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Sonnenaufgang für die Solarenergie in Mecklenburg-Vorpommern: Der Landtag hat mit den Stimmen der rot-schwarzen Koalition einen enormen Ausbau von Freiflächenanlagen ermöglicht.
Das Windland Mecklenburg-Vorpommern möchte sein Ökoimage aufpolieren und mehr solare Großkraftwerke erlauben als bisher. Dafür hat der Landtag in Schwerin mit rot-schwarzer Mehrheit eine Sonderregelung verabschiedet, die minderwertige Agrarflächen in der Gesamtgröße Greifswalds (50 Quadratkilometer) für Solaranlagen freigibt und damit auch die Basis für langfristige Stromabnahmeverträge (PPA) schafft.
Der Zubau von Dachanlagen erfolge zu wenig ambitioniert, mit der jährlichen Zuwachsrate von 3 % installierter Leistung rangiere das nordöstliche Bundesland im Vergleich zu 16 % im Bundesdurchschnitt am Ende. Mit dieser Kritik begleitete Mignon Schwenke (Die Linke) die Kehrtwende in der Solarenergieförderung. Bislang erlaubte der Landesentwicklungsplan (LEP) Solarfarmen in der Regel lediglich entlang von Verkehrstrassen und in ausrangierten Militär- und Deponiearealen.
Einzelne Solarfarm maximal 200 Fußballfelder groß
Insgesamt sollen Ausnahmen vom LEP Solarkraftwerke auf einer Fläche von 5.000 Hektar ermöglichen. Jede einzelne Anlage solle dabei nicht mehr als 150 Hektar brutto belegen, was 200 Fußballfeldern entspricht. Das ist etwa die Hälfte des Areals, das die aktuell leistungsstärkste Anlage des Landes in einem Kiesabbaugebiet bei Linstow (Landkreis Rostock) belegt.
Dort hat der Versorger Wemag im vergangenen Jahr 190.000 Solarmodule auf 75 Hektar installiert. Im mit 172 MW Leistung zweitgrößten Solarpark Deutschlands im mecklenburgischen Tramm-Göthen, 30 Kilometer südöstlich von Schwerin, montiert Hersteller Belectric aktuell die ersten Solarmodule. Hier umfasst die benötigte Fläche 2,5 Quadratkilometer.
Ein Kriterienkatalog beschreibt sehr detailliert, welche Acker- und Weideflächen minderer Güte überhaupt infrage kommen. Die Gebiete müssen weiter als Weideflächen zum Beispiel für Schafe und später wieder für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Weitere Bedingungen für den Bau der Anlagen seien das Einbinden der Landwirte und Anliegerkommunen sowie materielle Vorteile für die Menschen der Umgebung, zum Beispiel durch Rabatte beim Strompreis. „Teilhabe ist besser als Gewinnmaximierung“, so Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD), der den Umfang des Ausbauprogramms mit der Leistung von zehn Kohlekraftwerken bezifferte. Die Koalition will bis zum dritten Quartal 2022 den weiteren Ausbaubedarf für solare Freiflächenanlagen ermitteln.
Backhaus begründete den Sinneswandel auch damit, erst durch den Ausbau erneuerbarer Energien die Klimaziele erreichen zu können. Damit ist die Aufgabe für Mecklenburg-Vorpommern trefflich beschrieben: Während Solaranlagen im Bundesdurchschnitt ungefähr 10 % des Bruttostroms erzeugen, sind es im Nordosten lediglich 5 %.
„Ein wichtiger Schritt zu mehr Photovoltaikanlagen ist damit getan“, kommentiert Johann-Georg Jaeger die Initiative der SPD-CDU-Koalition. Nach Ansicht des Vorsitzenden des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE MV) werde damit der Bau von großen Solarparks auch außerhalb des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ermöglicht.
Dienstag, 15.06.2021, 12:46 Uhr
Volker Stephan
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