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Energie & Management > Klimaschutz - Klimawandel kostet Deutschland hunderte Milliarden Euro
Quelle: Pixabay / Jody Davis
Klimaschutz

Klimawandel kostet Deutschland hunderte Milliarden Euro

Die Folgen des Klimawandels könnten Deutschland 900 Millarden Euro kosten - oder sogar noch mehr. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums.
Von 2000 bis 2021 sind mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch die Folgen der Klimakrise entstanden, alleine 80 Milliarden davon seit 2018. Und die Kosten steigen voraussichtlich weiter, wie Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) und der Prognos AG errechnet haben: Mithilfe von drei Szenarien versuchten sie, die volkswirtschaftlichen Folgekosten eines zukünftig schwachen, mittleren oder starken Klimawandels abzuschätzen. Die Ergebnisse sind bereits im Dezember 2022 im "GWS Research Report" veröffentlicht und nun offiziell vorgestellt worden.

Für den Zeitraum von 2022 bis 2050 kommen die Forschenden dabei auf eine Summe von mindestens 280 Milliarden Euro, die Deutschland zur Bewältigung der Folgekosten aufwenden müsste – im günstigsten Szenario. Für den Fall, dass sich das Klima stark wandele, errechnen die Forschenden sogar Kosten von 900 Milliarden Euro. Anders ausgedrückt, heißt es in der Studie, „würden sich die durchschnittlichen jährlichen Kosten der Extremereignisse der vergangenen 20 Jahre bis 2050 jährlich um das anderthalb bis fünffache erhöhen. Für das Jahr 2050 bedeutet dies einen Verlust im BIP von 0,6 Prozent bis 1,8 Prozent. Dieser Verlust ist so hoch, dass die Wirtschaft nicht weiter wachsen, sondern im Gegenteil selbst bei schwachem Klimawandel ohne Anpassung schrumpfen wird.“

Auch wenn die Studie vermeintlich konkrete Zahlen liefert: Die Forschenden weisen selber darauf hin, dass zu den ermittelten ökonomischen Wirkungen der monetär-bewertbaren Schäden auch noch die nicht monetär-bewertbaren Schäden hin zukämen. Es sei also damit zu rechnen, dass die Kosten des Klimawandels noch wesentlich höher ausfallen können, die Zahlen seien eher „als richtungsweisend zu interpretieren“.

Vorbeugende Investitionen könnten Kosten ausgleichen

Als Beispiel für zu erwartende bedeutende strukturelle Veränderungen nennen die Forschenden in diesem Zusammenhang die Binnenschifffahrt: Je häufiger die durch Niedrigwasser beeinträchtigt werde, desto eher änderten Unternehmen ihre Zulieferstrukturen, mit grundlegenden Folgen für die Wirtschaftsstruktur. Auch die sozioökonomischen Folgen dürften nicht außer Acht gelassen werden: Die Szenario-Rechnungen zeigten deutlich, dass die Folgen des Klimawandels beispielsweise durch höhere Arbeitslosigkeit und durch Preissteigerungen bei Lebensmitteln (beispielsweise durch Ertragsausfälle in der Landwirtschaft, durch Schäden an Gebäuden und Infrastruktur infolge von Starkregen, Überschwemmungen und Flut) auch zu einer deutlichen Verstärkung der Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft führten. Ebenfalls zu erwarten seien zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität.

Die Schadenskosten des Klimawandels könnten aber durch Investitionen in Anpassungsmaßnahmen ausgeglichen werden: je nach Ausprägung der Klimakrise vollständig (schwacher Klimawandel), um 80 Prozent (mittlerer Klimawandel) oder um 60 Prozent (starker Klimawandel). Insbesondere naturbasierte Lösungen, wie etwa die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden durch den Erhalt von Wäldern oder Mooren, könnten sowohl Treibhausgase mindern als auch zur Anpassung an Klimawandelfolgen beitragen.

Ministerien planen Strategie

Im Bundeswirtschaftsministerium, das die Studie in Aufrag gegeben hat, sowie im Umweltministerium, das die Studie begleitete, sieht man sich auf einem guten Weg in diese Richtung: „Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung sind entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen. Das dient auch dem Schutz der Menschen.“, sagte Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder (Grüne). „Mit einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie und einem Klimaanpassungsgesetz werden wir einen verlässlichen strategischen Rahmen für die Klimavorsorge in Deutschland schaffen. Die Zahlen der Studie zeigen deutlich, dass es für die Klimaanpassung einen enormen Finanzierungsbedarf gibt. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Kosten ohne wirksame Klimaanpassung noch viel höher sein werden.“

Der parlamentarischer Staatssekretär Stefan Wenzel (Grüne) ergänzte: „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir ambitionierten Klimaschutz sehr ernst nehmen müssen. Sonst besteht die Gefahr, künftigen Generationen hohe Schadenskosten aufzubürden. Die Klimaveränderungen haben schon heute schwere ökonomische Folgen, die massiv anwachsen können. Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremwetterereignisse künftig entstehen können.“

Die Studie ist im Internet abrufbar.

Montag, 6.03.2023, 12:51 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Klimaschutz - Klimawandel kostet Deutschland hunderte Milliarden Euro
Quelle: Pixabay / Jody Davis
Klimaschutz
Klimawandel kostet Deutschland hunderte Milliarden Euro
Die Folgen des Klimawandels könnten Deutschland 900 Millarden Euro kosten - oder sogar noch mehr. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums.
Von 2000 bis 2021 sind mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch die Folgen der Klimakrise entstanden, alleine 80 Milliarden davon seit 2018. Und die Kosten steigen voraussichtlich weiter, wie Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) und der Prognos AG errechnet haben: Mithilfe von drei Szenarien versuchten sie, die volkswirtschaftlichen Folgekosten eines zukünftig schwachen, mittleren oder starken Klimawandels abzuschätzen. Die Ergebnisse sind bereits im Dezember 2022 im "GWS Research Report" veröffentlicht und nun offiziell vorgestellt worden.

Für den Zeitraum von 2022 bis 2050 kommen die Forschenden dabei auf eine Summe von mindestens 280 Milliarden Euro, die Deutschland zur Bewältigung der Folgekosten aufwenden müsste – im günstigsten Szenario. Für den Fall, dass sich das Klima stark wandele, errechnen die Forschenden sogar Kosten von 900 Milliarden Euro. Anders ausgedrückt, heißt es in der Studie, „würden sich die durchschnittlichen jährlichen Kosten der Extremereignisse der vergangenen 20 Jahre bis 2050 jährlich um das anderthalb bis fünffache erhöhen. Für das Jahr 2050 bedeutet dies einen Verlust im BIP von 0,6 Prozent bis 1,8 Prozent. Dieser Verlust ist so hoch, dass die Wirtschaft nicht weiter wachsen, sondern im Gegenteil selbst bei schwachem Klimawandel ohne Anpassung schrumpfen wird.“

Auch wenn die Studie vermeintlich konkrete Zahlen liefert: Die Forschenden weisen selber darauf hin, dass zu den ermittelten ökonomischen Wirkungen der monetär-bewertbaren Schäden auch noch die nicht monetär-bewertbaren Schäden hin zukämen. Es sei also damit zu rechnen, dass die Kosten des Klimawandels noch wesentlich höher ausfallen können, die Zahlen seien eher „als richtungsweisend zu interpretieren“.

Vorbeugende Investitionen könnten Kosten ausgleichen

Als Beispiel für zu erwartende bedeutende strukturelle Veränderungen nennen die Forschenden in diesem Zusammenhang die Binnenschifffahrt: Je häufiger die durch Niedrigwasser beeinträchtigt werde, desto eher änderten Unternehmen ihre Zulieferstrukturen, mit grundlegenden Folgen für die Wirtschaftsstruktur. Auch die sozioökonomischen Folgen dürften nicht außer Acht gelassen werden: Die Szenario-Rechnungen zeigten deutlich, dass die Folgen des Klimawandels beispielsweise durch höhere Arbeitslosigkeit und durch Preissteigerungen bei Lebensmitteln (beispielsweise durch Ertragsausfälle in der Landwirtschaft, durch Schäden an Gebäuden und Infrastruktur infolge von Starkregen, Überschwemmungen und Flut) auch zu einer deutlichen Verstärkung der Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft führten. Ebenfalls zu erwarten seien zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität.

Die Schadenskosten des Klimawandels könnten aber durch Investitionen in Anpassungsmaßnahmen ausgeglichen werden: je nach Ausprägung der Klimakrise vollständig (schwacher Klimawandel), um 80 Prozent (mittlerer Klimawandel) oder um 60 Prozent (starker Klimawandel). Insbesondere naturbasierte Lösungen, wie etwa die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden durch den Erhalt von Wäldern oder Mooren, könnten sowohl Treibhausgase mindern als auch zur Anpassung an Klimawandelfolgen beitragen.

Ministerien planen Strategie

Im Bundeswirtschaftsministerium, das die Studie in Aufrag gegeben hat, sowie im Umweltministerium, das die Studie begleitete, sieht man sich auf einem guten Weg in diese Richtung: „Investitionen in ambitionierten Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung sind entscheidend, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme zu erhöhen. Das dient auch dem Schutz der Menschen.“, sagte Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder (Grüne). „Mit einer vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie und einem Klimaanpassungsgesetz werden wir einen verlässlichen strategischen Rahmen für die Klimavorsorge in Deutschland schaffen. Die Zahlen der Studie zeigen deutlich, dass es für die Klimaanpassung einen enormen Finanzierungsbedarf gibt. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Kosten ohne wirksame Klimaanpassung noch viel höher sein werden.“

Der parlamentarischer Staatssekretär Stefan Wenzel (Grüne) ergänzte: „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir ambitionierten Klimaschutz sehr ernst nehmen müssen. Sonst besteht die Gefahr, künftigen Generationen hohe Schadenskosten aufzubürden. Die Klimaveränderungen haben schon heute schwere ökonomische Folgen, die massiv anwachsen können. Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremwetterereignisse künftig entstehen können.“

Die Studie ist im Internet abrufbar.

Montag, 6.03.2023, 12:51 Uhr
Katia Meyer-Tien

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