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Energie & Management > Klimaschutz - Klimawandel macht krank und tötet
Quelle: Fotolia / bluedesign
Klimaschutz

Klimawandel macht krank und tötet

Eine Studie nennt die Nutzung von fossilen Energieträgern die größte Gesundheitsbedrohung unserer Zeit. Darum forderten Gesundheitsexperten die massive Beschleunigung der Energiewende.
Die Verbrennung von Kohle, Gas und Erdöl beschleunigt nicht nur den Klimawandel, sie verschärft auch die gesundheitlichen Folgen, die mit Erderwärmung, Luftverschmutzung und Extremwetterereignissen einhergehen. So lautet die Warnung des „Lancet Countdown 2022“. Die Fachleute des Berichts betonen aber auch, dass sich ein weiterer Anstieg der durch den Klimawandel bedingten Todesfälle und Krankheiten noch verhindern lässt.

Der seit 2015 erscheinende Bericht zeichnet ein düsteres Bild der gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. „Die Klimakrise bringt uns um“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres als Folgerung des Lancet Countdown. „Giftige Luftverschmutzung, immer weniger Ernährungssicherheit, höhere Risiken für den Ausbruch von Infektionskrankheiten, extreme Hitze, Dürre, Überschwemmungen und vieles mehr“, fasste Guterres als Bedrohungen zusammen.

Stellungnahme in Berlin zum Bericht

Menschen auf der ganzen Welt spürten zunehmend die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. „Dennoch räumen Regierungen und Unternehmen sowohl in Ländern mit hohem als auch mit niedrigem Einkommen den Interessen fossiler Brennstoffe weiterhin Priorität ein“, kritisiert der Bericht. Trotz der gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Energiekrise und der anhaltenden COVID-19-Pandemie müsse die alles überstrahlende Klimakrise aber sofort angegangen werden.

Eine gesundheitsorientierte, kohlenstoffarme Wirtschaft biete dagegen die Chance, eine Zukunft zu schaffen, in der die Weltbevölkerung nicht nur überleben, sondern gedeihen kann, schreiben die Autoren. Vor Journalisten in Berlin nahm Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am 3. November Stellung zum Report. „Klimapolitik ist immer auch Gesundheitspolitik“, sagte er.
 
Bei der Pressekonferenz von links: Karl Lauterbach (Bundesgesundheitsministerium), Martin Herrmann (KLUG), Klaus Reinhardt (Bundesärztekammer), Johan Rockström (PIK)
Quelle: BPK

Mehr Tote durch Feinstaub und Hitze als durch Corona

Prof. Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) warnte: „Europa erwärmt sich aktuell schneller als alle anderen Kontinente“. Besonders Deutschland erwärme sich schneller als jemals zuvor und die nahe liegenden Arktis erwärme sich dreifach schneller, was den Prozess beschleunige, sagte der Klimaforscher.

Mehr als 100.000 Europäer sterben jährlich durch Krankheiten, die von Feinstaub verursacht werden. „Wenn man die Hitzetoten hinzurechnet, waren das mehr als die Covid-19-Todesfälle“, mahnte er. Die Treibhausgasemissionen weltweit müssten jährlich um 5-7 Prozent sinken, um den Trend aufzuhalten, „stattdessen steigen sie um bis zu 2 Prozent“, mahnte Rockström.

Minister Lauterbach sieht nicht nur Regierungen in der Pflicht zum Handeln. So könne jeder einzelne etwas tun, indem er klimaschädliche Transportmittel wie Flugzeug und Verbrennerauto meide und sich gesund, vor allem fleischärmer ernähre. Beides sei nicht nur gut fürs Klima, sondern auch besser für die eigene Gesundheit, warb der Minister. „Mehr Bewegung und weniger Fleischkonsum senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen wie Diabetes sowie Alzheimer“, sagte Lauterbach.

Auch Ärzte, Praxen und Krankenhäuser müssten die Klimakrise angehen. Vonseiten der Politik seines Hauses kündigte er eine Reform des Fallpauschalensystems ein, das „nur auf schnelle Gewinne“ orientiert gewesen sein. Die Reform werde auch Mittel zur energetischen Sanierung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen berücksichtigen, versprach Lauterbach. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, kündigte Handlungsempfehlungen für medizinische Einrichtungen an.

„Die Regierungen sollten statt fossiler Brennstoffe kohlenstofffreie Energie fördern“, schreiben die Autoren des Lancet-Reports. Viele der zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel erforderlichen Maßnahmen bringen enorme Vorteile für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden in Form von sauberer Luft, gesünderer Ernährung und lebenswerteren Städten“, so der Report.

Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) nannte in Berlin das politische Handeln noch unzureichend, auch in der aktuellen Bundesregierung. „Aber wir finden eine größere Offenheit als bisher vor, so haben wir auch Gespräche mit dem Arbeitsministerium“, sagte Herrmann. Bisher hätten Verantwortliche den Klimawandel zu sehr als Thema der Umwelt- und Energiepolitik angesehen. Viele bestehende Gesetze und Verordnungen behinderten sogar klimagerechtes Handeln, auch dies müsse verändert werden, mahnte Herrmann an.

Der Report „Lancet Countdown 2022“ steht in englischer Sprache auf der Internetseite von Lancet zum Download bereit.

Donnerstag, 3.11.2022, 15:13 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Klimawandel macht krank und tötet
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Klimawandel macht krank und tötet
Eine Studie nennt die Nutzung von fossilen Energieträgern die größte Gesundheitsbedrohung unserer Zeit. Darum forderten Gesundheitsexperten die massive Beschleunigung der Energiewende.
Die Verbrennung von Kohle, Gas und Erdöl beschleunigt nicht nur den Klimawandel, sie verschärft auch die gesundheitlichen Folgen, die mit Erderwärmung, Luftverschmutzung und Extremwetterereignissen einhergehen. So lautet die Warnung des „Lancet Countdown 2022“. Die Fachleute des Berichts betonen aber auch, dass sich ein weiterer Anstieg der durch den Klimawandel bedingten Todesfälle und Krankheiten noch verhindern lässt.

Der seit 2015 erscheinende Bericht zeichnet ein düsteres Bild der gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. „Die Klimakrise bringt uns um“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres als Folgerung des Lancet Countdown. „Giftige Luftverschmutzung, immer weniger Ernährungssicherheit, höhere Risiken für den Ausbruch von Infektionskrankheiten, extreme Hitze, Dürre, Überschwemmungen und vieles mehr“, fasste Guterres als Bedrohungen zusammen.

Stellungnahme in Berlin zum Bericht

Menschen auf der ganzen Welt spürten zunehmend die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. „Dennoch räumen Regierungen und Unternehmen sowohl in Ländern mit hohem als auch mit niedrigem Einkommen den Interessen fossiler Brennstoffe weiterhin Priorität ein“, kritisiert der Bericht. Trotz der gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Energiekrise und der anhaltenden COVID-19-Pandemie müsse die alles überstrahlende Klimakrise aber sofort angegangen werden.

Eine gesundheitsorientierte, kohlenstoffarme Wirtschaft biete dagegen die Chance, eine Zukunft zu schaffen, in der die Weltbevölkerung nicht nur überleben, sondern gedeihen kann, schreiben die Autoren. Vor Journalisten in Berlin nahm Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am 3. November Stellung zum Report. „Klimapolitik ist immer auch Gesundheitspolitik“, sagte er.
 
Bei der Pressekonferenz von links: Karl Lauterbach (Bundesgesundheitsministerium), Martin Herrmann (KLUG), Klaus Reinhardt (Bundesärztekammer), Johan Rockström (PIK)
Quelle: BPK

Mehr Tote durch Feinstaub und Hitze als durch Corona

Prof. Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) warnte: „Europa erwärmt sich aktuell schneller als alle anderen Kontinente“. Besonders Deutschland erwärme sich schneller als jemals zuvor und die nahe liegenden Arktis erwärme sich dreifach schneller, was den Prozess beschleunige, sagte der Klimaforscher.

Mehr als 100.000 Europäer sterben jährlich durch Krankheiten, die von Feinstaub verursacht werden. „Wenn man die Hitzetoten hinzurechnet, waren das mehr als die Covid-19-Todesfälle“, mahnte er. Die Treibhausgasemissionen weltweit müssten jährlich um 5-7 Prozent sinken, um den Trend aufzuhalten, „stattdessen steigen sie um bis zu 2 Prozent“, mahnte Rockström.

Minister Lauterbach sieht nicht nur Regierungen in der Pflicht zum Handeln. So könne jeder einzelne etwas tun, indem er klimaschädliche Transportmittel wie Flugzeug und Verbrennerauto meide und sich gesund, vor allem fleischärmer ernähre. Beides sei nicht nur gut fürs Klima, sondern auch besser für die eigene Gesundheit, warb der Minister. „Mehr Bewegung und weniger Fleischkonsum senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen wie Diabetes sowie Alzheimer“, sagte Lauterbach.

Auch Ärzte, Praxen und Krankenhäuser müssten die Klimakrise angehen. Vonseiten der Politik seines Hauses kündigte er eine Reform des Fallpauschalensystems ein, das „nur auf schnelle Gewinne“ orientiert gewesen sein. Die Reform werde auch Mittel zur energetischen Sanierung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen berücksichtigen, versprach Lauterbach. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, kündigte Handlungsempfehlungen für medizinische Einrichtungen an.

„Die Regierungen sollten statt fossiler Brennstoffe kohlenstofffreie Energie fördern“, schreiben die Autoren des Lancet-Reports. Viele der zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel erforderlichen Maßnahmen bringen enorme Vorteile für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden in Form von sauberer Luft, gesünderer Ernährung und lebenswerteren Städten“, so der Report.

Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) nannte in Berlin das politische Handeln noch unzureichend, auch in der aktuellen Bundesregierung. „Aber wir finden eine größere Offenheit als bisher vor, so haben wir auch Gespräche mit dem Arbeitsministerium“, sagte Herrmann. Bisher hätten Verantwortliche den Klimawandel zu sehr als Thema der Umwelt- und Energiepolitik angesehen. Viele bestehende Gesetze und Verordnungen behinderten sogar klimagerechtes Handeln, auch dies müsse verändert werden, mahnte Herrmann an.

Der Report „Lancet Countdown 2022“ steht in englischer Sprache auf der Internetseite von Lancet zum Download bereit.

Donnerstag, 3.11.2022, 15:13 Uhr
Susanne Harmsen

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