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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Mehr Beachtung für die Ladeleistung
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Aus Der Aktuellen Zeitung

Mehr Beachtung für die Ladeleistung

Baywa und Vattenfall wollen noch in diesem Jahr rund 200 Standorte mit Schnellladepunkten ausstatten. Der BDEW mahnt zur differenzierten Bewertung des nationalen Ladeangebots.
Auf den Parkplätzen verschiedener Einzelhändler sollen noch in diesem Jahr neue Schnellladepunkte entstehen. In einer Mitteilung haben Baywa Mobility Solutions und Vattenfall angekündigt, Ladesäulen mit zwei bis sechs Ladepunkten je Standort zu errichten. Von insgesamt rund 200 Standorten ist dabei die Rede.

Baywa wird dabei als Generalunternehmer die Aufgaben von der Planung der Anlagen bis zur Inbetriebnahme übernehmen. Vattenfall wird anschließend Betreiber der Ladestationen sein. Die beiden Unternehmen haben nach eigenen Angaben einen entsprechenden Rahmenvertrag geschlossen. Laut Christian Krüger hat sich die Baywa Mobility Solutions in den zwei Jahren ihres Bestehens einen guten Namen in der Branche und 2022 einen Marktanteil von 7 Prozent bei den Schnellladepunkten erarbeitet.

Rund 800 der in Deutschland bis zum 1. Oktober 2022 errichteten 11.523 Schnellladepunkte habe das Unternehmen installiert, hieß es in der Mitteilung. Vorrangig sei dies auf Parkplätzen von Einzelhändlern geschehen, so der Geschäftsführer der Baywa Mobility Solutions. Den weiteren Auftragsbestand bezeichnete er als „gut“.

Knapp 2.500 MW Ladeleistung insgesamt in Deutschland

Bei seinen Angaben bezieht sich Krüger auf die regelmäßige Veröffentlichung der Bundesnetzagentur zur öffentlichen Ladeinfrastruktur. Die jüngsten Zahlen der Behörde mit Stichtag 1. Januar 2023 weisen 67.288 Normalladepunkte und 13.253 Schnellladepunkte aus. Die Bundesnetzagentur erfasst dabei öffentlich zugängliche Ladepunkte. Im September des vergangenen Jahres hatte sich die Behörde „aus gegebenem Anlass“ zusammen mit dem Umweltbundesamt zu einer Klarstellung und einem Kurzleitfaden veranlasst gesehen.

Hintergrund war die Ermittlung der sogenannten Treibhausgasquote für vermiedene Emissionen. In diesem Leitfaden ist dargelegt, was als öffentlicher Ladepunkt zu betrachten ist. Die Öffnung für Dritte für wenige Minuten des Tages oder der Zugang von Bekannten, Freunden und Mitarbeitern reiche als Qualifizierungsmerkmal nicht aus. Außerdem müsse der öffentliche Ladepunkt als solcher gekennzeichnet und erkennbar sein und bestimmte technische Mindestanforderungen erfüllen. In der Liste der Bundesnetzagentur sind auch die „halböffentlichen“ Ladepunkte von Supermarktketten und sonstigen Handelsunternehmen verzeichnet.

Grundsätzlich zeigte sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland zufrieden. Denn die Zahlen, die zum 1. Januar zu Buche standen, bedeuten einen Zuwachs von 35 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Dass damit ein deutlicher Anstieg der insgesamt verfügbaren Ladeleistung von 1.740 auf 2.470 MW einhergeht, hob der Verband hervor.

„Lag die durchschnittliche Ladeleistung vor fünf Jahren noch bei rund 20 kW pro Ladepunkt, so liegt sie heute bei rund 30 kW“, sagte Kerstin Andreae. Mit einer höheren Ladeleistung, die kürzere Ladezeiten mit sich bringe, könnten mehr Fahrzeuge in gleicher Zeit versorgt werden, so die Hauptgeschäftsführerin des BDEW. Diese Entwicklung zeige, dass man bei der Bewertung des Ladeangebots nicht nur auf die Anzahl der Ladepunkte schauen dürfe. Auch die installierte Ladeleistung sei eine zentrale Bezugsgröße.
 
Ziel im Koalitionsvertrag „technisch überholt“
 
Dieser Zusammenhang müsse auch bei den Ausbauzielen berücksichtigt werden, forderte Andreae. „Das Ladeangebot wird häufig zu Unrecht kritisiert, da sich viele an der im Koalitionsvertrag vermerkten 1 Million Ladepunkten bis 2030 orientieren. Um es klar zu sagen: Dieses Ziel ist technisch überholt, da es die Ladeleistung nicht berücksichtigt.“

Im Sommer des vergangenen Jahres hatte der BDEW kritisiert, das Ziel von 1 Million öffentlichen Ladepunkten gehe weit über den tatsächlichen Bedarf hinaus. Auch die Berater von Pricewaterhouse Coopers (PWC) hatten in ihrem „E-Mobility Check“ 2022 für mehr Realitätssinn in der Zielsetzung plädiert. Das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel von 15 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen im Jahr 2030 in Deutschland werde voraussichtlich weit verfehlt, schrieben sie. Lediglich 10,5 Millionen E-Autos sind nach Einschätzung der Analysten zu erwarten.

Dennoch werde bei den öffentlichen Schnellladesäulen 2030 eine beträchtliche Lücke klaffen. Mindestens 340.000 seien notwendig, um 10,5 Millionen Fahrzeuge zu versorgen. Der gegenwärtige Ausbaupfad lasse jedoch nur 210.000 Schnellladepunkte realistisch erscheinen.

Firmen bei Flottenumstellung noch zögerlich

Laut einer Studie von Statista im Auftrag von Vattenfall haben 61 Prozent der befragten Unternehmen in ihrem Fuhrpark mindestens ein Fahrzeug mit Elektroantrieb. In Deutschland spielt allerdings der Verbrenner immer noch eine große Rolle. Nur 12 Prozent der Unternehmen haben sich vollständig von Verbrennerfahrzeugen verabschiedet − in Schweden sind es 32, in den Niederlanden 31 Prozent.

Als größte Herausforderung für die Flottenumstellung nennen die Firmen eine eingeschränkte Reichweite (66 Prozent), fehlende öffentliche Ladeinfrastruktur (60 Prozent), lange Ladezeiten (59 Prozent) und eine komplizierte Abrechnung der Ladekosten (45 Prozent). Für einige dieser Herausforderungen beim Umstieg auf E-Mobilität ließen sich jedoch schon effiziente Lösungen finden, gibt Vattenfall zu bedenken.

Außerdem mahnt der Konzern, Unternehmen sollten sich frühzeitig mit dem Umstieg auf Elektrofahrzeuge sowie möglichen Ladeinfrastrukturlösungen beschäftigen, da ab 2025 eine neue Ladesäulenverordnung greife: Ab 20 firmeneigenen Stellplätzen werde dann eine Mindestanzahl von Ladestationen vorgeschrieben.

Trotz der Herausforderungen und Unsicherheiten sind laut Studie zwei Drittel der deutschen Unternehmen bestrebt, ihre Fahrzeugflotte vollständig zu elektrifizieren. Mehr als 80 Prozent planen, bei Neuanschaffungen vermehrt Autos mit Elektroantrieb zu erwerben. Von den Unternehmen, die bisher noch keine Elektrofahrzeuge nutzen, haben 41 Prozent bereits konkrete Pläne für die Anschaffung.
 

Dienstag, 11.04.2023, 11:30 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Mehr Beachtung für die Ladeleistung
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Aus Der Aktuellen Zeitung
Mehr Beachtung für die Ladeleistung
Baywa und Vattenfall wollen noch in diesem Jahr rund 200 Standorte mit Schnellladepunkten ausstatten. Der BDEW mahnt zur differenzierten Bewertung des nationalen Ladeangebots.
Auf den Parkplätzen verschiedener Einzelhändler sollen noch in diesem Jahr neue Schnellladepunkte entstehen. In einer Mitteilung haben Baywa Mobility Solutions und Vattenfall angekündigt, Ladesäulen mit zwei bis sechs Ladepunkten je Standort zu errichten. Von insgesamt rund 200 Standorten ist dabei die Rede.

Baywa wird dabei als Generalunternehmer die Aufgaben von der Planung der Anlagen bis zur Inbetriebnahme übernehmen. Vattenfall wird anschließend Betreiber der Ladestationen sein. Die beiden Unternehmen haben nach eigenen Angaben einen entsprechenden Rahmenvertrag geschlossen. Laut Christian Krüger hat sich die Baywa Mobility Solutions in den zwei Jahren ihres Bestehens einen guten Namen in der Branche und 2022 einen Marktanteil von 7 Prozent bei den Schnellladepunkten erarbeitet.

Rund 800 der in Deutschland bis zum 1. Oktober 2022 errichteten 11.523 Schnellladepunkte habe das Unternehmen installiert, hieß es in der Mitteilung. Vorrangig sei dies auf Parkplätzen von Einzelhändlern geschehen, so der Geschäftsführer der Baywa Mobility Solutions. Den weiteren Auftragsbestand bezeichnete er als „gut“.

Knapp 2.500 MW Ladeleistung insgesamt in Deutschland

Bei seinen Angaben bezieht sich Krüger auf die regelmäßige Veröffentlichung der Bundesnetzagentur zur öffentlichen Ladeinfrastruktur. Die jüngsten Zahlen der Behörde mit Stichtag 1. Januar 2023 weisen 67.288 Normalladepunkte und 13.253 Schnellladepunkte aus. Die Bundesnetzagentur erfasst dabei öffentlich zugängliche Ladepunkte. Im September des vergangenen Jahres hatte sich die Behörde „aus gegebenem Anlass“ zusammen mit dem Umweltbundesamt zu einer Klarstellung und einem Kurzleitfaden veranlasst gesehen.

Hintergrund war die Ermittlung der sogenannten Treibhausgasquote für vermiedene Emissionen. In diesem Leitfaden ist dargelegt, was als öffentlicher Ladepunkt zu betrachten ist. Die Öffnung für Dritte für wenige Minuten des Tages oder der Zugang von Bekannten, Freunden und Mitarbeitern reiche als Qualifizierungsmerkmal nicht aus. Außerdem müsse der öffentliche Ladepunkt als solcher gekennzeichnet und erkennbar sein und bestimmte technische Mindestanforderungen erfüllen. In der Liste der Bundesnetzagentur sind auch die „halböffentlichen“ Ladepunkte von Supermarktketten und sonstigen Handelsunternehmen verzeichnet.

Grundsätzlich zeigte sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland zufrieden. Denn die Zahlen, die zum 1. Januar zu Buche standen, bedeuten einen Zuwachs von 35 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Dass damit ein deutlicher Anstieg der insgesamt verfügbaren Ladeleistung von 1.740 auf 2.470 MW einhergeht, hob der Verband hervor.

„Lag die durchschnittliche Ladeleistung vor fünf Jahren noch bei rund 20 kW pro Ladepunkt, so liegt sie heute bei rund 30 kW“, sagte Kerstin Andreae. Mit einer höheren Ladeleistung, die kürzere Ladezeiten mit sich bringe, könnten mehr Fahrzeuge in gleicher Zeit versorgt werden, so die Hauptgeschäftsführerin des BDEW. Diese Entwicklung zeige, dass man bei der Bewertung des Ladeangebots nicht nur auf die Anzahl der Ladepunkte schauen dürfe. Auch die installierte Ladeleistung sei eine zentrale Bezugsgröße.
 
Ziel im Koalitionsvertrag „technisch überholt“
 
Dieser Zusammenhang müsse auch bei den Ausbauzielen berücksichtigt werden, forderte Andreae. „Das Ladeangebot wird häufig zu Unrecht kritisiert, da sich viele an der im Koalitionsvertrag vermerkten 1 Million Ladepunkten bis 2030 orientieren. Um es klar zu sagen: Dieses Ziel ist technisch überholt, da es die Ladeleistung nicht berücksichtigt.“

Im Sommer des vergangenen Jahres hatte der BDEW kritisiert, das Ziel von 1 Million öffentlichen Ladepunkten gehe weit über den tatsächlichen Bedarf hinaus. Auch die Berater von Pricewaterhouse Coopers (PWC) hatten in ihrem „E-Mobility Check“ 2022 für mehr Realitätssinn in der Zielsetzung plädiert. Das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel von 15 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen im Jahr 2030 in Deutschland werde voraussichtlich weit verfehlt, schrieben sie. Lediglich 10,5 Millionen E-Autos sind nach Einschätzung der Analysten zu erwarten.

Dennoch werde bei den öffentlichen Schnellladesäulen 2030 eine beträchtliche Lücke klaffen. Mindestens 340.000 seien notwendig, um 10,5 Millionen Fahrzeuge zu versorgen. Der gegenwärtige Ausbaupfad lasse jedoch nur 210.000 Schnellladepunkte realistisch erscheinen.

Firmen bei Flottenumstellung noch zögerlich

Laut einer Studie von Statista im Auftrag von Vattenfall haben 61 Prozent der befragten Unternehmen in ihrem Fuhrpark mindestens ein Fahrzeug mit Elektroantrieb. In Deutschland spielt allerdings der Verbrenner immer noch eine große Rolle. Nur 12 Prozent der Unternehmen haben sich vollständig von Verbrennerfahrzeugen verabschiedet − in Schweden sind es 32, in den Niederlanden 31 Prozent.

Als größte Herausforderung für die Flottenumstellung nennen die Firmen eine eingeschränkte Reichweite (66 Prozent), fehlende öffentliche Ladeinfrastruktur (60 Prozent), lange Ladezeiten (59 Prozent) und eine komplizierte Abrechnung der Ladekosten (45 Prozent). Für einige dieser Herausforderungen beim Umstieg auf E-Mobilität ließen sich jedoch schon effiziente Lösungen finden, gibt Vattenfall zu bedenken.

Außerdem mahnt der Konzern, Unternehmen sollten sich frühzeitig mit dem Umstieg auf Elektrofahrzeuge sowie möglichen Ladeinfrastrukturlösungen beschäftigen, da ab 2025 eine neue Ladesäulenverordnung greife: Ab 20 firmeneigenen Stellplätzen werde dann eine Mindestanzahl von Ladestationen vorgeschrieben.

Trotz der Herausforderungen und Unsicherheiten sind laut Studie zwei Drittel der deutschen Unternehmen bestrebt, ihre Fahrzeugflotte vollständig zu elektrifizieren. Mehr als 80 Prozent planen, bei Neuanschaffungen vermehrt Autos mit Elektroantrieb zu erwerben. Von den Unternehmen, die bisher noch keine Elektrofahrzeuge nutzen, haben 41 Prozent bereits konkrete Pläne für die Anschaffung.
 

Dienstag, 11.04.2023, 11:30 Uhr
Fritz Wilhelm

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