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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Kein einfacher Weg, aber längst beschritten
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

Kein einfacher Weg, aber längst beschritten

Wasserstoff ist kein Hype − sondern Realität. Aber die Herausforderungen, die eine sinnvolle Erzeugung und Nutzung mit sich bringen, sind vielfältig.
Dass der Weg ins Wasserstoffzeitalter längst beschritten ist und es kein einfacher ist, mit jeder Menge Abzweigungen, die ebenfalls erkundet werden wollen, darüber herrschte bei der Leitveranstaltung der Energie- und Wasserwirtschaft Gat/Wat in Köln weitgehend Einigkeit. Neben der Frage zur Nutzung im Wärmesektor ging es da beispielsweise auch um Importmöglichkeiten und Transportwege in Richtung Deutschland.

Zu den Voraussetzungen und zum Start in die Wasserstoffwirtschaft äußerte sich dabei Thorsten Kasten, Vorstandsmitglied des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands. Als Vorteil müsse man es ansehen, dass es etablierte Quellen und eine entsprechende Infrastruktur für den Import von gasförmiger Energie gibt. Neben den bisherigen Partnern gelte es jetzt aber auch, nach neuen Lieferanten zu suchen. Der globale Herstellungspreis für grünen Wasserstoff werde in erster Linie von der Verfügbarkeit von Strom aus Wind und Sonne abhängen. In dem Zusammenhang nannte er Australien, Chile und Nordafrika als interessante Regionen. Auch sprach er die Möglichkeit an, Pipelines aus Russland und der Ukraine mit Wasserstoff zu bestücken. „Wir müssen Wasserstoff importieren, wie wir auch Gas importiert haben“, so Kasten.

In der Bundesrepublik sei ein Start der Wasserstoffwirtschaft im Nordwesten sinnvoll: Hier gebe es die erforderliche Windenergie zur Produktion von Wasserstoff und die Industrie, die ihn abnimmt. Von hier aus könne die Weiterentwicklung des Themas in Richtung Süd-Ost erfolgen. Auch solle der Plan verfolgt werden, in Deutschland Elektrolyseure zu bauen und diese in Länder mit günstigen Erzeugungsbedingungen zu exportieren.

Im Hinblick auf das Ziel, 2045 in allen Sektoren Klimaneutralität zu erreichen, sei es wichtig, jetzt Entscheidungen zu treffen. Dabei werde neben dem Stromsektor dem Wasserstoff eine entscheidende Rolle zukommen. „Wir müssen zwischen Strom und Wasserstoff jonglieren und dürfen nicht alles auf eine Karte setzen“, betonte Kasten.
Zu Fragen des Imports von grüner Energie hat sich auch das Energiewissenschaftliche Institut der Universität Köln (EWI) Gedanken gemacht.

Danach ist der Schiffstransport von Wasserstoff aus weit entfernten Ländern nicht so einfach: Zur Verflüssigung muss er auf minus 253 Grad abgekühlt werden, was einen enormen Energieaufwand bedeutet. Stattdessen gerät zunehmend die Einfuhr von Ammoniak, das aus grünem Wasserstoff hergestellt wird, in den Fokus. Damit könnte der Bedarf der chemischen Industrie gedeckt werden, die Ammoniak vor allem zur Produktion von Düngemitteln einsetzt. Auch die EWI-Studie hat günstige Herstellungspreise für Nordamerika, Russland oder Nordafrika ermittelt.

Nina Scholz, Country Manager Germany bei Equinor, wies auf Norwegens lange Tradition von 40 Jahren beim Export von Gas, Öl und Strom hin, die auch im Wasserstoffzeitalter fortgesetzt werden soll. Dazu gehört das Ziel, die Produktion aus Erneuerbaren-Anlagen bis 2026 zu verzehnfachen. Außerdem gilt der Konzern als führend bei der CCS-Technik, mit der CO2 abgeschieden und in unterirdischen Kavernen gespeichert wird.

Roland Käppner, Executive Director Hydrogen beim „NEOM“-Projekt, berichtete beim Gat/Wat-Kongress aus Saudi-Arabien über die Bestrebungen, das Land zu einem der größten Lieferanten von grünem Wasserstoff weltweit werden zu lassen. In einer neuen Megastadt am Roten Meer sollen mit Investitionen von mehreren Hundert Milliarden Euro die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Industrie in einer Nach-Öl-Ära geschaffen werden.
 
Ein Konzept zur Wasserstoffproduktion auf hoher See hat Tractebel ausgearbeitet 
Quelle: Tractebel

 

Donnerstag, 20.01.2022, 08:46 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Kein einfacher Weg, aber längst beschritten
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
Kein einfacher Weg, aber längst beschritten
Wasserstoff ist kein Hype − sondern Realität. Aber die Herausforderungen, die eine sinnvolle Erzeugung und Nutzung mit sich bringen, sind vielfältig.
Dass der Weg ins Wasserstoffzeitalter längst beschritten ist und es kein einfacher ist, mit jeder Menge Abzweigungen, die ebenfalls erkundet werden wollen, darüber herrschte bei der Leitveranstaltung der Energie- und Wasserwirtschaft Gat/Wat in Köln weitgehend Einigkeit. Neben der Frage zur Nutzung im Wärmesektor ging es da beispielsweise auch um Importmöglichkeiten und Transportwege in Richtung Deutschland.

Zu den Voraussetzungen und zum Start in die Wasserstoffwirtschaft äußerte sich dabei Thorsten Kasten, Vorstandsmitglied des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands. Als Vorteil müsse man es ansehen, dass es etablierte Quellen und eine entsprechende Infrastruktur für den Import von gasförmiger Energie gibt. Neben den bisherigen Partnern gelte es jetzt aber auch, nach neuen Lieferanten zu suchen. Der globale Herstellungspreis für grünen Wasserstoff werde in erster Linie von der Verfügbarkeit von Strom aus Wind und Sonne abhängen. In dem Zusammenhang nannte er Australien, Chile und Nordafrika als interessante Regionen. Auch sprach er die Möglichkeit an, Pipelines aus Russland und der Ukraine mit Wasserstoff zu bestücken. „Wir müssen Wasserstoff importieren, wie wir auch Gas importiert haben“, so Kasten.

In der Bundesrepublik sei ein Start der Wasserstoffwirtschaft im Nordwesten sinnvoll: Hier gebe es die erforderliche Windenergie zur Produktion von Wasserstoff und die Industrie, die ihn abnimmt. Von hier aus könne die Weiterentwicklung des Themas in Richtung Süd-Ost erfolgen. Auch solle der Plan verfolgt werden, in Deutschland Elektrolyseure zu bauen und diese in Länder mit günstigen Erzeugungsbedingungen zu exportieren.

Im Hinblick auf das Ziel, 2045 in allen Sektoren Klimaneutralität zu erreichen, sei es wichtig, jetzt Entscheidungen zu treffen. Dabei werde neben dem Stromsektor dem Wasserstoff eine entscheidende Rolle zukommen. „Wir müssen zwischen Strom und Wasserstoff jonglieren und dürfen nicht alles auf eine Karte setzen“, betonte Kasten.
Zu Fragen des Imports von grüner Energie hat sich auch das Energiewissenschaftliche Institut der Universität Köln (EWI) Gedanken gemacht.

Danach ist der Schiffstransport von Wasserstoff aus weit entfernten Ländern nicht so einfach: Zur Verflüssigung muss er auf minus 253 Grad abgekühlt werden, was einen enormen Energieaufwand bedeutet. Stattdessen gerät zunehmend die Einfuhr von Ammoniak, das aus grünem Wasserstoff hergestellt wird, in den Fokus. Damit könnte der Bedarf der chemischen Industrie gedeckt werden, die Ammoniak vor allem zur Produktion von Düngemitteln einsetzt. Auch die EWI-Studie hat günstige Herstellungspreise für Nordamerika, Russland oder Nordafrika ermittelt.

Nina Scholz, Country Manager Germany bei Equinor, wies auf Norwegens lange Tradition von 40 Jahren beim Export von Gas, Öl und Strom hin, die auch im Wasserstoffzeitalter fortgesetzt werden soll. Dazu gehört das Ziel, die Produktion aus Erneuerbaren-Anlagen bis 2026 zu verzehnfachen. Außerdem gilt der Konzern als führend bei der CCS-Technik, mit der CO2 abgeschieden und in unterirdischen Kavernen gespeichert wird.

Roland Käppner, Executive Director Hydrogen beim „NEOM“-Projekt, berichtete beim Gat/Wat-Kongress aus Saudi-Arabien über die Bestrebungen, das Land zu einem der größten Lieferanten von grünem Wasserstoff weltweit werden zu lassen. In einer neuen Megastadt am Roten Meer sollen mit Investitionen von mehreren Hundert Milliarden Euro die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Industrie in einer Nach-Öl-Ära geschaffen werden.
 
Ein Konzept zur Wasserstoffproduktion auf hoher See hat Tractebel ausgearbeitet 
Quelle: Tractebel

 

Donnerstag, 20.01.2022, 08:46 Uhr
Günter Drewnitzky

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