Quelle: Verbund
Was Vorranggebiete für Windenergie angeht, hat das Land Hessen das Zwei-Prozent-Ziel des Bundes fast erreicht. Doch an anderer Stelle hakt es in dem Land.
Auf dem Papier fehlt nicht mehr viel. Rund 1,9 % der Landesfläche in Hessen sind als Vorranggebiete für Windenergie in der Regionalplanung ausgewiesen. Das geht aus einer Antwort des Umweltministeriums auf eine Anfrage des fraktionslosen Landtagsabgeordneten und Alterspräsidenten des Hauses, Rolf Kahnt, hervor. 1.141 Windenergieanlagen befinden sich demnach in Betrieb, 120 weitere könnten bald Strom erzeugen – gäbe es nicht juristische Bremshebel.
Gegen 83, mehr als zwei Drittel, der Anlagen laufen Klagen. Anders als in Nordrhein-Westfalen sind sich Vertreter der Windkraftbranche und von Naturschutzorganisation grün. Das gilt für den Naturschutzbund (Nabu) und den Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund).
Miteinander mit Nabu und Bund
„Zu Nabu und Bund haben wir ein gutes Verhältnis. Das reicht zurück bis ins Jahr 2011, als wir hier nach der Atomkatastrophe von Fukushima einen Energiegipfel hatten“, sagt BWE-Landesvorstand Joachim Wierlemann. „Damals ist das Ziel festgelegt, zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergie-Gewinnung zu nutzen“, so Wierlemann.
Als Beispiel für das Miteinander nennt er den Vogelsberg: „In dem EU-Vogelschutzgebiet sind neue Windkraftanlagen errichtet und alte repowert worden. Alles im Einvernehmen mit Nabu und Bund“, berichtet Wierlemann. Und erinnert auch an den Fall der Windkraftanlagen im hessischen Butzbach. „Nach einer erfolgreichen Klage, in der er es um den Schutz des Wespenbussards ging, haben Nabu und Bund an die Landesregierung appelliert, in Revision zu gehen.“ Ein Schritt, den die Landesregierung ohnehin getan hätte.
Hinter den meisten Klagen in Hessen steht laut BWE-Landesvorstand der Verein Naturschutzinitiative. „Die sind deutschlandweit aktiv. Wir haben den Eindruck, die haben sich nur gegründet, um gegen Windenergieanlagen vorzugehen.“ Die Gründung des Vereins reicht auf Jahr 2016 zurück. Unterstützer war Bund-Gründungsmitglied Enoch zu Guttenberg, der immer wieder die Haltung von Umweltverbänden gegenüber der Energiewende kritisiert hatte. „Mit der Naturschutzinitiative haben wir endlich wieder einen unabhängigen Verband, der sich für originären Naturschutz und den Schutz unserer Landschaften, Wälder, Wildtiere und Lebensräume einsetzt“, sagte er damals.
Zähe Verfahren
Eine andere Organisation, die in Hessen immer wieder klagt, sei die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Hintergrund: 86 % der Windvorranggebiete in Hessen sind Wald.
Dem BWE bleibt nichts anders, als sich auf Klagen einzustellen. Nicht abfinden wollen sich die Branchenvertreter mit den Genehmigungsverfahren. „Das geht hier zäh voran. Die Ämter haben viel zu wenig Personal“. sagt Wierlemann. Landesweit seien zuletzt gerade einmal zehn neue Stellen für die Verfahren geschaffen worden.
Montag, 4.04.2022, 16:58 Uhr
Manfred Fischer
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