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Energie & Management > Photovoltaik - Massiver Ausbaueinbruch durch die EEG-Novelle befürchtet
Bild: Jonas Rosenberger
Photovoltaik

Massiver Ausbaueinbruch durch die EEG-Novelle befürchtet

Die geplante EEG-Novelle führt im Bereich der Photovoltaik zu einem Ausbaueinbruch, warnt der Bundesverband Solarwirtschaft. Besonders der Ausbau gewerblicher Dachanlagen sei betroffen.
Schäden für die Solarwirtschaft in Höhe von 3,2 Mrd. Euro und für den Klimaschutz in Höhe von 4,5 Mrd. Euro sieht der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), falls die EEG-Novelle im Bereich PV nicht nachgebessert wird. Zudem seien mehr als 2.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werde den Ausbau gewerblicher Solardächer ab 2021 auf einen Bruchteil ihres derzeitigen Marktvolumens deckeln.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW, kritisierte: „Diese solare Vollbremsung ist mit den Klimazielen und der Energiewende unvereinbar". Nach den Vorstellungen des Bundeswirtschaftsministeriums sollen neue Solardächer mit über 500 kW Leistung künftig nur noch dann Marktprämien erhalten, wenn sie zuvor erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen haben. Bisher lag die Grenze bei 750 kWp. Der anteilige Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms soll in diesem Zusammenhang gesetzlich unterbunden werden.

Studie berechnet Ausbaueinbruch

Nach eine Kurzstudie von EUPD Research im Auftrag der Solarbranche werde der Ausbau unter diesen Rahmenbedingungen dramatisch einbrechen, da sich Amortisationszeiten von über 15 Jahren für neue PV-Anlagen ergeben. Die Bonner Marktforscher erwarten einen Marktdämpfer für den Photovoltaikzubau in Höhe von 4,2 Gigawatt bis zum Jahr 2030. Martin Ammon, Geschäftsführer von EUPD Research, sagte: „Wir sehen ein hohes Risiko der Unterzeichnung, da Gebäudeeigentümer die Teilnahme an Auktionen als zu aufwändig scheuen werden, dies belegen auch negative Erfahrungen aus Frankreich“.
 
Erwarteter Rückgang des PV-Dachanlagen-Zubaus von über 4.000 MW bei Änderung der heutigen Regelungen (Basisszenario) durch die EEG-Novelle
Bild: EUPD Research

Unternehmer fordern Nachbesserung der EEG-Novelle

Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer der EHA (eine Tochter der REWE Group) erläuterte, dass Dächer der Lagerhäuser und Großmärkte ideale Flächen für PV-Anlagen bieten und zur Eigenversorgung beitragen. Allerdings lohne sich die erhöhte Statik für solche Anlagen nur, wenn eine sichere Einspeisevergütung für den Überschussstrom gegeben sei. „Wir planen bei Rewe derzeit drei neue Lagerzentren und brauchen Gewissheit, ob sich Dachanlagen noch lohnen“, mahnte Heidrich. Er plädiert sogar für eine Obergrenze von 1.000 kW Leistung ohne Ausschreibung, wie EU-weit möglich.

Antje Gerstein, Geschäftsführerin des Handelsverbands Deutschland mit 400.000 Mitgliedern sagte, viele Einzelhändler wollten die großen Dachflächen ihrer Firmengebäude und Logistikzentren für den Klimaschutz und die Stromerzeugung nutzen. „Die aktuellen Regierungspläne würden der wachsenden Investitionsbereitschaft unserer Unternehmen jedoch ein jähes Ende setzen, weil es schlicht nicht attraktiv wäre und die Auktionierung die Planungssicherheit zusätzlich erschwert“, warnte Gerstein.

Forderungskatalog des BSW

Der BSW fordert umfangreiche Nachbesserungen am EEG 2021 in den parlamentarischen Beratungen. Die Forderungen werden von zahlreichen anderen Wirtschaftsverbänden, Umwelt- und Verbraucherschützern sowie von der Mehrzahl der Energieminister in den Bundesländern unterstützt. Vergangene Woche hatten die Energie- und Umweltminister der Länder mehrheitlich die Empfehlung beschlossen, die Größengrenze für Solardach-Auktionen bei 750 kWp zu behalten. Dabei verwiesen sie laut BSW auf die drohenden Markteinbrüche in diesem Segment der Photovoltaik.

Für dieses Jahr erwartet der BSW im betroffenen Marktsegment eine installierte Photovoltaikleistung auf Vorjahresniveau in Höhe von rund 800 MWp. Ab 2021 sollen aber nur noch jeweils 250 Megawatt in den Auktionen ausgeschrieben werden, kritisiert Körnig. Der Eigenverbrauch müsse für Gebäude-PV grundsätzlich möglich bleiben, ohne Verlust der Förderfähigkeit von Überschussstrom und sollte von der anteiligen EEG-Umlage befreit werden. Um den nötigen Zubau an Erneuerbaren-Stromerzeugern für den Klimaschutz zu erreichen, sollten die Ausbauziele für PV-Dächer auf mindestens 5.000 MW jährlich verdoppelt werden, fordert der BSW.

Dienstag, 3.11.2020, 12:48 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Photovoltaik - Massiver Ausbaueinbruch durch die EEG-Novelle befürchtet
Bild: Jonas Rosenberger
Photovoltaik
Massiver Ausbaueinbruch durch die EEG-Novelle befürchtet
Die geplante EEG-Novelle führt im Bereich der Photovoltaik zu einem Ausbaueinbruch, warnt der Bundesverband Solarwirtschaft. Besonders der Ausbau gewerblicher Dachanlagen sei betroffen.
Schäden für die Solarwirtschaft in Höhe von 3,2 Mrd. Euro und für den Klimaschutz in Höhe von 4,5 Mrd. Euro sieht der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), falls die EEG-Novelle im Bereich PV nicht nachgebessert wird. Zudem seien mehr als 2.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werde den Ausbau gewerblicher Solardächer ab 2021 auf einen Bruchteil ihres derzeitigen Marktvolumens deckeln.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW, kritisierte: „Diese solare Vollbremsung ist mit den Klimazielen und der Energiewende unvereinbar". Nach den Vorstellungen des Bundeswirtschaftsministeriums sollen neue Solardächer mit über 500 kW Leistung künftig nur noch dann Marktprämien erhalten, wenn sie zuvor erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen haben. Bisher lag die Grenze bei 750 kWp. Der anteilige Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms soll in diesem Zusammenhang gesetzlich unterbunden werden.

Studie berechnet Ausbaueinbruch

Nach eine Kurzstudie von EUPD Research im Auftrag der Solarbranche werde der Ausbau unter diesen Rahmenbedingungen dramatisch einbrechen, da sich Amortisationszeiten von über 15 Jahren für neue PV-Anlagen ergeben. Die Bonner Marktforscher erwarten einen Marktdämpfer für den Photovoltaikzubau in Höhe von 4,2 Gigawatt bis zum Jahr 2030. Martin Ammon, Geschäftsführer von EUPD Research, sagte: „Wir sehen ein hohes Risiko der Unterzeichnung, da Gebäudeeigentümer die Teilnahme an Auktionen als zu aufwändig scheuen werden, dies belegen auch negative Erfahrungen aus Frankreich“.
 
Erwarteter Rückgang des PV-Dachanlagen-Zubaus von über 4.000 MW bei Änderung der heutigen Regelungen (Basisszenario) durch die EEG-Novelle
Bild: EUPD Research

Unternehmer fordern Nachbesserung der EEG-Novelle

Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer der EHA (eine Tochter der REWE Group) erläuterte, dass Dächer der Lagerhäuser und Großmärkte ideale Flächen für PV-Anlagen bieten und zur Eigenversorgung beitragen. Allerdings lohne sich die erhöhte Statik für solche Anlagen nur, wenn eine sichere Einspeisevergütung für den Überschussstrom gegeben sei. „Wir planen bei Rewe derzeit drei neue Lagerzentren und brauchen Gewissheit, ob sich Dachanlagen noch lohnen“, mahnte Heidrich. Er plädiert sogar für eine Obergrenze von 1.000 kW Leistung ohne Ausschreibung, wie EU-weit möglich.

Antje Gerstein, Geschäftsführerin des Handelsverbands Deutschland mit 400.000 Mitgliedern sagte, viele Einzelhändler wollten die großen Dachflächen ihrer Firmengebäude und Logistikzentren für den Klimaschutz und die Stromerzeugung nutzen. „Die aktuellen Regierungspläne würden der wachsenden Investitionsbereitschaft unserer Unternehmen jedoch ein jähes Ende setzen, weil es schlicht nicht attraktiv wäre und die Auktionierung die Planungssicherheit zusätzlich erschwert“, warnte Gerstein.

Forderungskatalog des BSW

Der BSW fordert umfangreiche Nachbesserungen am EEG 2021 in den parlamentarischen Beratungen. Die Forderungen werden von zahlreichen anderen Wirtschaftsverbänden, Umwelt- und Verbraucherschützern sowie von der Mehrzahl der Energieminister in den Bundesländern unterstützt. Vergangene Woche hatten die Energie- und Umweltminister der Länder mehrheitlich die Empfehlung beschlossen, die Größengrenze für Solardach-Auktionen bei 750 kWp zu behalten. Dabei verwiesen sie laut BSW auf die drohenden Markteinbrüche in diesem Segment der Photovoltaik.

Für dieses Jahr erwartet der BSW im betroffenen Marktsegment eine installierte Photovoltaikleistung auf Vorjahresniveau in Höhe von rund 800 MWp. Ab 2021 sollen aber nur noch jeweils 250 Megawatt in den Auktionen ausgeschrieben werden, kritisiert Körnig. Der Eigenverbrauch müsse für Gebäude-PV grundsätzlich möglich bleiben, ohne Verlust der Förderfähigkeit von Überschussstrom und sollte von der anteiligen EEG-Umlage befreit werden. Um den nötigen Zubau an Erneuerbaren-Stromerzeugern für den Klimaschutz zu erreichen, sollten die Ausbauziele für PV-Dächer auf mindestens 5.000 MW jährlich verdoppelt werden, fordert der BSW.

Dienstag, 3.11.2020, 12:48 Uhr
Susanne Harmsen

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