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Energie & Management > Gastbeitrag - Mehr Solardächer braucht das Land
Quelle: E&M
Gastbeitrag

Mehr Solardächer braucht das Land

Warum es dringend geboten ist, den Photovoltaik-Zubau zu vervierfachen und wie dies gelingen kann, erläutert *Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW, in einem Gastbeitrag.
In der ersten Novemberwoche haben der Bundesverband Solarwirtschaft und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft zusammen gefordert, dass der jährliche Solarausbau hierzulande schrittweise auf ein Volumen von 20.000 Megawatt ausgebaut werden muss. Für diese Vervierfachung der installierten Leistung im Vergleich zum Status quo müssen alle verfügbaren Flächen genutzt werden, das heißt auf benachteiligten landwirtschaftlichen und auf Konversionsflächen sowie auf gewerblichen und privaten Dächern.

Daran gibt es wirklich kein Vorbeikommen. Denn in einigen Regionen nimmt der Widerstand aus der Bevölkerung gegen große Freiflächenprojekte zu, ein Phänomen, mit dem die Windenergie seit Jahren zu kämpfen hat. Bei den gewerblichen Flächen haben sich die Investitionsbedingungen seit der letzten EEG-Novelle derart verschlechtert, dass die Solarbranche in diesem Segment über Umsatzeinbrüche in zweistelliger Höhe klagt. Um die für den Klimaschutz notwendigen hohen Ausbauziele zu erreichen, braucht es eine weitestgehende Nutzung von privaten und gewerblichen Dächern. Der große Vorteil dabei: Es bedarf dafür keiner aufwändigen Genehmigungsverfahren und großer Investitionsbudgets.

Um die private Dächernutzung für die Photovoltaik zu forcieren, macht aus Sicht des LEE NRW eine bundesweite Solarpflicht für Neubauten und Dachsanierung Sinn, um Solar zum neuen Normal werden zu lassen. Erste Bundesländer wie Berlin, Bremen, Hamburg, Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein haben sich bereits für diesen Weg entschieden. In Nordrhein-Westfalen gibt es entsprechende Beschlüsse in Städten wie Bonn, Gütersloh und Paderborn, weitere werden folgen.
 
Christian Mildenberger
Quelle: Georg Schreiber, LEE NRW

Für eine solare Dachoffensive wäre eine bundesweite Solarpflicht eine große Unterstützung, sie würde für den entsprechenden politischen Druck sorgen. Daher bietet die Formulierung, auf die sich die Vertreter von SPD, Grüne und FDP für die angestrebte Ampelkoalition in ihrem Sondierungsprogramm verständigt haben, noch Luft nach oben. Wörtlich heißt es in dem zwölfseitigen Papier: „Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden. Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden.“ Was heißt dabei „soll die Regel werden“? Wichtig ist, dass aus diesem sprachlichen Konjunktiv ein Indikativ im endgültigen Koalitionsvertrag wird.

Denn es geht nicht um Peanuts. Diesen Eindruck vermitteln mitunter einige Vertreter von Solarverbänden, die sich unverständlicherweise schwer mit einem klaren Bekenntnis zur Solarpflicht tun. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) hat auf den rund elf Millionen Dächern in Nordrhein-Westfalen ein Potenzial von 68 Mrd. kWh Sonnenstrom errechnet. Dieses Potenzial entspricht fast der Hälfte des heutigen Stromverbrauchs von ganz Nordrhein-Westfalen.

Bisher realisiert wurden jedoch nur rund 4 Mrd. kWh, das heißt im Land wird aktuell lediglich sechs Prozent des vorhandenen Photovoltaik-Potenzials auf Dachflächen tatsächlich genutzt. Mit einer Solarpflicht könnte der nötige Anschub für die Solarwende gelingen, die ein wichtiger Baustein für das Erreichen der Klimaschutzziele ist. Die Photovoltaik ist gerade für städtische Regionen mit wenig Freifläche für großräumige Erneuerbare-Energien-Anlagen eine gute Möglichkeit zur regenerativen Energieerzeugung; beispielsweise im Ruhrgebiet oder in den dicht besiedelten Regionen von Köln und Düsseldorf.

Jahrzehntelang haben die Sparkassen in einem TV-Spot mit dem Slogan „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ geworben. Dieser Dreiklang sollte künftig dank der Solarpflicht wie folgt ergänzt werden: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot, meine Solaranlage“.

*Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW).

Montag, 8.11.2021, 09:24 Uhr
Redaktion
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Warum es dringend geboten ist, den Photovoltaik-Zubau zu vervierfachen und wie dies gelingen kann, erläutert *Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW, in einem Gastbeitrag.
In der ersten Novemberwoche haben der Bundesverband Solarwirtschaft und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft zusammen gefordert, dass der jährliche Solarausbau hierzulande schrittweise auf ein Volumen von 20.000 Megawatt ausgebaut werden muss. Für diese Vervierfachung der installierten Leistung im Vergleich zum Status quo müssen alle verfügbaren Flächen genutzt werden, das heißt auf benachteiligten landwirtschaftlichen und auf Konversionsflächen sowie auf gewerblichen und privaten Dächern.

Daran gibt es wirklich kein Vorbeikommen. Denn in einigen Regionen nimmt der Widerstand aus der Bevölkerung gegen große Freiflächenprojekte zu, ein Phänomen, mit dem die Windenergie seit Jahren zu kämpfen hat. Bei den gewerblichen Flächen haben sich die Investitionsbedingungen seit der letzten EEG-Novelle derart verschlechtert, dass die Solarbranche in diesem Segment über Umsatzeinbrüche in zweistelliger Höhe klagt. Um die für den Klimaschutz notwendigen hohen Ausbauziele zu erreichen, braucht es eine weitestgehende Nutzung von privaten und gewerblichen Dächern. Der große Vorteil dabei: Es bedarf dafür keiner aufwändigen Genehmigungsverfahren und großer Investitionsbudgets.

Um die private Dächernutzung für die Photovoltaik zu forcieren, macht aus Sicht des LEE NRW eine bundesweite Solarpflicht für Neubauten und Dachsanierung Sinn, um Solar zum neuen Normal werden zu lassen. Erste Bundesländer wie Berlin, Bremen, Hamburg, Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein haben sich bereits für diesen Weg entschieden. In Nordrhein-Westfalen gibt es entsprechende Beschlüsse in Städten wie Bonn, Gütersloh und Paderborn, weitere werden folgen.
 
Christian Mildenberger
Quelle: Georg Schreiber, LEE NRW

Für eine solare Dachoffensive wäre eine bundesweite Solarpflicht eine große Unterstützung, sie würde für den entsprechenden politischen Druck sorgen. Daher bietet die Formulierung, auf die sich die Vertreter von SPD, Grüne und FDP für die angestrebte Ampelkoalition in ihrem Sondierungsprogramm verständigt haben, noch Luft nach oben. Wörtlich heißt es in dem zwölfseitigen Papier: „Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden. Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden.“ Was heißt dabei „soll die Regel werden“? Wichtig ist, dass aus diesem sprachlichen Konjunktiv ein Indikativ im endgültigen Koalitionsvertrag wird.

Denn es geht nicht um Peanuts. Diesen Eindruck vermitteln mitunter einige Vertreter von Solarverbänden, die sich unverständlicherweise schwer mit einem klaren Bekenntnis zur Solarpflicht tun. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) hat auf den rund elf Millionen Dächern in Nordrhein-Westfalen ein Potenzial von 68 Mrd. kWh Sonnenstrom errechnet. Dieses Potenzial entspricht fast der Hälfte des heutigen Stromverbrauchs von ganz Nordrhein-Westfalen.

Bisher realisiert wurden jedoch nur rund 4 Mrd. kWh, das heißt im Land wird aktuell lediglich sechs Prozent des vorhandenen Photovoltaik-Potenzials auf Dachflächen tatsächlich genutzt. Mit einer Solarpflicht könnte der nötige Anschub für die Solarwende gelingen, die ein wichtiger Baustein für das Erreichen der Klimaschutzziele ist. Die Photovoltaik ist gerade für städtische Regionen mit wenig Freifläche für großräumige Erneuerbare-Energien-Anlagen eine gute Möglichkeit zur regenerativen Energieerzeugung; beispielsweise im Ruhrgebiet oder in den dicht besiedelten Regionen von Köln und Düsseldorf.

Jahrzehntelang haben die Sparkassen in einem TV-Spot mit dem Slogan „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ geworben. Dieser Dreiklang sollte künftig dank der Solarpflicht wie folgt ergänzt werden: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot, meine Solaranlage“.

*Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW).

Montag, 8.11.2021, 09:24 Uhr
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