E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Strom - Kohle der Krisengewinner in der Stromproduktion von 2022
Quelle: Shutterstock / Christian Schwier
Strom

Kohle der Krisengewinner in der Stromproduktion von 2022

Nicht ganz überraschend ist 2022 jede dritte kWh Strom in den deutschen Netzen auf Kohlestrom entfallen. Der fossil-atomare Komplex verliert aber insgesamt an die Erneuerbaren.
Kein Ruhmesblatt für die Energiewende, aber eine erwartbare Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine: Kohle hat als Energieträger die Stromproduktion des Jahres 2022 beherrscht. Ihr Anteil an der Netzeinspeisung wuchs gegenüber 2021 von 30,2 Prozent auf 33,3 Prozent, eine Steigerung um 8,4 Prozent. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Berechnungen mit (siehe auch Tabelle unten).

Insgesamt speisten die Erzeugungsanlagen im vergangenen Jahr mit 509 Milliarden kWh etwas weniger Strom ein als 2021. Dies ist ein Rückgang um 1,9 Prozent.

Der unangefochtene Spitzenplatz von Braun- und Steinkohle ist auch auf die längeren Laufzeiten für die Reservekraftwerke zurückzuführen. Sie bleiben am Netz, damit Deutschland weniger Gas verstromen muss, das es bis zum Krieg zum Großteil aus Russland bezog.

Folglich spielte Erdgas für die Elektrizität eine weniger bedeutende Rolle: Das Minus beträgt hier 11,3 Prozent. Schon 2021 hatten die Statistiker einen Rückgang von 5,8 Prozent gegenüber 2020 festgestellt.

Solarstrom macht in Ungnade gefallenem Erdgas Platz drei streitig

Die Erneuerbaren sind in Summe die Gewinner in der Stromproduktion. Sonne, Wind, Wasser und Biomasse verbesserten sich auf 46,3 Prozent. Das ist ein Plus von 7,3 Prozent. Die Windkraft ist – hinter Kohle – die Nummer zwei in Deutschland, das im Vergleich zu 2021 windstärkere Jahr 2022 führte zu einer Verbesserung auf fast ein Viertel (24,1 Prozent).

Den größten Sprung machten Solarkraftwerke. Sie kamen mit plus 19,5 Prozent auf einen Anteil von 10,6 Prozent und lagen damit nur noch knapp hinter verstromtem Erdgas (11,4 Prozent). Allerdings landeten nicht alle Erneuerbaren im Plus: Biogas und Wasserkraft verzeichneten leichte Verluste.

Das Ende ist nahe – für den in Atommeilern erzeugten Strom. Entsprechend der Halbierung der noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke auf drei ging auch die Strommenge um 50 Prozent zurück, nämlich auf 6,4 Milliarden kWh. Das entspricht einem Anteil von 6,4 Prozent (Vorjahr: 12,6 Prozent). Sobald der Ausstieg aus der Kernenergie Mitte April 2023 vollzogen ist, fällt ihr Anteil sukzessive auf null.

Weniger Atomstrom aus Frankreich

Deutsche Kraftwerke sind auch für die Netzstabilität und Versorgung im Ausland eine wichtige Quelle. Der Stromexport nahm noch einmal um 8,5 Prozent zu und betrug 2022 nun 76 Milliarden kWh. Damit führt Deutschland auf Jahressicht mehr Strom aus, als es einführt: Von den Nachbarn stammten 49 Milliarden kWh Strom im Netz, das ist eine Abnahme um 4,8 Prozent und vor allem auf weniger Importe aus Frankreich zurückzuführen.

Der Rückgang ist zum Beispiel mit dem Ausfall französischer Atomkraftwerke zu erklären, wodurch die Einfuhr sich um fast zwei Drittel (minus 62 Prozent) auf nur noch 3,7 Milliarden kWh verringerte.

Damit nehmen die Niederlande den Spitzenplatz unter den Stromverkäufern an Deutschland ein: Sie steigerten den Absatz um 16,6 Prozent auf 8,9 Milliarden kWh.

Destatis unterscheidet bei den Stromimporten und -exporten nicht nach Energieträgern. Auch ist der erzeugte Strom nicht mit dem effektiven Verbrauch gleichzusetzen. Das Amt erklärt dies mit Netzverlusten beim Transport sowie dem Saldo aus Importen und Exporten. In der Berechnung fehlen zugleich die Strommengen, die in Industriekraftwerken erzeugt und in angeschlossenen Betrieben direkt verbraucht werden (Objektnetze).

Als robuster gegenüber der Preisrallye auf den Energiemärkten – im Vergleich zu Erdgas – bezeichnet das Statistische Bundesamt den Kohlestrom. Hier schlägt der Anteil der in Deutschland abgebauten und verstromten Braunkohle (60 Prozent am Kohlestrom) zu Buche. Vom Marktgeschehen betroffen war daher vor allem die Steinkohle, die seit dem Schließen der letzten inländischen Zeche vollständig importiert wird.
 
Stromeinspeisung in Deutschland 2022
Kennzahlen2022 in Mrd. kWhVeränderung in Prozent2021 in Mrd. kWh
Strommenge509,4-1,9519,4
konventionell273,5-8,7299,6
erneuerbar235,9+7,3219,8
Kohle169,9+8,4156,8
Wind122,6+9,4,112,0
Erdgas58,0-11,365,3
Sonne54,1+19,545,3
Atom32,7-50,065,4
Biogas29,8-0,429,9
Wasser16,1-12,018,3
Stromimport49,3-4,851,7
Stromexport76,3+8,570,3

Quelle: Destatis
 

Donnerstag, 9.03.2023, 17:32 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Strom - Kohle der Krisengewinner in der Stromproduktion von 2022
Quelle: Shutterstock / Christian Schwier
Strom
Kohle der Krisengewinner in der Stromproduktion von 2022
Nicht ganz überraschend ist 2022 jede dritte kWh Strom in den deutschen Netzen auf Kohlestrom entfallen. Der fossil-atomare Komplex verliert aber insgesamt an die Erneuerbaren.
Kein Ruhmesblatt für die Energiewende, aber eine erwartbare Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine: Kohle hat als Energieträger die Stromproduktion des Jahres 2022 beherrscht. Ihr Anteil an der Netzeinspeisung wuchs gegenüber 2021 von 30,2 Prozent auf 33,3 Prozent, eine Steigerung um 8,4 Prozent. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Berechnungen mit (siehe auch Tabelle unten).

Insgesamt speisten die Erzeugungsanlagen im vergangenen Jahr mit 509 Milliarden kWh etwas weniger Strom ein als 2021. Dies ist ein Rückgang um 1,9 Prozent.

Der unangefochtene Spitzenplatz von Braun- und Steinkohle ist auch auf die längeren Laufzeiten für die Reservekraftwerke zurückzuführen. Sie bleiben am Netz, damit Deutschland weniger Gas verstromen muss, das es bis zum Krieg zum Großteil aus Russland bezog.

Folglich spielte Erdgas für die Elektrizität eine weniger bedeutende Rolle: Das Minus beträgt hier 11,3 Prozent. Schon 2021 hatten die Statistiker einen Rückgang von 5,8 Prozent gegenüber 2020 festgestellt.

Solarstrom macht in Ungnade gefallenem Erdgas Platz drei streitig

Die Erneuerbaren sind in Summe die Gewinner in der Stromproduktion. Sonne, Wind, Wasser und Biomasse verbesserten sich auf 46,3 Prozent. Das ist ein Plus von 7,3 Prozent. Die Windkraft ist – hinter Kohle – die Nummer zwei in Deutschland, das im Vergleich zu 2021 windstärkere Jahr 2022 führte zu einer Verbesserung auf fast ein Viertel (24,1 Prozent).

Den größten Sprung machten Solarkraftwerke. Sie kamen mit plus 19,5 Prozent auf einen Anteil von 10,6 Prozent und lagen damit nur noch knapp hinter verstromtem Erdgas (11,4 Prozent). Allerdings landeten nicht alle Erneuerbaren im Plus: Biogas und Wasserkraft verzeichneten leichte Verluste.

Das Ende ist nahe – für den in Atommeilern erzeugten Strom. Entsprechend der Halbierung der noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke auf drei ging auch die Strommenge um 50 Prozent zurück, nämlich auf 6,4 Milliarden kWh. Das entspricht einem Anteil von 6,4 Prozent (Vorjahr: 12,6 Prozent). Sobald der Ausstieg aus der Kernenergie Mitte April 2023 vollzogen ist, fällt ihr Anteil sukzessive auf null.

Weniger Atomstrom aus Frankreich

Deutsche Kraftwerke sind auch für die Netzstabilität und Versorgung im Ausland eine wichtige Quelle. Der Stromexport nahm noch einmal um 8,5 Prozent zu und betrug 2022 nun 76 Milliarden kWh. Damit führt Deutschland auf Jahressicht mehr Strom aus, als es einführt: Von den Nachbarn stammten 49 Milliarden kWh Strom im Netz, das ist eine Abnahme um 4,8 Prozent und vor allem auf weniger Importe aus Frankreich zurückzuführen.

Der Rückgang ist zum Beispiel mit dem Ausfall französischer Atomkraftwerke zu erklären, wodurch die Einfuhr sich um fast zwei Drittel (minus 62 Prozent) auf nur noch 3,7 Milliarden kWh verringerte.

Damit nehmen die Niederlande den Spitzenplatz unter den Stromverkäufern an Deutschland ein: Sie steigerten den Absatz um 16,6 Prozent auf 8,9 Milliarden kWh.

Destatis unterscheidet bei den Stromimporten und -exporten nicht nach Energieträgern. Auch ist der erzeugte Strom nicht mit dem effektiven Verbrauch gleichzusetzen. Das Amt erklärt dies mit Netzverlusten beim Transport sowie dem Saldo aus Importen und Exporten. In der Berechnung fehlen zugleich die Strommengen, die in Industriekraftwerken erzeugt und in angeschlossenen Betrieben direkt verbraucht werden (Objektnetze).

Als robuster gegenüber der Preisrallye auf den Energiemärkten – im Vergleich zu Erdgas – bezeichnet das Statistische Bundesamt den Kohlestrom. Hier schlägt der Anteil der in Deutschland abgebauten und verstromten Braunkohle (60 Prozent am Kohlestrom) zu Buche. Vom Marktgeschehen betroffen war daher vor allem die Steinkohle, die seit dem Schließen der letzten inländischen Zeche vollständig importiert wird.
 
Stromeinspeisung in Deutschland 2022
Kennzahlen2022 in Mrd. kWhVeränderung in Prozent2021 in Mrd. kWh
Strommenge509,4-1,9519,4
konventionell273,5-8,7299,6
erneuerbar235,9+7,3219,8
Kohle169,9+8,4156,8
Wind122,6+9,4,112,0
Erdgas58,0-11,365,3
Sonne54,1+19,545,3
Atom32,7-50,065,4
Biogas29,8-0,429,9
Wasser16,1-12,018,3
Stromimport49,3-4,851,7
Stromexport76,3+8,570,3

Quelle: Destatis
 

Donnerstag, 9.03.2023, 17:32 Uhr
Volker Stephan

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.