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Die Koalition hat sich verständigt, wie Erdgas- und Wasserstoffnetze künftig aufgebaut und finanziert werden sollen. Danach soll für die Zukunft eine gemeinsame Regulierung erfolgen.
Eine klare Zielformulierung im Gesetz für einen gemeinsamen regulatorischen Rahmen zur Finanzierung der Gas- und der Wasserstoffnetze stelle die richtigen Weichen, bewertete der Kommunalverband VKU die Übereinkunft. Die Koalition habe sich darauf verständigt, wie Erdgas- und Wasserstoffnetze künftig aufgebaut und finanziert werden sollen. „Die in Medien kolportierten Vorschläge begrüßen wir ausdrücklich“, sagte VKU-Chef Ingbert Liebing zur Einigung der Koalition über Wasserstoffnetze.
Eine andauernde regulatorische Trennung von Wasserstoff- und Gasnetzen löse ansonsten unweigerlich eine Investitionszurückhaltung bei den Netzbetreibern aus. Weil für die Verteilnetzbetreiber bereits heute keine europarechtlichen Einschränkungen existieren, fordern die Berichterstatter der Regierungsfraktionen in einem Entschließungsantrag deshalb zu Recht, den einschlägigen EU-Rechtsrahmen anzupassen, sagte Liebing.
Kein H2-Netz neu erfinden
„Wasserstoff kann das zentrale Bindeglied zwischen den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr werden, weil es als CO2-neutrale und speicherbare Energiequelle über die bestehenden Gasverteilnetze in der Fläche nutzbar gemacht und produziert werden kann“, begründete der VKU-Chef. Das sei eine enorme Chance. Im nächsten Schritt solle die Bundesregierung deshalb mit geeigneten Rahmenbedingungen dafür sorgen, das gesamte Wasserstoff-Potenzial unseres Landes zu heben - auch was die zugrunde liegende Infrastruktur betrifft.
Die kommunalen Netzbetreiber könnten die künftigen Wasserstoffnetze organisch aus der bestehenden (Erd-)Gasinfrastruktur entwickeln. „Für Wasserstoff müssen wir zumeist kein neues Netz erfinden: Es reicht, wenn unser bewährtes Netz ein Upgrade bekommt“, erläuterte Liebing. „Das ist ein milliardenschweres Investment, kommt aber bedeutend günstiger als der Aufbau einer neuen separaten H2-Infrastruktur und wäre vor allem sehr viel schneller zu haben“, sagte er. Denn die Kapazitäten der Bauwirtschaft und die Akzeptanz für umfangreiche Bauarbeiten vor Ort seien begrenzt.
Gemeinsamen Regulierungsrahmen schnell setzen
Für ein solches pragmatisches Infrastruktur-Upgrade zu Wasserstoffnetzen brauchten kommunale Netzbetreiber aber jetzt Rechts-, Planungs- und damit Investitionssicherheit durch entsprechende Regulierungsvorgaben. Ein gemeinsamer Regulierungsrahmen für Gas- und Wasserstoffnetze sei einfach umzusetzen mit einer Erweiterung des Gasbegriffes in der aktuellen Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes. „Das ist hierfür eine wichtige Weichenstellung“, appellierte der VKU-Chef.
Damit Wasserstoff zu einem Erfolg wird, brauche es nach Meinung der kommunalen Unternehmen zwei Voraussetzungen. So müsse sich zum einen die Infrastruktur organisch aus der bestehenden Gasnetzinfrastruktur heraus entwickeln können. Zweitens brauche es Technologieoffenheit. Im Energiewirtschaftsgesetz solle nicht nur Wasserstoff aus Elektrolyse berücksichtigt werden. Stattdessen sollten alle klimaneutralen Erzeugungsmöglichkeiten einbezogen werden.
Donnerstag, 3.06.2021, 12:16 Uhr
Susanne Harmsen
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