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Energie & Management > Stadtwerke - Klammes Stadtwerk beerdigt Pyrolyse-Projekt
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Klammes Stadtwerk beerdigt Pyrolyse-Projekt

Keinen Monat nach Amtsantritt bei den Stadtwerken Osnabrück hat Stefan Grützmacher ein Millionenprojekt beerdigt. Die Südniedersachsen werden keine Anlage für Altreifen-Recycling bauen.
Neue Besen kehren gründlich. Und schnell: Nicht einmal einen Monat nach seiner Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden hat der Osnabrücker Stadtwerke-Chef Stefan Grützmacher ein Prestigeprojekt platzen lassen. Der Versorger begräbt mit einem Altreifen-Recyclingwerk auch Investitionspläne in Höhe von 30 Millionen Euro.

Die Mitteilung der Südniedersachsen vom 2. Juni kommt nicht überraschend. Schon bei der Vorstellung Grützmachers am 5. Mai hatte die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU), die Abkehr vom Pieswerk als wahrscheinliches Szenario benannt (wir berichteten). Die Anlage im Osnabrücker Hafen sollte über ein Pyrolyseverfahren aus Altreifen Rohstoffe wie Gas, Koks, Öl und Stahlschrott rückgewinnen. Mit dem Bau wollten die Stadtwerke bereits im Jahr 2023 beginnen.

Nach Verlusten 2021 ist der Versorger vorsichtig

Das kommunale Verbundunternehmen kann sich Projekte in dieser Dimension aktuell schlicht nicht erlauben. Für 2021 hatten die Stadtwerke völlig überraschend ein Ergebnis präsentiert, das mehr als 20 Mio. Euro hinter den durchschnittlichen positiven Abschlüssen der vergangenen Jahre liegt. Das effektive Minus beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 17 Mio. Euro. Diese verstörende Bilanz des einstigen Vorzeigeversorgers hatte den vormaligen Vorstand Christoph Hüls vorzeitig den Job gekostet. Mit ihm lösten die Stadtwerke „einvernehmlich“ den Anstellungsvertrag - was zum 30. Juni wirksam wird.

Stefan Grützmacher trat mit dem Auftrag, die Stadtwerke zu konsolidieren, an Hüls’ Stelle und hatte auch sofort das Pyrolyse-Projekt "Pieswerk" im Lichte der aufgelaufenen Schulden zu bewerten. Das Ergebnis ist eindeutig. „Wir setzen unsere unternehmerischen Prioritäten an geeigneterer Stelle“, so der neue Stadtwerke-Chef zum Aus für die Recycling-Anlage. Der Aufsichtsrat hat nach Unternehmensangaben bereits zugestimmt, die Planungen würden „umgehend eingestellt". Oberbürgermeisterin Katharina Pötter hält das Ende des „ambitionierten“ Projektes für „unvermeidlich. Belastung und Risiko sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die Stadtwerke einfach zu groß.“

​Jetzt kommt der Energiehandel unter die Lupe

Nachdem Stefan Grützmacher nun einmal radikal die Axt angelegt hatte, wird seine Arbeit vermutlich kleinteiliger. Es gelte zu prüfen, warum der einst ertragreiche Energiehandel massiv in die Verlustzone gerutscht ist, hatte er bei seiner Präsentation angekündigt.

Wofür künftig vor allem Geld da ist, beschrieben die Stadtwerke Anfang Juni mit folgenden Worten: Sie „fokussieren sich auf die anstehenden Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge wie den Ausbau der Netzinfrastruktur“. Bislang sind keine Pläne offenkundig geworden, bei Angeboten wie öffentlichem Nahverkehr oder Bädern einzusparen.

Stefan Grützmacher versteht sich in Osnabrück lediglich als Interims-Sanierer. Er wolle neben dem Abdichten der Schuldenlecks parallel daran mitarbeiten, eine funktionsfähige Geschäftsleitung aufzubauen. Länger als bis 2023 wolle er nicht an der Hase bleiben. Auch in der Vergangenheit war Grützmacher bereits mehrfach als Feuerwehrmann in Erscheinung getreten, so in der Nachbarschaft seines jetzigen Tätigkeitsfeldes, bei den Stadtwerken Münster. Dort hatte er übergangsweise eine Doppelspitze abgelöst, die öffentlich gegeneinander gearbeitet hatte.

Donnerstag, 2.06.2022, 16:06 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - Klammes Stadtwerk beerdigt Pyrolyse-Projekt
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
Klammes Stadtwerk beerdigt Pyrolyse-Projekt
Keinen Monat nach Amtsantritt bei den Stadtwerken Osnabrück hat Stefan Grützmacher ein Millionenprojekt beerdigt. Die Südniedersachsen werden keine Anlage für Altreifen-Recycling bauen.
Neue Besen kehren gründlich. Und schnell: Nicht einmal einen Monat nach seiner Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden hat der Osnabrücker Stadtwerke-Chef Stefan Grützmacher ein Prestigeprojekt platzen lassen. Der Versorger begräbt mit einem Altreifen-Recyclingwerk auch Investitionspläne in Höhe von 30 Millionen Euro.

Die Mitteilung der Südniedersachsen vom 2. Juni kommt nicht überraschend. Schon bei der Vorstellung Grützmachers am 5. Mai hatte die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU), die Abkehr vom Pieswerk als wahrscheinliches Szenario benannt (wir berichteten). Die Anlage im Osnabrücker Hafen sollte über ein Pyrolyseverfahren aus Altreifen Rohstoffe wie Gas, Koks, Öl und Stahlschrott rückgewinnen. Mit dem Bau wollten die Stadtwerke bereits im Jahr 2023 beginnen.

Nach Verlusten 2021 ist der Versorger vorsichtig

Das kommunale Verbundunternehmen kann sich Projekte in dieser Dimension aktuell schlicht nicht erlauben. Für 2021 hatten die Stadtwerke völlig überraschend ein Ergebnis präsentiert, das mehr als 20 Mio. Euro hinter den durchschnittlichen positiven Abschlüssen der vergangenen Jahre liegt. Das effektive Minus beläuft sich nach Unternehmensangaben auf 17 Mio. Euro. Diese verstörende Bilanz des einstigen Vorzeigeversorgers hatte den vormaligen Vorstand Christoph Hüls vorzeitig den Job gekostet. Mit ihm lösten die Stadtwerke „einvernehmlich“ den Anstellungsvertrag - was zum 30. Juni wirksam wird.

Stefan Grützmacher trat mit dem Auftrag, die Stadtwerke zu konsolidieren, an Hüls’ Stelle und hatte auch sofort das Pyrolyse-Projekt "Pieswerk" im Lichte der aufgelaufenen Schulden zu bewerten. Das Ergebnis ist eindeutig. „Wir setzen unsere unternehmerischen Prioritäten an geeigneterer Stelle“, so der neue Stadtwerke-Chef zum Aus für die Recycling-Anlage. Der Aufsichtsrat hat nach Unternehmensangaben bereits zugestimmt, die Planungen würden „umgehend eingestellt". Oberbürgermeisterin Katharina Pötter hält das Ende des „ambitionierten“ Projektes für „unvermeidlich. Belastung und Risiko sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die Stadtwerke einfach zu groß.“

​Jetzt kommt der Energiehandel unter die Lupe

Nachdem Stefan Grützmacher nun einmal radikal die Axt angelegt hatte, wird seine Arbeit vermutlich kleinteiliger. Es gelte zu prüfen, warum der einst ertragreiche Energiehandel massiv in die Verlustzone gerutscht ist, hatte er bei seiner Präsentation angekündigt.

Wofür künftig vor allem Geld da ist, beschrieben die Stadtwerke Anfang Juni mit folgenden Worten: Sie „fokussieren sich auf die anstehenden Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge wie den Ausbau der Netzinfrastruktur“. Bislang sind keine Pläne offenkundig geworden, bei Angeboten wie öffentlichem Nahverkehr oder Bädern einzusparen.

Stefan Grützmacher versteht sich in Osnabrück lediglich als Interims-Sanierer. Er wolle neben dem Abdichten der Schuldenlecks parallel daran mitarbeiten, eine funktionsfähige Geschäftsleitung aufzubauen. Länger als bis 2023 wolle er nicht an der Hase bleiben. Auch in der Vergangenheit war Grützmacher bereits mehrfach als Feuerwehrmann in Erscheinung getreten, so in der Nachbarschaft seines jetzigen Tätigkeitsfeldes, bei den Stadtwerken Münster. Dort hatte er übergangsweise eine Doppelspitze abgelöst, die öffentlich gegeneinander gearbeitet hatte.

Donnerstag, 2.06.2022, 16:06 Uhr
Volker Stephan

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