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Energie & Management > Contracting - Kommunale Nahwärme via Contracting
Das Veranstaltungszentrum Harres von St. Leon-Rot. Bild: KEA-BW
Contracting

Kommunale Nahwärme via Contracting

Über ein Contractingmodell modernisiert die Gemeinde St. Leon-Rot ihre Wärmeversorgung. Unterstützt wird sie von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW).
In der baden-württembergischen Gemeinde St. Leon-Rot waren der Heizkessel und die Wärmeverteilung des Rathauses sowie des kommunalen Veranstaltungszentrums Harres veraltet. Auch die Lüftungsanlage im Harres war in die Jahre gekommen. Zudem plante die Gemeinde den Bau eines Jugendzentrums. Das war im Jahr 2016. Auf dieser Grundlage entschied sie gemeinsam mit Beratern der KEA-BW, ein effizientes und klimaschonendes Nahwärmenetz aufzubauen. „Die Wärmeverteilung über das Nahwärmenetz sowie der Betrieb und die Wartung über den Contractor laufen so gut, dass wir gerade dabei sind, den Bau eines weiteren Nahwärmenetzes zu vergeben“, erzählt Klimaschutzmanager Sascha Rachow im Gespräch mit der Redaktion.

Die Gemeinde St. Leon-Rot hatte sich dafür entschieden, ein Wärmeliefercontracting mit vertraglich vereinbarten Effizienzmaßnahmen auszuschreiben, da diese Lösung für den Weiterbetrieb der kommunalen Gebäude am günstigsten war. In die Ausschreibung einbezogen wurden das Rathaus, das Hallenbad, das Veranstaltungszentrum Harres mit Großsporthalle, die Kirche, das Pfarrhaus und das Jugendzentrum. Die Vertragslaufzeit beträgt 15 Jahre mit der Option, diese um fünf Jahre zu verlängern. Die Investitionssumme beträgt rund 2,1 Mio. Euro. Das Projekt wurde 2018 ausgeschrieben und von Mai bis Oktober 2019 umgesetzt.
 
Von Mai bis Oktober 2019 dauerten die Arbeiten zum Ausbau des Nahwärmenetzes in St. Leon-Rot
Bild: Gemeinde St. Leon-Rot

Der Contractingdienstleister Sales & Solutions GmbH, eine 100-prozentige-Tochter der EnBW Energie Baden-Württemberg, hat die Wärmeversorgung für die kommunalen Liegenschaften in St. Leon-Rot realisiert und ist auch für Betrieb und Wartung verantwortlich. Am Anfang standen Bedarfsanalyse und Konzept: „Es ist immens wichtig, sich von Anfang an Klarheit zu verschaffen und ein Konzept zu erstellen“, sagt Rachow. „Nicht nur weil man damit auch in die Ausschreibung geht, sondern auch damit sich der Gemeinderat von Anfang an ein gutes Bild machen kann.“ In St. Leon-Rot steht der Gemeinderat hinter dem Ausbau des Nahwärmenetzes via Contracting.

Die Vorteile überwiegen in diesem Fall, so Doris Andresen. Sie ist Projektmanagerin für das Contracting bei der KEA-BW. Die Landesenergieagentur begleitet Contractingprojekte von der Idee bis zur Umsetzung. Gerade die inhaltliche Unterstützung sei wichtig, so Andresen: „Wir helfen, den richtigen Dienstleister zu finden, und sitzen beratend mit am Tisch, wenn der Vertrag geschlossen wird.“ Gerade im Contracting seien die Laufzeiten lang und die Inhalte komplex. Hier brauche es Expertise. Das Kompetenzzentrum Contracting der KEA-BW betreut daher das „Beraternetzwerk Contracting“. Darin sind Ingenieurbüros, Energieberater und Energieagenturen zu finden, die Kommunen bei der Umsetzung von Contractingprojekten unterstützen.

Förderungen von Anfang an erleichtern Contractingprojekte für Kommunen

Auch bei Förderanträgen hilft die KEA-BW. „Die Förderung gerade am Anfang eines solchen Contractingprojekts ist generell wichtig“, so Andresen. Damit können Potenzialanalysen und Konzepte erstellt werden, ohne dass der Gemeindehaushalt belastet wird. Im Fall von St. Leon-Rot wurde über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) eine „Orientierungsberatung Contracting“ gefördert. Außerdem hat die Gemeinde einen Zuschuss über die „Initiative Energiespar- und Energieliefer-Contracting in öffentlichen Gebäuden“ (InEECo) erhalten. Mit dem Projekt InEECo, das aus EU-Mitteln gefördert wurde, hat die KEA-BW Eigentümer öffentlicher Nichtwohngebäude bei der energetischen Sanierung durch Contracting unterstützt.

Das Nahwärmenetz in St. Leon-Rot mit einer Länge von rund 650 Metern wird über zwei Heizzentralen versorgt − eine im Hallenbad, die andere im Harres. Im Harres ist ein Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 50 kW und einer thermischen von 110 kW installiert, ergänzt von einem Brennwertkessel mit 350 kW und drei Pufferspeichern mit insgesamt elf Kubikmetern. Im Hallenbad steht ebenfalls ein BHKW mit 50 kW elektrischer und 81 kW thermischer Leistung. Zudem sind ein Niedertemperaturkessel, ein Brennwertkessel und ein Pufferspeicher installiert. „Die Anlage im Hallenbad ist jedoch veraltet und wird vom Contractor in diesem Jahr noch getauscht“, sagt Rachow. Zusätzlich wurden bereits Effizienzmaßnahmen wie beispielsweise der Tausch von Heizkreisverteilerpumpen gegen Hocheffizienzpumpen durchgeführt.

„Die Heizungstechnik könnte über einen Hausmeister nie so betreut werden, wie es nötig wäre“

Es ist insgesamt ein sehr effizientes Netz rund um das Rathaus entstanden mit einer Energiedichte von rund 3.800 kWh/(m*a). „Das ist sehr gut − auch wegen des Hallenbads“, freut sich der Klimaschutzmanager. „Mit dem Nahwärmenetz beheizen wir die kommunalen Liegenschaften nun viel kostengünstiger und klimaschonender.“ Auch durch die professionelle Anlagenwartung des Contractors seien Effizienzsteigerungen zu erwarten. „Die Heizungstechnik könnte über einen Hausmeister nie so betreut werden, wie es nötig wäre.“
 
Die Heizzentrale im Veranstaltungszentrum Harres von St. Leon-Rot
Bild: Gemeinde St. Leon-Rot

Das neue Wärme- und Energieversorgungssystem ist nicht nur effizienter, es bietet über ein Energiedaten-Monitoring auch die Möglichkeit der systematischen und transparenten Auswertung aller Betriebsdaten für jede einzelne Einrichtung. So behält die Gemeinde den Überblick. „Durch das neue Netz erwarten wir, dass der jährliche CO2-Ausstoß um 168 Tonnen reduziert wird“, erklärt Klimaschutzmanager Rachow. „Und weil uns das so gut gefallen hat, haben wir bereits das nächste Projekt begonnen.“

In der Gemeinde soll in diesem Jahr ein weiteres Nahwärmenetz an der Parkringschule entstehen. Über das Netz sollen neben der Schule, Mensa und Sporthalle künftig auch ein Hort, ein Kindergarten und das Feuerwehrhaus versorgt werden. Die Gemeinde rechnet mit Investitionskosten von rund 1,2 Mio. Euro und einer CO2-Einsparung von 300 Tonnen pro Jahr. Auch das zweite Projekt wird über ein Contractingmodell realisiert. Die Baumaßnahmen sollen − wenn alles wie geplant läuft − im Sommer beginnen.

Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH ist über kea-bw.de zu erreichen.

Freitag, 18.06.2021, 08:30 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Contracting - Kommunale Nahwärme via Contracting
Das Veranstaltungszentrum Harres von St. Leon-Rot. Bild: KEA-BW
Contracting
Kommunale Nahwärme via Contracting
Über ein Contractingmodell modernisiert die Gemeinde St. Leon-Rot ihre Wärmeversorgung. Unterstützt wird sie von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW).
In der baden-württembergischen Gemeinde St. Leon-Rot waren der Heizkessel und die Wärmeverteilung des Rathauses sowie des kommunalen Veranstaltungszentrums Harres veraltet. Auch die Lüftungsanlage im Harres war in die Jahre gekommen. Zudem plante die Gemeinde den Bau eines Jugendzentrums. Das war im Jahr 2016. Auf dieser Grundlage entschied sie gemeinsam mit Beratern der KEA-BW, ein effizientes und klimaschonendes Nahwärmenetz aufzubauen. „Die Wärmeverteilung über das Nahwärmenetz sowie der Betrieb und die Wartung über den Contractor laufen so gut, dass wir gerade dabei sind, den Bau eines weiteren Nahwärmenetzes zu vergeben“, erzählt Klimaschutzmanager Sascha Rachow im Gespräch mit der Redaktion.

Die Gemeinde St. Leon-Rot hatte sich dafür entschieden, ein Wärmeliefercontracting mit vertraglich vereinbarten Effizienzmaßnahmen auszuschreiben, da diese Lösung für den Weiterbetrieb der kommunalen Gebäude am günstigsten war. In die Ausschreibung einbezogen wurden das Rathaus, das Hallenbad, das Veranstaltungszentrum Harres mit Großsporthalle, die Kirche, das Pfarrhaus und das Jugendzentrum. Die Vertragslaufzeit beträgt 15 Jahre mit der Option, diese um fünf Jahre zu verlängern. Die Investitionssumme beträgt rund 2,1 Mio. Euro. Das Projekt wurde 2018 ausgeschrieben und von Mai bis Oktober 2019 umgesetzt.
 
Von Mai bis Oktober 2019 dauerten die Arbeiten zum Ausbau des Nahwärmenetzes in St. Leon-Rot
Bild: Gemeinde St. Leon-Rot

Der Contractingdienstleister Sales & Solutions GmbH, eine 100-prozentige-Tochter der EnBW Energie Baden-Württemberg, hat die Wärmeversorgung für die kommunalen Liegenschaften in St. Leon-Rot realisiert und ist auch für Betrieb und Wartung verantwortlich. Am Anfang standen Bedarfsanalyse und Konzept: „Es ist immens wichtig, sich von Anfang an Klarheit zu verschaffen und ein Konzept zu erstellen“, sagt Rachow. „Nicht nur weil man damit auch in die Ausschreibung geht, sondern auch damit sich der Gemeinderat von Anfang an ein gutes Bild machen kann.“ In St. Leon-Rot steht der Gemeinderat hinter dem Ausbau des Nahwärmenetzes via Contracting.

Die Vorteile überwiegen in diesem Fall, so Doris Andresen. Sie ist Projektmanagerin für das Contracting bei der KEA-BW. Die Landesenergieagentur begleitet Contractingprojekte von der Idee bis zur Umsetzung. Gerade die inhaltliche Unterstützung sei wichtig, so Andresen: „Wir helfen, den richtigen Dienstleister zu finden, und sitzen beratend mit am Tisch, wenn der Vertrag geschlossen wird.“ Gerade im Contracting seien die Laufzeiten lang und die Inhalte komplex. Hier brauche es Expertise. Das Kompetenzzentrum Contracting der KEA-BW betreut daher das „Beraternetzwerk Contracting“. Darin sind Ingenieurbüros, Energieberater und Energieagenturen zu finden, die Kommunen bei der Umsetzung von Contractingprojekten unterstützen.

Förderungen von Anfang an erleichtern Contractingprojekte für Kommunen

Auch bei Förderanträgen hilft die KEA-BW. „Die Förderung gerade am Anfang eines solchen Contractingprojekts ist generell wichtig“, so Andresen. Damit können Potenzialanalysen und Konzepte erstellt werden, ohne dass der Gemeindehaushalt belastet wird. Im Fall von St. Leon-Rot wurde über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) eine „Orientierungsberatung Contracting“ gefördert. Außerdem hat die Gemeinde einen Zuschuss über die „Initiative Energiespar- und Energieliefer-Contracting in öffentlichen Gebäuden“ (InEECo) erhalten. Mit dem Projekt InEECo, das aus EU-Mitteln gefördert wurde, hat die KEA-BW Eigentümer öffentlicher Nichtwohngebäude bei der energetischen Sanierung durch Contracting unterstützt.

Das Nahwärmenetz in St. Leon-Rot mit einer Länge von rund 650 Metern wird über zwei Heizzentralen versorgt − eine im Hallenbad, die andere im Harres. Im Harres ist ein Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 50 kW und einer thermischen von 110 kW installiert, ergänzt von einem Brennwertkessel mit 350 kW und drei Pufferspeichern mit insgesamt elf Kubikmetern. Im Hallenbad steht ebenfalls ein BHKW mit 50 kW elektrischer und 81 kW thermischer Leistung. Zudem sind ein Niedertemperaturkessel, ein Brennwertkessel und ein Pufferspeicher installiert. „Die Anlage im Hallenbad ist jedoch veraltet und wird vom Contractor in diesem Jahr noch getauscht“, sagt Rachow. Zusätzlich wurden bereits Effizienzmaßnahmen wie beispielsweise der Tausch von Heizkreisverteilerpumpen gegen Hocheffizienzpumpen durchgeführt.

„Die Heizungstechnik könnte über einen Hausmeister nie so betreut werden, wie es nötig wäre“

Es ist insgesamt ein sehr effizientes Netz rund um das Rathaus entstanden mit einer Energiedichte von rund 3.800 kWh/(m*a). „Das ist sehr gut − auch wegen des Hallenbads“, freut sich der Klimaschutzmanager. „Mit dem Nahwärmenetz beheizen wir die kommunalen Liegenschaften nun viel kostengünstiger und klimaschonender.“ Auch durch die professionelle Anlagenwartung des Contractors seien Effizienzsteigerungen zu erwarten. „Die Heizungstechnik könnte über einen Hausmeister nie so betreut werden, wie es nötig wäre.“
 
Die Heizzentrale im Veranstaltungszentrum Harres von St. Leon-Rot
Bild: Gemeinde St. Leon-Rot

Das neue Wärme- und Energieversorgungssystem ist nicht nur effizienter, es bietet über ein Energiedaten-Monitoring auch die Möglichkeit der systematischen und transparenten Auswertung aller Betriebsdaten für jede einzelne Einrichtung. So behält die Gemeinde den Überblick. „Durch das neue Netz erwarten wir, dass der jährliche CO2-Ausstoß um 168 Tonnen reduziert wird“, erklärt Klimaschutzmanager Rachow. „Und weil uns das so gut gefallen hat, haben wir bereits das nächste Projekt begonnen.“

In der Gemeinde soll in diesem Jahr ein weiteres Nahwärmenetz an der Parkringschule entstehen. Über das Netz sollen neben der Schule, Mensa und Sporthalle künftig auch ein Hort, ein Kindergarten und das Feuerwehrhaus versorgt werden. Die Gemeinde rechnet mit Investitionskosten von rund 1,2 Mio. Euro und einer CO2-Einsparung von 300 Tonnen pro Jahr. Auch das zweite Projekt wird über ein Contractingmodell realisiert. Die Baumaßnahmen sollen − wenn alles wie geplant läuft − im Sommer beginnen.

Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH ist über kea-bw.de zu erreichen.

Freitag, 18.06.2021, 08:30 Uhr
Heidi Roider

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