Maximilian Feldes vom LEE (links) und Frank Grewe von 2G Energy auf der E-world. Quelle. Stefan Sagmeister / E&M
Bei einem Pressegespräch auf der Energiewirtschaftsmesse E-world machten die Beteiligten deutlich, dass die Energiewende für Unternehmen alternativlos sei.
Die Botschaft von Maximilian Feldes war klar: Die erneuerbaren Energien, aber auch Effizienztechnologien müssten mit „viel mehr Tempo ausgebaut werden“, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW) vor Journalisten.
Unterstützung erhielt er mit seiner Forderung von Frank Grewe, Vorstand für Forschung und Service beim BHKW-Hersteller 2G Energy. Auch die Industrie- und Handelskammer Essen sprach sich in Person von Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß für mehr und schnelleren Klimaschutz nach der Bundestagswahl aus.
Dennoch gebe es weiterhin viele Hürden, die den Umstieg auf erneuerbare Energien bremsten, stellte Feldes klar. Ein Beispiel sei die Direktlieferung von Strom an Unternehmen in der Region. Diese sei zwar möglich und erspare den Unternehmen das Netzentgelt für den Stromtransport, doch der Begriff „Region“ sei vom Gesetzgeber aktuell sehr eng gefasst. Nur innerhalb eines Radius von fünf Kilometern sei eine Direktstromlieferung ohne Netzentgelte möglich – eine Begrenzung, die viele Unternehmen davon abhält, von dieser Kosteneinsparung zu profitieren.
Fünf-Kilometer-Grenze eine erhebliche HürdeDeshalb gibt es in Deutschland bislang nur ein einziges Beispiel für eine Direktstromlieferung. In Hagen-Hohenlimburg in NRW wird seit September vergangenen Jahres über ein sogenanntes „Onsite PPA“ der Strom aus einem Windpark direkt in ein Stahlwerk transportiert (wir berichteten). Ein Windpark der SL Naturenergie GmbH liefert über eine eigene Leitung Ökostrom an eine Tochtergesellschaft von Thyssenkrupp.
Die Fünf-Kilometer-Grenze stelle eine erhebliche Hürde für dieses aus Unternehmenssicht attraktive Beschaffungsmodell dar. „Direktbelieferungen bieten Industrie und Gewerbe die Möglichkeit, sich fixe Strombezugspreise für die nächsten Jahre zu sichern und somit Preis- und Planungssicherheit zu schaffen“, so Feldes. Dass es dennoch bislang nur ein einziges Projekt gibt, zeige, „wie groß der regulatorische Nachholbedarf ist.“
Das genannte Beispiel verdeutliche, wie gut Wirtschaft und Klimaschutz zusammenpassen können, so die Einschätzung von Frank Grewe von 2G Energy.„Gerade bei allen wirtschaftlichen Negativnachrichten bietet speziell die Umsetzung der Energie- und Wärmewende eine riesengroße volkwirtschaftliche Chance“, sagte er.
Blockheizkraftwerke (BHKW) seien dabei ideal, um die Energiewende voranzubringen, da sie gleichzeitig Strom und Wärme liefern können. Vor allem bei Dunkelflauten könnten BHKW einen guten Teil der Residuallast im Strombereich liefern. Da viele BHKW auch H2-ready ausgeliefert werden, ist der Einsatz von Erdgas dabei in Ordnung. Und zwar so lange, bis genügend grüner Wasserstoff zur Verfügung stehe, sagte Grewe.
2G Energy: Sortiment um Großwärmepumpen erweitertNoch effizienter werde das System, wenn ein BHKW in Kombination mit einer Großwärmepumpe zum
Einsatz komme. Daher habe 2G Energy sein Sortiment um Wärmepumpen mit Leistungen zwischen 100 kW und 2,7 MW erweitert (wir berichteten). Für das Unternehmen zahlt sich diese Strategie aus: Das in den 1990er-Jahren gegründete Unternehmen beschäftigt inzwischen knapp 1.000 Mitarbeitende und vertreibt seine Produkte weltweit.
Allerdings leidet der Anlagenhersteller wie viele Unternehmen unter dem Fachkräftemangel. Laut Grewe bildet 2G Energy inzwischen Mechatroniker aus, die aus Indien stammen. Mit dieser Herausforderung ist das Unternehmen nicht allein. In den kommenden Jahren müssten in NRW rund 500.000 Arbeitsstellen besetzt werden, viele davon im Bereich erneuerbare Energien, sagte Kerstin Groß von der IHK Essen.
Für zahlreiche Unternehmen sei die Energiewende ein entscheidender Wachstumstreiber. Daher spreche sich die Industrie- und Handelskammer Essen klar dafür aus, dass die künftige Bundesregierung den Kurs „Pro Klimaschutz“ beibehält.
„Wir sind auf dem Weg zur Klimaneutralität und unsere Unternehmen sind bereit, diesen Weg mitzugehen. Für den Strukturwandel im Ruhrgebiet brauchen wir dabei klare politische und vor allem planungsrechtliche sowie verlässliche Rahmenbedingungen.“ Dann könne die Energiewende dem Ruhrgebiet und ganz NRW einen nachhaltigen Schub geben – „bei dem wir Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und Innovation in Einklang bringen“.
Dienstag, 11.02.2025, 17:06 Uhr
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