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Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

"Methanisierung wirtschaftlicher als Verstromung"

Warum die Biomethanproduktion eine Option sein kann, erklärt Oliver Jende. Er ist Business Development Manager bei ETW, einem Spezialisten für die technische Methanisierung von Biogas.
 
Oliver Jende, Business Development Manager bei ETW
Quelle: ETW


E&M: Herr Jende, merken Sie derzeit schon an Ihrem Absatz, dass verstärkt Biogasanlagen auf Methanveredlung und damit die Einspeisung ins Erdgasnetz umgerüstet werden?

Jende: Ja, das merken wir langsam. Während vor zwei Jahren noch fast jede Anfrage aus dem Ausland kam, ist heute jede vierte aus Deutschland. Und zwar vor allem von Bestandsbiogasanlagen, die ihre Stromproduktion entweder durch Biomethanproduktion erweitern möchten oder sogar komplett umrüsten.

E&M: Wie schätzen Sie die Potenziale dafür in Deutschland generell ein?

Jende: Seit 2020 fallen schrittweise Bestandsanlagen aus der EEG-Vergütung heraus. In den nächsten vier Jahren sollten 2.000 Anlagenbetreiber überlegen, auf eine Biomethanproduktion umzusteigen, unter anderem wegen der Anpassung der Substrate und wegen der daraus resultierenden THG-Quoten. Der größte Marktanteil besteht daher aus Anlagenbetreibern mit jahrelanger Erfahrung im Biogasgeschäft, die an so eine Umrüstung hohe Ansprüche stellen. Als einer der wenigen Biomethananlagenbauer ‚made in Germany‘ und mit einem sehr großen zufriedenen Kundenstamm auch im Blockheizkraftwerksbereich rechnen wir daher mit einer großen Akzeptanz unserer Produkte. Allerdings sind aus bekannten Umständen aktuell auch weitere kurzfristige Änderungen in der deutschen Energiepolitik zu erwarten. Inwieweit diese die Prognosen beeinflussen könnten, ist abzuwarten.

E&M: Was bewegt Ihre Kunden zu einer Umrüstung?

Jende: Die Kombination von diesen Faktoren begünstigt die Entwicklung des Biomethananlagenmarkts. Wie oben bereits beschrieben, werden nach und nach große Mengen an Bestandsanlagen aus der sicheren EEG-Vergütung herausfallen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Bio-LNG in Deutschland, um die Treibhausgasbilanz im Treibstoffmarkt zu verbessern. Aktuell werden je nach Substratzusammensetzung Preise von 13 bis über 18 Cent je Kilowattstunde Biomethan inklusive THG-Quoten verhandelt.

E&M: Zu Ihrem System: Lassen sich die Einsparungen auch genauer, etwa bezogen auf die Leistung, in Euro beziffern?

Jende: Einen Biomethanverkaufspreis von 18 Cent je Kilowattstunde vorausgesetzt und bei einer groben Umrechnung in Stromäquivalent mit einem Wirkungsgrad von rund 40 Prozent, wären das über 45 Cent je Kilowattstunde elektrisch, die beim Verkauf von Strom aus Biogas erzielt werden müssten. Das ist das Doppelte von dem, was in der Realität momentan verhandelt wird. Somit können nur Bestandsanlagen mit einem sehr guten Wärmekonzept und dadurch besseren Wirkungsgrad gegenüber der Alternative Biomethan einen Vorteil haben.

E&M: Wann kann hier ein Return on Investment erfolgen, falls man diesen überhaupt berechnen kann?

Jende: Das ist schwer zu kalkulieren, da die Erzeugungskosten hauptsächlich durch die Rohbiogaserzeugungskosten, Substratkosten und Logistik sowohl der Substrate als auch Gärreste beeinflusst werden. Diese sind sehr projektspezifisch.

Entwurf einer industriellen Methanisierungsanlage

Die Biogasaufbereitung von ETW beruht auf dem Druckwechsel-Adsorptionsprozess, der sich vor einigen Jahrzehnten in der großen Gasreinigungsindustrie durch seine Zuverlässigkeit und Performance gegenüber anderen Verfahren etablierte. Die DWA (englisch PSA für Pressure Swing Adsorption) ist ein trockener physikalischer Trennungsprozess, in dem das CO2 mittels eines Adsorbens unter Druck vom CH4 abgetrennt wird. Das Adsorbent wird im Anschluss über Vakuum regeneriert, sodass der Prozess in einem bestimmten Rhythmus von vorn anfängt.
Ein speziell für die Trennung von Biogas entwickeltes System, ETW Smart Cycle PSA, hat nach Angaben von ETW den niedrigsten Energieverbrauch aller auf dem Markt existierenden Systeme und bietet die höchste Flexibilität, indem es sich an schwankende Volumenströme oder Gaszusammensetzungen automatisch anpasst. Deshalb ist dieses System auch bei Anlagenbündelungsprojekten sehr gefragt. Das entstehende CO2 ist nach Unternehmensangaben von sehr guter Qualität und kann bei Interesse weiterverwendet werden, etwa als Flüssig-CO2 in der Getränkeindustrie. Alle anderen Systeme hätten, so ETW, einen deutlich höheren Energieverbrauch oder zeigten niedrige Toleranzen gegenüber Schwankungen aus der Biogasanlage. Die seien in der Realität unvermeidlich, wenn etwa die Preisstruktur für Biomethan einen Einsatz von Reststoffen und Abfällen erfordert.
 
 
Entwurf einer industriellen Methanisierungsanlage
Quelle: ETW

 

Montag, 11.04.2022, 09:06 Uhr
Frank Urbansky
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"Methanisierung wirtschaftlicher als Verstromung"
Warum die Biomethanproduktion eine Option sein kann, erklärt Oliver Jende. Er ist Business Development Manager bei ETW, einem Spezialisten für die technische Methanisierung von Biogas.
 
Oliver Jende, Business Development Manager bei ETW
Quelle: ETW


E&M: Herr Jende, merken Sie derzeit schon an Ihrem Absatz, dass verstärkt Biogasanlagen auf Methanveredlung und damit die Einspeisung ins Erdgasnetz umgerüstet werden?

Jende: Ja, das merken wir langsam. Während vor zwei Jahren noch fast jede Anfrage aus dem Ausland kam, ist heute jede vierte aus Deutschland. Und zwar vor allem von Bestandsbiogasanlagen, die ihre Stromproduktion entweder durch Biomethanproduktion erweitern möchten oder sogar komplett umrüsten.

E&M: Wie schätzen Sie die Potenziale dafür in Deutschland generell ein?

Jende: Seit 2020 fallen schrittweise Bestandsanlagen aus der EEG-Vergütung heraus. In den nächsten vier Jahren sollten 2.000 Anlagenbetreiber überlegen, auf eine Biomethanproduktion umzusteigen, unter anderem wegen der Anpassung der Substrate und wegen der daraus resultierenden THG-Quoten. Der größte Marktanteil besteht daher aus Anlagenbetreibern mit jahrelanger Erfahrung im Biogasgeschäft, die an so eine Umrüstung hohe Ansprüche stellen. Als einer der wenigen Biomethananlagenbauer ‚made in Germany‘ und mit einem sehr großen zufriedenen Kundenstamm auch im Blockheizkraftwerksbereich rechnen wir daher mit einer großen Akzeptanz unserer Produkte. Allerdings sind aus bekannten Umständen aktuell auch weitere kurzfristige Änderungen in der deutschen Energiepolitik zu erwarten. Inwieweit diese die Prognosen beeinflussen könnten, ist abzuwarten.

E&M: Was bewegt Ihre Kunden zu einer Umrüstung?

Jende: Die Kombination von diesen Faktoren begünstigt die Entwicklung des Biomethananlagenmarkts. Wie oben bereits beschrieben, werden nach und nach große Mengen an Bestandsanlagen aus der sicheren EEG-Vergütung herausfallen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Bio-LNG in Deutschland, um die Treibhausgasbilanz im Treibstoffmarkt zu verbessern. Aktuell werden je nach Substratzusammensetzung Preise von 13 bis über 18 Cent je Kilowattstunde Biomethan inklusive THG-Quoten verhandelt.

E&M: Zu Ihrem System: Lassen sich die Einsparungen auch genauer, etwa bezogen auf die Leistung, in Euro beziffern?

Jende: Einen Biomethanverkaufspreis von 18 Cent je Kilowattstunde vorausgesetzt und bei einer groben Umrechnung in Stromäquivalent mit einem Wirkungsgrad von rund 40 Prozent, wären das über 45 Cent je Kilowattstunde elektrisch, die beim Verkauf von Strom aus Biogas erzielt werden müssten. Das ist das Doppelte von dem, was in der Realität momentan verhandelt wird. Somit können nur Bestandsanlagen mit einem sehr guten Wärmekonzept und dadurch besseren Wirkungsgrad gegenüber der Alternative Biomethan einen Vorteil haben.

E&M: Wann kann hier ein Return on Investment erfolgen, falls man diesen überhaupt berechnen kann?

Jende: Das ist schwer zu kalkulieren, da die Erzeugungskosten hauptsächlich durch die Rohbiogaserzeugungskosten, Substratkosten und Logistik sowohl der Substrate als auch Gärreste beeinflusst werden. Diese sind sehr projektspezifisch.

Entwurf einer industriellen Methanisierungsanlage

Die Biogasaufbereitung von ETW beruht auf dem Druckwechsel-Adsorptionsprozess, der sich vor einigen Jahrzehnten in der großen Gasreinigungsindustrie durch seine Zuverlässigkeit und Performance gegenüber anderen Verfahren etablierte. Die DWA (englisch PSA für Pressure Swing Adsorption) ist ein trockener physikalischer Trennungsprozess, in dem das CO2 mittels eines Adsorbens unter Druck vom CH4 abgetrennt wird. Das Adsorbent wird im Anschluss über Vakuum regeneriert, sodass der Prozess in einem bestimmten Rhythmus von vorn anfängt.
Ein speziell für die Trennung von Biogas entwickeltes System, ETW Smart Cycle PSA, hat nach Angaben von ETW den niedrigsten Energieverbrauch aller auf dem Markt existierenden Systeme und bietet die höchste Flexibilität, indem es sich an schwankende Volumenströme oder Gaszusammensetzungen automatisch anpasst. Deshalb ist dieses System auch bei Anlagenbündelungsprojekten sehr gefragt. Das entstehende CO2 ist nach Unternehmensangaben von sehr guter Qualität und kann bei Interesse weiterverwendet werden, etwa als Flüssig-CO2 in der Getränkeindustrie. Alle anderen Systeme hätten, so ETW, einen deutlich höheren Energieverbrauch oder zeigten niedrige Toleranzen gegenüber Schwankungen aus der Biogasanlage. Die seien in der Realität unvermeidlich, wenn etwa die Preisstruktur für Biomethan einen Einsatz von Reststoffen und Abfällen erfordert.
 
 
Entwurf einer industriellen Methanisierungsanlage
Quelle: ETW

 

Montag, 11.04.2022, 09:06 Uhr
Frank Urbansky

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