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Energie & Management > Klimaschutz - Mehr Tempo für Klimaneutralität 2045 nötig
Quelle: Fotolia / Coloures-Pic
Klimaschutz

Mehr Tempo für Klimaneutralität 2045 nötig

In einer Studie mehrerer Forschungsverbünde wurde untersucht, wie Deutschland sein Klimaschutzziel erreichen kann. Das Fazit: Der Wirtschaftsumbau muss schneller werden.
Im gemeinsamen Projekt „Esys“ haben die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften untersucht, wie Deutschland bis 2045 das Ziel der Klimaneutralität erreichen kann. Wenig überraschend mahnen die Forschenden ein höheres Tempo bei Energiewende und Wirtschaftsumbau an. Allerdings sehen sie Chancen, das Ziel zu erreichen, trotz der nur noch verbleibenden 22 Jahre.

Wichtig sei laut der Autorinnen und Autoren der Studie „Wie wird Deutschland klimaneutral?“ ein konzertiertes Vorgehen auf allen Gebieten. Technologieumbau, Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement müssten in allen Bereichen parallel vorangetrieben werden. Dies bedeute tiefgreifende Maßnahmen nicht nur in der Energiebranche und der Industrie, sondern ebenso in den privaten Haushalten und dem Verkehr.

Fünf Maßnahmenfelder
  • Heutige Energieverbrauchsmuster erfordern Ausbauraten für erneuerbare Energien und weitere Technologien, die in der benötigten enormen Geschwindigkeit sehr schwer umzusetzen sind. Über Effizienzsteigerungen hinaus muss daher auch die Nachfrage nach Energiedienstleistungen an sich sinken.
  • Die Reduktion der Nachfrage erfordert politische Gestaltung durch geeignete Rahmenbedingungen, die über eine reine CO2-Bepreisung hinausgehen. Wichtig für eine sozial ausgewogene Transformation ist es, gute klimafreundliche Alternativen für Wohnen und Mobilität zu schaffen.
  • Klimaneutrale Produktion und nachhaltiger Konsum müssen Hand in Hand gehen: Lange und gemeinsame Produktnutzung, Wiederverwendung und Aufarbeitung mindern den Bedarf an Produkten; neue Produktionsprozesse mit grünem Wasserstoff und Strom, Materialkreisläufe sowie CO2-freie Grundstoffe machen deren Herstellung klimaneutral.
  • Ein schneller Umbau der Energieversorgung auf hundert Prozent erneuerbare Energien, umfassende direkte Elektrifizierung sowie der Hochlauf von Wasserstoffproduktion und -importen sind zweifelsfrei erforderlich, auch bei reduziertem Energieverbrauch.
  • Restemissionen müssen durch CO2-Entnahmen aus der Atmosphäre ausgeglichen werden. Hierfür, ebenso wie für die Abscheidung unvermeidbarer Prozessemissionen in der Industrie, sollte die geologische Speicherung von CO2 neu diskutiert werden.
Energiepreiskrise beschleunigt Umdenken

In einer Online-Diskussion zur Studie unterstrich Eike Blume-Werry, Referent Energie- und Klimapolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dass die Unternehmen den Umstieg auf erneuerbare Energie und das Recycling von Rohstoffen ins Auge gefasst hätten. Entsprechende Technologien würden inzwischen auch als Vorteil im internationalen Wettbewerb gesehen. Allerdings fehlten vonseiten der EU Regeln für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und den Umgang mit unvermeidbaren CO2-Emissionen. „Norwegen und Dänemark bieten CO2-Lagerstätten an, aber der grenzüberschreitende Transport ist noch nicht gestattet“, mahnte Blume-Werry.

Für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) versicherte der Referent für Ökonomische Fragen der Energiewende, Jan Klatt, dass gerade für das Management sogenannter unvermeidbarer Treibhausgasemissionen Lösungen erarbeitet würden. Auch das Klimageld als Ausgleich der Brennstoffemissionsbepreisung sei im Finanzministerium in Arbeit.
 
In der Diskussion der Esys-Studie: (v.li.) Jan Klatt (BMWK), Eike Blume-Werry (BDI) und Thomas Engelke (VZBV)
Quelle: Acatech

Aus Sicht der Verbraucher bestätigte Thomas Engelke, dass die aktuelle Energiepreiskrise zu einem schnellen Umdenken bis in die Haushalte geführt habe. Als Teamleiter Energie und Bauen des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV) erlebte er schon 2022 eine höhere Nachfrage nach Wärmepumpen als nach neuen Gasheizungen. Insgesamt sei das Thema Klimaschutz und Energiewende in der Breite der Bevölkerung angekommen, resümierte er. Aktuell sei der Beratungsbedarf nach Balkonsolaranlagen hoch.

Notwendig sei eine gezielte Entlastung der Haushalte mit geringen Einkommen, damit die Energiewende in der demokratischen Gesellschaft zustimmungsfähig bleibe und nicht zu sozialen Verwerfungen führe. Es komme darauf an, für die verschiedenen Lebenssituationen von Menschen Konzepte anzubieten, die die energetische Sanierung von Wohnhäusern bezahlbar machen, sagte Engelke. In Ballungsräumen nannte er Wärmenetze als die beste Lösung, die aber nicht mit einem Anschlusszwang durchgesetzt werden sollten.

Die Studie „Wie wird Deutschland klimaneutral“ steht im Internet bereit.

Donnerstag, 2.02.2023, 13:59 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Mehr Tempo für Klimaneutralität 2045 nötig
Quelle: Fotolia / Coloures-Pic
Klimaschutz
Mehr Tempo für Klimaneutralität 2045 nötig
In einer Studie mehrerer Forschungsverbünde wurde untersucht, wie Deutschland sein Klimaschutzziel erreichen kann. Das Fazit: Der Wirtschaftsumbau muss schneller werden.
Im gemeinsamen Projekt „Esys“ haben die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften untersucht, wie Deutschland bis 2045 das Ziel der Klimaneutralität erreichen kann. Wenig überraschend mahnen die Forschenden ein höheres Tempo bei Energiewende und Wirtschaftsumbau an. Allerdings sehen sie Chancen, das Ziel zu erreichen, trotz der nur noch verbleibenden 22 Jahre.

Wichtig sei laut der Autorinnen und Autoren der Studie „Wie wird Deutschland klimaneutral?“ ein konzertiertes Vorgehen auf allen Gebieten. Technologieumbau, Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement müssten in allen Bereichen parallel vorangetrieben werden. Dies bedeute tiefgreifende Maßnahmen nicht nur in der Energiebranche und der Industrie, sondern ebenso in den privaten Haushalten und dem Verkehr.

Fünf Maßnahmenfelder
  • Heutige Energieverbrauchsmuster erfordern Ausbauraten für erneuerbare Energien und weitere Technologien, die in der benötigten enormen Geschwindigkeit sehr schwer umzusetzen sind. Über Effizienzsteigerungen hinaus muss daher auch die Nachfrage nach Energiedienstleistungen an sich sinken.
  • Die Reduktion der Nachfrage erfordert politische Gestaltung durch geeignete Rahmenbedingungen, die über eine reine CO2-Bepreisung hinausgehen. Wichtig für eine sozial ausgewogene Transformation ist es, gute klimafreundliche Alternativen für Wohnen und Mobilität zu schaffen.
  • Klimaneutrale Produktion und nachhaltiger Konsum müssen Hand in Hand gehen: Lange und gemeinsame Produktnutzung, Wiederverwendung und Aufarbeitung mindern den Bedarf an Produkten; neue Produktionsprozesse mit grünem Wasserstoff und Strom, Materialkreisläufe sowie CO2-freie Grundstoffe machen deren Herstellung klimaneutral.
  • Ein schneller Umbau der Energieversorgung auf hundert Prozent erneuerbare Energien, umfassende direkte Elektrifizierung sowie der Hochlauf von Wasserstoffproduktion und -importen sind zweifelsfrei erforderlich, auch bei reduziertem Energieverbrauch.
  • Restemissionen müssen durch CO2-Entnahmen aus der Atmosphäre ausgeglichen werden. Hierfür, ebenso wie für die Abscheidung unvermeidbarer Prozessemissionen in der Industrie, sollte die geologische Speicherung von CO2 neu diskutiert werden.
Energiepreiskrise beschleunigt Umdenken

In einer Online-Diskussion zur Studie unterstrich Eike Blume-Werry, Referent Energie- und Klimapolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dass die Unternehmen den Umstieg auf erneuerbare Energie und das Recycling von Rohstoffen ins Auge gefasst hätten. Entsprechende Technologien würden inzwischen auch als Vorteil im internationalen Wettbewerb gesehen. Allerdings fehlten vonseiten der EU Regeln für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und den Umgang mit unvermeidbaren CO2-Emissionen. „Norwegen und Dänemark bieten CO2-Lagerstätten an, aber der grenzüberschreitende Transport ist noch nicht gestattet“, mahnte Blume-Werry.

Für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) versicherte der Referent für Ökonomische Fragen der Energiewende, Jan Klatt, dass gerade für das Management sogenannter unvermeidbarer Treibhausgasemissionen Lösungen erarbeitet würden. Auch das Klimageld als Ausgleich der Brennstoffemissionsbepreisung sei im Finanzministerium in Arbeit.
 
In der Diskussion der Esys-Studie: (v.li.) Jan Klatt (BMWK), Eike Blume-Werry (BDI) und Thomas Engelke (VZBV)
Quelle: Acatech

Aus Sicht der Verbraucher bestätigte Thomas Engelke, dass die aktuelle Energiepreiskrise zu einem schnellen Umdenken bis in die Haushalte geführt habe. Als Teamleiter Energie und Bauen des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (VZBV) erlebte er schon 2022 eine höhere Nachfrage nach Wärmepumpen als nach neuen Gasheizungen. Insgesamt sei das Thema Klimaschutz und Energiewende in der Breite der Bevölkerung angekommen, resümierte er. Aktuell sei der Beratungsbedarf nach Balkonsolaranlagen hoch.

Notwendig sei eine gezielte Entlastung der Haushalte mit geringen Einkommen, damit die Energiewende in der demokratischen Gesellschaft zustimmungsfähig bleibe und nicht zu sozialen Verwerfungen führe. Es komme darauf an, für die verschiedenen Lebenssituationen von Menschen Konzepte anzubieten, die die energetische Sanierung von Wohnhäusern bezahlbar machen, sagte Engelke. In Ballungsräumen nannte er Wärmenetze als die beste Lösung, die aber nicht mit einem Anschlusszwang durchgesetzt werden sollten.

Die Studie „Wie wird Deutschland klimaneutral“ steht im Internet bereit.

Donnerstag, 2.02.2023, 13:59 Uhr
Susanne Harmsen

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