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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Kommunen geben RWE-Gas-Beteiligungen ab
Der RWE-Turm war bis 2016 Sitz der Konzernzentrale. Quelle: RWE
E&M Vor 20 Jahren

Kommunen geben RWE-Gas-Beteiligungen ab

Nach monatelangen zähen Verhandlungen einigten sich RWE und die kommunalen Aktionäre der RWE Gas AG im November 2003 über die Auflösung des Unternehmens.
Ende 2003 nahm eine Konzernstruktur von RWE Gestalt an. Eine wesentliche Änderung war dabei die Übertragung der Verantwortung für alle Gasaktivitäten, einschließlich des Netzgeschäfts, auf die Dortmunder RWE Energy AG. E&M-Redakteur Peter Focht beobachtete damals den Gasmarkt und die Umstrukturierung des RWE-Konzerns. Hier sein Beitrag.

Die RWE AG, Essen, und die kommunalen Aktionäre der RWE Gas AG, Dortmund, haben nach monatelangen Verhandlungen eine Einigung über die Auflösung der RWE Gas und die Einbeziehung ihrer Aktivitäten in die neue Konzernstruktur erzielt.
Das Ergebnis der Verhandlungen teilten der RWE-Konzern und der Verhandlungsführer der Kommunen, Wolfgang Schäfer, in getrennten Erklärungen mit. Damit liege die unternehmerische Verantwortung für sämtliche kontinentaleuropäischen Gasvertriebs- und Gasnetzaktivitäten des Konzerns ausschließlich bei der Dortmunder RWE Energy AG, heißt es in einer Mitteilung der Muttergesellschaft.

Die 46 kommunalen Aktionäre, die bislang mit 20,3 Prozent an der vormaligen Führungsgesellschaft RWE Gas beteiligt waren, erhalten für ihren Verzicht auf weiteren Widerstand gegen die Auflösung des Unternehmens einen Einmalbetrag von 100 Millionen Euro sowie für die Geschäftsjahre 2004 bis 2008 eine jährliche Garantiedividende von 48 Millionen Euro. Ihre RWE-Beteiligung wird in der neuen Konzernstruktur eine Stufe tiefer angesiedelt: Die Kommunen werden mit 20,03 Prozent Anteilseigner an der neuen regionalen Vertriebsgesellschaft RWE Westfalen-Weser-Ems AG. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Anteile der kommunalen Aktionäre im Jahr 2009 für 800 Millionen Euro vollständig an die RWE Energy AG gehen. Damit endet die kommunale Mitwirkungsmöglichkeit an Unternehmensentscheidungen der RWE. Die Einigung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der entsprechenden Gremien beider Verhandlungspartner.

Kommunale Partizipation an Unternehmensentscheidungen von RWE stark begrenzt

Harry Roels, Vorsitzender des Vorstands der RWE AG, äußerte sich zufrieden über das Ergebnis: „Mit der vollständigen Einbeziehung der RWE Gas schafft RWE auch in den neuen Vertriebsregionen Westfalen-Weser-Ems und Rhein-Ruhr die Grundlage für bestmögliche Kundenorientierung und organisches Wachstum in den Bereichen Strom, Gas und Wasser“, sagte er. Die Einigung mit den kommunalen Aktionären der RWE Gas ermögliche es RWE, die gesamten Synergien der neuen Konzernstruktur in Höhe von jährlich 300 Millionen Euro wirksam zu machen. Sie schaffe Klarheit und Verlässlichkeit für die Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre des Konzerns.

Wolfgang Schäfer, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Kommunalen Aktionärsvereinigung RWE Gas und Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) äußerte sich ebenfalls zufrieden über die Vereinbarung: „Ich bin froh, dass wir nach monatelangen, zähen Verhandlungen doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen sind, die einen angemessenen Ausgleich der Interessen des RWE-Konzerns und der Kommunen bedeutet“, erklärte er. Diese Lösung beinhalte auch die geforderte volle Absicherung des kommunalen Vermögens. Gleichzeitig ermögliche die Vereinbarung, die Interessen der westfälischen Kommunen und der kommunalen Energieversorgungsunternehmen auch in der neuen Konzernstruktur konstruktiv zu vertreten.

Die Transaktion entspricht nach RWE-Berechnungen einem Barwert von 900 Millionen Euro. Die Beteiligung der kommunalen Aktionäre an der RWE Gas war 2002 mit 668 Millionen Euro beziffert worden.

Die neue Konzernstruktur mit reduzierter Anzahl von Führungsgesellschaften und dem zusammengefassten Vertrieb für Strom, Gas und Wasser war Anfang Oktober unvollendet gestartet. Die Konzernführung hatte es bis dahin nicht geschafft, die kommunalen Aktionäre der RWE Gas dazu zu bewegen, der jetzt möglichen Auflösung und Integration von RWE Gas zuzustimmen. Deren Sperrminorität reichte aus, um RWE Gas bis heute als selbständige Gesellschaft zu erhalten. Mehrere Verhandlungsrunden waren seit dem Sommer nötig, um doch noch zu einer Verständigung zu kommen.

Nun kann auch geklärt werden, was aus der Duisburger Thyssengas GmbH wird, die bislang noch nicht von Veränderungen betroffen war. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen ist geplant, die bislang selbständige Import-, Ferngas- und Speichergesellschaft ebenso aufzulösen und in die neue RWE-Struktur zu integrieren. Ob der Standort Duisburg erhalten bleibe, sei noch nicht sicher, heißt es. Denkbar sei aber, dass eine RWE-Netzbetriebs- und Speichergesellschaft bei der bisherigen Thyssengas angesiedelt wird. Die RWE Gas AG hatte im Mai die 25-Prozent-Beteiligung der niederländischen Shell Petroleum an der Thyssengas GmbH übernommen und war seitdem alleiniger Eigner.

Freitag, 27.10.2023, 15:54 Uhr
Peter Focht
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Der RWE-Turm war bis 2016 Sitz der Konzernzentrale. Quelle: RWE
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Kommunen geben RWE-Gas-Beteiligungen ab
Nach monatelangen zähen Verhandlungen einigten sich RWE und die kommunalen Aktionäre der RWE Gas AG im November 2003 über die Auflösung des Unternehmens.
Ende 2003 nahm eine Konzernstruktur von RWE Gestalt an. Eine wesentliche Änderung war dabei die Übertragung der Verantwortung für alle Gasaktivitäten, einschließlich des Netzgeschäfts, auf die Dortmunder RWE Energy AG. E&M-Redakteur Peter Focht beobachtete damals den Gasmarkt und die Umstrukturierung des RWE-Konzerns. Hier sein Beitrag.

Die RWE AG, Essen, und die kommunalen Aktionäre der RWE Gas AG, Dortmund, haben nach monatelangen Verhandlungen eine Einigung über die Auflösung der RWE Gas und die Einbeziehung ihrer Aktivitäten in die neue Konzernstruktur erzielt.
Das Ergebnis der Verhandlungen teilten der RWE-Konzern und der Verhandlungsführer der Kommunen, Wolfgang Schäfer, in getrennten Erklärungen mit. Damit liege die unternehmerische Verantwortung für sämtliche kontinentaleuropäischen Gasvertriebs- und Gasnetzaktivitäten des Konzerns ausschließlich bei der Dortmunder RWE Energy AG, heißt es in einer Mitteilung der Muttergesellschaft.

Die 46 kommunalen Aktionäre, die bislang mit 20,3 Prozent an der vormaligen Führungsgesellschaft RWE Gas beteiligt waren, erhalten für ihren Verzicht auf weiteren Widerstand gegen die Auflösung des Unternehmens einen Einmalbetrag von 100 Millionen Euro sowie für die Geschäftsjahre 2004 bis 2008 eine jährliche Garantiedividende von 48 Millionen Euro. Ihre RWE-Beteiligung wird in der neuen Konzernstruktur eine Stufe tiefer angesiedelt: Die Kommunen werden mit 20,03 Prozent Anteilseigner an der neuen regionalen Vertriebsgesellschaft RWE Westfalen-Weser-Ems AG. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Anteile der kommunalen Aktionäre im Jahr 2009 für 800 Millionen Euro vollständig an die RWE Energy AG gehen. Damit endet die kommunale Mitwirkungsmöglichkeit an Unternehmensentscheidungen der RWE. Die Einigung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der entsprechenden Gremien beider Verhandlungspartner.

Kommunale Partizipation an Unternehmensentscheidungen von RWE stark begrenzt

Harry Roels, Vorsitzender des Vorstands der RWE AG, äußerte sich zufrieden über das Ergebnis: „Mit der vollständigen Einbeziehung der RWE Gas schafft RWE auch in den neuen Vertriebsregionen Westfalen-Weser-Ems und Rhein-Ruhr die Grundlage für bestmögliche Kundenorientierung und organisches Wachstum in den Bereichen Strom, Gas und Wasser“, sagte er. Die Einigung mit den kommunalen Aktionären der RWE Gas ermögliche es RWE, die gesamten Synergien der neuen Konzernstruktur in Höhe von jährlich 300 Millionen Euro wirksam zu machen. Sie schaffe Klarheit und Verlässlichkeit für die Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre des Konzerns.

Wolfgang Schäfer, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Kommunalen Aktionärsvereinigung RWE Gas und Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) äußerte sich ebenfalls zufrieden über die Vereinbarung: „Ich bin froh, dass wir nach monatelangen, zähen Verhandlungen doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen sind, die einen angemessenen Ausgleich der Interessen des RWE-Konzerns und der Kommunen bedeutet“, erklärte er. Diese Lösung beinhalte auch die geforderte volle Absicherung des kommunalen Vermögens. Gleichzeitig ermögliche die Vereinbarung, die Interessen der westfälischen Kommunen und der kommunalen Energieversorgungsunternehmen auch in der neuen Konzernstruktur konstruktiv zu vertreten.

Die Transaktion entspricht nach RWE-Berechnungen einem Barwert von 900 Millionen Euro. Die Beteiligung der kommunalen Aktionäre an der RWE Gas war 2002 mit 668 Millionen Euro beziffert worden.

Die neue Konzernstruktur mit reduzierter Anzahl von Führungsgesellschaften und dem zusammengefassten Vertrieb für Strom, Gas und Wasser war Anfang Oktober unvollendet gestartet. Die Konzernführung hatte es bis dahin nicht geschafft, die kommunalen Aktionäre der RWE Gas dazu zu bewegen, der jetzt möglichen Auflösung und Integration von RWE Gas zuzustimmen. Deren Sperrminorität reichte aus, um RWE Gas bis heute als selbständige Gesellschaft zu erhalten. Mehrere Verhandlungsrunden waren seit dem Sommer nötig, um doch noch zu einer Verständigung zu kommen.

Nun kann auch geklärt werden, was aus der Duisburger Thyssengas GmbH wird, die bislang noch nicht von Veränderungen betroffen war. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen ist geplant, die bislang selbständige Import-, Ferngas- und Speichergesellschaft ebenso aufzulösen und in die neue RWE-Struktur zu integrieren. Ob der Standort Duisburg erhalten bleibe, sei noch nicht sicher, heißt es. Denkbar sei aber, dass eine RWE-Netzbetriebs- und Speichergesellschaft bei der bisherigen Thyssengas angesiedelt wird. Die RWE Gas AG hatte im Mai die 25-Prozent-Beteiligung der niederländischen Shell Petroleum an der Thyssengas GmbH übernommen und war seitdem alleiniger Eigner.

Freitag, 27.10.2023, 15:54 Uhr
Peter Focht

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