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Das Allgäuer Ladetechnik-Unternehmen Numbat hat Insolvenz angemeldet. Das Management erklärt den Schritt mit der Marktsituation und technischen Herausforderungen.
Zwischen Höhenflug und harter Landung liegen nur sechs Monate: „Wir streben in diesem Jahr über 100 Millionen Euro Umsatz an und sind zuversichtlich, das auch zu schaffen. So ein Ergebnis in nur drei Jahren − Wahnsinn“, freute sich Numbat-CEO Martin Schall im Februar dieses Jahres. Das Allgäuer Start-Up feierte dreijähriges Firmenjubiläum. Am 9. August ordnete das Amtsgericht Kempten die vorläufige Insolvenzverwaltung an.
„Wir haben große Anstrengungen unternommen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, doch hat sich dies aufgrund der Marktlage und technischer Herausforderungen in der verfügbaren Zeit nicht realisieren lassen“, erklärt Schall auf der Website von Numbat. Im Insolvenzverfahren wolle man die Fortführung der Firma und ihre Restrukturierung organisieren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht den Kemptener Anwalt Robert Saam bestimmt.
Alle Services wie das Laden von Elektroautos oder die Nutzung der Werbescreens liefen weiter, teilt Numbat mit. Das Start-Up bietet Schnellladesäulen und Batteriespeicher und betreibt diese. Kunden sind etwa der Lebensmitteldiscounter Norma, der Baumarkt-Kette Hagebau oder die Supermarkt-Kette Tegut. Mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat Numbat im Sommer vergangenen Jahres ein Pilotprojekt gestartet, um das „Flexibilitätspotenzial“ der Schnellladesäulen nutzen, um Engpässe im Stromnetz zu reduzieren.
Im vergangenen Jahr erhielt die Allgäuer Firma eine Kapitalspritze in dreistelliger Millionenhöhe von der Vermögensverwaltung Patrizia und einem Bankenkonsortium. „Mit den Mitteln von Patrizia in Kombination mit Fremdkapitalgebern sind Investitionen deutlich über eine Milliarde Euro realisierbar“, teilte Numbat damals mit. Bereits mit bestehenden Verträgen mit nationalen Unternehmen sei es möglich, „tausende Schnellladepunkte zu installieren und zu betreiben“, hieß es.
Zu wenige E-Autos
Was den Martin Schall und Co-Gründer Maximilian Wegener einen Strich durch die Rechnung gemacht hat: Das Aufkommen von E-Autos, die eine öffentliche Ladesäule benötigen, wachse nicht so schnell wie angenommen. Die Geschäftsfelder, die man bediene, würden zwar gut angenommen, „allerdings ist die Auslastung der Ladeinfrastruktur heute noch zu gering.“ Zudem verzögerten sich Genehmigungsprozesse für die Installation von Anlagen.
Numbat zählt rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Januar dieses Jahres wurde das Start-Up nach eigenen Angaben in das „Top 50-Listing der am schnellsten wachsenden, wagniskapitalfinanzierten Technologieunternehmen in Europa aufgenommen“. Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter will nun die strategischen Optionen und Chancen für Zukunft ausloten.
Dienstag, 13.08.2024, 13:05 Uhr
Manfred Fischer
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