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Energie & Management > Klimaschutz - Klare Worte für klare Taten
Quelle: Fotolia/bluedesign
Klimaschutz

Klare Worte für klare Taten

Die neuen Zahlen zum globalen Klimawandel sprechen für sich. Doch kommt die Botschaft wirklich an? Stimmen zum Weltklimabericht.
Es ist ein düsteres Bild, das der Weltklimarat in seinem aktuellen Bericht zeichnet. Und es ist nicht das erste Mal, dass das Gremium deutliche Worte findet. Schon im Bericht vor sieben Jahren war von möglichen fatalen Folgen die Rede. Er stieß damals in weiten Teilen von Politik und Wirtschaft auf Zustimmung. Über die Konsequenzen, die daraus gezogen wurden, gehen indes die Meinungen weit auseinander. Welche Reaktionen haben die neuen Warnungen ausgelöst? Das sagen Politiker und andere Interessenvertreter zum sechsten Weltklimabericht:

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU): „Wir werden deshalb nochmals spürbarer in Wissenschaft und Forschung investieren, um dem Klimawandel mit aller Kraft entgegenzutreten. Deutschland soll das Zentrum für die Entwicklung von klimafreundlichen Technologien werden. Hierzu zählen neben dem grünen Wasserstoff für eine klimaneutrale Industrie auch Methoden zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre.“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU): Er fordert mehr Unterstützung der EU für ärmere Länder beim Klimaschutz. „Wir brauchen einen weltweiten Green Deal: mit gewaltigen privaten Investitionen zum Ausbau erneuerbarer Energien sowie Technologietransfers und einer Investitionsoffensive der Industrieländer in Schwellen- und Entwicklungsländern.“ Ein Problem, das er sieht: „Weltweit sind Hunderte neue Kohlekraftwerke in Bau oder Planung. Dieses zusätzliche CO2 könnten wir in der EU gar nicht einsparen. Gehen diese Klimakiller alle ans Netz, erreichen wir die Pariser Ziele nie.“

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne): „Der Klimawandel ist schon lange keine abstrakte Gefahr mehr, er trifft auch Baden-Württemberg und Deutschland in immer kürzeren Abständen.“ Ihre Forderung: „Wir müssen den Raubbau an unseren Lebensgrundlagen endlich beenden und Maßnehmen gegen den Klimawandel einleiten, damit aus der Klimakrise keine dauerhafte Klimakatastrophe wird.“

Prof. Astrid Kiendler-Scharr, Forschungszentrum Jülich: Sie verweist auf den Effekt kurzlebiger klimawirksamer Stoffe – wie Aerosole, Methan, Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid, halogenierte Verbindungen oder Ruß auf das Klima. „In der Summe haben die kurzlebigen Klimaschadstoffe diese Erwärmung in gleicher Größenordnung verursacht, wie das viel beachtete CO2. Im Gegensatz zu CO2, welches über mehrere Hundert Jahre in der Atmosphäre verbleibt und dort auf lange Sicht seine wärmende Wirkung auf das Klima ausüben wird, verschwinden die kurzlebigen Klimaschadstoffe innerhalb von Wochen oder wenigen Jahrzehnten. Wir halten also mit diesen kurzlebigen Schadstoffen eine wichtige Stellschraube in Händen, die es uns ermöglicht, verhältnismäßig kurzfristig auf das Klimasystem Einfluss zu nehmen.“

Signal nach Glasgow

BDEW-Chefin Kerstin Andreae: „Allen voran müssen wir jetzt die Fesseln beim Ausbau der erneuerbaren Energien lösen. Ohne grüne Energie gibt es keine Klimaneutralität. Wichtig ist daher, dass die neue Bundesregierung zentrale Entscheidungen im ersten halben Jahr nach Amtsantritt umsetzt, um die notwendige Dynamik auszulösen. Hierzu gehört, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Flächen bereitzustellen, Repowering zu erleichtern und den Artenschutz vollziehbar zu machen.“

Simone Peter, Präsidentin des BEE: „Ein hartes Umlenken beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase und der verstärkte Einsatz sauberer Technologien sind erforderlich, um das Klima wieder ins Lot zu bringen.“

Christoph Thies, Greenpeace: „Das Schockierende dieses Berichts ist, dass alles Alarmierende darin abzusehen war - und doch bewegen sich Regierungen und Konzerne beim Klimaschutz noch immer im Schneckentempo.“

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Der Weltklimarat bestätigt nun erneut, dass wir uns mitten in der größten menschengemachten Krise aller Zeiten befinden. Die Wiederherstellung natürlicher Treibhausgassenken wie Wäldern und Mooren und eine naturverträgliche Energiewende sind dringender denn je.“

Kanzlerkandidat fehlt "Entschiedenheit"

Sascha Müller-Kraenner, Deutschen Umwelthilfe: Er fordert unverzügliches Handeln der Politik. „CDU/CSU und SPD versündigen sich an uns und noch mehr an unseren Kindern und Enkeln, wenn sie bis zur Wahl weiter untätig sind. Eine neue Regierung muss zudem mit einem umfangreichen Sofortprogramm innerhalb der ersten 100 Tage reagieren.“

Malte Hentschke-Kemper, Klima-Allianz Deutschland: „Die Bundesregierung hat in den letzten vier Jahren versäumt, dem Klimaschutz die notwendige Priorität zu geben. Selbst angesichts der dramatischen Folgen der Flutkatastrophe in seinem eigenen Bundesland zeigt Kanzlerkandidat Armin Laschet keine Entschiedenheit beim Klimaschutz und präsentiert bislang keine wirksamen Lösungen.“

Antje von Broock, BUND: „Alle Parteien müssen vor der Bundestagswahl klarstellen, wie sie der Klimakrise begegnen wollen - und das nach der Wahl auch umsetzen. Dabei müssen vor allem die Kanzlerkandidatin und - kandidaten Führungsstärke beweisen. Wir fordern sie auf darzulegen, wie sie die Temperaturgrenze des Pariser Klimaabkommens von langfristig 1,5 Grad halten wollen. Dazu ist schnelles und entschlossenes Handeln gefragt.“

Montag, 9.08.2021, 16:41 Uhr
Manfred Fischer
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Klimaschutz
Klare Worte für klare Taten
Die neuen Zahlen zum globalen Klimawandel sprechen für sich. Doch kommt die Botschaft wirklich an? Stimmen zum Weltklimabericht.
Es ist ein düsteres Bild, das der Weltklimarat in seinem aktuellen Bericht zeichnet. Und es ist nicht das erste Mal, dass das Gremium deutliche Worte findet. Schon im Bericht vor sieben Jahren war von möglichen fatalen Folgen die Rede. Er stieß damals in weiten Teilen von Politik und Wirtschaft auf Zustimmung. Über die Konsequenzen, die daraus gezogen wurden, gehen indes die Meinungen weit auseinander. Welche Reaktionen haben die neuen Warnungen ausgelöst? Das sagen Politiker und andere Interessenvertreter zum sechsten Weltklimabericht:

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU): „Wir werden deshalb nochmals spürbarer in Wissenschaft und Forschung investieren, um dem Klimawandel mit aller Kraft entgegenzutreten. Deutschland soll das Zentrum für die Entwicklung von klimafreundlichen Technologien werden. Hierzu zählen neben dem grünen Wasserstoff für eine klimaneutrale Industrie auch Methoden zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre.“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU): Er fordert mehr Unterstützung der EU für ärmere Länder beim Klimaschutz. „Wir brauchen einen weltweiten Green Deal: mit gewaltigen privaten Investitionen zum Ausbau erneuerbarer Energien sowie Technologietransfers und einer Investitionsoffensive der Industrieländer in Schwellen- und Entwicklungsländern.“ Ein Problem, das er sieht: „Weltweit sind Hunderte neue Kohlekraftwerke in Bau oder Planung. Dieses zusätzliche CO2 könnten wir in der EU gar nicht einsparen. Gehen diese Klimakiller alle ans Netz, erreichen wir die Pariser Ziele nie.“

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne): „Der Klimawandel ist schon lange keine abstrakte Gefahr mehr, er trifft auch Baden-Württemberg und Deutschland in immer kürzeren Abständen.“ Ihre Forderung: „Wir müssen den Raubbau an unseren Lebensgrundlagen endlich beenden und Maßnehmen gegen den Klimawandel einleiten, damit aus der Klimakrise keine dauerhafte Klimakatastrophe wird.“

Prof. Astrid Kiendler-Scharr, Forschungszentrum Jülich: Sie verweist auf den Effekt kurzlebiger klimawirksamer Stoffe – wie Aerosole, Methan, Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid, halogenierte Verbindungen oder Ruß auf das Klima. „In der Summe haben die kurzlebigen Klimaschadstoffe diese Erwärmung in gleicher Größenordnung verursacht, wie das viel beachtete CO2. Im Gegensatz zu CO2, welches über mehrere Hundert Jahre in der Atmosphäre verbleibt und dort auf lange Sicht seine wärmende Wirkung auf das Klima ausüben wird, verschwinden die kurzlebigen Klimaschadstoffe innerhalb von Wochen oder wenigen Jahrzehnten. Wir halten also mit diesen kurzlebigen Schadstoffen eine wichtige Stellschraube in Händen, die es uns ermöglicht, verhältnismäßig kurzfristig auf das Klimasystem Einfluss zu nehmen.“

Signal nach Glasgow

BDEW-Chefin Kerstin Andreae: „Allen voran müssen wir jetzt die Fesseln beim Ausbau der erneuerbaren Energien lösen. Ohne grüne Energie gibt es keine Klimaneutralität. Wichtig ist daher, dass die neue Bundesregierung zentrale Entscheidungen im ersten halben Jahr nach Amtsantritt umsetzt, um die notwendige Dynamik auszulösen. Hierzu gehört, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Flächen bereitzustellen, Repowering zu erleichtern und den Artenschutz vollziehbar zu machen.“

Simone Peter, Präsidentin des BEE: „Ein hartes Umlenken beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase und der verstärkte Einsatz sauberer Technologien sind erforderlich, um das Klima wieder ins Lot zu bringen.“

Christoph Thies, Greenpeace: „Das Schockierende dieses Berichts ist, dass alles Alarmierende darin abzusehen war - und doch bewegen sich Regierungen und Konzerne beim Klimaschutz noch immer im Schneckentempo.“

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Der Weltklimarat bestätigt nun erneut, dass wir uns mitten in der größten menschengemachten Krise aller Zeiten befinden. Die Wiederherstellung natürlicher Treibhausgassenken wie Wäldern und Mooren und eine naturverträgliche Energiewende sind dringender denn je.“

Kanzlerkandidat fehlt "Entschiedenheit"

Sascha Müller-Kraenner, Deutschen Umwelthilfe: Er fordert unverzügliches Handeln der Politik. „CDU/CSU und SPD versündigen sich an uns und noch mehr an unseren Kindern und Enkeln, wenn sie bis zur Wahl weiter untätig sind. Eine neue Regierung muss zudem mit einem umfangreichen Sofortprogramm innerhalb der ersten 100 Tage reagieren.“

Malte Hentschke-Kemper, Klima-Allianz Deutschland: „Die Bundesregierung hat in den letzten vier Jahren versäumt, dem Klimaschutz die notwendige Priorität zu geben. Selbst angesichts der dramatischen Folgen der Flutkatastrophe in seinem eigenen Bundesland zeigt Kanzlerkandidat Armin Laschet keine Entschiedenheit beim Klimaschutz und präsentiert bislang keine wirksamen Lösungen.“

Antje von Broock, BUND: „Alle Parteien müssen vor der Bundestagswahl klarstellen, wie sie der Klimakrise begegnen wollen - und das nach der Wahl auch umsetzen. Dabei müssen vor allem die Kanzlerkandidatin und - kandidaten Führungsstärke beweisen. Wir fordern sie auf darzulegen, wie sie die Temperaturgrenze des Pariser Klimaabkommens von langfristig 1,5 Grad halten wollen. Dazu ist schnelles und entschlossenes Handeln gefragt.“

Montag, 9.08.2021, 16:41 Uhr
Manfred Fischer

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