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Energie & Management > Bilanz - Konstanz: Erste CO2-Bilanz und LNG-Mehrkosten
Quelle: Fotolia/Eisenhans
Bilanz

Konstanz: Erste CO2-Bilanz und LNG-Mehrkosten

Erstmals haben die Stadtwerke Konstanz nicht nur eine Bilanz in Euro veröffentlicht, sondern auch in Treibhausgasen. Bei einem weltweiten LNG-Pionierprojekt gibt es Mehrkosten.
Die Gruppe Stadtwerke Konstanz hat 2019 gut 233.000 Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. Dies geht aus der ersten Treibhausgasbilanz hervor, die das Unternehmen am 16. Juli zusammen mit der kommerziellen Bilanz veröffentlicht und am 28. Juli nach oben korrigiert hat. Mitte des Monats war von 66.000 Tonnen die Rede, doch später räumte der Versorger von sich aus einen Rechenfehler aus.

Schon 2035, also zehn Jahre vor dem nationalen Klimaziel, muss in dieser CO2-Bilanz ein Wert von null Tonnen stehen. So steht es im Klimaziel der größten Stadt am Bodensee.

Auch nach dem korrigierten Fortschrittsbericht war der Versorger direkt für etwas mehr als 34.000 Tonnen verantwortlich. Das waren vor allem die Emissionen der Blockheizkraftwerke und Heizkessel sowie der Mobilitätssparte beim größten Binnenreeder Deutschlands.

Den direkten Ausstoß will die Gruppe vor allem durch folgende Maßnahmen senken:
  • Wärmemarkt: Ausbau der Wärmenetze, Ausbau der klimaneutralen Wärme mit Solarthermie, Biomasse und Abwasserwärmenutzung, Einführung einer strategischen Wärmenetzplanung. Im März 2020 ging auf der Insel Mainau ein Biogasnetz in Betrieb.
  • Passagierschiffe: Inbetriebnahme des ersten E-Schiffs mit zweimal 76 kW Antriebsleistung für maximal 300 Fahrgäste im Frühjahr 2022, das ein Dieselschiff ersetzt; ein zweites folgt eventuell 2025.
Die weltweit erste Binnenfähre mit LNG-Direktantrieb im Rohbau im Hafen Konstanz-Staad. Die Stadtwerke Konstanz nehmen sie wegen eines mittlerweile beigelegten Streits mit der Reederei erst im Frühjahr 2022 in Betrieb
Quelle: Stadtwerke Konstanz
  • Personen- und Fahrzeugfähren nach Meersburg: Indienststellung der weltweit ersten mit Flüssigerdgas (LNG) betriebenen Binnenfähre mit Direktantrieb statt gaselektrischen Antriebs, ebenfalls im Frühjahr 2022. Die zwei 740-kW-Motoren der LNG-Fähre aus der MTU-4000-Reihe von Rolls-Royce Power Systems stoßen bei herkömmlichem LNG 6 % weniger CO2 und praktisch keine anderen Schadstoffe mehr gegenüber der Dieselfähre aus. Der Rohbau, der seit Mitte 2020 im Konstanzer Hafen Staad liegt, hätte schon Ende 2021 in See stechen sollen, doch es gab Streit mit der Werft aus Hamburg über den Fixpreis von 17,7 Mio. Euro, der mit einer Zusatzzahlung von 2,5 Mio. Euro gütlich beigelegt wurde, teilte Stadtwerkechef Norbert Reuter auf Anfrage unserer Redaktion mit.
  • Fähren: induktives Laden per Brücke für den Bordstrom statt eines Dieselgenerators. Es handelt sich um ein Entwicklungsprojekt der Hochschule Konstanz, das 20 Tonnen CO2 pro Jahr und Fährschiff einsparen würde.
  • Gesamte Schiffsflotte: Prüfung des Einsatzes klimaneutraler E-Fuels anstelle von Diesel
  • Anschaffung von E-Bussen: die ersten sechs in diesem Herbst, von sofort an keine Beschaffung von Dieselbussen mehr
  • Fuhrpark: Es werden nur noch E- und Erdgas(CNG)-Autos angeschafft, für die Beschäftigten kommen Dienstfahrräder hinzu
Nutzung verkaufter Güter mit gut 173.000 Tonnen Zu den indirekten Emissionen zählen auch jene der Herstellung und Lieferung von erworbenen Kapitalgütern, wie Maschinen, Immobilien und Fahrzeugen.

Die vor- und nachgelagerten Emissionen schlugen mit von gut 198.000 Tonnen zu Buche. Ursprünglich hatte es 31.000 Tonnen geheißen. Größter Brocken nach der Korrektur war die Nutzung verkaufter Güter mit gut 173.000 Tonnen. Der Bezug von Strom schlug nicht zu Buche, da er zu 100 % grün ist.

Den indirekten CO2-Ausstoß wollen die Stadtwerke unter anderem folgendermaßen senken:
  • Das Hallenbad "Schwaketenbad", das 2015 abgebrannt war, soll mit Solaranlage, Blockheizkraftwerk, Hocheffizienzpumpen und Wärmerückgewinnung arbeiten.
  • mit einer Solaroffensive, in der Information, Beratung und Installation in einer Hand liegen. Die Dachflächen von Konstanz könnten − so haben die Stadtwerke errechnet − bilanziell 27 % des Strombedarfs in der Stadt decken.
  • mit einem Biomethanquoten-Gastarif
  • Austausch alter stationärer Anlagen
Das Corona-Jahr 2020 hat kommerziell das vermutlich am breitesten aufgestellte Stadtwerk im Konzern mit 2,4 Mio. Euro in die roten Zahlen gerissen. Ohne die Bäder- und Passagierschifftöchter verharrte der Vorsteuergewinn praktisch bei 4,2 Mio. Euro. Der Umsatz sank um 11 % auf 169 Mio. Euro. Im Energiebereich, der zwei Drittel zum Ergebnis beisteuert, glich angenommener Mehrverbrauch von Homeoffice-Haushalten nicht den Minderverbrauch verwaister Gewerbeobjekte aus.

Die Dividende an die Stadt bleibt mit 1,5 Mio. Euro gleich, die Kommune zahlte ebenso stabile 2,5 Mio. Euro Defizitausgleich für die Bäder. "Der städtische Etat wurde nicht zusätzlich belastet, wir mussten am Anfang des Lockdowns mit einem Defizit von bis zu 20 Mio. Euro rechnen", bilanzierte Stadtwerkechef Reuter. Er führte den glimpflichen Ausgang auf eine rasche und "deutliche" Gegenreaktion des Unternehmens inklusive Liquiditätskonzept, Ausgaben- und Einstellungsstopp zurück.

Bei den Investitionen wurde dagegen in dem baden-württembergischen Stadtwerk nicht gespart, im Gegenteil: Sie erreichten 2020 mit 31 Mio. Euro schwerpunktmäßig in die Energie-, Wasser- und Telekommunikationsnetze einen vorläufigen Rekord.

Die erste Treibhausgas-Bilanz der Stadtwerke Konstanz ist auf deren Website einsehbar.
 

Freitag, 16.07.2021, 16:38 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Bilanz - Konstanz: Erste CO2-Bilanz und LNG-Mehrkosten
Quelle: Fotolia/Eisenhans
Bilanz
Konstanz: Erste CO2-Bilanz und LNG-Mehrkosten
Erstmals haben die Stadtwerke Konstanz nicht nur eine Bilanz in Euro veröffentlicht, sondern auch in Treibhausgasen. Bei einem weltweiten LNG-Pionierprojekt gibt es Mehrkosten.
Die Gruppe Stadtwerke Konstanz hat 2019 gut 233.000 Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. Dies geht aus der ersten Treibhausgasbilanz hervor, die das Unternehmen am 16. Juli zusammen mit der kommerziellen Bilanz veröffentlicht und am 28. Juli nach oben korrigiert hat. Mitte des Monats war von 66.000 Tonnen die Rede, doch später räumte der Versorger von sich aus einen Rechenfehler aus.

Schon 2035, also zehn Jahre vor dem nationalen Klimaziel, muss in dieser CO2-Bilanz ein Wert von null Tonnen stehen. So steht es im Klimaziel der größten Stadt am Bodensee.

Auch nach dem korrigierten Fortschrittsbericht war der Versorger direkt für etwas mehr als 34.000 Tonnen verantwortlich. Das waren vor allem die Emissionen der Blockheizkraftwerke und Heizkessel sowie der Mobilitätssparte beim größten Binnenreeder Deutschlands.

Den direkten Ausstoß will die Gruppe vor allem durch folgende Maßnahmen senken:
  • Wärmemarkt: Ausbau der Wärmenetze, Ausbau der klimaneutralen Wärme mit Solarthermie, Biomasse und Abwasserwärmenutzung, Einführung einer strategischen Wärmenetzplanung. Im März 2020 ging auf der Insel Mainau ein Biogasnetz in Betrieb.
  • Passagierschiffe: Inbetriebnahme des ersten E-Schiffs mit zweimal 76 kW Antriebsleistung für maximal 300 Fahrgäste im Frühjahr 2022, das ein Dieselschiff ersetzt; ein zweites folgt eventuell 2025.
Die weltweit erste Binnenfähre mit LNG-Direktantrieb im Rohbau im Hafen Konstanz-Staad. Die Stadtwerke Konstanz nehmen sie wegen eines mittlerweile beigelegten Streits mit der Reederei erst im Frühjahr 2022 in Betrieb
Quelle: Stadtwerke Konstanz
  • Personen- und Fahrzeugfähren nach Meersburg: Indienststellung der weltweit ersten mit Flüssigerdgas (LNG) betriebenen Binnenfähre mit Direktantrieb statt gaselektrischen Antriebs, ebenfalls im Frühjahr 2022. Die zwei 740-kW-Motoren der LNG-Fähre aus der MTU-4000-Reihe von Rolls-Royce Power Systems stoßen bei herkömmlichem LNG 6 % weniger CO2 und praktisch keine anderen Schadstoffe mehr gegenüber der Dieselfähre aus. Der Rohbau, der seit Mitte 2020 im Konstanzer Hafen Staad liegt, hätte schon Ende 2021 in See stechen sollen, doch es gab Streit mit der Werft aus Hamburg über den Fixpreis von 17,7 Mio. Euro, der mit einer Zusatzzahlung von 2,5 Mio. Euro gütlich beigelegt wurde, teilte Stadtwerkechef Norbert Reuter auf Anfrage unserer Redaktion mit.
  • Fähren: induktives Laden per Brücke für den Bordstrom statt eines Dieselgenerators. Es handelt sich um ein Entwicklungsprojekt der Hochschule Konstanz, das 20 Tonnen CO2 pro Jahr und Fährschiff einsparen würde.
  • Gesamte Schiffsflotte: Prüfung des Einsatzes klimaneutraler E-Fuels anstelle von Diesel
  • Anschaffung von E-Bussen: die ersten sechs in diesem Herbst, von sofort an keine Beschaffung von Dieselbussen mehr
  • Fuhrpark: Es werden nur noch E- und Erdgas(CNG)-Autos angeschafft, für die Beschäftigten kommen Dienstfahrräder hinzu
Nutzung verkaufter Güter mit gut 173.000 Tonnen Zu den indirekten Emissionen zählen auch jene der Herstellung und Lieferung von erworbenen Kapitalgütern, wie Maschinen, Immobilien und Fahrzeugen.

Die vor- und nachgelagerten Emissionen schlugen mit von gut 198.000 Tonnen zu Buche. Ursprünglich hatte es 31.000 Tonnen geheißen. Größter Brocken nach der Korrektur war die Nutzung verkaufter Güter mit gut 173.000 Tonnen. Der Bezug von Strom schlug nicht zu Buche, da er zu 100 % grün ist.

Den indirekten CO2-Ausstoß wollen die Stadtwerke unter anderem folgendermaßen senken:
  • Das Hallenbad "Schwaketenbad", das 2015 abgebrannt war, soll mit Solaranlage, Blockheizkraftwerk, Hocheffizienzpumpen und Wärmerückgewinnung arbeiten.
  • mit einer Solaroffensive, in der Information, Beratung und Installation in einer Hand liegen. Die Dachflächen von Konstanz könnten − so haben die Stadtwerke errechnet − bilanziell 27 % des Strombedarfs in der Stadt decken.
  • mit einem Biomethanquoten-Gastarif
  • Austausch alter stationärer Anlagen
Das Corona-Jahr 2020 hat kommerziell das vermutlich am breitesten aufgestellte Stadtwerk im Konzern mit 2,4 Mio. Euro in die roten Zahlen gerissen. Ohne die Bäder- und Passagierschifftöchter verharrte der Vorsteuergewinn praktisch bei 4,2 Mio. Euro. Der Umsatz sank um 11 % auf 169 Mio. Euro. Im Energiebereich, der zwei Drittel zum Ergebnis beisteuert, glich angenommener Mehrverbrauch von Homeoffice-Haushalten nicht den Minderverbrauch verwaister Gewerbeobjekte aus.

Die Dividende an die Stadt bleibt mit 1,5 Mio. Euro gleich, die Kommune zahlte ebenso stabile 2,5 Mio. Euro Defizitausgleich für die Bäder. "Der städtische Etat wurde nicht zusätzlich belastet, wir mussten am Anfang des Lockdowns mit einem Defizit von bis zu 20 Mio. Euro rechnen", bilanzierte Stadtwerkechef Reuter. Er führte den glimpflichen Ausgang auf eine rasche und "deutliche" Gegenreaktion des Unternehmens inklusive Liquiditätskonzept, Ausgaben- und Einstellungsstopp zurück.

Bei den Investitionen wurde dagegen in dem baden-württembergischen Stadtwerk nicht gespart, im Gegenteil: Sie erreichten 2020 mit 31 Mio. Euro schwerpunktmäßig in die Energie-, Wasser- und Telekommunikationsnetze einen vorläufigen Rekord.

Die erste Treibhausgas-Bilanz der Stadtwerke Konstanz ist auf deren Website einsehbar.
 

Freitag, 16.07.2021, 16:38 Uhr
Georg Eble

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