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Energie & Management > Klimaschutz - Klimaneutraler Umbau kostet zusätzlich 72 Mrd. Euro pro Jahr
Quelle: Fotolia / Coloures-Pic
Klimaschutz

Klimaneutraler Umbau kostet zusätzlich 72 Mrd. Euro pro Jahr

Eine Studie macht Hoffnung, dass die Dekarbonisierung Deutschlands auch zu finanzieren sein wird. Von Investitionen in Höhe von 5 Billionen Euro bis 2045 falle ein Großteil ohnehin an.
Ein Haufen Geld, der bei genauerer Betrachtung aber seine einschüchternde Größe verliert, ist bis 2045 für den klimaneutralen Umbau Deutschlands nötig. Eine vom Bereich Research der KfW-Bankengruppe in Auftrag gegebene Studie beziffert die Gesamtkosten auf 5.000 Milliarden Euro beziehungsweise 191 Mrd. Euro pro Jahr und auf 5,2 % des Bruttoinlandsprodukts. Ein Großteil davon sei aber ohnehin vorgesehen.

Die Studie lenkt den Blick daher auf die Mehrinvestitionen und auf die Notwendigkeit, fällige Ausgaben zielgenau für die Transformation der Wirtschaftssektoren einzusetzen. So spricht die Analyse von jährlich 72 Mrd. und insgesamt 1,9 Billionen Euro, die zusätzlich aufzuwenden seien. Der Mehraufwand entspricht einem Anteil von rund 38 % aller nötigen Klimaschutzinvestitionen eines Jahres.

Verkehrssektor investiert am meisten, benötigt aber "nur" 153 Mrd. Euro zusätzlich

Für das Gelingen dieser Herausforderung „müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden. So bietet sich die Chance, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in Deutschland zu verbessern und aus der Transformation gestärkt hervorzugehen“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Die Transformation trifft die Wirtschaftssektoren in unterschiedlichem Maße. Die Studie verweist allerdings darauf, dass ohnehin Investitionsbedarf bestehe und die Anstrengungen daher bei genauerer Analyse zu relativieren seien. Dies gilt zum Beispiel für den Verkehrsbereich, mit 2,1 Billionen Euro Gesamtkosten der ausgabenstärkste Sektor. Die Klimaziele verlangten aber „nur“ 153 Mrd. Euro zusätzliche Ausgaben, der Rest sei für die Neuausrichtung ohnehin kalkuliert.

Anders sieht es im Energiesektor aus, dessen klimaneutraler Umbau bis 2045 rund 840 Mrd. Euro erforderlich mache. Fast die Hälfte dieser Summe aber, 396 Mrd. Euro, sei laut Studie neu zu veranschlagen. Ähnlich gestaltet sich die Transformation der privaten Haushalte, die mit 636 Mrd. Euro zu Buche schlage. Mit 254 Mrd. Euro seien etwa 40 % Mehrausgaben.

Am deutlichsten fällt der Nachholbedarf in der Industrie aus. Der Umbau zur klimafreundlichen Produktion steht noch am Anfang, von 620 Mrd. Euro nötigen Investitionen sind mit 462 Mrd. Euro mehr als 75 % neu anzusetzen. Dies gelte aber für die Branchen in unterschiedlichem Maße. Für den Sektor Gewerbe, Handel & Dienstleistungen kalkuliert die Studie mit 237 Mrd. Euro für den Klimaschutz. Knapp die Hälfte davon – 113 Mrd. Euro – seien Mehrausgaben. Der Sektor tätigt allerdings seine Investitionen vornehmlich in anderen Bereichen und müsse laut Studie nur 3 % in den Klimaschutz investieren.

Klimaschädliche Subventionen besser für zwei Drittel der nötigen Investitionen einsetzen

Die KfW-Bankengruppe spricht in einer Mitteilung davon, dass die Investitionen sowohl von privater als auch öffentlicher Hand kommen müssten. Bund, Länder und Kommunen sollten ihrer Vorbildfunktion auf zwei Ebenen nachkommen, beim Umbau öffentlicher Gebäude und der eigenen Fuhrparks. Mehr noch seien sie bei geeigneten Rahmenbedingungen für private Investitionen gefragt.

Allein der Abbau von klimaschädlichen Subventionen, mahnt die Studie, könnte Einnahmen in Höhe von zwei Dritteln der erforderlichen Mehrausgaben generieren. Es gehe „vielfach gar nicht um die Mobilisierung von zusätzlichem Kapital, sondern vielmehr um eine konsequente Ausrichtung politischen Handelns und der Investitionsaktivitäten auf das Ziel der Klimaneutralität“.

Die Studie wagt sogar eine vorsichtig optimistische Prognose. Die nötigen Investitionen würden „leicht positive Impulse für das Wirtschaftswachstum“ auslösen. Dabei seien die vermiedenen Kosten für die Folgen des Klimawandels noch außer Acht gelassen. Fritzi Köhler-Geib sieht angesichts des hohen Investitionsbedarfs die Aufgabe, für Finanzmärkte und Realwirtschaft „kluge und vielfältige Finanzierungsinstrumente“ zu entwickeln. Ihrer Überzeugung nach werde es möglich sein, „Deutschland erfolgreich für ein klimaneutrales Zeitalter aufzustellen“.

KfW Research hatte für die Studie mit Prognos, Nextra Consulting und dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) zusammengearbeitet. Weil die Arbeiten vorhandene Studien erweiterte und auch bislang unberücksichtigte Klimaschutzinvestitionen einrechnete, nimmt KfW Research für sich in Anspruch, „erstmals ein umfassendes Bild der Investitionsbedarfe für alle Branchen auf dem Weg zur Klimaneutralität entworfen“ zu haben.

Die Studie „Beitrag von Green Finance zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland“ steht im Internet zum Download bereit.

Donnerstag, 7.10.2021, 12:39 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Klimaschutz - Klimaneutraler Umbau kostet zusätzlich 72 Mrd. Euro pro Jahr
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Klimaschutz
Klimaneutraler Umbau kostet zusätzlich 72 Mrd. Euro pro Jahr
Eine Studie macht Hoffnung, dass die Dekarbonisierung Deutschlands auch zu finanzieren sein wird. Von Investitionen in Höhe von 5 Billionen Euro bis 2045 falle ein Großteil ohnehin an.
Ein Haufen Geld, der bei genauerer Betrachtung aber seine einschüchternde Größe verliert, ist bis 2045 für den klimaneutralen Umbau Deutschlands nötig. Eine vom Bereich Research der KfW-Bankengruppe in Auftrag gegebene Studie beziffert die Gesamtkosten auf 5.000 Milliarden Euro beziehungsweise 191 Mrd. Euro pro Jahr und auf 5,2 % des Bruttoinlandsprodukts. Ein Großteil davon sei aber ohnehin vorgesehen.

Die Studie lenkt den Blick daher auf die Mehrinvestitionen und auf die Notwendigkeit, fällige Ausgaben zielgenau für die Transformation der Wirtschaftssektoren einzusetzen. So spricht die Analyse von jährlich 72 Mrd. und insgesamt 1,9 Billionen Euro, die zusätzlich aufzuwenden seien. Der Mehraufwand entspricht einem Anteil von rund 38 % aller nötigen Klimaschutzinvestitionen eines Jahres.

Verkehrssektor investiert am meisten, benötigt aber "nur" 153 Mrd. Euro zusätzlich

Für das Gelingen dieser Herausforderung „müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden. So bietet sich die Chance, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in Deutschland zu verbessern und aus der Transformation gestärkt hervorzugehen“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Die Transformation trifft die Wirtschaftssektoren in unterschiedlichem Maße. Die Studie verweist allerdings darauf, dass ohnehin Investitionsbedarf bestehe und die Anstrengungen daher bei genauerer Analyse zu relativieren seien. Dies gilt zum Beispiel für den Verkehrsbereich, mit 2,1 Billionen Euro Gesamtkosten der ausgabenstärkste Sektor. Die Klimaziele verlangten aber „nur“ 153 Mrd. Euro zusätzliche Ausgaben, der Rest sei für die Neuausrichtung ohnehin kalkuliert.

Anders sieht es im Energiesektor aus, dessen klimaneutraler Umbau bis 2045 rund 840 Mrd. Euro erforderlich mache. Fast die Hälfte dieser Summe aber, 396 Mrd. Euro, sei laut Studie neu zu veranschlagen. Ähnlich gestaltet sich die Transformation der privaten Haushalte, die mit 636 Mrd. Euro zu Buche schlage. Mit 254 Mrd. Euro seien etwa 40 % Mehrausgaben.

Am deutlichsten fällt der Nachholbedarf in der Industrie aus. Der Umbau zur klimafreundlichen Produktion steht noch am Anfang, von 620 Mrd. Euro nötigen Investitionen sind mit 462 Mrd. Euro mehr als 75 % neu anzusetzen. Dies gelte aber für die Branchen in unterschiedlichem Maße. Für den Sektor Gewerbe, Handel & Dienstleistungen kalkuliert die Studie mit 237 Mrd. Euro für den Klimaschutz. Knapp die Hälfte davon – 113 Mrd. Euro – seien Mehrausgaben. Der Sektor tätigt allerdings seine Investitionen vornehmlich in anderen Bereichen und müsse laut Studie nur 3 % in den Klimaschutz investieren.

Klimaschädliche Subventionen besser für zwei Drittel der nötigen Investitionen einsetzen

Die KfW-Bankengruppe spricht in einer Mitteilung davon, dass die Investitionen sowohl von privater als auch öffentlicher Hand kommen müssten. Bund, Länder und Kommunen sollten ihrer Vorbildfunktion auf zwei Ebenen nachkommen, beim Umbau öffentlicher Gebäude und der eigenen Fuhrparks. Mehr noch seien sie bei geeigneten Rahmenbedingungen für private Investitionen gefragt.

Allein der Abbau von klimaschädlichen Subventionen, mahnt die Studie, könnte Einnahmen in Höhe von zwei Dritteln der erforderlichen Mehrausgaben generieren. Es gehe „vielfach gar nicht um die Mobilisierung von zusätzlichem Kapital, sondern vielmehr um eine konsequente Ausrichtung politischen Handelns und der Investitionsaktivitäten auf das Ziel der Klimaneutralität“.

Die Studie wagt sogar eine vorsichtig optimistische Prognose. Die nötigen Investitionen würden „leicht positive Impulse für das Wirtschaftswachstum“ auslösen. Dabei seien die vermiedenen Kosten für die Folgen des Klimawandels noch außer Acht gelassen. Fritzi Köhler-Geib sieht angesichts des hohen Investitionsbedarfs die Aufgabe, für Finanzmärkte und Realwirtschaft „kluge und vielfältige Finanzierungsinstrumente“ zu entwickeln. Ihrer Überzeugung nach werde es möglich sein, „Deutschland erfolgreich für ein klimaneutrales Zeitalter aufzustellen“.

KfW Research hatte für die Studie mit Prognos, Nextra Consulting und dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) zusammengearbeitet. Weil die Arbeiten vorhandene Studien erweiterte und auch bislang unberücksichtigte Klimaschutzinvestitionen einrechnete, nimmt KfW Research für sich in Anspruch, „erstmals ein umfassendes Bild der Investitionsbedarfe für alle Branchen auf dem Weg zur Klimaneutralität entworfen“ zu haben.

Die Studie „Beitrag von Green Finance zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland“ steht im Internet zum Download bereit.

Donnerstag, 7.10.2021, 12:39 Uhr
Volker Stephan

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