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Energie & Management > Gas - LNG-Terminals: Brunsbüttel baut, Hamburg hadert
LNG-Terminal Zeebrugge in Belgien, Quelle: Fluxys
Gas

LNG-Terminals: Brunsbüttel baut, Hamburg hadert

Ärmel hoch in Brunsbüttel, Ärger in Hamburg: Während in Schleswig-Holstein die Bauarbeiten für ein LNG-Terminal bald starten, hofft man in der Hansestadt auf ein Gutachten.
Vier Standorte, ein Fragezeichen: In Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Lubmin werden nach dem Willen der Bundesregierung schwimmende Flüssigerdgasterminals ankern. Der größte deutsche Hafen, der sich als fünfter Standort ins Gespräch gebracht hat, wird bei der LNG-Versorgung dagegen auf dem Trockenen sitzen, zumindest vorerst. Hamburg ist nicht als Standort benannt worden. Gleichwohl sieht man sich in der Hansestadt weiter in der Pflicht: "Wir planen weiterhin die Errichtung eines LNG-Terminals im Hafen", sagte Umweltstaatsrat Michael Pollmann (Grüne) nach der Absage aus Berlin. Hamburg wolle einen Beitrag dazu leisten, dass "Floating-Units so früh wie möglich in Betrieb genommen werden", das liege im nationalen Interesse, stellte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) klar.

Knackpunkt sind offenbar die nautischen Bedingungen im Hafen. Unklar ist bis dato, welche Risiken ein schwimmendes Terminal im Stadtteil Moorburg mit sich bringen würde und welche Auswirkungen es für die Schifffahrt hätte. Ein Gutachten soll darüber Aufschluss geben.

Zaudernder Senat?

Die CDU spricht von einem Rückschlag. "Während Rotterdam und Antwerpen längst LNG-fähig sind und damit in der aktuellen Krisensituation als Hafenstädte einen wertvollen Beitrag leisten, hat sich der rot-grüne Senat verhakt und wertvolle Zeit verstreichen lassen", kritisierte Götz Wiese, Wirtschaftsexperte der schwarzen Bürgerschaftsfraktion. Dieses Zaudern habe der Bundeswirtschaftsminister nicht länger abwarten können.

Hamburgs FDP sieht die Berliner Entscheidung als Niederlage des Bürgermeisters. "Im Konzert der norddeutschen Energiehäfen spielt Hamburg neben Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade nur noch eine Nebenrolle", so der Parteichef in der Hansestadt, Michael Kruse.

Erleichtert zeigte sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. "Die Entscheidung der Bundesebene bewahrt zwei Millionen Einwohner in Hamburg vor Sicherheitsrisiken, die bis heute von niemandem ausgeräumt werden konnten", sagte Geschäftsführer Lucas Schäfer. Ein Festhalten am Prüfen von LNG-Optionen in Hamburg hält er für "in jeglicher Hinsicht gestrige Politik". Zukunftsweisend seien vielmehr etwa der für Moorburg geplante Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff und der Ausbau naturverträglicher Windkraftanlagen im Hafen.

Brunsbüttel: 5 Mrd. m3 Gas

In Schleswig-Holstein laufenden die Vorbereitungen für den Bau. Anfang September sollen die Arbeiten nach dem Willen der Landesregierung beginnen. Da es keinen freien Anleger gebe, soll für eine Übergangszeit der Gefahrstoffanleger der Stadt genutzt werden, wie Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) mitteilte. Das schwimmende Terminal soll zum Jahreswechsel 2022/23 in Betrieb gehen, bis März 2023 soll es einen neuen Anleger eben.

Die LNG-Anlage soll laut Planung rund 5 Mrd. m3 Gas pro Jahr schlucken. Ins Netz einspeisen will man Gas zunächst behelfsweise über eine drei Kilometer lange Leitung. Bis Ende 2023 soll eigens eine Leitung entstehen, die Brunsbüttel mit dem Gasfernleitungsnetz bei Hetlingen im Kreis Pinneberg verbindet. Die Kapazität soll im Jahresdurchschnitt zunächst 3,5 Mrd. m3 betragen. 2026 soll das schwimmende Terminal durch eine Anlage an Land ersetzt werden. Ab dann rechnet man mit einer Kapazität von 10 Mrd. m3 Gas im Jahr. Bereits zum Jahreswechsel soll auch das für Wilhelmshaven geplante schwimmende Terminal verfügbar sein. Darüber hinaus plant ein privates Konsortium, bis Ende dieses Jahres ein solches Schiff in Lubmin, Mecklenburg-Vorpommern, in Betrieb zu nehmen. Die andere für Lubmin vorgesehene Anlage und die in Stade sollen ab Mai 2023 zur Gasversorgung beitragen.

Mittwoch, 20.07.2022, 16:41 Uhr
Manfred Fischer
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LNG-Terminal Zeebrugge in Belgien, Quelle: Fluxys
Gas
LNG-Terminals: Brunsbüttel baut, Hamburg hadert
Ärmel hoch in Brunsbüttel, Ärger in Hamburg: Während in Schleswig-Holstein die Bauarbeiten für ein LNG-Terminal bald starten, hofft man in der Hansestadt auf ein Gutachten.
Vier Standorte, ein Fragezeichen: In Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Lubmin werden nach dem Willen der Bundesregierung schwimmende Flüssigerdgasterminals ankern. Der größte deutsche Hafen, der sich als fünfter Standort ins Gespräch gebracht hat, wird bei der LNG-Versorgung dagegen auf dem Trockenen sitzen, zumindest vorerst. Hamburg ist nicht als Standort benannt worden. Gleichwohl sieht man sich in der Hansestadt weiter in der Pflicht: "Wir planen weiterhin die Errichtung eines LNG-Terminals im Hafen", sagte Umweltstaatsrat Michael Pollmann (Grüne) nach der Absage aus Berlin. Hamburg wolle einen Beitrag dazu leisten, dass "Floating-Units so früh wie möglich in Betrieb genommen werden", das liege im nationalen Interesse, stellte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) klar.

Knackpunkt sind offenbar die nautischen Bedingungen im Hafen. Unklar ist bis dato, welche Risiken ein schwimmendes Terminal im Stadtteil Moorburg mit sich bringen würde und welche Auswirkungen es für die Schifffahrt hätte. Ein Gutachten soll darüber Aufschluss geben.

Zaudernder Senat?

Die CDU spricht von einem Rückschlag. "Während Rotterdam und Antwerpen längst LNG-fähig sind und damit in der aktuellen Krisensituation als Hafenstädte einen wertvollen Beitrag leisten, hat sich der rot-grüne Senat verhakt und wertvolle Zeit verstreichen lassen", kritisierte Götz Wiese, Wirtschaftsexperte der schwarzen Bürgerschaftsfraktion. Dieses Zaudern habe der Bundeswirtschaftsminister nicht länger abwarten können.

Hamburgs FDP sieht die Berliner Entscheidung als Niederlage des Bürgermeisters. "Im Konzert der norddeutschen Energiehäfen spielt Hamburg neben Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade nur noch eine Nebenrolle", so der Parteichef in der Hansestadt, Michael Kruse.

Erleichtert zeigte sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. "Die Entscheidung der Bundesebene bewahrt zwei Millionen Einwohner in Hamburg vor Sicherheitsrisiken, die bis heute von niemandem ausgeräumt werden konnten", sagte Geschäftsführer Lucas Schäfer. Ein Festhalten am Prüfen von LNG-Optionen in Hamburg hält er für "in jeglicher Hinsicht gestrige Politik". Zukunftsweisend seien vielmehr etwa der für Moorburg geplante Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff und der Ausbau naturverträglicher Windkraftanlagen im Hafen.

Brunsbüttel: 5 Mrd. m3 Gas

In Schleswig-Holstein laufenden die Vorbereitungen für den Bau. Anfang September sollen die Arbeiten nach dem Willen der Landesregierung beginnen. Da es keinen freien Anleger gebe, soll für eine Übergangszeit der Gefahrstoffanleger der Stadt genutzt werden, wie Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) mitteilte. Das schwimmende Terminal soll zum Jahreswechsel 2022/23 in Betrieb gehen, bis März 2023 soll es einen neuen Anleger eben.

Die LNG-Anlage soll laut Planung rund 5 Mrd. m3 Gas pro Jahr schlucken. Ins Netz einspeisen will man Gas zunächst behelfsweise über eine drei Kilometer lange Leitung. Bis Ende 2023 soll eigens eine Leitung entstehen, die Brunsbüttel mit dem Gasfernleitungsnetz bei Hetlingen im Kreis Pinneberg verbindet. Die Kapazität soll im Jahresdurchschnitt zunächst 3,5 Mrd. m3 betragen. 2026 soll das schwimmende Terminal durch eine Anlage an Land ersetzt werden. Ab dann rechnet man mit einer Kapazität von 10 Mrd. m3 Gas im Jahr. Bereits zum Jahreswechsel soll auch das für Wilhelmshaven geplante schwimmende Terminal verfügbar sein. Darüber hinaus plant ein privates Konsortium, bis Ende dieses Jahres ein solches Schiff in Lubmin, Mecklenburg-Vorpommern, in Betrieb zu nehmen. Die andere für Lubmin vorgesehene Anlage und die in Stade sollen ab Mai 2023 zur Gasversorgung beitragen.

Mittwoch, 20.07.2022, 16:41 Uhr
Manfred Fischer

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