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Energie & Management > Wärme - Mensch und Material fehlen für die großen Wärmepumpen-Ziele
Quelle: Shutterstock / JPC-PROD
Wärme

Mensch und Material fehlen für die großen Wärmepumpen-Ziele

Ein Hoffnungsträger für die Wärmewende im Wohngebäudesektor ächzt. Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist aktuell nicht zu befriedigen. Darum fordert die Dena allenthalben mehr Tempo.
Wer kurzfristig von Gas oder Öl loskommen und auf Holzpellets nicht umsteigen möchte, hat womöglich noch zwei besonders teure Winter vor sich. In der Energieberatung tätige Fachleute rechnen mehrheitlich mit einer Wartezeit von einem Jahr, ehe der Wunsch nach einer Wärmepumpe sich erfüllen lässt. Andere Angaben pendeln zwischen einem dreiviertel Jahr oder gar 18 Monaten, bevor ein Handwerksunternehmen liefern kann.

Die von der Bundesregierung stark beworbene und geförderte Lösung zur Wärmewende steht unter enormem Erwartungsdruck. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) sieht ein großes „Angebotsproblem“ und fordert Verbesserungen an vielen Stellen, um den Hochlauf der Wärmepumpen nicht zu gefährden. Die bundeseigene Projektgesellschaft unterfüttert ihre Forderungen mit Zahlen einer aktuellen Umfrage unter Energieberatungsstellen. Von 10.000 Ende Juni angefragten Fachleuten sendeten 487 den Antwortbogen zurück, das sind knapp fünf Prozent.

"Zwei bis drei holprige Jahre" beim Hochlauf in Sicht

Die Herausforderungen sind fixiert. Die Bundesregierung verlangt ab 2024 für den Betrieb jeder neu eingebauten Heizung einen Anteil von mindestens 65 % erneuerbarer Energien. Mit der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigten „Wärmepumpen-Offensive“ sollen ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen in die Gebäude kommen. Bei bundesweit etwa 900.000 Heizungseinbauten pro Jahr würde die Wärmepumpe damit den Dauerbrenner Gas als erstes Mittel der Wahl ablösen.

Dena-Vorstand Andreas Kuhlmann erwartet zwei bis drei „holprige“ Jahre, weil Probleme wie Lieferengpässe und in Beratungsstellen, Antragsbehörden und Handwerk fehlende Fachkräfte sich nicht spontan lösen ließen. Dennoch, sagte er bei einem Medientermin, sei er zuversichtlich, das Ziel von 6 Mio. verbauten Wärmepumpen bis 2030 zu erreichen. Aktuell tut sich dazu eine Lücke von 4,7 Mio. Geräten auf, die mit dem jährlichen Zubau von 2021 (150.000 Pumpen) nicht zu schließen sein wird.

"Abriss bei der Nachfrage verhindern"

Für Kuhlmann geht es daher darum, auf Herstellerseite die Produktion zu erhöhen, Förderanträge schneller zu bearbeiten und über eine Fachkräfte-Initiative den Einbau von immer mehr Wärmepumpen zu gewährleisten. Er warnte angesichts der großen Bedeutung der Technik für die CO2-Einsparungen im Gebäudesektor davor, sie nur kurzfristig wegen der explodierenden Preise für Gas und Öl in den Blick zu nehmen.

Die Umfrage hat nach Einschätzung von Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Dena, das große Potenzial für Wärmepumpen unterstrichen. Etwa 80 % der Beratungen mündeten zuletzt in die Empfehlung für eine Wärmepumpe, die große Mehrzahl davon als Luft-Wasser-Kombination vor Sole-Wasser und verbunden mit dem Rat, auch Solaranlagen und/oder Batteriespeicher anzuschaffen.

Der hohe Grad an Empfehlungen sei kein Widerspruch zu den sieben von zehn Fällen, in denen Hemmnisse (etwa bauliche Struktur des Hauses) einer Wärmepumpen-Empfehlung im Wege gestanden haben. Stolte erklärt dies damit, dass die Beratung dabei keine alleinige Lösung mit Wärmepumpen favorisierte, sondern eine in sinnvoller Kombination mit anderen energetischen Maßnahmen (Fenstersanierung).

Dass eine spezielle Beratung nötig ist, zeige die Umfrage ebenfalls, so Stolte. Viele Interessierte seien unsicher, ob ihr Gebäude tauglich für eine Wärmepumpen-Installation sei, ob Lieferengpässe und Kostensteigerungen endlich seien oder ob es mit der Nachbarschaft Konflikte geben könnte wegen entstehenden Lärms beim Betrieb oder des Abstandsgebots beim Aufstellen von drei Metern.

Es sei jetzt die Zeit, „Unsicherheiten und Hemmnisse auf der Nachfrageseite zu identifizieren und mit gezielter Information und Beratung abzubauen“, so Kuhlmann. Beratungsprofis wünschten sich das Einrichten einer Hotline zu technischen Fragen bei Wärmepumpen. Denn die Beratungskräfte suchen händeringend nach herstellerunabhängigen Informationen über technische Möglichkeiten, nur etwa die Hälfte der Befragten verfügt darüber.

Die Dena, so Kuhlmann, werde mit diesen Erkenntnissen in den von Habeck initiierten Wärmegipfel gehen. Ziel müsse es sein, den Hochlauf mit mehr Fachkräften, leichterer Energieberatung, technischen Innovationen und sinkenden Preisen bei effizienterer Förderung zu unterstützen. Die beobachtbaren Preissprünge, so Kuhlmann, seien nicht allein durch Subventionen aufzufangen. Er glaube, dass auch der Markt, auf den zunehmend auch internationale Hersteller drängen werden, sukzessive günstigere Preise vorhalte. Gegenüber Öl und Gas seien Wärmepumpen nach wie vor wirtschaftlicher, selbst bei steigenden Strompreisen.

Wärmepumpen, das wurde beim Medientermin ebenfalls deutlich, sind kein Allheilmittel in der Wärmewende. Sie eignen sich häufig als Einzellösungen für Ein- oder Zweifamilienhäuser, haben im urbanen Bereich gegenüber Fern- oder Nahwärmelösungen aber das Nachsehen. Auch für Eigentümergemeinschaften in Mehrparteienhäusern, bei denen es einzelne Gas-Etagenheizungen gibt, sind serienmäßige Wärmepumpen-Lösungen nicht in Sicht. „Das ist ein großes Problem“, so Christian Stolte.

Donnerstag, 18.08.2022, 14:49 Uhr
Volker Stephan
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Mensch und Material fehlen für die großen Wärmepumpen-Ziele
Ein Hoffnungsträger für die Wärmewende im Wohngebäudesektor ächzt. Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist aktuell nicht zu befriedigen. Darum fordert die Dena allenthalben mehr Tempo.
Wer kurzfristig von Gas oder Öl loskommen und auf Holzpellets nicht umsteigen möchte, hat womöglich noch zwei besonders teure Winter vor sich. In der Energieberatung tätige Fachleute rechnen mehrheitlich mit einer Wartezeit von einem Jahr, ehe der Wunsch nach einer Wärmepumpe sich erfüllen lässt. Andere Angaben pendeln zwischen einem dreiviertel Jahr oder gar 18 Monaten, bevor ein Handwerksunternehmen liefern kann.

Die von der Bundesregierung stark beworbene und geförderte Lösung zur Wärmewende steht unter enormem Erwartungsdruck. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) sieht ein großes „Angebotsproblem“ und fordert Verbesserungen an vielen Stellen, um den Hochlauf der Wärmepumpen nicht zu gefährden. Die bundeseigene Projektgesellschaft unterfüttert ihre Forderungen mit Zahlen einer aktuellen Umfrage unter Energieberatungsstellen. Von 10.000 Ende Juni angefragten Fachleuten sendeten 487 den Antwortbogen zurück, das sind knapp fünf Prozent.

"Zwei bis drei holprige Jahre" beim Hochlauf in Sicht

Die Herausforderungen sind fixiert. Die Bundesregierung verlangt ab 2024 für den Betrieb jeder neu eingebauten Heizung einen Anteil von mindestens 65 % erneuerbarer Energien. Mit der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigten „Wärmepumpen-Offensive“ sollen ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen in die Gebäude kommen. Bei bundesweit etwa 900.000 Heizungseinbauten pro Jahr würde die Wärmepumpe damit den Dauerbrenner Gas als erstes Mittel der Wahl ablösen.

Dena-Vorstand Andreas Kuhlmann erwartet zwei bis drei „holprige“ Jahre, weil Probleme wie Lieferengpässe und in Beratungsstellen, Antragsbehörden und Handwerk fehlende Fachkräfte sich nicht spontan lösen ließen. Dennoch, sagte er bei einem Medientermin, sei er zuversichtlich, das Ziel von 6 Mio. verbauten Wärmepumpen bis 2030 zu erreichen. Aktuell tut sich dazu eine Lücke von 4,7 Mio. Geräten auf, die mit dem jährlichen Zubau von 2021 (150.000 Pumpen) nicht zu schließen sein wird.

"Abriss bei der Nachfrage verhindern"

Für Kuhlmann geht es daher darum, auf Herstellerseite die Produktion zu erhöhen, Förderanträge schneller zu bearbeiten und über eine Fachkräfte-Initiative den Einbau von immer mehr Wärmepumpen zu gewährleisten. Er warnte angesichts der großen Bedeutung der Technik für die CO2-Einsparungen im Gebäudesektor davor, sie nur kurzfristig wegen der explodierenden Preise für Gas und Öl in den Blick zu nehmen.

Die Umfrage hat nach Einschätzung von Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Dena, das große Potenzial für Wärmepumpen unterstrichen. Etwa 80 % der Beratungen mündeten zuletzt in die Empfehlung für eine Wärmepumpe, die große Mehrzahl davon als Luft-Wasser-Kombination vor Sole-Wasser und verbunden mit dem Rat, auch Solaranlagen und/oder Batteriespeicher anzuschaffen.

Der hohe Grad an Empfehlungen sei kein Widerspruch zu den sieben von zehn Fällen, in denen Hemmnisse (etwa bauliche Struktur des Hauses) einer Wärmepumpen-Empfehlung im Wege gestanden haben. Stolte erklärt dies damit, dass die Beratung dabei keine alleinige Lösung mit Wärmepumpen favorisierte, sondern eine in sinnvoller Kombination mit anderen energetischen Maßnahmen (Fenstersanierung).

Dass eine spezielle Beratung nötig ist, zeige die Umfrage ebenfalls, so Stolte. Viele Interessierte seien unsicher, ob ihr Gebäude tauglich für eine Wärmepumpen-Installation sei, ob Lieferengpässe und Kostensteigerungen endlich seien oder ob es mit der Nachbarschaft Konflikte geben könnte wegen entstehenden Lärms beim Betrieb oder des Abstandsgebots beim Aufstellen von drei Metern.

Es sei jetzt die Zeit, „Unsicherheiten und Hemmnisse auf der Nachfrageseite zu identifizieren und mit gezielter Information und Beratung abzubauen“, so Kuhlmann. Beratungsprofis wünschten sich das Einrichten einer Hotline zu technischen Fragen bei Wärmepumpen. Denn die Beratungskräfte suchen händeringend nach herstellerunabhängigen Informationen über technische Möglichkeiten, nur etwa die Hälfte der Befragten verfügt darüber.

Die Dena, so Kuhlmann, werde mit diesen Erkenntnissen in den von Habeck initiierten Wärmegipfel gehen. Ziel müsse es sein, den Hochlauf mit mehr Fachkräften, leichterer Energieberatung, technischen Innovationen und sinkenden Preisen bei effizienterer Förderung zu unterstützen. Die beobachtbaren Preissprünge, so Kuhlmann, seien nicht allein durch Subventionen aufzufangen. Er glaube, dass auch der Markt, auf den zunehmend auch internationale Hersteller drängen werden, sukzessive günstigere Preise vorhalte. Gegenüber Öl und Gas seien Wärmepumpen nach wie vor wirtschaftlicher, selbst bei steigenden Strompreisen.

Wärmepumpen, das wurde beim Medientermin ebenfalls deutlich, sind kein Allheilmittel in der Wärmewende. Sie eignen sich häufig als Einzellösungen für Ein- oder Zweifamilienhäuser, haben im urbanen Bereich gegenüber Fern- oder Nahwärmelösungen aber das Nachsehen. Auch für Eigentümergemeinschaften in Mehrparteienhäusern, bei denen es einzelne Gas-Etagenheizungen gibt, sind serienmäßige Wärmepumpen-Lösungen nicht in Sicht. „Das ist ein großes Problem“, so Christian Stolte.

Donnerstag, 18.08.2022, 14:49 Uhr
Volker Stephan

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