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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Print-Ausgabe - Konsequenter Ausbau des Anlagenportfolios
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Print-Ausgabe

Konsequenter Ausbau des Anlagenportfolios

Biogas könnte − auch wegen der drastisch gestiegenen Erdgaspreise − wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Davon profitieren mehrere Sektoren.
Biogas ist wieder im Kommen. Obwohl vor allem die Europäische Union via Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) Zurückhaltung bei den Biobrennstoffen aus Anbaubiomasse zeigt, setzt derzeit ein Umdenken in der Politik ein. Hinzu kommen die bis Anfang November drastisch gestiegenen Kosten für Erdgas. Damit werden Biomethan und Biogas, bisher mit höheren Gestehungskosten geschlagen, zunehmend marktfähig. Die VNG-Tochter „BALANCE Erneuerbare Energien“ setzte jedoch schon vor diesen Entwicklungen auf den Erwerb eines großen Portfolios an Biogasanlagen. Das könnte sich jetzt bezahlt machen.

Biogas lässt sich vielfältig einsetzen − häufig zur Stromerzeugung, aber auch im Wärmemarkt für grüne Gastarife, als Prozessenergie oder im Verkehr als Biovariante für komprimiertes Gas (CNG) für Pkw-Ottomotoren. Das kann derzeit an knapp 900 Tankstellen von gut 100.000 so ausgerüsteten Fahrzeugen getankt werden.
Der Bundestag hat im Mai eine weitergehende Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) für den Verkehr beschlossen. Diese ist nach derzeitigem Stand mit elektrischen Antrieben nicht zu erreichen. Biogas könnte also in diesem Sektor, in dem es bisher nur ein Schattendasein fristet, deutlich wichtiger werden, zumal es aus Abfall- und Reststoffen gewonnen werden kann und nicht nur aus Anbaubiomasse. Das macht es nach der RED II potenziell zu einem sogenannten fortschrittlichen Kraftstoff.

Doch nicht nur im Verkehr wird die direkte energetische Verwertung wichtiger. Bei vielen Anlagen läuft aktuell nach 20 Jahren die Förderung der Verstromung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus.
 
Biogasanlagen der Balance wie hier in Satuelle bei Haldensleben ermöglichen viele Geschäftsmodelle
Quelle: Jeibmann Photographik / Torsten Pross

Auch die Preisentwicklung am Markt für Erdgas spielt Biogasproduzenten in die Hände. Die Spot- und Futuremärkte der Leipziger Energiebörse EEX sahen im Herbst Spitzen von 160 Euro je MWh Erdgas. In den Jahren davor wurde es in einer Spanne von 20 bis 40 Euro je MWh gehandelt. Das schlägt sich auch auf die Verbraucherpreise nieder. Lag die Arbeitsstunde seit Jahren bundesweit im Durchschnitt bei etwa 6 Cent je kWh, erhöhten viele Versorger die Preise zuletzt auf das etwa Dreifache, also 18 Ct/kWh. Da Biogas in der Gestehung bei etwa 8 Ct/kWh liegt, ist es quasi über Nacht marktfähig geworden.

Biostrom kann direkt vermarktet werden

Unabhängig von solchen Preiskapriolen hat der Leipziger Energiedienstleister und Erdgasgroßimporteur VNG erkannt, welche Möglichkeiten sich zukünftig durch Biogas bieten. Eigens dafür wurde bereits 2006 die Tochter Balance gegründet. Sie übernimmt und betreibt Biogas- und Bioerdgasanlagen.

Im Laufe der Jahre hat sie 38 Anlagen in Nord- und Ostdeutschland gebaut oder übernommen, die über eine installierte Gesamtkapazität von rund 157 Megawatt Feuerungswärmeleistung (MWFWL) verfügen. Damit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben ein führender Biogasanlagenbetreiber in Deutschland.

Die Verstromung spielt dabei weiterhin eine wichtige Rolle. Neben erneuerbarem Strom für die Grundlastsicherung, der nach EEG eingespeist wird, gehören auch flexible Strommengen dazu, die über Direktvermarkter vertrieben werden. Doch die Produktpalette, die sich aus den Möglichkeiten der Anlagen ergibt, ist deutlich größer. Die bei der Verstromung anfallende Wärme wird zunehmend in angrenzenden Nahwärmenetzen genutzt. Zudem wird Biomethan aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist. Daraus resultieren dann echte Grüngasverträge, an denen in Deutschland nach wie vor ein Mangel herrscht.

Ein weiteres Produkt ist rein stofflicher Art. Aus dem Substrat der Vergärung wird der Biodünger SNÄGG gewonnen. Er ist für Haushaltskunden gedacht und entsteht in den Anlagen im sächsischen Oschatz. Dort werden ausschließlich regional angebaute Pflanzen wie Mais, Ganzpflanzensilage, Gras, Luzerne und Silphie eingesetzt, teilweise aus dem Ökolandbau. SNÄGG ist nach Unternehmensangaben daher zu 100 % pflanzlichen Ursprungs.
 

Drei Fragen an Friedrich Nollau,
Geschäftsführer der Balance Erneuerbare Energien GmbH, Leipzig.

 

E&M: Welcher Anteil an Biogas wird derzeit schon ins Netz eingespeist, welcher verstromt?

Nollau: Derzeit kann Balance jährlich rund 50.000 Haushalte mit erneuerbarem Strom und nochmals mehr als 49.000 mit grünem Gas versorgen.
E&M: Kommt Ihnen die derzeitige Entwicklung der Preise für Erdgas bei der Vermarktung von Biogas entgegen?

Nollau: Durch die Entwicklung der Preise für Erdgas hat sich der Preisunterschied zwischen Erdgas und Biogas deutlich reduziert, wodurch die Attraktivität von Biogas deutlich gesteigert wurde. Zudem erfährt Biogas aufgrund der langfristig steigenden Preise für CO2 derzeit eine Renaissance.

E&M: Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus hinsichtlich des Erwerbs von Biogasanlagen, die aus der EEG- und KWKG-Förderung fallen?

Nollau: Balance ist unabhängig vom aktuellen Förderstatus einer Anlage am Erwerb weiterer Biogasanlagen interessiert, die in das bestehende Portfolio passen und auf die veränderten Marktbedingungen ausgerichtet werden können. Insofern ist es selten mit dem reinen Erwerb einer Anlage getan. Im Nachgang sind regelmäßig auch umfangreiche Investitionen erforderlich.
 
Friedrich Nollau
Quelle: Jeibmann Photographik / Torsten ProssPhotographik
 

Entwicklung des jährlichen Zubaus von neuen Biogasanlagen in Deutschland
 
Anlagenzubau pro JahrJahr
1.3142009
1.1072010
1.5262011
4542012
3572013
972014
1502015
1952016
1222017
1132018
912019
972020
60Prognose 2021
Quelle: Fachverband Biogas (Stand: 10/2021)
 

Dienstag, 14.12.2021, 09:50 Uhr
Frank Urbansky
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Print-Ausgabe - Konsequenter Ausbau des Anlagenportfolios
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Print-Ausgabe
Konsequenter Ausbau des Anlagenportfolios
Biogas könnte − auch wegen der drastisch gestiegenen Erdgaspreise − wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Davon profitieren mehrere Sektoren.
Biogas ist wieder im Kommen. Obwohl vor allem die Europäische Union via Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) Zurückhaltung bei den Biobrennstoffen aus Anbaubiomasse zeigt, setzt derzeit ein Umdenken in der Politik ein. Hinzu kommen die bis Anfang November drastisch gestiegenen Kosten für Erdgas. Damit werden Biomethan und Biogas, bisher mit höheren Gestehungskosten geschlagen, zunehmend marktfähig. Die VNG-Tochter „BALANCE Erneuerbare Energien“ setzte jedoch schon vor diesen Entwicklungen auf den Erwerb eines großen Portfolios an Biogasanlagen. Das könnte sich jetzt bezahlt machen.

Biogas lässt sich vielfältig einsetzen − häufig zur Stromerzeugung, aber auch im Wärmemarkt für grüne Gastarife, als Prozessenergie oder im Verkehr als Biovariante für komprimiertes Gas (CNG) für Pkw-Ottomotoren. Das kann derzeit an knapp 900 Tankstellen von gut 100.000 so ausgerüsteten Fahrzeugen getankt werden.
Der Bundestag hat im Mai eine weitergehende Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) für den Verkehr beschlossen. Diese ist nach derzeitigem Stand mit elektrischen Antrieben nicht zu erreichen. Biogas könnte also in diesem Sektor, in dem es bisher nur ein Schattendasein fristet, deutlich wichtiger werden, zumal es aus Abfall- und Reststoffen gewonnen werden kann und nicht nur aus Anbaubiomasse. Das macht es nach der RED II potenziell zu einem sogenannten fortschrittlichen Kraftstoff.

Doch nicht nur im Verkehr wird die direkte energetische Verwertung wichtiger. Bei vielen Anlagen läuft aktuell nach 20 Jahren die Förderung der Verstromung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus.
 
Biogasanlagen der Balance wie hier in Satuelle bei Haldensleben ermöglichen viele Geschäftsmodelle
Quelle: Jeibmann Photographik / Torsten Pross

Auch die Preisentwicklung am Markt für Erdgas spielt Biogasproduzenten in die Hände. Die Spot- und Futuremärkte der Leipziger Energiebörse EEX sahen im Herbst Spitzen von 160 Euro je MWh Erdgas. In den Jahren davor wurde es in einer Spanne von 20 bis 40 Euro je MWh gehandelt. Das schlägt sich auch auf die Verbraucherpreise nieder. Lag die Arbeitsstunde seit Jahren bundesweit im Durchschnitt bei etwa 6 Cent je kWh, erhöhten viele Versorger die Preise zuletzt auf das etwa Dreifache, also 18 Ct/kWh. Da Biogas in der Gestehung bei etwa 8 Ct/kWh liegt, ist es quasi über Nacht marktfähig geworden.

Biostrom kann direkt vermarktet werden

Unabhängig von solchen Preiskapriolen hat der Leipziger Energiedienstleister und Erdgasgroßimporteur VNG erkannt, welche Möglichkeiten sich zukünftig durch Biogas bieten. Eigens dafür wurde bereits 2006 die Tochter Balance gegründet. Sie übernimmt und betreibt Biogas- und Bioerdgasanlagen.

Im Laufe der Jahre hat sie 38 Anlagen in Nord- und Ostdeutschland gebaut oder übernommen, die über eine installierte Gesamtkapazität von rund 157 Megawatt Feuerungswärmeleistung (MWFWL) verfügen. Damit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben ein führender Biogasanlagenbetreiber in Deutschland.

Die Verstromung spielt dabei weiterhin eine wichtige Rolle. Neben erneuerbarem Strom für die Grundlastsicherung, der nach EEG eingespeist wird, gehören auch flexible Strommengen dazu, die über Direktvermarkter vertrieben werden. Doch die Produktpalette, die sich aus den Möglichkeiten der Anlagen ergibt, ist deutlich größer. Die bei der Verstromung anfallende Wärme wird zunehmend in angrenzenden Nahwärmenetzen genutzt. Zudem wird Biomethan aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist. Daraus resultieren dann echte Grüngasverträge, an denen in Deutschland nach wie vor ein Mangel herrscht.

Ein weiteres Produkt ist rein stofflicher Art. Aus dem Substrat der Vergärung wird der Biodünger SNÄGG gewonnen. Er ist für Haushaltskunden gedacht und entsteht in den Anlagen im sächsischen Oschatz. Dort werden ausschließlich regional angebaute Pflanzen wie Mais, Ganzpflanzensilage, Gras, Luzerne und Silphie eingesetzt, teilweise aus dem Ökolandbau. SNÄGG ist nach Unternehmensangaben daher zu 100 % pflanzlichen Ursprungs.
 

Drei Fragen an Friedrich Nollau,
Geschäftsführer der Balance Erneuerbare Energien GmbH, Leipzig.

 

E&M: Welcher Anteil an Biogas wird derzeit schon ins Netz eingespeist, welcher verstromt?

Nollau: Derzeit kann Balance jährlich rund 50.000 Haushalte mit erneuerbarem Strom und nochmals mehr als 49.000 mit grünem Gas versorgen.
E&M: Kommt Ihnen die derzeitige Entwicklung der Preise für Erdgas bei der Vermarktung von Biogas entgegen?

Nollau: Durch die Entwicklung der Preise für Erdgas hat sich der Preisunterschied zwischen Erdgas und Biogas deutlich reduziert, wodurch die Attraktivität von Biogas deutlich gesteigert wurde. Zudem erfährt Biogas aufgrund der langfristig steigenden Preise für CO2 derzeit eine Renaissance.

E&M: Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus hinsichtlich des Erwerbs von Biogasanlagen, die aus der EEG- und KWKG-Förderung fallen?

Nollau: Balance ist unabhängig vom aktuellen Förderstatus einer Anlage am Erwerb weiterer Biogasanlagen interessiert, die in das bestehende Portfolio passen und auf die veränderten Marktbedingungen ausgerichtet werden können. Insofern ist es selten mit dem reinen Erwerb einer Anlage getan. Im Nachgang sind regelmäßig auch umfangreiche Investitionen erforderlich.
 
Friedrich Nollau
Quelle: Jeibmann Photographik / Torsten ProssPhotographik
 

Entwicklung des jährlichen Zubaus von neuen Biogasanlagen in Deutschland
 
Anlagenzubau pro JahrJahr
1.3142009
1.1072010
1.5262011
4542012
3572013
972014
1502015
1952016
1222017
1132018
912019
972020
60Prognose 2021
Quelle: Fachverband Biogas (Stand: 10/2021)
 

Dienstag, 14.12.2021, 09:50 Uhr
Frank Urbansky

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