden. Armin Müller ließ öffentlich verlauten, er könne sich dies aufgrund der Verdienste Kloses durchaus vorstellen. Neben Lob für die scheidenden Chefs äußerte Müller aber auch, dass "persönliche Versäumnisse" der Geschäftsführung zum Millionen-Minus beigetragen hätten.

Aktuell keine weitere Tariferhöhungen in Sicht

Mit der Reduzierung der TWN-Geschäftsführung auf einen Posten werden erste Sparmaßnahmen wirksam. Diese sind vor allem für die Stadt und die Kubi wichtig. Gemäß Ergebnisabführungsvertrag kommt allein die Kommune über die Kubi für Verluste des Versorgers auf, EnviaM (47 %) und die Stadtwerke Aachen (2 %) als weitere Anteilseigner der TWN bleiben davon verschont.

Eine weitere Überlegung zum derzeitigen Zeitpunkt ist die Vergabe der Energiebeschaffung an eine externe Firma. Das sei aber nicht spruchreif, so die Sprecherin. Aktuell plane die TWN keine weitere Erhöhung der Tarife für Endkunden.

Verluste in Millionenhöhe sind aufgrund der Verwerfungen auf den Energiemärkten und dem russischen Angriffskrieg aktuell keine Seltenheit. Ihren Hut nehmen mussten zum Beispiel die Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig in Brandenburg (bereits 2021 − hier waren hochriskante Leerverkäufe Grund für eine Insolvenz), der Stadtwerke Passau und zuletzt auch der Stadtwerke Osnabrück (wir berichteten).

Montag, 9.05.2022, 12:56 Uhr
Volker Stephan

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