E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Gas - LNG-Terminal Brunsbüttel vor ungewisser Zukunft
Visualisierung des LNG-Terminals Brunsbüttel, Quelle: German LNG Terminal GmbH
Gas

LNG-Terminal Brunsbüttel vor ungewisser Zukunft

Das in Brunsbüttel geplant Flüssigerdgas-Terminal kommt nicht aus den Schlagzeilen. Jetzt sorgt der Rückzug eines Projektpartners aus den Niederlanden für Spekulationen.
Der Bau des LNG-Terminals in Schleswig-Holstein sorgte im vergangenen Jahr auch schon auf politischer Ebene für Zündstoff: Die Grünen kritisieren die Pläne, Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz von der mitregierenden FDP stellte sich Ende September bei einem Vororttermin hinter das Vorhaben. Das Festhalten an umweltschädlichen fossilen Brennstoffen bemängelt die eine Seite, während die andere ebenfalls den Klimaschutz ins Feld führt: "Wenn mittels LNG-Nutzung auch fossile Energieträger wie Öl oder Kohle ersetzt werden, kann das zur Klimaneutralität beitragen", sagte Buchholz.

Jetzt sorgt eine ganz andere Meldung für Aufregung: Einer von drei Geldgebern des Projekts, das Tanklagerunternehmen Vopak LNG Holding BV, hat sich offenbar zurückgezogen. Nach einer Überprüfung seiner Portfolien habe Royal Vopak bereits im vergangenen Jahr bekanntgegeben, seine aktive Beteiligung in eine passive umzuwandeln, teilte eine Sprecherin der federführenden German LNG Terminal GmbH auf Anfrage der Redaktion mit. Die finanzielle Beteiligung bleibe also bestehen, während die aktive personelle Beteiligung nicht fortgesetzt werde.

"Wir sind prinzipiell nach wie vor von der Notwendigkeit des Projekts überzeugt. Insgesamt handelt es sich jedoch um eine sehr komplexe, kostenintensive und langfristige Investition, die natürlich im Laufe des Prozesses immer wieder neu justiert und evaluiert wird", heißt es in der Stellungnahme weiter. Zum weiteren zeitlichen Ablauf des Vorhabens wolle man keine Angaben machen: Es sei in Zeiten der Corona-Pandemie schwieriger denn je, hier verlässliche Aussagen zu tätigen.

"Mehrere Widrigkeiten", so hieß es in einem Bericht der Börsenzeitung, hätten dem Unternehmen Vopak die Laune verdorben. Dabei soll es sich zum einen um Verzögerungen bei den Umweltgenehmigungen handeln: Ursprünglich war eine Inbetriebnahme Ende 2022 angestrebt worden, jetzt wird eher mit 2025 gerechnet. Wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mitteilt, hätten sich zudem neue Hürden ergeben, weil die Stadt Brunsbüttel ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans von 2018 eingestellt habe. Damit sei die Ansiedlung eines weiteren Störfallbetriebs nicht mehr möglich. Die DUH sprach von einem „weiteren Sargnagel für das Projekt".

Zum anderen soll es bei der Entscheidung von Vopak LNG um eine Anforderung der Bundesnetzagentur gehen, die verlangt, dass ein Teil der Importe am Kassamarkt verkauft werden muss. In der Regel werden langfristige Verträge angestrebt, um den Investoren stabile Einnahmen zu sichern.

Umwidmung des Terminals im Gespräch

Im Zusammenhang mit dem Rückzug des Projektpartners kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Wirtschaftspolitik des Landes. Der schleswig-holsteinischen Jamaika-Koalition, so heißt es in einer Mitteilung, fehlten eine Strategie und der Wille zur Modernisierung. Obwohl das Bundesland in Sachen regenerativer Energie die besten Voraussetzungen habe, passiere nur wenig. Die Landesregierung, so der DGB, sei jetzt gefordert, die Energieversorgung des Industriegebietes Brunsbüttel für die nächsten Jahrzehnte nachhaltig zu sichern.

Die zahlreichen energieintensiven Unternehmen an der Westküste mit Tausenden von Arbeitsplätzen bräuchten in Zukunft riesige Energiemengen, "verlässlich, grün und zu weltmarktfähigen Preisen". Das müsse das Land garantieren und nicht von den Launen eines Investors abhängig machen. Für die Gewerkschaften ist dabei auch klar: "Bis grüner Wasserstoff im industriellen Maßstab zur Verfügung steht, werden wir als Brücke um gasförmige Energieträger nicht umhinkommen."

Bei den Freien Wählern gibt man sich erleichtert, dass die "drohende Gefahr des Imports von US-Fracking-Gas gebannt ist". Gregor Voht, stellvertretender Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender Schleswig-Holstein, regte stattdessen die Ertüchtigung der Anlage zum Import von grünem Wasserstoff an. "Die jetzigen Verzögerungen sollten wir für eine generelle Umwidmung des Projekts nutzen", erklärte er. "Statt wie zunächst geplant eine multifunktionale Nutzung des LNG Terminals zu testen, sollten wir mit Unterstützung von Bund und Land eine ausschließliche Nutzung zum Import von grünem Methan und grünem Wasserstoff anstreben", so Voht.

Eine Untersuchung der Technischen Universität Hamburg, die im vergangenen Jahr veröffentlicht worden ist, kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass der Standort Brunsbüttel für Wasserstoffimporte überaus geeignet ist. Aufgeführt werden die "sehr gute seeseitige Anbindung" am Nord-Ostsee-Kanal, das angeschlossene Verteil- und Fernleitungsnetz sowie die vielen industriellen Verbraucher in Norddeutschland. Schließlich bestünde die Möglichkeit, ein Kompetenzzentrum für tiefkalte Gase aufzubauen.

Das LNG-Terminal-Projekt Brunsbüttel verantwortet die German LNG Terminal GmbH, die 2018 von den drei Unternehmen Gasunie LNG Holding B.V., Vopak LNG Holding B.V. und der Oiltanking GmbH als Joint Venture gegründet worden war.

Freitag, 7.01.2022, 15:28 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Gas - LNG-Terminal Brunsbüttel vor ungewisser Zukunft
Visualisierung des LNG-Terminals Brunsbüttel, Quelle: German LNG Terminal GmbH
Gas
LNG-Terminal Brunsbüttel vor ungewisser Zukunft
Das in Brunsbüttel geplant Flüssigerdgas-Terminal kommt nicht aus den Schlagzeilen. Jetzt sorgt der Rückzug eines Projektpartners aus den Niederlanden für Spekulationen.
Der Bau des LNG-Terminals in Schleswig-Holstein sorgte im vergangenen Jahr auch schon auf politischer Ebene für Zündstoff: Die Grünen kritisieren die Pläne, Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz von der mitregierenden FDP stellte sich Ende September bei einem Vororttermin hinter das Vorhaben. Das Festhalten an umweltschädlichen fossilen Brennstoffen bemängelt die eine Seite, während die andere ebenfalls den Klimaschutz ins Feld führt: "Wenn mittels LNG-Nutzung auch fossile Energieträger wie Öl oder Kohle ersetzt werden, kann das zur Klimaneutralität beitragen", sagte Buchholz.

Jetzt sorgt eine ganz andere Meldung für Aufregung: Einer von drei Geldgebern des Projekts, das Tanklagerunternehmen Vopak LNG Holding BV, hat sich offenbar zurückgezogen. Nach einer Überprüfung seiner Portfolien habe Royal Vopak bereits im vergangenen Jahr bekanntgegeben, seine aktive Beteiligung in eine passive umzuwandeln, teilte eine Sprecherin der federführenden German LNG Terminal GmbH auf Anfrage der Redaktion mit. Die finanzielle Beteiligung bleibe also bestehen, während die aktive personelle Beteiligung nicht fortgesetzt werde.

"Wir sind prinzipiell nach wie vor von der Notwendigkeit des Projekts überzeugt. Insgesamt handelt es sich jedoch um eine sehr komplexe, kostenintensive und langfristige Investition, die natürlich im Laufe des Prozesses immer wieder neu justiert und evaluiert wird", heißt es in der Stellungnahme weiter. Zum weiteren zeitlichen Ablauf des Vorhabens wolle man keine Angaben machen: Es sei in Zeiten der Corona-Pandemie schwieriger denn je, hier verlässliche Aussagen zu tätigen.

"Mehrere Widrigkeiten", so hieß es in einem Bericht der Börsenzeitung, hätten dem Unternehmen Vopak die Laune verdorben. Dabei soll es sich zum einen um Verzögerungen bei den Umweltgenehmigungen handeln: Ursprünglich war eine Inbetriebnahme Ende 2022 angestrebt worden, jetzt wird eher mit 2025 gerechnet. Wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mitteilt, hätten sich zudem neue Hürden ergeben, weil die Stadt Brunsbüttel ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans von 2018 eingestellt habe. Damit sei die Ansiedlung eines weiteren Störfallbetriebs nicht mehr möglich. Die DUH sprach von einem „weiteren Sargnagel für das Projekt".

Zum anderen soll es bei der Entscheidung von Vopak LNG um eine Anforderung der Bundesnetzagentur gehen, die verlangt, dass ein Teil der Importe am Kassamarkt verkauft werden muss. In der Regel werden langfristige Verträge angestrebt, um den Investoren stabile Einnahmen zu sichern.

Umwidmung des Terminals im Gespräch

Im Zusammenhang mit dem Rückzug des Projektpartners kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Wirtschaftspolitik des Landes. Der schleswig-holsteinischen Jamaika-Koalition, so heißt es in einer Mitteilung, fehlten eine Strategie und der Wille zur Modernisierung. Obwohl das Bundesland in Sachen regenerativer Energie die besten Voraussetzungen habe, passiere nur wenig. Die Landesregierung, so der DGB, sei jetzt gefordert, die Energieversorgung des Industriegebietes Brunsbüttel für die nächsten Jahrzehnte nachhaltig zu sichern.

Die zahlreichen energieintensiven Unternehmen an der Westküste mit Tausenden von Arbeitsplätzen bräuchten in Zukunft riesige Energiemengen, "verlässlich, grün und zu weltmarktfähigen Preisen". Das müsse das Land garantieren und nicht von den Launen eines Investors abhängig machen. Für die Gewerkschaften ist dabei auch klar: "Bis grüner Wasserstoff im industriellen Maßstab zur Verfügung steht, werden wir als Brücke um gasförmige Energieträger nicht umhinkommen."

Bei den Freien Wählern gibt man sich erleichtert, dass die "drohende Gefahr des Imports von US-Fracking-Gas gebannt ist". Gregor Voht, stellvertretender Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender Schleswig-Holstein, regte stattdessen die Ertüchtigung der Anlage zum Import von grünem Wasserstoff an. "Die jetzigen Verzögerungen sollten wir für eine generelle Umwidmung des Projekts nutzen", erklärte er. "Statt wie zunächst geplant eine multifunktionale Nutzung des LNG Terminals zu testen, sollten wir mit Unterstützung von Bund und Land eine ausschließliche Nutzung zum Import von grünem Methan und grünem Wasserstoff anstreben", so Voht.

Eine Untersuchung der Technischen Universität Hamburg, die im vergangenen Jahr veröffentlicht worden ist, kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass der Standort Brunsbüttel für Wasserstoffimporte überaus geeignet ist. Aufgeführt werden die "sehr gute seeseitige Anbindung" am Nord-Ostsee-Kanal, das angeschlossene Verteil- und Fernleitungsnetz sowie die vielen industriellen Verbraucher in Norddeutschland. Schließlich bestünde die Möglichkeit, ein Kompetenzzentrum für tiefkalte Gase aufzubauen.

Das LNG-Terminal-Projekt Brunsbüttel verantwortet die German LNG Terminal GmbH, die 2018 von den drei Unternehmen Gasunie LNG Holding B.V., Vopak LNG Holding B.V. und der Oiltanking GmbH als Joint Venture gegründet worden war.

Freitag, 7.01.2022, 15:28 Uhr
Günter Drewnitzky

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.