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Energie & Management > Stromnetz - Kompetenzzentrum Sicheres Österreich übt Blackout-Bewältigung
Quelle: Pixabay / StockSnap
Stromnetz

Kompetenzzentrum Sicheres Österreich übt Blackout-Bewältigung

Ein umfassendes zweitägiges Planspiel soll die Kommunikation zwischen der Elektrizitätswirtschaft, den Behörden sowie betroffenen Unternehmen und Institutionen weiter verbessern.
Die Bewältigung eines Blackouts und seiner Auswirkungen auf wichtige Sektoren von Wirtschaft und Gesellschaft beübt das Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) gemeinsam mit Vertretern der Energiewirtschaft, der zuständigen Behörden sowie betroffener Unternehmen und Institutionen bei einem Planspiel am 29. und 30. November in Wien. Der für die Behördenkoordination im Krisenfall zuständige Innenminister Gerhard Karner (Österreichische Volkspartei / ÖVP, konservativ) konstatierte, das Wort „Planspiel“ klinge „verniedlichend“. Worum es gehe, sei ein notwendiges „Trockentraining“, um mit einem Blackout so gut wie möglich zurande zu kommen. Kritik übten Karner und der Präsident des KSÖ, Erwin Hameseder, an Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), die einen flächendeckenden Stromausfall in Österreich als „höchst unwahrscheinlich“ bezeichnet hatte. Hameseder betonte, er halte nichts von „Verharmlosungen. Wir müssen die Themen zuspitzen, damit sie ernst genommen werden und sich Wirtschaft und Gesellschaft vorbereiten. Uns sagt eine ganze Reihe von Experten, ein Blackout-Szenario ist hochrealistisch.“

Laut dem Übungsszenario führt ein technisches Gebrechen in Kombination mit einer Extremwetterlage zu einem Zerfall des europäischen Stromnetzverbunds in mehrere Segmente. In der Folge kommt es zu einem Blackout in Österreich. Die Elektrizitätswirtschaft beginnt mit dem Wiederaufbau der Versorgung. Unterdessen müssen Sektoren wie Gesundheit, Verkehr, Finanzen, Logistik sowie Wasser- und Lebensmittelversorgung mit den Auswirkungen der fehlenden elektrischen Energie zurande kommen. Zentral ist die möglichst zielgerichtete und effiziente Kommunikation zur wechselseitigen Unterstützung und zur Vermeidung gegenseitiger Behinderungen.

Umfassende Simulation

Für die Simulation des Szenarios verwenden das KSÖ und seine Partner die Software „Cyberrange“ des Austrian Institute of Technology (AIT). Laut dem Leiter der zuständigen Abteilung des AIT, Helmut Leopold, sind in dem Programm die wichtigsten österreichischen Kraftwerke, Übertragungs- und Verteilleitungen sowie Netzknoten abgebildet. So weit bekannt ist, welche Unternehmen und Institutionen über die jeweiligen Knoten und die nachgelagerte Infrastruktur versorgt werden, lassen sich die Auswirkungen auf diese einschätzen. „Wir spielen unterschiedliche Szenarien in das Programm ein. Mit diesen müssen die Personen arbeiten, die an den Planspiel teilnehmen“, erläuterte Leopold. Die professionelle Zusammenarbeit sei unabdingbar, um den Blackout sowie dessen Folgen möglichst unbeschadet zu überstehen.

Das KSÖ veranstaltet bereits seit 2012 jährlich ein solches Planspiel. KSÖ-Geschäftsführer Alexander Janda berichtete der Redaktion, in den ersten Jahren hätten sich bei manchen Beteiligten bedenkliche Bewusstseinsdefizite gezeigt. Ein Vertreter eines wichtigen regionalen Lebensmittelversorgers etwa habe mitgeteilt, er beabsichtige, bei einem umfassenderen Stromausfall einen Bekannten im Bezirkskommando der Polizei anzurufen und diesen um Rat zu fragen. „Der wird sich schon auskennen“, habe der gute Mann sinngemäß mitgeteilt. Mittlerweile aber seien die Planspiele erheblich weiterentwickelt worden, die Zusammenarbeit der Beteiligten funktioniere immer besser. Ausgehend von den Ergebnissen des laufenden Planspiels findet laut Janda am 7. Dezember ein Workshop mit den Beteiligten statt. In der Folge werden die Resultate öffentlich kommuniziert – freilich „in abstrakter Form. Eine Supermarktkette beispielsweise wäre ja kaum begeistert, wenn alle Welt wüsste, dass zwei Stunden nach einem Stromausfall bei ihr nichts mehr funktioniert.“

Noch viel zu tun

Innenminister Karner räumte auf Anfrage der Redaktion ein, dass seinem Hause noch viel zu tun bleibt. Die seit Jahren angekündigte Ertüchtigung der wichtigsten Dienststellen der Polizei zur Blackout-Bewältigung erfolge schrittweise. Einen Zeitplan sowie die voraussichtlichen Kosten wollte der Minister nicht bekanntgeben.

Dienstag, 29.11.2022, 12:39 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Stromnetz - Kompetenzzentrum Sicheres Österreich übt Blackout-Bewältigung
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Stromnetz
Kompetenzzentrum Sicheres Österreich übt Blackout-Bewältigung
Ein umfassendes zweitägiges Planspiel soll die Kommunikation zwischen der Elektrizitätswirtschaft, den Behörden sowie betroffenen Unternehmen und Institutionen weiter verbessern.
Die Bewältigung eines Blackouts und seiner Auswirkungen auf wichtige Sektoren von Wirtschaft und Gesellschaft beübt das Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) gemeinsam mit Vertretern der Energiewirtschaft, der zuständigen Behörden sowie betroffener Unternehmen und Institutionen bei einem Planspiel am 29. und 30. November in Wien. Der für die Behördenkoordination im Krisenfall zuständige Innenminister Gerhard Karner (Österreichische Volkspartei / ÖVP, konservativ) konstatierte, das Wort „Planspiel“ klinge „verniedlichend“. Worum es gehe, sei ein notwendiges „Trockentraining“, um mit einem Blackout so gut wie möglich zurande zu kommen. Kritik übten Karner und der Präsident des KSÖ, Erwin Hameseder, an Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), die einen flächendeckenden Stromausfall in Österreich als „höchst unwahrscheinlich“ bezeichnet hatte. Hameseder betonte, er halte nichts von „Verharmlosungen. Wir müssen die Themen zuspitzen, damit sie ernst genommen werden und sich Wirtschaft und Gesellschaft vorbereiten. Uns sagt eine ganze Reihe von Experten, ein Blackout-Szenario ist hochrealistisch.“

Laut dem Übungsszenario führt ein technisches Gebrechen in Kombination mit einer Extremwetterlage zu einem Zerfall des europäischen Stromnetzverbunds in mehrere Segmente. In der Folge kommt es zu einem Blackout in Österreich. Die Elektrizitätswirtschaft beginnt mit dem Wiederaufbau der Versorgung. Unterdessen müssen Sektoren wie Gesundheit, Verkehr, Finanzen, Logistik sowie Wasser- und Lebensmittelversorgung mit den Auswirkungen der fehlenden elektrischen Energie zurande kommen. Zentral ist die möglichst zielgerichtete und effiziente Kommunikation zur wechselseitigen Unterstützung und zur Vermeidung gegenseitiger Behinderungen.

Umfassende Simulation

Für die Simulation des Szenarios verwenden das KSÖ und seine Partner die Software „Cyberrange“ des Austrian Institute of Technology (AIT). Laut dem Leiter der zuständigen Abteilung des AIT, Helmut Leopold, sind in dem Programm die wichtigsten österreichischen Kraftwerke, Übertragungs- und Verteilleitungen sowie Netzknoten abgebildet. So weit bekannt ist, welche Unternehmen und Institutionen über die jeweiligen Knoten und die nachgelagerte Infrastruktur versorgt werden, lassen sich die Auswirkungen auf diese einschätzen. „Wir spielen unterschiedliche Szenarien in das Programm ein. Mit diesen müssen die Personen arbeiten, die an den Planspiel teilnehmen“, erläuterte Leopold. Die professionelle Zusammenarbeit sei unabdingbar, um den Blackout sowie dessen Folgen möglichst unbeschadet zu überstehen.

Das KSÖ veranstaltet bereits seit 2012 jährlich ein solches Planspiel. KSÖ-Geschäftsführer Alexander Janda berichtete der Redaktion, in den ersten Jahren hätten sich bei manchen Beteiligten bedenkliche Bewusstseinsdefizite gezeigt. Ein Vertreter eines wichtigen regionalen Lebensmittelversorgers etwa habe mitgeteilt, er beabsichtige, bei einem umfassenderen Stromausfall einen Bekannten im Bezirkskommando der Polizei anzurufen und diesen um Rat zu fragen. „Der wird sich schon auskennen“, habe der gute Mann sinngemäß mitgeteilt. Mittlerweile aber seien die Planspiele erheblich weiterentwickelt worden, die Zusammenarbeit der Beteiligten funktioniere immer besser. Ausgehend von den Ergebnissen des laufenden Planspiels findet laut Janda am 7. Dezember ein Workshop mit den Beteiligten statt. In der Folge werden die Resultate öffentlich kommuniziert – freilich „in abstrakter Form. Eine Supermarktkette beispielsweise wäre ja kaum begeistert, wenn alle Welt wüsste, dass zwei Stunden nach einem Stromausfall bei ihr nichts mehr funktioniert.“

Noch viel zu tun

Innenminister Karner räumte auf Anfrage der Redaktion ein, dass seinem Hause noch viel zu tun bleibt. Die seit Jahren angekündigte Ertüchtigung der wichtigsten Dienststellen der Polizei zur Blackout-Bewältigung erfolge schrittweise. Einen Zeitplan sowie die voraussichtlichen Kosten wollte der Minister nicht bekanntgeben.

Dienstag, 29.11.2022, 12:39 Uhr
Klaus Fischer

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